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Dienstag, 29. November 2011

(8) Dinner for Four


Samstag, 21.Juli  2009, 18.15 Uhr



„Bist du dir sicher, dass diese Entscheidung richtig war?“, fragte mich Isabella etwas unsicher, während sie liebevoll den Esstisch dekorierte, indem sie kleine, runde Glassteine in den verschiedensten Blautönen auf dem strahlend weißen Tischtuch verteilte und anschließend dunkelblaue Kerzen in den fünfarmigen Leuchter steckte.

„Ja, das bin ich. Dad hat doch ausdrücklich gesagt, dass wir das Essen auch ohne ihn durchziehen sollten. Jazz brennt immerhin darauf, dich endlich kennen zu lernen … Mom“. Kaum hatte ich ausgesprochen, sauste eine Kerze haarscharf an meinem Kopf vorbei. Im letzten Moment konnte ich mich ducken, schaute der wächsernen Waffe grinsend hinterher und zeigte Isabella den Vogel.

„Halt die Klappe“, fauchte sie mich an, begann jedoch sofort  zu kichern.
Die vergangenen Tage waren sehr angenehm. Wir schafften es tatsächlich, ein wenig Abstand zu gewinnen, auch wenn es immer wieder Momente gab, die mein Blut in Wallung brachten, wie zum Beispiel diese wirklich schlimme Situation, die sich vorgestern in Dads … okay, in Dads und Isabellas Zimmer zugetragen hatte.

Es war früher Abend, und ich wollte noch auf einen Sprung zu Jazz, da wir etwas Wichtiges wegen eines neuen Auftrages besprechen mussten. Minutenlang suchte ich mein Lieblingshemd, fand es aber nicht, was mich wirklich wütend machte und mich laut fluchen ließ. Nachdem Isabella sich um die Wäsche kümmerte, lief ich – lediglich mit einer Boxershorts und einem einfachen, weißen T-Shirt bekleidet - zu ihr und betrat ohne anzuklopfen das Zimmer, da die Tür offenstand und ich davon ausging, ihre Privatsphäre ohnehin nicht zu verletzen.

„Isabella, kannst du mir bitte sagen, wo mein dunkelgrünes Hemd hin verschwunden ist, verdammt?“, murmelte ich gestresst, ging ein paar Schritte in den Raum und war wenige Augenblicke später so gut wie tot. Ich erstarrte, konnte mich nicht mehr bewegen, stellte das Atmen ein und starrte sie an.

Halb nackt stand sie neben dem Bett und kam offensichtlich gerade aus dem Bad. Ihr langes Haar war nass, hing in dicken, fast schwarzen Strähnen über ihre Schultern und den Rücken. Immer wieder perlten einzelne Wassertropfen nach unten und zogen eine nasse Spur über ihren gottverdammt perfekten Körper, der lediglich in schwarzen, teilweise durchsichtigen Spitzen-Dessous steckte, welche mir ein lautes Keuchen entlockten.

„Edward“, schrie sie beinahe auf, packte das Handtuch, welches sie wohl ganz lässig auf das Bett geschmissen hatte und wickelte es schnell um jeden Millimeter Haut, den sie in der Eile erwischen konnte.

„Nein!“. Wie automatisch bewegten sich meine Beine hektisch auf sie zu. Wenige Augenblicke später kam ich vor ihr zum Stillstand, griff wie von Sinnen nach dem flauschigen Frottee und fetzte es ihr förmlich aus der Hand.

Entsetzt riss sie ihre Augen auf und fixierte mich mit einem undefinierbaren Blick. „Was tust du da?“, flüsterte sie, und obwohl es nur vier verfluchte, kleine Worte waren, konnte ich die Erregung in ihrer Stimme deutlich hören.

Verdammt, wir waren immer wieder so heiß auf einander, dass nur wenige Worte, oder sogar schon ein intensiver Blick reichten, um beinahe das zu tun, was absolut verboten war. Es war die Hölle, diese Frau nicht anfassen zu können, nicht Eins mit ihr zu werden oder … Gott, sie einfach nur küssen zu dürfen. Manchmal dachte ich wirklich, ich würde den Verstand verlieren bei dem Gedanken, dass mein eigener Vater all dies hatte, was ich wollte. ER war derjenige, der sie anfassen durfte. ER war derjenige, der sie küssen und mit ihr schlafen würde. Immer und immer wieder. Nicht ich.

Aber ich wollte sie fühlen, Herrgott nochmal – einfach nur ihren Köper an meinen drücken. Also ließ ich das Handtuch einfach fallen, legte meine zitternden Hände auf ihre Taille und fixierte sie mit einem fast flehenden Blick.

„Bitte … lass mich dich spüren. Nur einen kurzen Moment, dann werde ich gehen. Bitte…“, hauchte ich, und ihre dunkelbraunen Augen funkelten mir eine selbstverständliche Zustimmung entgegen. Es bedurfte keiner Worte mehr, vergessen war alles rund um uns herum. Nichts spielte mehr eine Rolle, als mein Griff um ihre Taille ein wenig fester wurde und ich sie an mich zog. Sie kam mir entgegen, drückte ihren Wahnsinnskörper gegen meinen, schlang ihre Arme um meine Hüften und begann, bitterlich zu weinen.

Ich sagte nichts, da ich genau wusste, warum sie weinte, und hielt sie einfach fest. Es lag einzig und allein an ihr, unser beider Leben in den Griff zu bekommen, und es war einzig und allein ihre Entscheidung, diese gottverdammte Hochzeit abzusagen, damit wir gemeinsam unser Glück finden könnten, doch sie tat es nicht. Zur Hölle, ich wusste nicht warum, aber sie tat es einfach nicht.

‚Denk nicht darüber nach‘, sagte ich mir selbst und versank wenige Augenblicke später in ihrem wundervollen Duft. Fühlte ihre warmen Hände, die unter mein T-Shirt gewandert waren und meinen Rücken  streichelten, spürte ihre tränennassen Lippen, die meinen Hals liebkosten, Gott, ich wollte sie so sehr.

Ein letztes Mal schlangen sich unsere Arme um den Körper des anderen. Es war, als würden wir uns trennen – für immer. So, als würde einer von uns sterben müssen, und wir dürften uns nie mehr wiedersehen. Ich hasste dieses Gefühl, verabscheute es so sehr. Warum tat ich mir das bloß an?

Mit einem tiefen Seufzen zog ich meine Arme zurück, senkte meinen Kopf und schaute gequält in ihr verweintes Gesicht. „Es tut mir leid“, flüsterte ich, „verzeih mir meine Schwäche…“. Unfähig, auch nur ein weiteres Wort über meine Lippen zu bringen, drehte ich mich um und ging zur Tür.

„Bitte, Edward … geh nicht“, hauchte sie verzweifelt, doch ich musste hier weg, hielt das einfach nicht länger aus. Ich blieb stehen, drehte mich noch einmal zu ihr um, schüttelte den Kopf, schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und verließ den Raum. Noch eine halbe Stunde später hörte ich leises Weinen aus ihrem Zimmer, wählte eben ein anderes Hemd und fuhr zu Jazz.

Irgendwie war ich nicht mehr stark genug, um ihr immer wieder die gleichen Du-gehörst-zu-Dad-Vorträge zu halten, es tat einfach zu weh. Vor allem würde sich nichts an der Tatsache ändern, dass ich Isabella nicht haben konnte, so wie ich sie wollte, also gab ich irgendwann auf.

Während der nächsten Stunde, die ich mit meinem Bruder, aber Gott sei Dank ohne seine Frau, verbrachte, hatte ich Isabellas Weinen im Ohr, konnte es nicht ertragen, und doch war ich der Grund dafür. Sie hingegen war schuld daran, dass ich sie überhaupt weinen ließ. Fuck, dies war ein Teufelskreislauf, welchem wir wohl nie wieder entfliehen konnten, es sei denn, ich zog aus.


„Hallo??? Erde an Edward!! Träumst du, oder was? Hilf mir mal bitte mit dem Wein, die Gäste werden bald kommen!“. Ich erschrak heftig und riss meinen Kopf in Isabellas Richtung, welche mich mit einem seltsamen Blick bedachte und mir eine Weinflasche unter die Nase hielt. „Träumer“, kicherte sie mittlerweile ausgesprochen gut gelaunt, drückte mir den Flaschenöffner in die Hand und lief wieder zur Küche.

Es duftete herrlich im ganzen Haus, und ich war mir sicher, dass sie sich selbst übertroffen hatte. Eine fantastische Rindsuppe köchelte im Topf vor sich hin, während Bratkartoffeln, buntes Sommergemüse und Schweinefilets mit einer ausgezeichneten Rotweinsauce auf unsere Gäste warteten. Dazu hatte sie tatsächlich ein kleines Salatbuffet vorbereitet und sogar ein Tiramisu stand im Kühlschrank bereit.

„Hunger“, raunzte ich wie ein unartiges Kind, zog einen Schmollmund und packte Isabella um die Hüften. Mit Schwung zog ich sie an meine Brust, da sie nur verspielt gefaltete Servietten in der Hand hatte, mit denen sie gerade den zauberhaft gedeckten Tisch perfektionieren wollte.

Sofort begann die Luft um uns herum wieder zu knistern. Dieses Knistern, welches so gefährlich war und förmlich einen Stromstoß durch meinen Körper jagte. Mit einem leisen Keuchen reagierte sie auf meine unüberlegte Aktion, während sich unsere Augen trafen und sich gegenseitig gefangen hielten.

„Tut mir leid“, nuschelte ich, obwohl ich nichts lieber getan hätte, als meine Lippen sanft auf ihre zu drücken, um sie bewusstlos zu küssen, doch ich durfte ja nicht.

„Kein Problem“, erwiderte sie, räusperte sich, fuhr sich nervös durchs Haar und machte sich mit ihren Servietten vom Acker.

Verdammt, ständig passierten solche Situationen, die mich kurz schwach werden ließen, doch immer wieder schafften wir es, rechtzeitig auseinander zu gehen. Gott, wie ich das hasste. Warum tat ich mir das eigentlich an? Warum konnte ich nicht endlich der Realität ins Auge blicken und mich von dieser Frau fernhalten? Aber nein, es ging einfach nicht.

Vielleicht wäre es wirklich gut, schlicht und ergreifend von hier zu verschwinden. Sobald Dad wieder hier und Tanja nach der Scheidung in London wäre, würde ich das Weite suchen und wieder in mein Appartement ziehen. Nachdem Jazz sich von Jessica getrennt hätte, würde er mir folgen, und ich war überzeugt davon, das Richtige zu tun. Oder nicht?

Die kommende Woche würde ich zwar noch in Forks verbringen, aber nachdem ich beschlossen hatte, meinen Urlaub abzubrechen und ab Montag wieder arbeiten zu gehen, hoffte ich, die Situation entschärfen zu können. Auch Isabella war ab übermorgen wieder im Dienst, also war es doch sehr wahrscheinlich, dass weitere gefährliche Zusammentreffen – zumindest  tagsüber - unterbleiben würden.  

Ein lautes Klingeln riss mich aus meinen trüben Gedanken, und ich eilte in den Flur. Für einen Augenblick sah ich zu Isabella und nahm ihre Erscheinung in mich auf. Gott, sie war so … perfekt. Ihre brünette Mähne wallte in großen, natürlichen Locken über ihren Rücken und reichte fast bis an ihren sexy Arsch. Sie war kaum geschminkt, lediglich ihre ohnehin schon sehr langen und dichten Wimpern hatte sie mit ein wenig Mascara betont. Ihren Oberkörper umschmeichelte eine asymmetrisch und verdammt raffiniert geschnittene, dunkelblaue Bluse, die einen sensationellen Blick auf ihr traumhaftes Dekolleté gewährte. Dazu eine strahlend weiße Jeans, die mit einem breiten, ebenso dunkelblauen Gürtel tief an ihren heißen Hüften saß. Obwohl ich wusste, dass Isabella es liebte, barfuß zu laufen, trug sie Heels in der Farbe der Bluse, und sie war einfach … Wow.

Ich konnte ihre Nervosität regelrecht fühlen, doch sie holte gerade tief Luft, um sie zu verdrängen, nickte mir wortlos zu, also öffnete ich die Tür.

„Hey, Bro“, grinste Jazz mir schon entgegen und boxte sanft gegen meine linke Schulter.

„Willkommen daheim, Bruderherz“, erwiderte ich höflich und grinste zurück. Jessica verdrehte nur die Augen und trat wortlos ein. Yeah, sie konnte mich nicht leiden, und ich mochte sie ebenfalls nicht. Keine Begrüßung, na gut. Ich würde es ganz bestimmt überleben.

