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Samstag, 31. Dezember 2011

(16) Von Liebe und Zärtlichkeit zu Traurigkeit und Wut


Sonntag, 29.7.2009



Mühsam und unter Aufbringung sämtlicher Kraftreserven, die zu dieser Tageszeit gerade erst  in mir erwachten, versuchte ich, meine müden und tonnenschweren Lider nach oben zu drücken. Trotz aller Anstrengung schaffte ich es nicht, denn verdammt, hatte ich gut geschlafen!!

Ich fühlte mich so fucking wohl in diesem Moment und grinste gedanklich vor mich hin, da sogar meine Mundwinkel zu träge waren und sogar ein kleines Zucken verweigerten. Die Kissen waren kuschelig wie noch nie, und ich genoss mit einem leisen Seufzen dieses … ach du Scheiße, da lag doch tatsächlich jemand neben mir. Ich fühlte warme, weiche Haut an meiner. Etwas wundervoll Duftendes schmiegte sich in meine Arme und rührte sich nicht. Naja – um ehrlich zu sein, waren meine Arme um dieses duftende Etwas gewickelt, und ICH war derjenige, der ES gegen meine Brust drückte. Fuck, was hatte ich bloß schon wieder angestellt? Könnte es sein, dass es  … oh nein, bitte nicht Leah!!

Verdammt, Cullen, jetzt werde doch endlich einmal munter und öffne deine Augen. Scheiße, nein, ich hatte einfach davor Angst, was beziehungsweise WEN sie mir präsentieren würden, also brachte ich erst mal Ordnung in mein Oberstübchen und dachte darüber nach, was gestern geschah.

Leah...yeah...Jake...Alkohol...nicht nach Hause fahren lassen...Isabella...
Fuck, ja, die Frau an meiner Seite musste Isabella sein, alles andere wäre absolut unlogisch und abgrundtief falsch.

Drei...zwei...eins...Augen auf. Jaaa, verdammt, es war tatsächlich die schönste, heißeste, sexieste, erotischste, begehrenswerteste...CULLEN, HÖR AUF MIT DIESEM SCHEISS!!
Du meine Güte. Irgendwie wäre es nun wirklich an der Zeit, meine Gefühle für diese Frau im Zaum zu halten. Gefühle … welche Gefühle? Ich zog sie ein klein wenig näher an mich, inhalierte lächelnd ihren wundervollen Duft und vergrub meine Nase in ihrem Haar.

Gott, ich fühlte mich so verdammt wohl in ihrer Nähe.
Ich liebte es, wenn sie lachte, liebte ihre Stimme, ihren Geruch, ihren Körper. Ihr wundervolles Haar, diese tiefgründigen, dunkelbraunen Augen. Gott ja, ich liebte SIE. Nun war es also raus. Es war tatsächlich schlimmer, als ich dachte. All das, was in mir tobte, ging über ein rosa-Herzchen-Verliebtsein hinaus,  ich liebte sie und …  war definitiv im Arsch.

Ganz sanft und vorsichtig entfernte ich meine Arme von der schlafenden Schönheit neben mir und sah sie einfach an. Mit einem entzückenden, kleinen Schmatzen kommentierte sie mein Tun, klemmte sich beide Hände unter die linke Wange und schlief tief und fest. Ein kaum merkbares Lächeln zuckte um ihre weichen, rosaroten Lippen, und ich konnte einfach nicht umhin, sie zu berühren. Mit meinem rechten Zeigefinger strich ich so behutsam wie möglich über ihren wundervollen Mund.

„Edward...“, seufzte sie leise, und erschrocken riss ich meine Hand zurück. Verdammt, ich wollte sie nicht wecken, doch das tat ich auch nicht. Kopfschüttelnd nahm ich zur Kenntnis, dass sie offensichtlich von mir träumte. Ein gottverdammt großer Teil in mir freute sich so sehr darüber, dass ich es war, der ihre Träume dominierte, doch der Rest war beschämt und von tiefer Traurigkeit erfüllt. Sollte es nicht mein Dad sein, dessen Name sie seufzte? Sollte nicht er derjenige sein, den sie in ihren Träumen sah?

Ich setzte mich auf und fuhr mir seufzend durchs Haar. Zur Hölle, wie würde das mit uns beiden noch enden? Wäre es klug, ihr meine Gefühle zu offenbaren? Könnten wir wirklich eine gemeinsame Zukunft haben, wenn sie wüsste, dass ich sie liebte? Würde sie vielleicht sogar die Hochzeit absagen, um mit mir glücklich zu werden?

Nein. Nichts davon kam in Frage. Die Liebe zu meinem Dad überwog mein eigenes Glück. Ja, ich war der Meinung, Isabella mit den richtigen Worten für mich gewinnen zu können, aber das wäre falsch, so abgrundtief falsch. Wie sollte ich jemals mit ihr ein vollkommenes Leben genießen können, wenn dies alles auf Kosten meines Vaters ging? Wir beide hatten ihn betrogen, Herrgott noch mal. Beide. Aber er wusste es nicht und durfte es auch nicht erfahren. Niemals! Das wäre eine einzige Katastrophe, und ich wüsste nicht, wie ich damit leben sollte.

Unentwegt leicht den Kopf schüttelnd und tief seufzend kletterte ich vorsichtig aus dem Bett und trottete mit langsamen und schleppenden Schritten ins Bad. Vor einigen Tagen – auf der Terrasse in Forks – hatte ich das Gefühl, der Regen würde die ganze Schuld von mir spülen. Vielleicht könnte die Dusche das auch?