„Kommst du, Jazz?“, (Beta-A/N: Ja. Zu mir. Jetzt. --> Woah, Katrin…die Frau weiß, was sie will!!) rief sie ihren Noch-Ehemann, da sie bereits auf dem Weg ins Esszimmer war, während wir zwei Jungs nach wie vor an der Eingangstür standen.

„Bin gleich da“, antwortete er seltsam liebevoll, riss den Kopf jedoch sofort zu mir, bedachte mich mit einem seltsamen Blick und näherte sich meinem linken Ohr.

„Kein Wort, Edward, versprich mir das. Sie weiß noch nichts von der Scheidung, und ich würde gerne alles mit Alice planen, bevor Jess davon erfährt“, flüsterte er so leise, dass ich es kaum hören konnte, wich wieder zurück und schaute mich abwartend an.

„Okay“, grinste ich und legte brüderlich meinen Arm um seine Schultern. „Ich bin am Verhungern, lass uns gehen“, sagte ich nunmehr richtig laut, um von der Tuschelei abzulenken. Mit einem verschwörerischen Schmunzeln machten wir uns auf den Weg ins Esszimmer, Jazz nahm seine Frau an der Hand, und gemeinsam betraten wir den Raum.

Das schönste weibliche Wesen der Welt stand neben dem perfekt gedeckten Tisch, machte einen leicht nervösen Eindruck, kam jedoch sofort mutig auf uns zu. Himmel, sie war so schön, so gottverdammt schön. Ich konnte es kaum ertragen, nicht derjenige zu sein, neben dem sie heute einschlafen und morgen wieder aufwachen würde. Es kotzte mich einfach an.

„Isabella, das ist mein Bruder, und somit dein zweiter zukünftiger Stiefsohn – Jazz“, stellte ich ihn vor, nachdem ich meine letzte Frustattacke besiegt hatte und wurde sofort mit einem tödlichen Blick bestraft. Während ich mir ein kleines Kichern nicht verkneifen konnte, widmete sie sich wieder Jasper und lächelte ihn an.

„Freut mich sehr, dich kennenzulernen, Jazz“, sagte sie liebevoll, „hab schon viel von dir gehört“.

„Ach ja? Ich hoffe, nur Gutes“, gluckste dieser und schüttelte ihre Hand. „Das ist meine Frau, Jessica“, stellte Jazz nun seine Furie vor, die neben Isabellas Schönheit schlichtweg verblasste.

Meine Schwägerin war zugekleistert mit tonnenweise Make-Up und vollkommen überschminkt. Ein grellroter Lippenstift stach förmlich in ihrem Gesicht, ihr wasserstoffblondes Haar hing glatt und schwer über ihre Schultern, und all dies verwunderte mich zutiefst. Obwohl Jessica niemals ohne Make-Up das Haus verließ, war es für mich doch neu, dass sie sich herrichtete wie eine … Nutte. Ja, sie sah aus wie Nutte, es tat mir leid. Ihr ebenso grellrotes und hautenges Minikleid bedeckte grade mal das Allerheiligste, während darunter Netzstrümpfe zu sehen waren und ihre Füße in ebenfalls roten High Heels steckten. Einfach schrecklich!

„Bist du nicht ein bisschen zu jung für Carlisle?“ Mit hochgezogener Augenbraue schüttelte Jess Isabella die Hand, ließ ihre Augen voller Neid über ihren traumhaften Körper gleiten und sah sie eiskalt an. Yeah, nun wusste ich, warum ihr Styling heute so übertrieben war. Sie wollte schöner sein als SIE, eleganter, perfekter, besser, doch  sie schaffte es nicht. Diese Tatsache schien meine Schwägerin fertig zu machen, was mir wiederum ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte. Ohne jede weitere Begrüßung ließ sie Isabella los, nahm Jazz an der Hand, um die Besitzrechte zu klären und lächelte ihn kitschig an.

Das lass mal meine Sorge sein“, grinste die weitaus Schönere der beiden. „Und ja, ich freu mich auch, dich kennenzulernen“. Fuck, mein Mädchen war einfach genial. Mein Mädchen?? Hatte ich jetzt schon komplett den Verstand verloren?? „Darf ich euch einen Aperitif anbieten?“

„Nein, vielen Dank, aber etwas zu essen. Ich bin am Verhungern“, übernahm Jazz die Entscheidung, und Jessica funkelte ihn zornig an. Tja, das war wohl nichts. Kein Alkohol vor dem Essen. Ich grinste.

Mein Bruder mochte Isabella sofort, das sah ich ihm an. Begeistert lächelte er immer wieder in ihre Richtung, starrte sie an, scannte ihren tollen Körper und sandte immer wieder wissende Blicke in meine Richtung.

„Scheiße, Man, sie ist perfekt, ich kann dich gut verstehen“, flüsterte er mir zu, während die Verlobte meines Vaters krampfhaft versuchte, mit Jessica ins Gespräch zu kommen, doch es gelang ihr nicht. Die Stimmung unter den anwesenden Damen war ziemlich gespannt, also beschloss ich, dem Ganzen ein Ende zu bereiten.

„Ladies? Wir Männer haben Hunger“, rief ich quer durch den Raum. Isabella lächelte mich dankbar an, zwinkerte mir zu, ließ Jessica einfach stehen und ging zum Tisch.

„Nehmt bitte Platz“, sagte sie, war plötzlich die Ruhe in Person und wies meinem Bruder und seiner Frau ihre Plätze zu. Ich würde neben meiner Schönen sitzen, Jasper und Jess uns gegenüber. MEINER Schönen … bravo, Cullen, träum weiter.

„Warte, ich helfe dir“, murmelte ich, als meine zukünftige Mom sich auf den Weg in die Küche machte. Gott, immer, wenn ich an diese Stiefmutter-Sache dachte, krampfte sich mein Magen zusammen, und ich könnte auf der Stelle kotzen, was in diesem Moment nicht wirklich ratsam wäre. Also schüttelte ich kurz den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen und ging ihr hinterher.

„Lieb von dir, danke“, erwiderte sie und schenkte mir ein dermaßen bezauberndes Lächeln, dass ich wieder einmal das Bedürfnis verspürte, sie einfach zu küssen. Fuck.

Ich lächelte krampfhaft zurück und verbrachte die nächsten Minuten damit, vier Teller, gefüllt mit herrlich duftender Suppe, ins Esszimmer zu tragen, um mich dann mit knurrendem Magen auf meinen Sessel fallen zu lassen.

„Guten Appetit, lasst es euch schmecken“, wünschte Isabella und nickte in die Runde.

Während des Essens war die Stimmung nicht wirklich gut. Jessica zickte immer wieder, war eifersüchtig auf Isabella, bemängelte ständig das ausgezeichnete Mahl, während Jazz und ich der Köchin immer wieder versicherten, wie köstlich alles war. Meine Schöne schwieg, ließ sich von Jessicas Sticheleien nicht irritieren und grinste sie an. Ich bewunderte ihre Stärke, streichelte ihr ab und an beruhigend über den Oberschenkel, was mir ein dankbares Lächeln einbrachte, doch beim Nachtisch war es vorbei.

Schon ziemlich angeheitert vom in Strömen geflossenen und wunderbar schmeckenden Wein, begann Jasper, seine Frau zu provozieren und machte sich genüsslich über den Nachtisch her.

„Mmmmmh…einfach herrlich…“, stöhnte er genießerisch, schloss die Augen und schob sich eine Gabel Tiramisu in den Mund. „Sowas Göttliches hab ich noch nie gegessen…“, und dann ging es los.

Das Zeug ist zu süß“, maulte Jessica, knallte die Gabel auf den flachen, gläsernen Teller, schob ihn von sich und lehnte sich zurück. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und grinste Isabella widerlich an.

„Ja, ich weiß“, erwiderte diese, seufzte theatralisch auf und verdrehte die Augen. „Iss lieber nicht weiter, denn das süße Zeug legt sich schnell mal auf die Hüften, und das wollen wir in deinem Falle doch nicht“. Dann zog sie eine Augenbraue hoch, ließ ihren Blick über Jessicas Hüften gleiten, zuckte mit den Schultern und grinste zurück.

„Willst du damit sagen, dass ich fett bin?“, schnaubte Blondie nun los und funkelte Isabella zornig an.

„Jess, bitte…“, versuchte Brüderchen seine Frau zu bändigen, doch nun hatte ER das Vergnügen, von ihr angefaucht zu werden, während ich schon gegen einen üblen Lachkrampf kämpfte.

„Halt dich da raus, Jazz!!“, fuhr sie ihn an, „du findest sowieso alles besser, was SIE macht, oder? Von mir aus kannst du gleich da bleiben, wenn du willst, es ist mir egal!! Oder zieh mit deinem idiotischen Bruder zusammen. Gleich und Gleich gesellt sich gern!“ Wütend schaute sie zwischen mir und Jasper hin und her, während ich mich nun wirklich nicht mehr zurückhalten konnte und ein lautes Lachen mich erbeben ließ.

„Nach der Scheidung wird er das sowieso“, brüllte ich prustend drauf los und zuckte unmittelbar darauf zusammen. Fuck. Panisch riss ich meinen Kopf zu Jazz, welcher mich mit Blicken tötete und wütend mit den Zähnen knirschte.

Isabella schaute mit einem entsetzten „Shit“ zu Jess, welche mit zusammen gekniffenen Augen ihren Mann fixierte, zitternd ihre Hände auf den Tisch legte und sich daran abstützend erhob. „Ach ja?“, zischte sie leise und tödlich, rammte Jasper ihre Faust in den Oberarm und schrie ihn an. „ACH JA?? DU BLÖDER ARSCH, WAS FÄLLT DIR EIN??“

Normalerweise gibt es doch in so einem Falle immer jemanden, der sich um den Wütenden kümmert, ihn tröstet und ihm zur Seite steht. Jemanden, der ihm über den Rücken streichelt, ‚Beruhige dich’ zuflüstert, oder einfach nur für ihn da ist. Nicht jedoch bei uns. Keiner mochte Jessica, also tröstete sie auch niemand. Fertig.

„Ja, Jess, es ist richtig, Edward hat die Wahrheit gesagt“, legte Jazz nun los. „Ich wollte zwar nicht, dass du es so erfährst, aber es stimmt. Es gab bereits eine erste Kontaktaufnahme mit einer Anwältin, und du wirst ganz sicher demnächst von ihr hören. Unsere Ehe ist kaputt, und ich mag nicht mehr. Es ist aus. Aus und vorbei“. Wow …

Vollkommen entgeistert starrte ich ihn an, bewunderte ihn zutiefst für seine mutigen Worte und nahm einen großen Schluck Wein. Dann fanden unsere Blicke zueinander, doch was ich in den Augen meines Bruders sah, überraschte mich zutiefst. Ich erwartete unendlichen Zorn, doch alles, was ich sehen konnte, war … Dankbarkeit?

„Mach dir keinen Kopf, Bruder, nun ist es raus. Früher oder später wäre sie so oder so ausgerastet, jetzt hab ich es also hinter mir“, sagte er so gleichgültig, dass ich grinsen musste. Jessica hingegen fand gar nichts mehr lustig. Keuchend vor Wut stand sie neben ihrem Mann, boxte ihm erneut in den Oberarm und funkelte ihn an.

„Ich mach dich fertig, Cullen“, fauchte sie, und ich konnte sogar kleine Spucketeilchen sehen, die aus ihrem Mund schossen und für eine Sekunde durch die Luft wirbelten, bevor sie im Nichts verschwanden.

„Hör auf, mir zu drohen“. Langsam und unglaublich bedrohlich stand Jasper auf, schob mit seinen Kniekehlen den Stuhl zurück und starrte sie zornig an. Jessica war knallrot vor Wut, fixierte mich für einen kurzen Augenblick, schaute dann angepisst zu Isabella, deren Augen gehetzt zwischen und hin und her rasten, und dann gab sie auf.

„Autoschlüssel“, sagte sie eiskalt zu Jazz und hielt ihm erwartungsvoll die flache Hand unter die Nase.

„Ruf dir ein Taxi“, erwiderte dieser, nahm mit einer Seelenruhe wieder Platz und widmete sich dem Nachtisch, den er in den letzten Minuten gröblich vernachlässigt hatte. Wieder schob er sich eine Gabel Tiramisu in den Mund und stöhnte. „Einfach göttlich, Isabella“, und dann flippte Jessica aus.

„GOTTVERDAMMTES, BLÖDES ARSCHLOCH!!“, schrie sie ihn an, machte auf dem Absatz kehrt und stampfte in den Flur. Kurz darauf hörten wir noch, dass die Haustür mit einem lauten Knall zugeschmissen wurde, und alles war ruhig.