„Idiot“, sagte ich zu mir selbst, als ich einen kurzen Blick in den Spiegel warf, mich meines Shirts und der Boxershorts entledigte und angepisst in die Dusche stieg. Verdammt, ich hätte Isabella nach der Aktion im Fahrstuhl nie wieder anfassen dürfen und hatte somit alles falsch gemacht, was ich nur konnte. Alles würde ich dafür geben, um sie zu meinem Mädchen zu machen, wirklich alles, doch …

'Hör auf, dir was vorzumachen, du Arsch. Du hast es verkackt, und nun büße dafür', flüsterte dieser Trottel diabolisch in meinem Kopf, und ich konnte sein bösartiges Grinsen förmlich spüren. Aber ja, er hatte recht: Ich allein war für mein Tun verantwortlich, und es war einzig und allein meine Schuld, dass ich mich nun beschissen fühlte, meinen Vater betrogen hatte und absolut nicht mehr weiter wusste.

Mit einem resignierten Seufzen zog ich den verchromten, kleinen Hebel zu mir, schloss keuchend die Augen und hielt mein Gesicht in das eiskalte Nass. Innerhalb einer Nanosekunde war mein gesamter Körper von einer Gänsehaut überzogen, doch ich biss meine Zähne zusammen, ballte die Finger zu Fäusten und wartete auf die Vergebung. Wartete darauf, mich besser und von der Schuld befreit zu fühlen, aber es passierte nichts. Dieses ersehnte Gefühl blieb aus, und ich war gleich schuldig wie zuvor. Eiskalte Wassermassen prasselten auf meinen Kopf, rannen unaufhaltsam nach unten und verschwanden im Abfluss, doch die Schuld – sie blieb. Wie Teer haftete sie an meinem verfluchten Körper, verklebte und beschmutzte mich, hatte sich überall dort eingebrannt, wo Isabella mich berührte, und doch war mir bewusst, dass das teuerste Duschgel nichts dagegen unternehmen könnte. NICHTS.

Nach wenigen Minuten sinnlosen Leidens drehte ich schlotternd den Regler zur roten Markierung und stöhnte genussvoll in das warme Wasser, welches sofort die Gänsehaut ins Nirvana schickte und meiner Kehle ein wohliges Brummen entlockte.

Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an die verflieste Wand und ergab mich meinen Gedanken, die nun genauso über mich hereinbrachen, wie das heiße Nass. Ich hatte verloren, mein Dad hatte gewonnen. So sehr diese Niederlage auch schmerzte, so überzeugt war ich dennoch davon, das Richtige zu tun. Irgendwann würde ich es schon schaffen, über diesen ganzen Scheiß hinweg zu kommen. Irgendwann würde dieser Schmerz doch verschwinden … oder?

„Du gibst schon wieder seltsame Laute von dir“, hörte ich plötzlich in meiner unmittelbaren Nähe. Mein Herz stellte vor Schreck vorübergehend seine Arbeit ein, und meine Lider schossen hoch. Wie Gott sie erschuf, stand Isabella vor mir und scannte meinen Körper mit einem undefinierbaren Blick. Es kam mir so vor, als würde ein kleines Kind sehnsüchtig ein Spielzeug begutachten, in dem Wissen, es niemals zu bekommen.

„Das Wasser war erst zu kalt, und dann genoss ich es, weil es warm geworden ist“, erklärte ich schulterzuckend die Geräusche, die sie offensichtlich vernommen hatte und schaute ebenso voller Sehnsucht auf sie herab.

„Oh“, erwiderte sie kurz angebunden und lächelte mich an. „Macht es dir … ich meine, stört es dich, dass … dass ich hier bin? Unter der Dusche? Mit … dir?“, stotterte sie herum, errötete leicht und blinzelte mich nervös durch ihre Wimpern an. Machte es mir etwas aus? Störte es mich? Himmel, nein, natürlich nicht. Sie sollte auf alle Fälle bleiben, wo sie war, ich liebte sie doch.

„Nein, es ist in Ordnung“, nuschelte ich von ihrer Anwesenheit betört und hob meine rechte Hand. Zärtlich strich ich ihr eine widerspenstige Strähne ihres nassen Haares aus dem Gesicht, glitt mit meiner Hand in ihren Nacken und zog ihren Kopf zu mir. Ohne, dass ich etwas dagegen unternehmen hätte können, pressten sich meine Lippen einen Augenblick später auf ihre, nackte Haut traf auf nackte Haut, und sie stöhnte leise in den Kuss.

„Edward, ich ...“, begann sie, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, und ich erschrak, als ich ihr in die Augen sah. Tiefer, verhängnisvoller Schmerz trübte ihr wundervolles Braun, verschmolz mit meinem traurigen und resignierten Grün, und seufzend sank sie gegen meine Brust.

„Was ...“, wollte ich sie auffordern, ihren soeben begonnenen Satz zu Ende zu bringen, doch augenblicklich schnellte ihre rechte Hand nach oben und legte sich auf meinen Mund. Was wollte sie mir sagen? Warum schaute sie mich so komisch an? Sie schien vor irgendetwas Angst zu haben, aber wovor? Wären ihr beinahe die drei magischen Wörter über die Lippen gerutscht? Jene drei Wörter, die in ihrem Falle die Welt für mich bedeuten würden?

„Vergiss es ...“. Sie schloss kurz die Augen, schüttelte den Kopf, machte sie wieder auf und funkelte mich an. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass sich ihr Blick verändert hatte. Der Glanz in ihren Iriden entlockte mir ein verwirrtes Keuchen, denn Gott – sie wollte mich. Hier und jetzt. All der Schmerz war einer alles verzehrenden Lust gewichen, und ihre Hände wanderten langsam nach oben. Streichelten über meine Brust, meinen Hals und fanden den Weg in mein Haar.

„Bitte ...“, hauchte sie und touchierte für einen kurzen Moment meine Lippen. „Ein letztes Mal. Im Bett. Edward, ich bitte dich. Nimm mich – in deinem BETT“.

Oh.Mein.Gott. Und jetzt??

Fuck, ich war ihr vollkommen hilflos ausgeliefert. Gnadenlos drückte sie ihren gottverdammt heißen Körper gegen meinen, rieb sich an mir und leckte über meine steifen Nippel, was mich zusammenzucken ließ.

„Isabella, wir dürfen das nicht“, keuchte ich und schloss meine Augen. Wahnsinnige Gefühle brachen über mich herein wie eine riesige Welle, und diese fraß mich auf. Sie verschlang mich mit Haut und Haar, raubte mir meine Sinne, brachte mich um den Verstand.

'Du hast sie bereits ein zweites Mal gefickt. Einmal mehr oder weniger ist doch egal', stachelte mich dieser gottverdammte Heuchler in meinem Kopf wieder an, und verdammt – erneut hatte er recht. Natürlich konnte ich beim ersten Mal nicht wissen, wer die Unbekannte war, aber beim zweiten Mal wusste ich es ganz genau. Wir hatten Dad bereits wissentlich betrogen, und plötzlich waren alle Zweifel weg.

Die Gier nach dieser anbetungswürdigen Frau raste durch jede einzelne meiner Adern, bündelte sich an meiner Körpermitte, und machte mich unglaublich hart. Es war wie eine Erlösung, als ich all meine Ängste vergaß und meinen sehnsüchtigen Mund auf ihren prallen ließ.

Himmel, ich war doch auch nur ein schwacher Mann, in die Knie gezwungen vom perfektesten weiblichen Geschöpf, welches mir jemals über den Weg gelaufen war. Ich konnte ihr einfach nicht mehr widerstehen, und ganz ehrlich – ich wollte auch nicht. Nicht mehr.

Die Tage bis zu ihrer Hochzeit waren bereits gezählt, und obwohl mir vollkommen bewusst war, meinen Dad auf eine widerliche Art und Weise zu hintergehen, musste ich sie haben. Jegliche Vernunft war im wahrsten Sinne des Wortes beim Teufel, denn dieser beschissene Verräter saß breit grinsend in meinem Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und begann gerade, diabolisch zu kichern.

'Nimm dir, was du brauchst, Tiger', schnurrte er schleimig. Ich blendete ihn aus, denn ja – ich würde mir nun nehmen, was ich brauchte. Ich gab auf.

Genussvoll stöhnte sie in den Kuss, während ich mit meiner Zunge ihre zitternden Lippen teilte und in sie drang. Ihre rechte Hand glitt zwischen uns, griff nach meinem voll erigierten Schwanz und legte ihn so, dass er perfekt zwischen unseren Körpern lag. Dann presste sie sich gegen mich und massierte meine Erektion, indem sie sich langsam auf und ab bewegte und mich vor Genuss beinahe zum Schreien brachte.

Aus. Ich konnte nicht mehr. Der ohnehin noch kaum vorhandene Widerstand war gebrochen, und mit einem lauten Stöhnen beendete ich den Kuss.

„Hör auf damit“, fuhr ich sie an, drehte das Wasser ab und packte sie an der Hand. Fast ein bisschen zu grob, aber halb wahnsinnig vor Lust und Begierde schupste ich sie aus der Dusche, trat selbst hastig hinaus, hob sie hoch, trug sie in mein Zimmer und schmiss sie aufs Bett.

Mit einem entzückenden Kichern landete sie klatschnass auf meinen Laken und strahlte mich  an. Ich blieb eine Weile stehen und schaute auf sie herab. Jeden einzelnen Millimeter ihres gottgleichen Körpers nahm ich in mich auf. Speicherte diese Perfektion ab für die Ewigkeit, um auch in vielen Jahren noch davon zehren zu können, denn das würde ich. Davon war ich überzeugt. Niemals wäre ich in der Lage, sie vollkommen aus meinem Leben und aus meinen Gedanken zu streichen. Niemals aus meinem … Herz.

Als ich bei ihrem Gesicht angekommen war und sie mich mit gerunzelter Stirn musterte, war ich kurz davor, ihr meine Liebe zu gestehen, doch ich konnte das einfach nicht. Diese drei berühmt-berüchtigten Worte würden alles zerstören, was mir so wichtig erschien. Das Leben meines Vaters wäre im Arsch, und außerdem – könnte ich mit Isabella jemals glücklich werden in der Gewissheit, Dad das Herz gebrochen zu haben? Nein, definitiv nicht.

Dennoch wollte ich diese Göttin in meinem Bett noch ein letztes Mal spüren, mich in ihr verlieren. Ein letztes Mal fühlen, wie ihre Wände jeden Tropfen aus mir quetschen, ein letztes Mal in ihr und eins mit ihr sein.

Wortlos ging ich ein paar Schritte ums Bett, holte ein Kondom aus der Schublade und riss die Verpackung auf. Gerade, als ich mir dieses beschissene Gummiding über meinen mehr als bereiten Schwanz rollen wollte, erhob sie sich ruckartig, riss ihre Hand hoch und stoppte mich dabei.