„Fuck, Man, es tut mir leid, das wollte ich nicht“, murmelte ich ein paar schweigsame Minuten später. Jazz hatte tatsächlich mit einer unfassbaren  Hingabe seinen Nachtisch verputzt und lächelte mich an.

„Ich hab doch schon gesagt – es ist egal, Edward. Nun hab ich es wenigstens hinter mir“. Dann schaute er zu Isabella, die sich immer noch ruhig verhielt. „Gibt’s noch Wein?“



Zwei Stunden später waren wir drei wirklich, wirklich besoffen. Wir ignorierten das schmutzige Geschirr, hingen lachend auf der Couch und feierten Jaspers Scheidung, auch wenn uns klar war, dass ihm ein böser Rosenkrieg drohte. Obwohl er Alice nicht leiden konnte, hatte er ein gutes Gefühl, was das Geschäftliche betraf, und nach dem vielen Alkohol war ihm sowieso alles egal.

„Dir ist aber schon klar, dass ich dich so nicht nach Hause fahren lasse. Du bleibst hier“, lallte Isabella, beendete ihre befehlerischen Worte mit einem leisen ‚Hick’ und kuschelte sich kichernd an meine Brust. Mmmh…

„Jawohl, MyLady“, gluckste Jazz, salutierte geschmeidig, erhob sich mit einem lauten Ächzen und wackelte zur Tür. „Ich geh dann mal, gute Nacht“. Entgeistert starrten wir ihm hinterher, als er die Treppe nach oben stolperte und – warum auch immer – laut lachend im ersten Stock verschwand.

„Scheiße, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das Gästebett frisch bezogen“, murmelte meine Schöne und runzelte entzückend die Stirn.

„Hey, er ist hier aufgewachsen und weiß, wo er alles findet, was er braucht. Mach dir mal keine Sorgen, Süße“, beruhigte ich sie, schlang meinen rechten Arm um ihre Schultern und drückte einen Kuss auf ihr duftendes Haar. Scheiße, sie roch so gut, ihre Nähe … ich liebte es so sehr.

„Edward?“

„Hmm …“, summte ich, während ich gerade tief ihren unglaublichen Geruch inhalierte und den Augenblick genoss.

„Was machen wir hier?“ Sie sah mich nicht an, und auch meine Augen waren längst geschlossen.

„Kuscheln“. Sie kicherte.

„Kuscheln…“, wiederholte Isabella leise, „…das dürfen wir doch, oder?“

„So ist es“, gab ich zurück,  drückte sie noch fester an meine Brust und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass sich ihr rechter Arm soeben um meinen Bauch gewickelt hatte.  So gut …

„Du warst fantastisch heute“, sagte ich leise und begann, kleine Küsse auf ihrem Haar zu verteilen. Immer und immer wieder.

„Danke“. Plötzlich schoss ihr Kopf nach oben und meine küssenden Lippen touchierten ihre Nase, was sie zum Lachen brachte, welches jedoch kurz darauf verstummte.

Sie fixierte mich mit ihren dunkelbraunen Augen, die von einer Sekunde auf die andere zu glühen schienen. Es war, als könnte ich goldene Funken darin zucken sehen, als sie sich langsam aufrichtete und eine Hand an meine Wange legte. Isabella sagte kein Wort, sah mich einfach nur an, und leicht panisch bemerkte ich wieder dieses unglaubliche Knistern, welches den Raum erfüllte und mich erschauern ließ.

„Edward…“, hauchte sie, starrte auf meine Lippen und machte mich damit beinahe verrückt. „Bitte … küss mich“. Fuck, und jetzt? Der Alkohol vernebelte meine Sinne, aber längst nicht in dem Ausmaß, wie sie es gerade tat. Ein wahnwitziges Kribbeln setzte mein Denken außer Gefecht, als nun ich ihre Lippen fixierte und mir nichts sehnlicher wünschte, als diese zu berühren. Gott, ja, ich wollte Isabella fühlen, spüren, schmecken. Ihre Zunge mit meiner verwöhnen, ihr einfach nur nahe sein, aber Dad … nein, dieses Mal nicht!

Langsam senkte ich den Kopf über ihren. Mein leidgeprüftes Herz pochte hart in meiner Brust, als sich flatternd ihr Lider schlossen, während sie mit einem genussvollen Seufzen ihre rechte Hand nach oben wandern ließ und ihre Finger  in meinem Haar vergrub.

Unglaublich sanft fanden unsere Lippen zu einander, liebkosten sich eine Weile, und endlich durfte ich sie spüren. Ich streichelte mit meinem leicht geöffneten Mund an ihrem hin und her, berührte sie hauchzart und begann, kleine Küsse darauf zu verteilen, während ich immer wieder mit meiner Zungenspitze dagegen stupste. Ein leises, unheimlich genießerisches Stöhnen blies mir ihren süßen Atem ins Gesicht, und augenblicklich wurde ich hart. Gott, ich liebte diese Geräusche, konnte einfach nicht genug davon kriegen.
Isabella begann, leicht zu zittern, und ihre Lippen teilten sich. Sie atmete flach, keuchte mich an, zog fest an meinem Haar, presste mich fest an ihren wundervollen Körper, und in diesem Moment war es um meine Kontrolle geschehen.

Ich musste sie küssen, kein Weg führte daran vorbei. Ich musste sie spüren, schmecken, fühlen, mit ihr verschmelzen, um Eins zu sein.
Meine Lippen prallten auf ihre, während ich sie so drehte, dass sie unter mir lag. Ohne den Kuss zu unterbrechen, legte ich mich über sie, stützte mich auf meine Ellenbogen und stieß mit meiner Zunge in ihren Mund.
Isabella stöhnte laut in den Kuss, ließ ihre Hände nach unten wandern und packte mich fest am Arsch. Längst hatte sie die Beine gespreizt und presste ihr Becken ruckartig gegen meinen pulsierenden Schwanz.

Eine gefährliche Mischung aus Schweiß und beinahe greifbarer Erregung drückte sich aus meinen Poren, als der Kuss immer härter, das Stöhnen immer lauter und unsere Bewegungen immer fordernder wurden und ich einfach den Verstand verlor.

„Isabella … Fuck“, keuchte ich sie an, nachdem ich den Kuss beendet hatte, um Luft zu holen, fiel jedoch sofort wieder über sie her. Die anfängliche Zärtlichkeit war dahin, während ich sie trocken fickte und sich unser Stöhnen vermischte. Hier. Auf der Couch. Im Wohnzimmer. Im Haus meines … Dads.

Sofort setzte ich mich auf und ließ schwer atmend von ihr ab. Entsetzt starrte sie mich an, packte mich am Arm und versuchte verzweifelt, mich wieder nach unten zu ziehen, doch sie schaffte es nicht. „Edward, bitte …“, flüsterte sie, und als ich meine Augen auf ihre richtete, sah ich sie wieder – diese unendliche, tiefe Traurigkeit.

„Warum, Isabella? WARUM??“, fuhr ich sie an, schoss hoch und war von einer Sekunde auf die andere dermaßen wütend, dass ich meine Finger in meinem Haar vergrub und so fest daran zog, dass ich zischte. „Warum?“. Erschöpft, betrunken und vollkommen von der Situation überfordert, sank ich wieder auf die Couch und schaute sie an.

Ihr Blick war … verängstigt, unglücklich und leer, aber dennoch entschlossen. Fest entschlossen, Mrs. Carlisle Cullen zu werden, und ich verstand es nicht. Konnte oder wollte ich es nicht verstehen? Ich wusste es nicht. Alles, was ich wusste war, dass ich verschwinden müsste. Weg von dieser Couch, weg von diesem Haus, weg von … Isabella.

Mit einer üblen Mischung aus Wut, Enttäuschung und Verzweiflung stand ich ein zweites Mal auf, packte mein Handy und eilte in den Flur. Dort schlüpfte ich in meine Chucks, griff nach der Lederjacke, schnappte meine  Autoschlüssel und ging zur Tür.

„Was hast du vor?“, hörte ich plötzlich hinter mir und drehte mich um.

„Was geht es dich an, Isabella, huh? Was an mir geht dich überhaupt irgendwas  an??“ Sie weinte.

„Edward, tu das nicht. Du hast getrunken, bitte … bleib hier“. Nach jedem  Wort, welches über ihre Lippen kam, wurde ich noch wütender. Unbändiger Zorn auf Gott und die Welt – nein, auf SIE, brodelte durch meine Venen und erhitzten mich dermaßen, dass ich dachte, jeden Moment zu verglühen.

„Einen Scheiß werde ich, gute Nacht!“, fauchte ich sie an, packte die Klinke und …

„WOHIN GEHST DU??“, schrie sich mich an. Sie weinte bitterlich, zitterte und hatte die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, doch es interessierte mich nicht mehr.

„Zu Leah“, spuckte ich ihr förmlich ins Gesicht und schmiss die Haustür hinter mir zu.

Schnaufend vor Wut öffnete ich per Knopfdruck meinen Vanquish, startete und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Minutenlang raste ich ohne Ziel über die Straßen, verlor mich in meiner Verzweiflung und fluchte laut vor mich hin, bis mir endlich auffiel, was ich gerade eben gesagt hatte. Verdammte Scheiße, ernsthaft Cullen? Zu Leah?? Was sollte dieser Scheiß?

Obwohl – SIE wollte mich. SIE würde mich, meinen Körper und meinen Schwanz zu schätzen wissen, zur Hölle, ja, das würde sie!! Gott, war ich wütend!

Ich bremste scharf ab, riss meinen Wagen nach rechts und hielt an. Mit zitternden Händen griff ich ohne zu zögern nach meinem Handy und ging die Anruflisten durch. Unter den angenommenen Gesprächen war ein einziges, dessen Nummer ich nicht namentlich zuordnen konnte, das musste sie sein. Ein rascher Blick auf die Uhr – 23.06 Uhr – egal. Ich fuhr mir angepisst durchs Haar und wählte diese unbekannten Ziffern an.

„Edward?“, hörte ich bereits nach dem zweiten Klingeln. Ihre Stimme klang keineswegs müde, sondern überrascht und … erfreut?

„Hi Leah“, hauchte ich mit tiefer, heiserer Stimme ins Telefon und lehnte meinen Kopf mit einem breiten Grinsen zurück. „Wie geht’s, meine Schöne? Alles klar?“

„Sicher“, erwiderte sie, während ich ein leises Seufzen vernahm. „Was machst du gerade? Hast du Lust, auf einen Sprung vorbeizukommen? Ich bin gerade sehr … einsam“. Auch diese Worte kamen nur gehaucht und hörten sich irgendwie sehnsüchtig an.

„Gern, Baby“, schnurrte ich, grinste wegen ihrer offensichtlichen Freude, ließ mir ihre Adresse geben und fuhr los. Dieses Mal hielt ich mich an alle Regeln, überschritt die Geschwindigkeit nicht und kam tatsächlich ohne Polizeikontakt dort an, wo ich hin wollte. Aber wo genau wollte ich hin? War es nicht Isabella, nach der sich mein Körper verzehrte? War nicht SIE diejenige, in der ich mich liebend gerne verloren hätte? Fuck nein, Leah war die Realität, Isabella nur ein Traum. Träume sind Schäume, so heißt es doch so schön…

Wenige Augenblicke später stand ich vor Leahs Tür, atmete noch einmal tief durch,  lehnte mich gegen die Wand und klopfte gegen das weiß lackierte Holz. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust, legte den Kopf leicht schräg und betörte sie mit meinem schiefen Grinsen, als sie kurz darauf im Bademantel vor mir stand, ihre lustverschleierten Augen über meinen Körper wandern ließ und leise seufzte.

„Hallo, schöner Mann“, flüsterte sie, packte mich an der Hand, zog mich in ihre Wohnung, schmiss die Tür geräuschvoll zu und fiel über mich her. Woah…

„Hast du …“, keuchte ich etwa eine halbe Stunde später, nachdem sie meinen Schwanz mit ihrem begabten Mund verwöhnt und mich damit steinhart gemacht hatte, „… ein Kondom bei der Hand?“ Verdammt, ich wollte sie ficken. Jetzt. Ich war nach wie vor nicht nüchtern, gottverdammt scharf und brauchte einfach eine willige Pussy, welche, war mir mittlerweile ziemlich egal.

„Scheiße…“, fluchte sie und schaute mich verzweifelt an. „Aber Edward, ich nehme die Pille, also wir können auch…“

„Nein!!“, unterbrach ich sie, packte sie an den Haaren und zog sie grob von meiner pochenden Erregung weg. „Ohne Kondom läuft hier nichts, ich bin doch nicht blöd“.

„Aber…aber…“, stotterte sie, „…du kannst mir vertrauen, ich bin gesund“.