„Nein, Edward. Lass es. Dieses Mal nicht, ich will dich spüren. Ganz“, hauchte sie, riss mir förmlich das Kondom aus der Hand und warf es einfach weg. Keuchend vor Überraschung riss ich meine Augen auf und starrte sie ungläubig an. „Ich nehme die Pille, es kann nichts passieren“. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Beine ein wenig spreizte und ihre Arme nach mir streckte. „Nimm mich. Jetzt“.

Es bedurfte keiner weiteren Worte, ich konnte und wollte mich auch nicht mehr wehren. Wie in Trance sank ich auf sie nieder, drückte ihre Schenkel mit meinen Knien so weit wie möglich auseinander und rieb mit dem rechten kurz über ihre Pussy. Sofort konnte ich fühlen, wie nass sie bereits war, und mit einem lauten Stöhnen brachte ich mich in Position.

„Gott, jaaa...“, seufzte sie und schloss die Augen. In diesem Moment drang ich mit einem heftigen Stoß in sie ein und drückte mich so tief und intensiv wie möglich in sie, schob sie damit sogar ein kleines Stück nach oben. Mit einem leisen Schrei kommentierte sie unsere Vereinigung und presste mir ihr Becken entgegen.

Sofort verschloss ich ihre Lippen mit meinen, da ich nicht unbedingt wollte, dass Jazz und Alice uns hören würden, doch kurz darauf gab ich auf. Ich stützte mich auf meine Hände, streckte die Arme durch und nahm mir tatsächlich, was ich brauchte. Hart.

„Ich werde das … nie vergessen“, stöhnte Isabella und krallte ihre Fingernägel in meine Unterarme, „Ich werde … DICH … nie vergessen“. Der zweite gestöhnte Satz gab mir einen Stich ins Herz. Eine tiefe Verzweiflung quetschte es zusammen und folterte mich.

Mit einem Schnaufen knickten meine Arme ein und ich sackte auf sie nieder, ohne die Bewegungen meines Beckens zu unterbrechen oder gar zu stoppen. Ich fühlte ihre wundervollen Brüste an meiner Brust, und all das wurde plötzlich so intensiv, dass ich am liebsten geschrien hätte.

'ICH LIEBE DICH, ISABELLA', wollte ich schreien, doch ich konnte nicht. Ich konnte einfach nicht. Eine Vielzahl an Gefühlen brach über mich herein, mein Herz raste und meine Augen brannten, doch ich hob meinen Kopf und schaute sie an.

„Ich dich auch nicht. Niemals ...“, keuchte ich, während ich sie nach wie vor mit harten Stößen verwöhnte. Eben so, wie sie es liebte, und ich auch. Verdammt, wir beide waren für einander geschaffen, sie war mein, warum sah sie das denn nicht?

Als sie ihre Fingernägel grob in meinen Arschbacken vergrub, stöhnte ich laut auf und fühlte dieses Verkrampfen in den Schenkeln, welches immer mehr zu meiner Mitte wanderte, und ich wusste, ich war gleich soweit. „Gib mir alles, Baby! Komm...“, presste ich mit rauer, heiserer Stimme hervor, als ich bemerkte, dass auch sie schon sehr nahe war. „Sieh mich an, Isabella“. Verdammt, ich wollte ihr noch ein letztes Mal in die Augen sehen, wenn sie kam. Ein allerletztes Mal.

Ihre Iriden waren fast schwarz, als ich in ihnen versank und meine Traumfrau dabei beobachtete, als ein unglaublicher Orgasmus über sie hinweg fegte und mich mit sich riss. Rasch presste ich meine Lippen auf ihre, und sie schrie mir förmlich in den Mund. Mit einem gedämpften Stöhnen ergab ich mich ihren Muskeln, die mich traktierten, meinen Schwanz beinahe zerquetschten und stoßweise spritzte ich in sie. In SIE, und nicht in ein Kondom.

Dieses Wissen erschlug mich einen Augenblick später, und ich konnte ein lautes Stöhnen nicht mehr verhindern, während ich ein paar weitere Male heftig in sie stieß und sodann schwitzend und keuchend auf ihr zusammenbrach.

Minutenlang lagen wir einfach nur so da. Ich streichelte mit der rechten Hand über ihr nasses Haar, während ihre warmen Hände unaufhörlich sanft über meinen Rücken glitten. Gott, alles hätte ich gegeben, um die Zeit anhalten zu können. Für immer und ewig wollte ich so auf ihr liegen, ihre Haut an meiner fühlen, ihren Herzschlag spüren und in ihr sein.



Ein lautes Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen trübsinnigen Gedanken, und erschrocken fuhr ich hoch. „Frühstück!! Wir wissen, dass ihr munter seid“, brüllte Jazz, und sofort wurde mir bewusst, dass ich mächtig in der Scheiße steckte. Ohne ein Wort zu sagen, runzelte ich die Stirn, zog mich aus Isabella zurück, setzte mich hin und vergrub die Finger in meinem Haar.

„Tut mir leid“, flüsterte sie, erhob sich ebenfalls und streichelte fast schüchtern über meinen Rücken, der unter ihrer Berührung zuckte. Unsicher stoppte sie ihre Bewegungen und kletterte mit einem lauten Seufzen aus dem Bett.

Das war es also. Mein letztes Mal mit der Frau, die ich über alles liebte. Mit der Frau, die in gottverdammt naher Zukunft die meines Vaters sein und das Leben an seiner Seite verbringen würde. Nicht an meiner. Eigentlich hatte ich keinen Bock auf Frühstück, ich wollte nur noch sterben. Weg von dieser beschissenen Welt, die mir ohnehin nichts bieten konnte. Weg von all dem Scheiß, den ich nicht ertragen konnte.

„Edward?“. Langsam drehte ich meinen Kopf und sah in Isabellas lächelndes Gesicht. „Wir sollten gehen, Jazz wartet und der Kaffee wird kalt“. Mit hochgezogener Augenbraue stellte ich fest, dass sie bereits angezogen war, während ich hier nach wie vor im Selbstmitleid versank.

„Okay, ich denke, du hast recht“. Ich zuckte resigniert mit den Schultern und versuchte, ihr Lächeln zu erwidern, doch es gelang mir nicht. Rasch stieg ich aus dem Bett, schlüpfte in eine Boxershorts, ein einfaches, weißes Shirt und eine Jogginghose und ging langsam auf Isabella zu, die bereits neben der Tür lehnte und auf mich wartete. Sehnsüchtig glitten meine Augen über ihre Erscheinung, und dieser Ledermini entlockte mir einmal mehr ein leises Keuchen. Verdammt, sie war so heiß!

„Danke“, hauchte sie, als ich dicht neben ihr stand und drückte ihre Lippen für einen kurzen Moment auf meine. „Danke für diesen wundervollen Morgen“. Ein seltsames Glitzern funkelte in ihren Augen, als sie zärtlich über meine Wange streichelte, tief Luft holte, die Tür öffnete und laut ausatmend ins Wohnzimmer ging. Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass sie genau so fühlen würde, dass sie genau so unter dieser ganzen Situation litt wie ich, doch noch nie war dieses Gefühl so beklemmend wie in diesen wenigen Sekunden. Dennoch tat es nichts zur Sache, denn mittlerweile hatte ich begriffen, dass sie meinen Dad heiraten würde, komme, was wolle. Ich hatte sie verloren und musste damit leben. Aus.

„Morgen, Bella“, rief Alice freudig aus, als wir in die Küche gingen und fiel meiner Traumfrau um den Hals. Seit wann waren die beiden so eng befreundet? Was genau war mir gestern entgangen? „Hi, Edward“, grüßte die kleine Schwarzhaarige nun in meine Richtung und grinste mich wissend an.

Ich schleuderte ein gespielt fröhliches „Morgen, Lady and Gentleman“ in den Raum und eilte zur Kaffeemaschine, um Jaspers Blick zu entgehen, der bereits am Tisch saß und jeden meiner Schritte verfolgte. Auch wenn ich es nicht sehen konnte, so war ich doch in der Lage, seine vorwurfsvollen Augen auf meinem niederträchtigen Körper zu fühlen, und das machte mich fucking nervös.

„Ähm … Edward?“, gluckste Alice, „Alles, was du für ein köstliches Frühstück brauchst, befindet sich auf diesem Tisch. Also setz dich und lass die Finger von der Kaffeemaschine, ja?“. Dann begann sie leise zu kichern, und ich zog eine Augenbraue hoch. Verdammt, sie benahm sich, als würden wir uns seit Jahren kennen, aber seltsamerweise kam es mir auch genau so vor. Ich mochte diesen kleinen Wirbelwind wirklich und wünschte Jazz, dass er mit ihr zusammenkommen würde, da ich sie mir wirklich als Schwägerin ganz gut vorstellen könnte. Sicher besser als Jess.

Dieser Gedanke zauberte mir tatsächlich vorübergehend ein kleines Lächeln auf die Lippen, doch als ich mich umdrehte und mich soeben setzen wollte, sprang Jasper hoch und funkelte mich zornig an. „Komm mal kurz mit, ich muss mit dir sprechen“, zischte er leise, versicherte den beiden Ladies, dass wir bald wieder kommen würden, packte mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her. Während in der Küche das typisch weibliche Geschnatter begann, hielten wir kurz darauf im Wohnzimmer an.

„Du hast...“, begann er leise, und ich wusste genau, worum es ging.

„Ja, Herrgott noch mal, Jazz. Ich habe“, gab ich sofort zu und sank mit einem tiefen Seufzen auf die Couch. Dort rieb ich mir mit meinen Händen heftig über das Gesicht, legte dann meinen Kopf gegen die Lehne und wartete mit geschlossenen Augen auf das, was nun über mich hereinbrechen würde, doch mein Bruder blieb still.

Alles, was ich unmittelbar nach meinem Geständnis bemerkte war, dass er mit einem leisen „Scheiße“ neben mir ins weiche Leder fiel, doch das wars. „Es war nicht zu überhören“, murmelte er eine gefühlte Ewigkeit später, was wiederum mir ein „Scheiße“ entlockte, und dann grinsten wir uns an.

Gerade, als ich dachte, dass ich ganz glimpflich davon kommen würde, wurde mein Bruder unglaublich wütend und schoss hoch. Wie ein Irrer begann er, im Wohnzimmer hin und her zu laufen, fuhr sich durchs Haar und kratzte sich anschließend am Kinn. Minutenlang schaute ich ihm dabei zu, sagte jedoch kein Wort. Lediglich meine Augen schossen hin und her und verfolgten jeden Schritt meines Bruders, bis dieser inne hielt, tief durchatmete und leise  zu mir sprach.

„Du bist im Arsch“.

„Ach“.

„Bist du“.