„Nein, Leah, keine Chance. Ich hab weder Bock auf Krankheiten, noch auf ein Kind. Also – vergiss es“. Angepisst stand ich auf, packte meinen beleidigten Schwanz in die Jeans, zog den Reißverschluss nach oben und drückte den Knopf durch das Loch.

Natürlich wusste ich ganz genau, dass sich im Handschuhfach meines Wagens Kondome befanden, doch es interessierte mich nicht. Leah interessierte mich nicht. Mein ganzes fucking beschissenes Leben interessierte mich nicht.

Leise vor mich hin fluchend eilte ich in den Flur, zog mich an und ging zur Tür.

„Bitte, Edward … geh nicht“, winselte sie hinter mir. Ich verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf – wie oft hatte ich diesen Satz in den letzten Tagen eigentlich gehört? „Ich … wir könnten doch …“, stotterte sie und legte eine Hand auf meinen Schwanz, „… es gibt doch auch andere Möglichkeiten, zum Orgasmus zu kommen. Ich könnte doch meine Lippen um dieses Baby legen…“, begann sie und drückte fest gegen meinen Schritt. Mmmmmh … nein, ich hatte keinen Bock. Nicht mehr.

„Zu spät“, murmelte ich kurz entschlossen, zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür.

„Hau doch ab, du Arsch“, fauchte sie mich an und knallte lautstark die Tür ins Schloss, weil ich es gewagt hatte, ihr frech ins Gesicht zu grinsen. Okay, ja, ich war ein Arsch, aber ich war stolz darauf.

Auf eine seltsame Art und Weise beschwingt und fröhlich tapste ich die Treppen nach unten, schmiss mich elegant in meinen Wagen und fuhr nach Forks. Aber … warum genau war ich so gut gelaunt? Entweder, ich war schlicht und ergreifend ein Idiot, oder ich fühlte mich einfach gut, weil … verdammte Scheiße, weil ich Isabella nicht betrogen hatte? Betrogen?? Oh mein Gott, ja, ich war ein Idiot. Tatsächlich, ich war so gut drauf, weil ich nicht mit Leah geschlafen hatte und sich immer mehr der Eindruck in mir breit machte, alles richtig gemacht zu haben. Fuck.

So geräuschlos wie möglich sperrte ich die Haustür auf, machte sie leise wieder zu und zog mich aus. Gerade, als ich lautlos die Treppe nach oben schleichen wollte, traf mich beinahe der Schlag. Keuchend vor Schreck starrte ich auf Isabella, die in eine dunkelgrüne Decke gehüllt vor mir stand und mich mit geröteten und verweinten Augen fixierte.

„Was tust du da, und warum bist du nicht im Bett?“, fragte ich leise und ging langsam auf sie zu.

„Ich konnte nicht. Hab mir Sorgen gemacht“. Sie zuckte mit den Schultern und senkte tief seufzend ihren Kopf. Unmittelbar vor ihr blieb ich stehen, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es an. Wieder quollen Tränen aus ihren Augen, die sie verschämt schloss und leise weinte. „Ich hatte solche Angst, dass dir … etwas zustoßen würde“, schluchzte sie, und mir brach beinahe das Herz.

Wortlos schlang ich meine Arme um ihren zitternden Körper und drückte sie an meine Brust. Sofort wurde sie ruhiger, schmiegte sich fest an mich, und so standen wir für eine gefühlte Ewigkeit im Flur.

„Und…“ Eine ganze Weile später hob sie den Kopf und schaute mich ängstlich an, „… wo warst du?“

„Bei Leah“. Ich wollte und konnte nicht lügen. Gut, mein Motiv war vielleicht auch etwas kindisch, da ich sie schockieren wollte, doch als ich bemerkte, wie sie bei diesem Namen zusammen zuckte, tat es mir sofort wieder leid.

Ich löste mich von ihr, wich einen Schritt zurück und nahm ihr Gesicht in meine Hände. Mit den Daumen streichelte ich über ihre nassen Wangen und sah ihr an, dass eine Frage auf ihren Lippen brannte.

„Frag schon“, forderte ich sie auf, und sie holte tief Luft.

„Hast du … mit ihr geschlafen?“ Sie kniff die Augen zusammen und stellte die Atmung ein. So, als hätte sie eine furchtbare Angst vor meiner Antwort, die auch sogleich kam.

„Nein“

Schwallartig stieß sie die angehaltene Luft aus und lächelte mich an. Trotz der geröteten und verweinten Augen, trotz des diffusen Lichtes, welches uns umgab, war sie so gottverdammt schön, dass ich es kaum begreifen konnte. Ihr Lächeln wurde breiter, und ich grinste sie an.

„Wir hatten kein Kondom“. Ich zog eine Augenbraue hoch, zuckte gelangweilt mit den Schultern und begann, leise zu lachen. Diese ganze Situation war so dermaßen krank, dass wir uns auf die Treppe setzten und die nächsten Minuten mit Lachen verbrachten. Mitten in der Nacht – keine Ahnung, wie spät es bereits war.

Als wir uns wieder beruhigt hatten, nahm ich sie an der Hand, zog sie wortlos nach oben und stoppte vor ihrer Tür.
„Schlaf gut“, sagte ich leise, drückte ihr einen Kuss auf die Wange, drehte mich weg und ging zu meinem Zimmer.

„Du auch“. Für einen kurzen Moment sahen wir uns sehnsüchtig an und gingen zu Bett.

Samstag, 26. November 2011

(7) Ein Wechselbad der Gefühle

„Charlie … mein Dad … weißt du, er war alles für mich. Ich liebte ihn so sehr und kann seinen Tod einfach nicht verkraften. Trotz der Tatsache, dass es nun bald sieben Jahre her ist, vermisse ich ihn jeden Tag mehr, weiß manchmal nicht, wie ich mit diesem Verlust umgehen soll…“, und plötzlich hatte ich einen Verdacht, der mir die Luft zum Atmen nahm.



Was, wenn Isabella Carlisle nicht als Mann liebte, sondern als … Dad?

Was, wenn sie in ihm den Vater sah, den sie seit Charlies Tod vermisste?

Was, wenn sie mich deshalb wollte, weil sie sich dieser Tatsachen selber nicht bewusst war? Lag dem Ganzen ein psychologisches Problem zugrunde? Fuck.

„Shhh…“, flüsterte ich und streichelte unaufhörlich über ihren Rücken, fuhr sanft über ihr Haar. „Schon gut. Der Verlust eines geliebten Menschen tut immer weh. Die Zeit heilt alle Wunden ... es ist nicht so, Isabella. Sie verschließt die Wunden, ja, aber die Narben schmerzen oft ein Leben lang. Denk an deinen Dad, liebe und verehre ihn. Er wird für immer in deinem Herzen sein, aber du musst auch loslassen, weißt du?“ Sachte drückte ich sie von mir weg, legte meine Hände an ihre tränennassen Wangen und schaute sie an. Die Traurigkeit in ihren Augen stach in meiner Brust, ich konnte sie kaum ertragen. Langsam begann ich, mit meinen Daumen über ihre bebenden Lippen zu streicheln.

Seufzend schloss sie die Augen und genoss, was eben geschah. Ab und an zuckten lautlose Schluchzer durch ihren Körper, doch von Minute zu Minute wurde sie ruhiger und sah mich letztendlich an.

„Danke“, hauchte sie, und die Traurigkeit in ihren dunkelbraunen Iriden wich einer unglaublichen Sehnsucht, die mich leise seufzen ließ. Gott, ich sehnte mich doch auch nach ihr. Nach ihrem wundervollen Körper, ihrem Duft, dieser unglaublich zarten, weichen Haut, diesem … Fuck.

Und nun traf mich die Realität wie eine Abrissbirne. Es war nicht nur der Sex, der mich mit Dads Verlobter verband. Gottverdammte Scheiße, das … oh nein, bitte nicht.

Erschrocken ließ ich sie los, wich ein paar Schritte zurück und starrte sie an.

„Was ist passiert?“, fragte sie verwirrt, schniefte laut und rümpfte entzückend ihre kleine Nase, die … so, genug. Ich musste hier weg, aber sofort. Mit einem leisen und entsetzten „Fuck“ drehte ich mich um und ließ sie allein.

„Edward! Was ist denn los?“, rief sie mir noch hinterher, doch ich reagierte nicht mehr darauf.

Was sollte ich tun? Welche Chance hatte ich, aus dieser ganzen Scheiße unbeschadet heraus zu kommen? Gib es zu, Cullen, du bist auf dem besten Wege, dich in die Verlobte deines Vaters zu verlieben. Ganz toll. Eine echte Glanzleistung!



Ich schmiss meine Zimmertür hinter mir zu, schnappte mein Handy und fiel wie betäubt auf mein Bett. Mit weit von mir gestreckten Armen und Beinen lag ich da, schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Wie konnte mir das bloß passieren? Ich wollte doch nichts von dieser Frau. Nicht einmal dieses beschissene ‚Isabella‘ hatte was gebracht. Wenn ich nun genauer darüber nachdachte, war es mit Leah schon etwas  komisch. Ich wollte keine Blonde, die mich an Tanja erinnerte, allerdings auch keine Brünette … wegen IHR. Warum ist mir das eigentlich nicht aufgefallen, Herrgott nochmal?

Fuck, ich musste mit jemandem sprechen, brauchte Rat. Jazz.

„Hey, Bro? Alles klar?“, meldete er sich sofort, „Danke, Jake, das wars fürs Erste. Du kannst ruhig mal Mittag machen, bis dann“, hörte ich leise, und sofort widmete er sich wieder mir. „Tut mir leid, bin ganz Ohr. Also – was gibt’s?“

„Nein, nichts ist klar. Es ist … Man, können wir reden? Bitte…“

„Boah, Bruder, so kenn ich dich ja gar nicht“, sagte er leise und ziemlich besorgt, „Aber gut, treffen wir uns in einer halben Stunde im ‚Tutta Bella‘. In Ordnung?“

„Sehr witzig, Jazz“, reagierte ich leicht angepisst auf seinen Vorschlag, da mir das zweite Wort im Namen unserer Lieblings-Pizzeria in Seattle so gar nicht gefiel.

„Keinen Bock auf Pizza? Wenn du möchtest, könnten wir auch wo anders…“

„Nein, alles gut. In einer halben Stunde im ‚Tutta Bella‘, ich werde da sein. Bis dann“. Irgendwie erleichtert  beendete ich das Gespräch, ließ das Handy einfach fallen und schloss erneut meine Augen, die ein wenig brannten. Gott, ich war vollkommen überfordert von all dem hier, was sollte ich denn tun?

Zwei Sekunden später klingelte das kleine, silberne Ding auf meinem Bett, und ich schaute es an. Mom – na toll. Super Timing.

„Edward, Schatz, wie geht es dir? Bist du gesund?“, drang ihre nervige Stimme sofort an mein Ohr. Scheiße, ich liebte meine Mutter. Natürlich. Aber nicht jetzt. Ich hatte absolut keine Lust auf ihre weisen Belehrungen, wollte nichts von frischer Luft, Obst und Gemüse hören, bitte nicht.

„Hi Mom, ja, bin fit wie ein Turnschuh, alles klar“.

„Und wie geht es … Tanja?“. Yeah, Mom mochte sie genauso wenig wie Dad. Also – her mit der Frohen Botschaft.

„Keine Ahnung, hab sie verlassen“. Eins….zwei….

„WAAAS??“…drei. Ich grinste.

„Ja, du hast schon richtig gehört, ich habe diese Beziehung beendet und werde mich scheiden lassen. So schnell wie möglich“.

„Wow, na DAS sind doch mal News, sowas lob ich mir“, kicherte sie ins Telefon und fuhr fort. „Aber wo wohnst du denn zurzeit? Bei Jasper?“ Bei Jasper? Ja, ganz bestimmt. Wäre dies der Fall, würde ich mein Dasein längst hinter Gittern fristen, da ich Jessica eiskalt den Garaus gemacht hätte.

„Nein, ich bin bei Dad“. Autsch, das war ein Fehler.

„Ach, bei Dad? Und bei … IHR?“ Ihr hörte sie schnaufen und schmunzelte vor mich hin.

„Ja, genau. Sie heißt Isabella und ist … nett“. Schon wieder dieses blöde Wort. Nett ist die kleine Schwester von scheiße, doch nein, das war sie  nicht. Niemals.

„Naja, wie du meinst. Schön, dass du sie magst und lieber bei ihr und deinem untreuen Vater lebst, als bei mir“. Oh Gott, jetzt ging es also los.

„Mom, erstens ist Dad nicht untreu, weil ihr seit Jahren geschieden seid, und zweitens, ja, sie ist nett. Wenn du mit den beiden nicht klarkommst, ist das doch nicht mein Problem. Du weißt, dass ich zu meinem Vater schon immer eine ganz besondere Beziehung hatte, und auch nach wie vor habe, also was…“

„Und zu mir hast du die nicht?“, unterbrach sie mich und hatte einen irgendwie weinerlichen Ton. Fuck.