„Man, Jazz, ich weiß“. Ich schoss hoch und stellte mich schnaufend vor ihn. „Ich weiß, dass ich ein niederträchtiges Arschloch bin. Ich weiß, dass ich meinen eigenen Vater hintergehe, und mir ist auch vollkommen klar, dass ich gerade mein eigenes Leben verkacke, und nicht nur das! Herrgott nochmal, Bruder...“, dann bewegte ich meine Lippen zu seinem Ohr und flüsterte so leise, wie es ging, „...Ich liebe sie. Ich liebe diese Frau, Jazz, und ich würde alles dafür geben, sie an meiner Seite zu haben. Alles, verstehst du?“. Ich senkte meinen Kopf, schloss die Augen und fuhr mir seufzend durchs Haar. „Alles...“

„Fuck, Edward, so schlimm?“. Ohne ihn anzusehen, nickte ich und fühlte kurz darauf seine starken Arme, die sich um mich wickelten und liebevoll drückten. „Gott, das tut mir leid. Es hat dich also wirklich erwischt, oder?“ Wieder nickte ich wortlos, während Jazz mich nach hinten schob und mir einen Schups gab, sodass ich im weichen Leder landete. Er nahm sofort neben mir Platz, bat mich, ihn anzusehen und lächelte mich an. „Kämpf um sie“.

„Was?!“ Entgeistert glotzte ich ihn an. „Wie meinst du das? Was … was willst du damit sagen?“

„Sag ihr, dass du sie liebst“.

„Nein!“. Entsetzt riss ich meinen Kopf hin und her. „Das kann ich nicht“.

„Warum nicht? Man, Edward, du liebst sie“.

„Und Dad?“.

„Scheiße“.

„Eben“.

„Tolle Unterhaltung“.

„Ich weiß“. Dann begannen wir, leise zu lachen. Dieses Gespräch war wirklich beschissen, hatte absolut nichts gebracht, aber dennoch war mein Galgenhumor wieder zum Leben erwacht, und kurz darauf schüttelten wir uns vor Lachen und hielten unsere schmerzenden Bäuche. Plötzlich erstarrte ich und war augenblicklich ernst, da ich unbedingt etwas wissen musste.

„Jazz?“.

„Jap?“. Er wischte sich einige Lachtränen aus den Augen.

„Hast du...?“. Natürlich wusste auch er, was ich meinte, schüttelte jedoch augenblicklich den Kopf.

„Nein, Edward, ich habe nicht. Wir haben die ganze Nacht geredet, ob du es glaubst, oder nicht. Alice ist ein fantastischer Mensch, eine tolle Frau, und ich schätze sie sehr. Wir haben viel über einander erfahren, aber noch mehr gelacht. Ich denke, sie … sie tut mir gut.“ Ich starrte ihn aufmerksam an und nahm erstaunt zur Kenntnis, dass er Alice wirklich nicht gevögelt hatte, auf keinen Fall.

„Du magst sie, oder?“

„Ja, Bro, das tu ich“.

„Und … naja, werdet ihr euch wiedersehen?“.

„Ganz bestimmt, ja. Zwar habe ich echt keinen Bock darauf, mich schon jetzt in eine neue Beziehung zu stürzen, obwohl ich noch nicht einmal geschieden bin, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass ...“.

„Yeah, es hat dich erwischt“, unterbrach ich ihn und grinste über das ganze Gesicht.

„Hat es wohl“. Er grinste zurück, zuckte mit den Schultern und … wurde rot. Wow, wie DAS denn?

„Jazz, verdammt, ist dir klar, dass du eben rot geworden bist?“. Er strahlte mich an, sah verschämt zur Seite, und kurz darauf lachten wir lauter als zuvor.

„Was geht denn bei euch ab? Dürfen wir auch mitlachen?“. Alice stand mit in die Hüften gestemmten Fäusten mitten im Raum und schaute belustigt zwischen Jasper und mir hin und her. Isabella lehnte lässig an der Wand, hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt und fixierte mich mit einem bezaubernden Lächeln. Es schien fast so, als wäre sie … verliebt?

Gerade, als ich sie bis zum Abwinken anschmachtete und meinen Blick einmal mehr lüstern über ihren traumhaften Körper gleiten ließ, klingelte mein Handy. Dad.

Gott, binnen Sekunden schämte ich mich zu Tode, und irgendetwas Unheimliches presste mir die Luft aus den Lungen. Verdammt, ich hatte vor nicht einmal einer Stunde seine Verlobte gevögelt, blickfickte sie in diesem Moment, und er würde innerhalb der nächsten Sekunden liebevoll den perfekten Vater raushängen lassen. Kein Problem, denn das war er auch…

„Edward, Hi. Ist Bella noch bei euch? Ich habe versucht, sie zu erreichen, doch ihr Handy ist wohl aus“

„Guten Morgen, Dad, ja, sie ist noch bei uns. Alice ist auch hier – du weißt, Jaspers Scheidungsanwältin“.

„Oooh, wirklich?“, kicherte er, und ich eilte in die Küche, um ihm zu versichern, dass zwischen Jazz und Alice nichts gelaufen war. Ja, zwischen den beiden nicht…

„Sohn, ich hätte eine Bitte. Es dauert noch, bis ich meinen Dienst für heute beenden kann. Würde es dir, oder besser gesagt euch etwas ausmachen, Bella noch eine Weile zu unterhalten? Du weißt, ich möchte sie nicht ganz alleine in diesem großen Haus lassen, und ich freue mich so, dass ihr euch endlich so gut versteht“. Er machte eine kurze Pause. „Das tut ihr doch, oder?“ Fuck, ich war das größte, niederträchtigste, mieseste Arschloch, welches jemals diesen Erdboden betreten hatte. Ich fühlte mich dermaßen schlecht, dass ich mir am liebsten selbst eine rein gehauen hätte. Verdammt, er freute sich, dass wir uns endlich so gut verstehen, und ich vögelte … nein, viel schlimmer, ich LIEBTE seine Braut.