„So hab ich das doch nicht gemeint“, schwächte ich ab, doch es war wohl zu spät. „Hör zu, Mom, ich treffe mich in zwanzig Minuten mit Jazz zum Mittagessen, ich muss los“.

„Na, wenigstens isst du anständig“, erwiderte sie, und ich schüttelte grinsend den Kopf. „Kommst du mich vielleicht auch mal besuchen? Ich denke, es gibt da einiges zu besprechen“.

„Jaaa“, sagte ich mit einem vielleicht etwas angepissten Unterton in der Stimme.

„Edward Anthony Cullen, wenn du deine Mutter nicht sehen willst, dann sag es doch gleich“.

„Natürlich will ich dich sehen, Mom. Ich melde mich, okay? Muss jetzt wirklich los. Bis bald“. Dann legte ich einfach auf. Gott, ich hatte jetzt wirklich keinen Bock auf eine komplizierte Mutter-Sohn-Debatte, außerdem hatte ich wirklich Stress.

Mit einer eleganten Bewegung sprang ich aus dem Bett, schnappte mein Handy, schmiss die Tür hinter mir zu und rannte nach unten. Fuck, ich war wirklich spät dran. Rasch schlüpfte ich in meine Chucks, griff nach der Lederjacke und war bereits am Sprung, als ich einmal mehr diese Stimme hinter mir vernahm, die ich jetzt gar nicht hören wollte.

„Wohin gehst du?“. Wieder diese tiefe Traurigkeit, verdammt.

„Essen. Mit Jazz. Wir sehen uns“. Ohne sie anzusehen, verließ ich das Haus, eilte zu meinem Wagen und fuhr los. „Gottverdammte Scheiße“, fluchte ich laut, schlug einmal fest gegen das Lenkrad und fuhr mir durchs Haar. Ich war sowas von verwirrt, dass ich wirklich Mühe hatte, mich auf den Verkehr zu konzentrieren, hielt aber pünktlich vor der Pizzeria an und betrat das Lokal. Einen kurzen Moment ließ ich meine Augen durch die Räumlichkeiten schweifen und fand sogleich, wonach ich suchte. Jazz winkte mir zu, und wenige Augenblicke später sank ich erschöpft auf den schwarzen Stuhl.

„Du siehst beschissen aus, was ist los?“, fragte er mich besorgt, während er mir eine Speisekarte in die Hand drückte und mich aufmerksam musterte. Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt darüber reden wollte. Über Isabella und diese … seltsamen Gefühle.

„Edward? Ich dachte, wir wären hier, um zu reden? Also – wie kann ich dir helfen? Sprich mit mir“.

„Quattro Stagioni“, murmelte ich leise vor mich hin und wusste zumindest, für welche Pizza ich mich entschieden hatte, wenn auch nicht, für welche Frau. „Oh, tut mir leid, natürlich. Entschuldige bitte“, sagte ich nun zu meinem Bruder und legte die Speisekarte weg.

Kurz darauf kam der Kellner, nahm unsere Bestellungen auf und war wieder weg.

Mit einem tiefen Seufzen stützte ich meine Ellenbogen auf den Tisch und vergrub das Gesicht in meinen kalten Händen. Ein paar Mal rieb ich fest daran auf und ab, doch dann rief mich Jazz auf den Plan.

„Es geht um Isabella, oder?“

Meine Unterarme fielen kraftlos auf den Tisch und ich starrte ihn an.

„Was? Warum…“

„Gott, Edward, ich kenne dich seit 26 Jahren“, gluckste er, „ich weiß, was in dir vorgeht, also … was ist passiert?“ Er lächelte mich liebevoll an, und dieses Lächeln war so warm und herzlich, dass ich es tatsächlich schaffte, ihm von meinen Problemen zu berichten.

„Du weißt doch, dass Isabella diejenige ist, mit der ich in dieser verhängnisvollen Nacht stundenlang gevögelt habe?“ Er nickte. „Gut. Nun, Jazz, es hat sich – sehr zu meinem Leidwesen – etwas verändert, was sich nicht verändern hätte dürfen“. Er sagte kein Wort, hörte einfach zu und machte eine Handbewegung, wonach ich einfach weitersprechen sollte, und das tat ich auch. „Okay, also raus damit – Ich denke, ich bin auf dem besten Wege, mich in die Verlobte meines Vaters zu verlieben. Toll, oder?“ Jasper kommentierte meine Beichte mit einem leisen „Fuck“, während ich furchtbar nervös wurde und mit meinem Fingernagel kleine goldene Buchstaben von der Hülle der Speisekarte kratzte.

Es war die Adresse der Pizzeria, die meiner Nervosität zum Opfer fiel, und als ich gerade bei der Hausnummer angekommen war, meldete sich mein Bruder wieder zu Wort.

„Du musst dort weg, Edward. Solange du Isabella immer wieder über den Weg läufst, wird es nicht besser“. Ich sah ihn an und schüttelte den Kopf. Ja, Herrgott nochmal, ich wusste, dass er recht hatte, aber ich konnte das nicht. Dann würde ich sie doch überhaupt nicht mehr sehen, und … oh Man, darum ging es ja.

„Ich weiß“, seufzte ich und senkte den Kopf. „Es ist nur … Scheiße, Jazz, ich mag ihre Nähe, ihren Duft, ihren …“.

„Okay, du bist verliebt. Eindeutig“. Jasper grinste. Sehr witzig, wirklich sehr witzig.

„Schön, dass du das lustig findest“, maulte ich ihn an und eliminierte im Zorn auch noch die Hausnummer auf der Speisekarte. So!

„Tut mir leid, Bruderherz. Natürlich finde ich das NICHT lustig, aber du hättest eben deinen Gesichtsausdruck sehen müssen, als du von Isabella geschwärmt hast. Wärst du eine Trickfilmfigur, hättest du fette, knallrote Herzchen in den Augen gehabt“. Glucksend legte er für sich und mich zwei Bierdeckel auf den Tisch, da sich der Kellner mit den Getränken näherte und die mit Bier gefüllten Gläser kurz darauf auf die Untersetzer stellte.

Ich nahm einen großen Schluck, unterdrückte einen kleinen Rülpser und funkelte zornig meinen Bruder an, der sich ebenfalls soeben seinem Bier widmete, gut die Hälfte vernichtete und mit einem genussvollen Stöhnen das Glas wieder weg stellte.

„Hör mal zu, Edward“, begann er nun, und ich hatte tatsächlich den Eindruck, dass er mir irgendwie helfen könnte. „Was hältst du davon, wenn wir zwei uns ein Appartement nehmen, ein Penthouse, oder sowas in der Art. Immerhin sind wir hoffentlich bald geschieden und endlich frei. Wir könnten tun und lassen, was wir wollen, niemand wird uns auch nur irgendwas vorschreiben, unser Geld ausgeben, oder uns hinterher schnüffeln. Wir werden unsere Luxuskörper regelmäßig auf die Piste schmeißen, uns die heißesten Hühner aufreißen und uns ein schönes Leben machen. Na? Was meinst du?“ (Beta-A/N: Dafür! Elke, kannst du mir noch sagen, wo sie wohnen? Dann kann ich sie besser stalken. -->  Ok, ich verspreche dir auch, dich im Knast zu besuchen…ganz ehrlich!)

Zugegeben – die Idee war nicht schlecht. Jazz war ein sehr angenehmer Zeitgenosse, wir verstanden uns toll. Er war ein total unkomplizierter Mensch, ordnungsliebend, gepflegt und nicht zu überdreht, also ja, warum nicht?

„Yeah, hört sich gut an, Bruder. Wann geht’s los?“

„Perfekt!!“, freute er sich und hielt mir sofort die flache Hand senkrecht vor die Nase, um dagegen zu klatschen, was ich auch tat. „Ich würde sagen, wir klemmen uns heute noch hinter den Computer und checken den Wohnungsmarkt. Stress haben wir keinen, also …“, dann sah er mich an und runzelte die Stirn. „Alles in Ordnung?“

„Keine Ahnung“. Ich zuckte mit den Schultern und vergrub mein Gesicht erneut in meinen Händen. Verdammt, ich wollte doch nicht weg von ihr. Ich würde sie vermissen, wenn ich aus meinem Elternhaus ausziehen und in Seattle wohnen würde … oh ja, Cullen, sehr gut. Du vermisst die Verlobte deines Dads!

Gott sei Dank unterbrach der Kellner meine düsteren Gedanken, indem er zwei herrlich duftende Pizzas auf den Tisch stellte, ein freundliches „Buon appetito“  wünschte und wieder in der Küche verschwand.

„Was macht deine Frau?“, fragte ich, um endlich von Isabella abzulenken.

„Ex-Frau“, kicherte Jazz, und die Stimmung war gerettet. Wir lachten viel, die Gespräche während des Essens waren locker und leicht. Mein Bruder erstaunte mich, da er – solange es um Jessica ging – Schimpfwörter aus dem Ärmel schüttelte, die sogar mich rot werden ließen, und einige Male wäre ich vor Lachen fast an meiner Pizza erstickt.



Gut gelaunt und pappsatt verließen wir gegen halb zwei die Pizzeria und verabschiedeten uns. Jasper fuhr wieder in die Firma zurück und ich? Nun – ich könnte ja Tanja wieder einmal einen Besuch abstatten, also sank ich kurz darauf in meinen Vanquish und fuhr die paar Blocks, um meiner Noch-Ehefrau die Leviten zu lesen. Mein Handy hatte ich natürlich dabei, also ebenso das pikante Bildmaterial.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie mich kalt, als sie die Tür einen Spalt breit öffnete und mich von oben bis unten musterte.

„Ich freu mich auch, dich zu sehen“, log ich, schob sie zur Seite und trat einfach ein. Himmel, das war immer noch unsere gemeinsame Wohnung, also war es auch mein Recht, sie zu betreten.

Abweisend und kühl stellte sie sich neben die Couch, verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch. „Wenn du meinst, dass alles wieder gut werden würde, hast du dich getäuscht“, fauchte sie, ließ ihre Augen jedoch sehnsüchtig über meinen Körper wandern.

„Sicher nicht“, lachte ich sarkastisch auf und griff nach meinem Handy, mit dessen Hilfe ich sie nun vernichten würde. „Du hast dich ja ziemlich schnell getröstet, kann das sein?“ Verwirrt starrte mich Tanja an und runzelte die Stirn.

„Was … wie meinst du das?“

„Nun, wenn man mitten in einer Scheidung steckt, sollte man etwas vorsichtiger sein und sich nicht von irgendwelchen Typen an schmalen Hauseinfahrten befummeln und küssen lassen“. Yeah, wie geil. Völlig perplex keuchte sie auf, schüttelte den Kopf und fiel erschöpft auf die Couch.

„Es ist nicht so, wie du denkst“.

„Ach ja? Das war doch ziemlich eindeutig, meine Liebe“, erwiderte ich grinsend und setzte mich neben sie.

„Du hast keine Beweise“, murmelte sie, hatte jedoch einen ziemlich nervösen Unterton in der Stimme, der sie bereits verriet.

„Oh doch, das habe ich, Tanja“, widersprach ich, öffnete den Foto-Ordner, den ich eigens für sie angelegt hatte und zeigte ihr, wovon ich sprach.

„Fuck“, flüsterte sie und begann, nervös in ihrem Haar herum zu fummeln. „Hör mal, Edward. Ja, ich gebe es zu, es gibt da jemanden. Er heißt Bob, und wir treffen uns seit drei Tagen. Es ist … nun, es hat uns erwischt, ich kann und werde es nicht leugnen. Bob ist Brite, lebt in London und hat mich bereits gefragt, ob ich mit ihm kommen würde“. Boah, das ging aber fix.

„Und du denkst nicht, dass dies alles ein bisschen zu schnell gehen könnte?“ Plötzlich änderte sich die Stimmung und aus dem zerstrittenen und von einander angewiderten Ehepaar Cullen wurden zwei Freunde, die ihrer Wege gingen – getrennt. „Bist du dir sicher, dass du sogar den Kontinent wechseln willst, um mit ihm zusammen zu sein? Wirklich, Tanja?“

„Ja, Edward. Auch, wenn es seltsam klingt, aber wir lieben uns“. Sie seufzte tief und lächelte mich an. „Ich bin also mit der Scheidung einverstanden. Lass uns das so schnell wie möglich erledigen, ja? Ich stelle keinerlei Ansprüche und werde bald die Vereinigten Staaten verlassen. Du kannst natürlich das Appartement behalten, ich brauch es ja nicht“. Verdammt, was für eine geniale Wende? Erleichtert sank ich nach hinten und grinste meiner Noch-Frau ins Gesicht.

„In Ordnung“, murmelte ich zufrieden, „dann werde ich mal bei Gericht anrufen und einen Termin für eine einvernehmliche Scheidung beantragen“.

„Mach dir keine Mühe, das hab ich schon“. Erstaunt sah ich sie an. „Kommenden Dienstag, 11.30 Uhr, dann ist es vorbei. Bob hat bereits für Dienstagabend zwei Flüge nach London gebucht“.

„Wow…“, flüsterte ich und fiel ihr um den Hals. Ich konnte einfach nicht anders. Wie sehr hatte ich mich vor einer widerlichen Scheidung gefürchtet, in welcher tonnenweise Schmutzwäsche gewaschen worden wäre, doch alles löste sich in Wohlgefallen auf. „Ich wünsch dir wirklich alles Gute“, flüsterte ich an ihrem Hals, überglücklich, mir eine schlimme Schlammschlacht erspart zu haben.

Dann ließ ich sie los, drückte ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn, erhob mich und ging zur Tür.

„Edward?“ Ich hielt inne, drehte mich um und sah Tanja an. „Diese Kratzer in deinem Nacken – wirst du mir jemals sagen, wer das war?“ Ich schluckte und schüttelte den Kopf.

„Nein, das … das werde ich nicht, es tut auch nichts zur Sache“, erwiderte ich kühl, versprach, am Dienstag pünktlich bei Gericht zu erscheinen und verließ fast panisch die Wohnung – MEINE Wohnung. Fuck, wie geil.

Während ich ausgesprochen gut gelaunt die Treppe nach unten lief, drückte ich die Kurzwahltaste zwei und erzählte Jazz von den vergangenen Minuten, die mein Leben in ein perfektes Licht rückten und mir ein Dauergrinsen auf das Gesicht zauberten. Die Suche nach einem Appartement hatte sich somit auch erübrigt, und überglücklich fuhr ich nach Forks.



Laut pfeifend kickte ich hinter mir die Haustür zu, schmiss gekonnt meine Lederjacke auf den Garderobehaken, schlüpfte aus meinen Chucks, ging in die Küche und holte mir ein Bier. Das musste doch gefeiert werden, oder etwa nicht?

„So gut gelaunt?“, fragte mich Dad, der soeben hektisch durch die Tür geschossen kam und nervös seinen Blick durch den ganzen Raum gleiten ließ.

„Yeah. War eben bei Tanja. Sie hat sich in einen Briten verliebt und wird nach einer einvernehmlichen und harmlosen Scheidung am kommenden Dienstag mit ihm die Staaten verlassen“. Grinsend öffnete ich die Flasche und nahm einen großen Schluck des kühlen Blonden, welches sogleich göttlich durch meine Kehle prickelte und seinen Weg in den Magen fand.

„Hey, das ist ja fantastisch“, jubilierte Dad, war aber noch immer verflucht nervös.

„Suchst du etwas?“, fragte ich, voll in der Gewissheit, ihm zu helfen, was immer es auch war.

„Ja, meine Schlüssel“, erwiderte er. Gerade, als ich wissen wollte, warum er sie denn so dringend brauchte, fuhr er fort. „Ich muss weg, Edward. Ein Kollege von mir, der eigentlich zu einem Seminar nach New York fliegen sollte, hatte einen Autounfall und fällt für längere Zeit aus. Also muss ich das wohl übernehmen und werde für eine Woche weg sein. Ah, da sind sie ja“. Erleichtert griff er nach seinem Schlüsselbund, der sich auf der kleinen Kommode unter dem Fenster befand und steckte ihn ein. „Ach, Sohn, ich hätte eine Bitte an dich“. Mit einem flehenden Ausdruck in den Augen starrte er mich an und legte seine rechte Hand auf meine Schulter.

„Ich weiß, dass du und Isabella euch nicht wirklich prächtig versteht“, Gott,  wenn er wüsste…, „aber ich bitte dich, hier zu bleiben. Mir ist klar, dass du mitten in der Scheidung steckst und irgendwann ausziehen wirst, aber nicht jetzt. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, Bella allein in diesem großen Haus zu lassen, also bitte – tust du mir diesen Gefallen?“ Mit einer kleinen Portion schlechten Gewissens schaute er mich an und wartete gespannt auf  meine Reaktion.

Und was genau sollte ich nun sagen? ‚Bitte Dad, tu mir das nicht an, denn ich habe das Gefühl, dass ich in dieser Woche mit deiner Verlobten im Bett landen werde‘, oder sowas in der Art? Ich leerte mit einem einzigen, gierigen Schluck meine Flasche und stellte sie weg.  

Andererseits wollte ich aber auch nicht, dass er sich in New York ständig Sorgen um Isabella machen müsste, also wusste ich rasch, wie ich antworten sollte und tat es dann auch.

„Natürlich, mach dir keine Sorgen. Ich werde auf alle Fälle hier bleiben, bis du wieder nach Hause kommst. Wenn du wieder da bist, werde ich mit Jazz in mein Appartement ziehen und euch Turteltauben eurer Zweisamkeit überlassen“. Toll, und nun war mir schlecht.

„Sehr gut, vielen Dank, mein Sohn. Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann“. Er umarmte mich kurz, klopfte väterlich auf meinen  Rücken und löste sich wieder von mir. „Ich muss los, mein Flug geht in einer Stunde“

„Soll ich dich zum Flughafen bringen?“, fragte ich, doch er bedankte sich und winkte ab, da er selber fahren wollte. Raschen Schrittes eilte er in den Flur, wo Isabella bereits mit einem traurigen Gesichtsausdruck auf ihn wartete und mir einmal mehr die Luft zum Atmen nahm.

Sie trug ein schlichtes, schwarzes, beinahe bodenlanges Kleid, welches mich irgendwie an einen Schlauch erinnerte. Es hatte lediglich schmale Spaghettiträger und auch sonst keine optischen Ablenkungen, aber es schmiegte sich an diesen wundervollen Körper wie eine zweite Haut und brachte ihre gottverdammten Kurven so zur Geltung, dass ich mich wirklich bemühen musste, meinen Blick von ihr zu nehmen.

„Ich werde dich vermissen, Liebes“, flüsterte er, stellte sich vor sie und küsste sie mit einer Leidenschaft, die mir ein wirklich übles Gefühl im Magen bescherte. Mit zusammengekniffenen Augen drehte ich mich weg, fummelte auf einem Bild an der Wand herum und wandte mich wieder den beiden zu, als sie sprachen und ich sicher sein konnte, dass die Küsserei  beendet war.

„Ich dich auch“, erwiderte Isabella leise, drückte ihm einen letzten, kleinen Kuss auf den Mund und nach einem „Bye, Sohn, bis in einer Woche“ waren wir allein.

Kaum hatte Dad das Haus verlassen, erfüllte sich die Luft mit einem Knistern, welches sich beinahe so anfühlte, wie jenes im Fahrstuhl, kurz bevor ein Blitz ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Wir standen ganz bestimmt fünf Meter voneinander entfernt – sie neben der Haustür, ich am Flur Richtung Küche, und doch fühlte ich eine elektrische Spannung, die mich unruhig werden ließ.  

Verdammt, Dad hatte vor nicht einmal zwei Minuten das Haus verlassen, und wir standen uns gegenüber wie zwei Raubtiere, die jeden Moment übereinander herfallen würden. Wenn das die ganze Woche so wäre, müssten wir wohl unweigerlich im Bett landen. Früher oder später könnten wir diesen Drang nicht mehr zügeln und würden dort weitermachen, wo wir im Fahrstuhl aufgehört hatten … Fuck.

„Isabella, ich …“, ergriff ich wichtiger weise das Wort, hatte aber eigentlich keine Ahnung, was ich eigentlich sagen sollte. Also schüttelte ich nur leicht den Kopf, ignorierte dieses heiße Kribbeln, welches längst von meinem Körper Besitz ergriffen hatte, und ging langsam zur Treppe, die zu meinem rettenden Zimmer führte. Gott, ich musste ihr widerstehen, durfte die Abwesenheit meines Vaters nicht ausnutzen, Himmel, ich musste hier weg. Aber schnell.

Gerade, als ich die Treppe nach oben stürmen wollte, machte sie einen geschmeidigen Satz nach rechts, sprang auf die dritte Stufe und versperrte mir den Weg. Völlig perplex stand ich vor ihr und starrte sie an. Unsere Gesichter waren auf gleicher Höhe, und ihr unvergleichlicher Duft stieg mir in die Nase, als sie zu sprechen begann.

„Was ist los? Warum flüchtest du vor mir? Was hab ich dir getan?“, überschüttete sie mich mit Fragen, die ich absolut nicht beantworten wollte, also blieb ich stumm. „Sprich mit mir, Edward … Bitte …“ Ihre Stimme wurde immer leiser und brach.

„Geh weg“, war leider Gottes alles, was ich über meine zittrigen Lippen brachte, obwohl mein Körper etwas anderes sagte. Er verzehrte sich nach diesem göttlichen Weib, wollte sie schmecken, riechen, fühlen. Meine Hände wollten sich auf diese gottverdammt sexy Taille legen, sich in ihrem Haar vergraben, ihre prallen Brüste massieren … doch sie durften nicht.

„Nein!“. Sie spreizte ihre Beine über einen Großteil der Stufe, sodass sich dieses schwarze Kleid über ihre perfektenBeine spannte, verschränkte die Arme vor ihrer Brust, zog eine Augenbraue hoch und wirkte plötzlich so stark, dass eine unheimliche Angst meine Atmung blockierte.

„Was soll das? Lass mich vorbei“, forderte ich, unterdrückte diese seltsame Angst und krallte schnaufend vor Wut meine Hände in das Geländer. Mein Herz pochte mir bis zum Hals, und unbändiger Zorn brodelte durch meine Venen, als ich sie keuchend anstarrte und jeden Moment damit rechnete, dass sie zur Seite weichen würde, doch sie tat es nicht.

„Nein!“, sagte sie wieder und schüttelte den Kopf. „Sprich mit mir, dann lass ich dich gehen. Wohin du willst – auch wenn dich deine Schritte zu Leah führen“. Seufzend senkte sie den Kopf, vermied jeglichen weiteren Blickkontakt, und ich bemerkte deutlich, dass sie nach den letzten Worten zu zittern begann.

Meine Finger taten bereits weh, krallten sich so heftig in das Holz des Geländers, dass ich nur noch darauf wartete, ein Splittern zu spüren, doch dann gab ich auf. Sie hatte ja recht, Herrgott nochmal, mein Abgang aus dem Waschraum war wirklich nicht die feine englische Art. Aber was sollte ich ihr denn sagen? Die Wahrheit?

„Gut, dann komm“, flüsterte ich, grinste, nahm sie an der Hand und zog sie nach oben. Kurz, bevor ich sie in mein Zimmer zerren wollte, fiel mir ein, dass sich darin ein großes Bett befand. Nicht gut. Ich runzelte die Stirn, machte kehrt, ging mit ihr wieder die Treppe nach unten und … nein, nicht ins Wohnzimmer, die Couch… Letztendlich drückte ich sie auf einen Stuhl in der Küche, nahm ihr gegenüber Platz und versuchte, ruhig und ausgeglichen zu wirken, doch es gelang mir irgendwie nicht.

Ein amüsiertes Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch sofort war sie wieder ernst und fixierte mich. Isabella stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte ihre Finger und legte abwartend ihr Kinn darauf. „Also – ich höre?“

Ich holte tief Luft, hielt sie kurz an und stieß sie schwallartig wieder aus.
„Nun …“, Scheiße, und jetzt? Ach, raus damit. „Du weißt, dass du eine anbetungswürdige Frau bist, und dir ist auch bewusst, wie sehr ich den Sex im Fahrstuhl mit dir genossen habe. Es war fantastisch, Isabella, aber wie gesagt, es WAR. So vieles hat sich geändert, und es gefällt mir nicht. Du hast deine Wahl getroffen und wirst meinen Vater heiraten, während ich …“, ich senkte meinen Kopf, wollte ihre Augen nicht mehr sehen, „…Himmel, Isabella…“, nuschelte ich gegen die Tischplatte und spürte mein Herz, welches jeden Moment drohte, in meiner Brust zu implodieren. „Meine Gefühle für dich, auch sie haben sich verändert. Es sind nicht nur der Sex und dein wundervoller Körper, die mich so unendlich anziehen, denn das bist mittlerweile … DU, und das macht mich kaputt. Ich kann damit nicht umgehen, und genau deshalb werde ich dieses Haus verlassen und mit Jazz in mein Appartement ziehen, sobald Dad wieder hier ist. Ich ertrage diese ganze Scheiße nicht mehr und werde mich von dir fernhalten, so gut es eben geht“.