„Edward?“

„Ja, Dad, entschuldige bitte, ich war kurz abgelenkt. Natürlich verstehen wir uns gut. Die Party gestern war sehr lustig, und wir kommen wirklich toll miteinander aus.“

„Fein, Sohn, vielen Dank. Kann ich vielleicht mit Bella sprechen?“

„Klar. Bella! Dein Verlobter!“, rief ich ins Wohnzimmer, quälte mir ein Lächeln aufs Gesicht und hielt ihr das Handy hin.

Sie eilte auf mich zu, schnappte mein Telefon, nickte mir zu und hielt es sich ans Ohr.

„Hey, Baby, wie war dein Dienst? … Oooh …Mein armer Schatz … ja, tut mir leid, mein Akku hat sich wohl verabschiedet…“, und dann ließ ich sie allein. Wieder im Wohnzimmer angekommen, schmiss ich mich auf die Couch und beobachtete Jazz. Er und Alice standen am Fenster, unterhielten sich leise und schauten verträumt in den wolkenverhangenen Himmel Seattles. Der rechte Arm meines Bruders lag ganz locker um ihre Taille, und die Blicke, die sie sich immer wieder zuwarfen, sagten mehr als tausend Worte. Oh ja, zwischen den beiden bahnte sich etwas an, und ich freute mich wahnsinnig für Jazz.

Er hatte sich dieses Glück redlich verdient, und ich vergönnte es ihm von ganzem Herzen. Wenigstens er würde das bekommen, was er wollte. Ich nicht. Okay. Ich nahm es zur Kenntnis und beschloss, das Beste draus zu machen, denn ich hatte keine Wahl.


Drei Stunden und eine Pizza-Session später, rief mein Dad ein weiteres Mal an, und kurz darauf fuhr Isabella los. Sie bedankte sich für die tolle Party, tat wieder einmal, als wäre nichts passiert, doch der Abschied tat unglaublich weh.

„Wir sehen uns, Edward“, hauchte sie an der Tür und streichelte zärtlich über meine Wange, was mich erschauern ließ. Für einen ganz kurzen Augenblick schmiegte ich mich in ihre sanfte Berührung, drehte den Kopf jedoch gleich wieder weg.

„Oder auch nicht“, erwiderte ich leise. Es war mir klar, dass wir uns spätestens bei der Hochzeit wiedersehen würden, doch bis dahin wäre es wohl am klügsten, ihr aus dem Weg zu gehen.

„Wie meinst du das?“

Ich war es schon so leid, immer wieder diese Fragen zu beantworten, also seufzte ich lediglich tief, schüttelte den Kopf, senkte ihn und wich ein paar Schritte zurück. „Machs gut, Isabella, und grüß Dad von mir“. Dann drehte ich mich um und ließ sie allein.

„Edward…“, flüsterte sie mir hinterher, doch ich hob nur die Hand, um ihr damit zu zeigen, dass ich nicht mehr reden wollte. Es hatte doch ohnehin keinen Sinn.

„Bellaaaa, warte auf mich!!“, rief Alice laut, drückte meinem Bruder einen süßen Kuss auf den Mund, kicherte und lief in den Flur. Isabella hatte ihr versprochen, sie nach Hause zu fahren, und nach einer kurzen Verabschiedung waren Jazz und ich allein. (A/N: EIN. KUSS????? Ernsthaft? Boah, Elke, wenn ich dich in die Finger kriege. Wie kannst du SOWAS schreiben? --> Man, Schatzi, es tut mir leid. Hast mich jetzt nicht mehr lieb? *schnief*)
Die Stille in unserem Appartement machte mich krank. Ich fühlte mich beschissen, war angepisst, traurig  und so gottverdammt frustriert, dass ich mich am liebsten irgendwo zum Schlafen hingelegt hätte, um nie wieder aufzuwachen. Nie wieder…

„Hey, Alter…“, sagte Jazz leise und boxte mir sanft gegen den rechten Oberarm. „Was machen wir mit dem restlichen Sonntag? DVD-gucken? Zocken? Rumhängen? Saufen? Was auch immer du willst, ich bin für dich da“.

Ich schenkte ihm ein unechtes, aber dennoch verdammt dankbares Lächeln und schüttelte den Kopf. „Lass mich einfach sterben“. Doch dann musste ich grinsen, weil plötzlich eine verdammt gute Idee durch meinen Kopf spukte.

„Lass uns Mom besuchen, was hältst du davon? Sie beschwert sich doch immer, dass wir uns nie bei ihr blicken lassen, und der Sonntagnachmittag ist doch perfekt“. Jaspers Augen begannen zu leuchten. „Einverstanden. Sie wird sich sicher freuen“.

Es war viertel nach drei, als wir an der Klingel unserer Mutter Sturm läuteten und uns breit grinsend vor ihrer Tür postierten.

„Jaaaaaaaa, Herrgott nochmal, ich komme schon. Eine alte Frau ist doch  kein D-Zug“, hörten wir sie maulen, und kurz darauf stand sie vor uns.

„Edward!! Jasper!! Was für eine wundervolle Überraschung, ich freu mich so“, rief sie laut, schlang ihren rechten Arm um meine Hüfte, den linken um die von Jazz und zog uns fest an sich. Abwechselnd kuschelte sie sich an Jaspers und meine Brust.

„Hi, Mom“, grüßten Jazz und ich vollkommen synchron, umarmten sie ebenso und grinsten sie an. Natürlich kamen wir nicht um den fetten Kuss herum, der bei jedem Treffen auf unseren Wangen landete, und dann war es an ihr, uns liebevoll anzulächeln und ein glückliches Seufzen abzulassen.