Langsam hob ich meinen Kopf, schaute in ihre Augen und erstarrte, als ich Tränen darin glitzern sah. Verdammt, warum weinte sie? Sie verwirrte mich so sehr, dass ich sie einfach nur anstarrte und darauf wartete, ihre Stimme zu hören, doch sie sagte … nichts. Kein Wort.

„Warum genau weinst du jetzt?" Sie schwieg. "Fuck, Isabella, nun sprich mit mir. Ich habe dir gesagt, was Sache ist, also bitte – tu du es auch“.

„Bitte geh nicht weg“, flüsterte sie und kämpfte erfolglos gegen ihre Tränen an.

„Ich muss“, erwiderte ich leise und senkte neuerlich den Kopf. „Ich kann so nicht weitermachen, denn irgendwann bin ich zu schwach und kann dir nicht mehr widerstehen. Aber verdammt…“, ich schaute sie an und schlug mit den Händen fest auf den Tisch, „ … es darf nicht sein, verstehst du? Ich liebe meinen Dad, und du liebst ihn auch. Also ist wohl alles klar, oder? In dieser Woche werde ich versuchen, mich so gut wie möglich von dir fernzuhalten, und dann werde ich gehen. Das ist mein letztes Wort, Isabella, es tut mir leid“.

Kaum hatte ich ausgesprochen, klingelte mein Handy. Ich zog es aus meiner Jeans und hob ab.

„Hi Edward, hier ist Leah“. Leah?? Woher zum Teufel hatte sie meine Nummer?

„Dein Dad hat mir deine Nummer gegeben, er meinte, du hättest sicher nichts dagegen, nachdem du ja so schnell aufgebrochen bist und wir nicht mehr dazu gekommen sind, sie selbst auszutauschen“. Okay, somit hätten wir das auch besprochen.

„Oh, schon in Ordnung. Hi, Leah“, erwiderte ich und sah, dass Isabella bei der Erwähnung dieses Namens zusammenzuckte und förmlich in sich zusammenfiel. „Wie geht’s?“

„Geht gut, vielen Dank. Ich wollte dich nur fragen, ob wir uns heute Abend sehen könnten. Ich meine, natürlich nur, wenn du das willst“. Wollte ich denn? Nein, nicht wirklich. Auf der anderen Seite wollte ich aber auch nicht die Zeit mit meiner … Mom verbringen, also, was sollte ich tun?

„Tut mir leid, Leah, aber heute kann ich nicht. Ich habe meinem Bruder bereits versprochen, den Abend mit ihm zu verbringen, ein anderes Mal gern“, log ich und merkte, dass Isabella sich entspannte. Ich sah sie an und verschmolz für einen kurzen Augenblick mit ihren wundervollen Augen, die mich mit so einer tiefen Sehnsucht fixierten, dass ich froh war, nicht gestanden zu haben, da ich sicher weiche Knie bekommen hätte nach diesem Blick. Spätestens jetzt war ich mir sicher, dass sie ähnlich für mich fühlte, wie ich für sie. Aber warum sagte sie dann nicht die Hochzeit ab und entschied sich für mich, Herrgott nochmal? Was um alles in der Welt verstand ich an dieser ganzen Scheiße nicht?

„Edward? Bist du noch da?“

„Ja, natürlich, entschuldige bitte. Also, Leah, ich muss dann los. Du hast ja nun meine Nummer. Melde dich wieder, sonst ruf ich dich an, in Ordnung?“

„Gut. Ich würde mich freuen, wenn ich wieder etwas von dir hören würde“, schnurrte Leah ins Telefon, und nach einem fast ein wenig zu kalten „Bye“ legte ich auf. Nachdem ich das Handy auf den Tisch gelegt hatte, fuhr ich mir einmal fest über das Gesicht und lenkte meinen Blick auf Isabella, die irgendwie erleichtert wirkte und lächelte.

Minutenlang saßen wir in der Küche und schwiegen uns an. Kein einziges Wort kam über unsere Lippen, und irgendwann stand ich auf. Es war kurz nach vier, als ich das dringende Gefühl verspürte, von hier verschwinden zu müssen, also ging ich in den Flur und schlüpfte hektisch in meine Chucks.

„Wo gehst du hin?“. Ich hörte Bellas nackte Füße, die über den Parkettboden tapsten und mir folgten.

„Keine Ahnung“, erwiderte ich ehrlich und zuckte mit den Schultern. Ich wusste wirklich nicht, wohin genau ich flüchten sollte, doch eines war mir klar  - ich musste weg.

„Bitte bleib hier“, bat sie leise und nahm mir die Lederjacke aus der Hand, die ich soeben vom Haken genommen hatte. „Ich koche was Feines und wir machen uns einen gemütlichen DVD-Abend, ja? Wie … Mutter und Sohn“. Dann begann sie, entzückend zu kichern und lachte sich kurz darauf schlapp.

Ich stimmte mit ein, empfand ihren Vorschlag für gut und entledigte mich wieder meiner Chucks.

Isabella blühte in den nächsten eineinhalb Stunden förmlich auf, zauberte ein ausgezeichnetes Risotto, deckte liebevoll den Tisch und verwöhnte mich, wie meine … Mom. Bei diesem Gedankten lachte ich laut auf, schob mir genüsslich den letzten Rest dieser wunderbaren Mahlzeit in den Mund und grinste in das Gesicht meines verwirrten Gegenübers.

In kurzen Worten erklärte ich ihr den Grund meines Lachens, und sie schloss sich mir an. Die Stimmung war einfach fantastisch, alles lief bestens, und ich war wirklich froh, nicht das Weite gesucht zu haben. Gemeinsam räumten wir das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine, putzten die Küche, schnappten uns zwei Bier aus dem Kühlschrank und schmissen uns kurz darauf bestens gelaunt auf die Couch.

Isabella studierte die DVDs, schrie irgendwann total verzückt „Troja!!“, und ich stimmte ihrer Wahl umgehend zu. Die nächsten zwei Stunden verbrachte sie damit, von Brad Pitt zu schwärmen, während ich, ja, ich gebe es zu, von ihr schwärmte.  

Diese Frau war wahnsinnig leidenschaftlich, impulsiv und begeisterungsfähig. Ihre Arme und Beine flogen bei den Kampfszenen durch die Luft, als wäre sie live dabei, sie fluchte wie ein alter Matrose, und heulte wie ein Schlosshund, als Achilles von Paris‘ Pfeil niedergestreckt wurde und starb.

Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich sie anhimmelte, jedes einzelne Wort von ihr aufsaugte und jede Bewegung speicherte, um jederzeit darauf zurückgreifen zu können, wenn ich … Gott, ich würde sie vermissen.

Aus einem Bier wurden fünf, und ziemlich besoffen packten wir nach dem Ende des Films die zehn leeren Flaschen und räumten sie weg. Glucksend und nicht mehr ganz Herr über unsere Sinne standen wir nun vor der Treppe und wussten nicht, wie es weitergehen sollte.

„Danke für den netten Abend“, sagte sie leise, schaute mich durch ihre dichten, tiefschwarzen Wimpern an und lächelte so bezaubernd, dass sie mir damit ein tiefes Seufzen entlockte.

„Ja…“, hauchte ich, nicht fähig, einen vollständigen Satz über meine Lippen zu bringen. Der Alkohol vernebelte mein gesamtes Denken, und irgendwie begann ich zu überlegen, was denn eigentlich dagegen sprechen würde, wenn ich mir nähme, was ich wollte. Gott, ich sehnte mich so sehr nach ihr, und ich hätte wirklich alles gegeben, wenn ich sie einfach packen, über meine Schulter werfen und auf mein Bett hätte fallen lassen können, doch … Dad.

„Ich wünsche dir eine gute Nacht, Isabella. Träum was Schönes“, dann ließ ich sie einfach stehen und ging seufzend nach oben.

„Also von dir …“, sagte sie laut und deutlich, und ich erstarrte. Langsam drehte ich mich um und sah sie nur an.  Hier war sie wieder – diese Sehnsucht in ihren Augen, und sie machte mich schwach.

„Wenn ich dich schon nicht haben kann, lass mich wenigstens von dir träumen“, fügte sie nun leise hinzu, betrat die Treppe, drängelte sich an mir vorbei, sodass ich ihren Körper spüren und ihren wundervollen Duft riechen konnte, und verschwand mit einem gehauchten „Gute Nacht“ in ihrem Zimmer. Nein, im dem meines Dads, welches nun auch ihres war. Darin befand sich auch ein Bett, aber in einem Monat wäre es das nicht mehr, sondern ein EHEbett.

„Fuck“, maulte ich in die abendliche Stille, schleppte mich mühsam nach oben, öffnete meine Tür, schmiss sie wütend hinter mir zu und ging schnurstracks ins Bad.

Dort genehmigte ich mir eine heiße Dusche, trocknete mich fein säuberlich ab, putzte mir die Zähne, kuschelte mich kurz darauf müde in mein Kissen und deckte mich zu.

Gegen Mitternacht wälzte ich mich noch immer hin und her, konnte dieses ganz bestimmte Plätzchen im Bett einfach nicht finden, welches mich  sanft entschlummern ließ.

‚Hol sie dir, Tiger‘, schnurrte dieser beschissene Teufel unaufhörlich in meinem Kopf, doch ich blieb stark. Zur Hölle, Dad war gerade mal ein paar Stunden weg, und dieser Krieg – Herz gegen Verstand – tobte bereits so heftig in mir, dass ich keinen Schlaf finden konnte? Fantastisch.

Mit einem  angepissten „Halt die Klappe, du Arsch“ legte ich mich auf den Bauch, streckte die Beine weit von mir und machte endlich das, wonach ich mich so sehr sehnte. Schlafen …

(6) Rendez-vous mit Ms. Brandon


„Yeah, Baby, gibs mir, zeig, was du kannst. Ich will dich schreien hören“, keuchte ich, während ich mit aller Wucht in sie hämmerte. Ich war grob, fickte sie wie ein Tier, denn dies alles erfüllte außer meiner eigenen Befriedigung nur einen einzigen Zweck. Isabella sollte sie hören...

„Oh mein Gott, EDWARD!!“, schrie Leah unter mir, während ich halb kniend meinen Schwanz unerbittlich in sie rammte. Sie wurde immer lauter, schrie, stöhnte und rief meinen Namen in das Dunkel der Nacht, krallte sich in meine Unterarme und warf ihren Kopf hin und her. Die Anwesenheit meines Dads und die Gewissheit, dass er dies alles hören würde, waren mir scheißegal, er war ohnehin einiges von mir gewöhnt. Aber Isabella, ja, sie sollte es hören – alles. Sie sollte sich darüber im Klaren sein, was ihr entgeht, verdammt nochmal.

„Du kannst noch mehr, ich weiß es. Lass es raus, Baby“, stöhnte ich und griff auf meine letzten Kraftreserven zurück. Durch die heftigen Stöße donnerte mein Bett im selben Rhythmus gegen die Wand, in welchem ich die Frau unter mir traktierte, und ich spürte, dass sie kam. Laut schreiend explodierte sie um mich herum, drückte mir schmerzhaft ihre modellierten Fingernägel in meine Schenkel, und mit einem lauten Stöhnen folgte ich ihr.

„Oh Scheiße, das war fantastisch“, schnurrte Black Beauty neben mir und schmiegte sich seufzend an meinen Hals. Wollte ich das denn? Vorsichtig schob ich sie ein Stück von mir weg, zog das Kondom von meinem befriedigten Schwanz, knotete es zusammen und schmiss es einfach weg. Wieder schmiegte sie sich an mich, doch ich wollte nur noch schlafen und tat es letztendlich auch.


*****



Mittwoch, 18.Juli


„Guten Morgen, schöner Mann“. Hmmm ... irgendwie hatte ich Isabellas Stimme anders in Erinnerung, aber naja, vielleicht hörte sie sich um diese Zeit einfach anders an, das könnte durchaus sein. Blinzelnd öffnete ich meine Augen, schloss sie sofort wieder, weil es eindeutig zu hell in diesem Zimmer war, versuchte es allerdings gleich nochmal.

Lächelnd drehte ich meinen Kopf zur Seite, sah sie an und … „FUCK!!“

Mit einem entsetzten Keuchen schoss ich hoch und starrte mit weit aufgerissenen Augen Löcher in die Luft. Zur Hölle, das war nicht Isabella, wie kam ich denn darauf? Nein, das war  … ja, ich erinnerte mich – Leah. Mit einem tiefen Seufzen fiel ich ins weiche Kissen zurück und schloss erneut meine Augen in der Hoffnung, sie nie wieder öffnen zu müssen.