„Gut seht ihr aus, meine Herren. Wie ich sehe, esst ihr genug“, stellte sie zufrieden fest, während sie sanft unsere Bäuche betatschte und wir grinsend unsere Augen verdrehten.

„Kommt doch rein, Jungs“. Sofort wich sie zur Seite, drückte die Tür so weit wie möglich auf und bat uns mit einer ausschweifenden Handbewegung hinein. Plötzlich wurde sie leicht verlegen und bedachte mich mit einem nervösen Blick.

„Jungs … ähm…“, stotterte sie, schaute kurz in die Richtung ihres Wohnzimmers, und dann auf mich. Unmittelbar darauf huschten ihre Augen zu Jazz, und sie lächelte ihn merkwürdig an. „Du kennst ihn ja schon, Schatz, aber du noch nicht“, und nun war ich wieder derjenige, den sie mit ihrem Blick fixierte. „Ich habe Besuch. Paolo ist hier. Jasper hat ihn ja bereits persönlich kennengelernt, aber nun freu ich mich, dass ich ihn auch dir vorstellen kann, Edward. Kommst du?“

Voller Stolz schnappte sie unsere Hände und zog uns einen Raum weiter. Dort erhob sich gerade ein sehr gut aussehender Mann in einem perfekt sitzenden Anzug und kam langsam auf uns zu.

„Jasper, schön, Sie wiederzusehen“, sagte er sehr höflich, lächelte meinen Bruder an und schüttelte ihm die Hand. „Und Sie sind dann vermutlich Edward, ich freue mich sehr“, begrüßte er mich, und ich muss wirklich zugeben, dass ich beeindruckt war. „Ich bin Paolo Rizzante, der … nun … Freund dieser zauberhaften Frau“. Liebevoll zwinkerte er unserer Mutter zu, und diese begann zu kichern wie ein 14jähriger Teenager in der Pubertät.  Gott, wann hatte ich meine Mutter das letzte Mal SO gesehen? Ich liebte es.

„Ich freu mich auch“, erwiderte ich und registrierte mit Wohlwollen den festen Händedruck des neuen Lovers meiner Mom.

„Setzt euch doch, meine Lieben“, säuselte sie glücklich in unsere Richtung und deutete mit dem Kopf auf die Couch. „Kaffee?“.

„Gern, danke, Mom“, kam es wieder völlig synchron aus unseren Mündern und wir grinsten uns an. Esme hauchte Paolo einen zarten Kuss auf den Mund und wirbelte mit einem leisen „Bin gleich wieder da, Liebster“ in die Küche, um ihre Söhne zu versorgen.

„Nun, Paolo, was machen Sie denn so?“, fragte ich, ließ mich wie Jazz ins weiche Leder fallen, legte meine Arme lässig auf die Couchlehne und lächelte ihn an. Ja, meine Güte, ich war eben schon immer ein neugieriger Mensch. Abgesehen davon wollte ich wissen, ob er es wirklich ernst meinte mit Mom, also war es doch mein gutes Recht, ihn ein bisschen auszufragen, oder?

„Sie können mich gerne alles fragen, was Sie wissen wollen, ich habe keine Geheimnisse vor eurer Mom“, erwiderte er lächelnd und fuhr fort, „Also, ich bin in der Textilbranche tätig und häufig in meinem Büro in Seattle. Meine Firma hat Zweigstellen in San Francisco, New York, Washington und Philadelphia, aber diese werden von sehr zuverlässigen Mitarbeitern bestens betreut. Hier fühle ich mich eben am wohlsten, nicht zuletzt wegen der wundervollen Frau, die ich in dieser grandiosen Galerie kennen und lieben lernen durfte“. Liebevoll lächelte er an uns vorbei und sprang sofort hoch, um Mom das Tablett mit unserem Kaffeegeschirr abzunehmen und es gekonnt auf dem Couchtisch zu platzieren. „Ich mach das schon, Liebling, setz dich zu deinen Jungs“.

„Vielen Dank“, hauchte Mom, schenkte ihm ein hochgradig verliebtes Lächeln und zwängte sich zwischen Jazz und mich.

Die nächste Stunde verbrachten wir mit einer verflucht glücklichen Mom, einem strahlenden und immer wieder mit ihr kuschelnden Paolo und sehr wissbegierigen Brüdern. Der neue Mann an der Seite meiner Mutter schien sie wirklich zu lieben, das Lächeln, welches sie sich immer wieder schenkten, sprach Bände, und doch hatte ich ein ganz seltsames Gefühl in mir, welches ich nicht deuten konnte. Irgendetwas stimmte nicht, aber WAS?

Nachdem wir unseren Kaffee ausgetrunken und einen ausgezeichneten Schokoladekuchen genüsslich verspeist hatten, verabschiedete sich Paolo auf die Toilette, Jazz ging mit Mum in die Küche, und ich entschuldigte mich kurz, um auf der kleinen Terrasse eine zu rauchen. Ich setzte mich in einen weißen Gartenstuhl, welcher sich in der rechten Ecke befand, lehnte meinen Kopf zurück und genoss meine Lucky Strike.

Plötzlich wurde die Glastür hektisch zur Seite geschoben und ein überaus nervöser Paolo schoss an mir vorbei. Mit dem Handy am Ohr stellte er sich direkt ans Geländer und beruhigte sich sofort.

Was ich dann allerdings hörte, war einfach unglaublich. Ich war entsetzt, wütend, enttäuscht und so gottverdammt angepisst, dass ich gute Lust hatte, ihn zu …töten.

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