„Was für eine nette Begrüßung. Ein einfaches 'Guten Morgen' hätte auch gereicht“, murmelte Black Beauty neben mir, setzte sich auf und krabbelte langsam aus dem Bett. Verdammt, sie sollte gar nicht hier sein, hier bei mir. Aber hey, ich könnte doch diese ganze Aktion ausbauen, mit Leah freudestrahlend beim Frühstück erscheinen und Isabella damit weiter provozieren. Was für eine geile Idee. (Beta-A/N: Du Arschloch -->  Boah, wie redest du mit meinem Schatzi? Nimm dich bloß in Acht, sonst hol ich meine Handtasche…*grml*)

„Tut mir leid“, säuselte ich sie an, zog sie an ihrem Oberkörper zurück und schenkte ihr mein unschuldigstes Lächeln, was sie Gott sei Dank grinsen ließ. „Ich hab wohl schlecht geträumt“.

Sofort wurde sie weich, streichelte über meine Wange und drückte mir einen schnellen Kuss auf die Lippen. Leah war wirklich eine Schönheit, der Sex war gut, und irgendwie machte es mir nichts mehr aus, dass sie bei mir war. Abgesehen davon war ich mir sicher, dass ich sie immer wieder haben könnte, wenn mir danach war, also beschloss ich, lieb zu ihr zu sein und küsste sie zurück.

„Bock auf Frühstück?“, fragte ich sie, doch sie schüttelte den Kopf.

„Ich würde lieber vorher duschen, aber dann gerne“. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich kein Problem damit hätte, deutete mit dem Kopf in Richtung Bad und sah ihr dabei zu, wie sie nackt durch das Zimmer tapste und neben der Tür stehen blieb. „Kommst du mit?“

Für einen kurzen Augenblick überlegte ich hin und her, doch dann dachte ich 'Warum nicht?'. Grinsend griff ich zu meinem Nachttisch, holte ein Kondom heraus, ging ihr nach und schob sie ins Bad.

Dort drückte ich sie gegen den Waschtisch, drehte sie um nahm sie hart. Wieder schrie sie das ganze Haus zusammen, und ich freute mich über meine Wahl. Eine Frau, die beim Sex keinen Ton von sich gab, wäre hier wohl fehl am Platz gewesen, also trieb ich sie wieder ans Äußerste, ließ sie meinen Namen schreien und schmiss kurz darauf den nächsten verknoteten Gummi weg.

Danach stiegen wir gemeinsam unter die Dusche, hatten großen Spaß dabei und lachten viel. Irgendwie mochte ich sie, wir verstanden uns gut. Nach der Körperpflege trockneten wir uns ab, ich gab ihr eine von unseren Gästezahnbürsten, und nach dem Zähneputzen zogen wir uns an.

„Wenn Sie mir bitte folgen würden“, säuselte ich charmant, öffnete meine Tür und schob sie hinaus. Glucksend hakte sie sich bei mir ein und kichernd gingen wir nach unten, schnurstracks auf die Küche zu. Isabella und Dad waren bereits da – perfekt.

„Guten Morgen, Sohn“, grinste mir mein Vater entgegen, „Hunger?“ Ich nickte und drehte meinen Kopf fragend zu Leah, die schüchtern neben mir stand.

„Dad, Isabella, das ist Leah“, stellte ich Black Beauty vor, „Leah, das ist mein Vater, und das ist … meine zukünftige Stiefmutter“, vollendete ich die Vorstellungsrunde und deutete mit dem Kopf auf die, von denen ich sprach.

„Freut mich sehr“, sagte Dad, erhob sich und nahm zwei Tassen aus dem Schrank. Isabella sagte … nichts. Für einen Augenblick sah sie mich an und ich wusste, ich hatte gesiegt. Schmerz, Wut, Eifersucht, Traurigkeit und unbändiger Zorn sprühten gebündelt aus ihren Augen und schienen mich zu verbrennen. Vollkommen teilnahmslos erwiderte ich ihren Blick, gab ihr aber mit einer leichten Kopfbewegung in Leahs Richtung zu verstehen, dass sie etwas sagen sollte, verdammt nochmal.

„Ich freu mich auch“, würgte Isabella hervor und nahm einen Schluck aus der griftgrünen Tasse, die ich von gestern schon kannte.

„Vielen Dank, schön, Sie kennenzulernen“, hauchte Leah, lächelte mich verlegen an und nahm genau Isabella gegenüber Platz. Ich setzte mich neben sie und grinste frech durch die Runde.

„Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass ihr hungrig seid … nach DIESER Nacht“, kicherte Dad, und Leah wurde rot. Grinsend legte ich meinen Arm um sie, drückte ihr einen Kuss auf den Mund und genoss einen großen Schluck meines perfekt temperierten Kaffees. Herrlich. So, nun aber ans Werk. Ich schnappte mir ein Brötchen, schnitt es durch und … hatte eine böse Idee.

„Mom, würdest du mir bitte die Butter reichen?“, sagte ich in Isabellas Richtung und war mir sicher, dass sie mich am liebsten getötet hätte. Hier und jetzt und auf eine schreckliche und gottverdammt schmerzhafte Art.

„Aber natürlich“, erwiderte sie zuckersüß, hob das rechteckige Porzellanschälchen auf, warf einen schnellen Blick zu Carlisle und Leah, die mit etwas anderem beschäftigt waren, und kippte mir mit Genuss die Butter auf den Schoß.

„Oh mein Gott, das tut mir leid“, keuchte sie gespielt schockiert, schoss hoch, nahm das cremig-weiße Lebensmittel von meinem Schenkel und klatschte es auf das Schälchen zurück. Ich war so perplex, dass ich mich nicht einmal bewegen konnte und starrte sie lediglich an.

„Liebling, was machst du denn da?“, schnaubte mein Dad und begann sofort, mit einem Wischtuch auf meiner Jeans herum zu tupfen, doch der fettige Fleck blieb.

„Was bin ich auch so ungeschickt“, tadelte sich Isabella selbst, schüttelte seufzend den Kopf und nahm mich an der Hand. „Komm mit, ich hab es verbockt, also werde ich dir auch helfen“. Sie schenkte Leah ein unechtes Lächeln, zog mich hoch und hinter sich her.

Wenige Sekunden später fiel meine Zimmertür ins Schloss und meine zukünftige Mom funkelte mich an. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment explodieren oder mindestens in Flammen aufgehen, doch mir machte das Spaß. Ich fühlte mich stark und genoss die kleinen Siege, die ich seit gestern Abend über sie erringen konnte.

„Und du meinst tatsächlich, dass ich dabei Hilfe brauche, wenn ich mir eine frische Jeans anziehen muss?“, fragte ich sie glucksend, als ich mich auf den Weg zum Kleiderschrank machte und erstarrte, weil ich soeben einen schrillen Schrei vernahm.

Sofort schoss mein Kopf in ihre Richtung, doch als ich sah, warum sie schrie, konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen. Sie hopste auf einem Bein quer durch das Zimmer, schmiss sich aufs Bett und rubbelte angewidert über den nackten rechten Fuß. Fuck, dieser Raum war wirklich groß, dennoch hatte sie es geschafft, ausgerechnet diese kleine Stelle zu betreten, auf welcher das Kondom lag. Oh Man, ich kriegte mich überhaupt nicht mehr ein.

Ein rascher, durch Lachtränen ein wenig getrübter Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich noch eine halbe Stunde Zeit hatte, bis ich Jazz abholen müsste, also zog ich mir ganz gemütlich meine versauten Jeans von den Beinen und warf einen heimlichen Blick zu Isabella, die mich gerade blickfickte und ihre Augen langsam an meinem Körper auf und ab gleiten ließ. Perfekt.

„Schau weg“, murmelte ich und lachte auf, weil sie furchtbar erschrak und verschämt ihren Kopf auf die Seite riss, doch nun ging es los.

Gerade, als ich den Knopf meiner Jeans geschlossen hatte, kam sie langsam auf mich zu.  Mit hochgezogener Augenbraue nahm ich zur Kenntnis, dass sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte und mit einem tödlichen Ausdruck im Gesicht vor mir stehen blieb.

„Was soll dieser ganze Scheiß?“, fauchte sie mich an. Leise, zischend und irgendwie unheimlich starrte sie mich an, während ich meine Arme vor der Brust verschränkte und mich unglaublich überlegen fühlte.

„Isabella“, begann ich ganz ruhig und schaute in ihre glühenden Augen, „was erwartest du von mir? Wie oft soll ich dich eigentlich noch daran erinnern, dass du meinen Vater heiraten wirst? Du gehst mich nichts an und ich gehe dich nichts an, also sag es mir – was erwartest du? Denkst du wirklich, ich wäre dir so verfallen, dass ich nie wieder eine andere Frau anfassen würde? Sollte ich jegliche sexuelle Betätigung einstellen, nur weil es dir so gefällt? Oh nein, Isabella...“, ich lachte sarkastisch auf und schüttelte den Kopf, „...ich bin ein Mann und habe auch meine Bedürfnisse, brauche meine Befriedigung. Ich habe dir bereits gesagt, dass der Sex mit dir fantastisch war und ich ihn nur zu gerne wiederholen würde, aber ...“

„Halt die Klappe!!“, unterbrach sie mich, und augenblicklich schlug die Stimmung um.

Ich fühlte einmal mehr dieses Brodeln in meinem Inneren, welches niemals da sein dürfte. Es quälte mich, legte sich mit der Liebe zu meinem Vater an, kroch durch jede einzelne Pore meines gottverdammten Körpers und trieb mich magisch auf Isabella zu. Wieder kämpfte mein Körper gegen meinen Verstand, und ersterer gewann.

Unmittelbar vor ihr blieb ich stehen. Wie ferngesteuert hob ich meine rechte Hand, legte sie auf ihre Taille und zog sie zu mir. Zur Hölle, ich kam nicht dagegen an, es war wie eine Sucht, der ich hilflos ausgeliefert war.

„Isabella...“, seufzte ich, kurz bevor unsere Lippen aufeinander trafen und einen Kuss begannen, deren Folgen schwerwiegend waren. Ohne Rücksicht auf Verluste fielen wir über einander her, drangen mit unseren Zungen tief in den Mund des anderen ein, verschmolzen zu einer Einheit und vergaßen die Zeit. Diese Frau schmeckte so gottverdammt gut, ich konnte einfach nicht genug von ihr kriegen, und als sie begann, ihr Becken rhythmisch gegen meines zu drücken, war ich hart wie Stein.

Verflucht, was taten wir da? Jeden Moment könnten Leah oder Dad nach uns sehen, war ich denn komplett verrückt geworden? Keuchend beendete ich den Kuss, trat ein paar Schritte zurück und fixierte ihre traurigen Augen. „Ich … es tut mir leid, sowas sollte mir nicht mehr passieren. Vergiss es einfach, ja?“, flüsterte ich, fuhr mir angepisst durchs Haar und schob an meiner Erektion herum. Verdammt, ich konnte diesen Scheiß nun wirklich nicht gebrauchen, also musste ich mir rasch etwas einfallen lassen, um das wieder in den Griff zu bekommen. Dabei hatte ich sofort das Bild meiner Mom im Kopf, die vor meiner Nase mit einer Banane herum fuchtelte und mir erklärte, wie wichtig das Kalzium sei. Yeah, Bananen-Mom, und der Ständer war weg.

„Ich will es aber nicht vergessen“, flüsterte Isabella, als ich mich bereits auf den Weg zur Tür machte, und ich erstarrte. Langsam drehte ich mich um und schaute sie einfach nur an.

„Du musst...“, seufzte ich leise, kehrte ihr den Rücken zu und verließ den Raum. Seufzend lehnte ich mich im Flur an die Wand, holte tief Luft und stieß sie wieder aus. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und kämpfte gegen diesen Teufel, der mir immer wieder flüsterte, dass ich mir nehmen sollte, wonach es mir verlangte, doch er verlor. Meine innere Kraft überraschte mich selbst. Stolz stieß ich mich von der Wand ab und wollte soeben wieder nach unten gehen, als Isabella aus meinem Zimmer kam und mir in die Augen sah. Sie sagte kein Wort, doch ihr Blick war leer.

„Warum, Isabella?“

„Was meinst du?“. Ihre Stimme war eiskalt und schickte mir förmlich einen Schauer über den Rücken.

„Warum willst du meinen Vater heiraten? Sag mir bitte – WARUM??“

„Weil ich ihn liebe“.

„Das glaub ich dir nicht. Wie kannst du einen Mann lieben und gleichzeitig seinen Sohn begehren? Wahre Liebe verbietet das, Isabella, also hör auf mit diesem Scheiß“.

„Es ist aber so, ich kann es nicht ändern. Weder das eine, noch das. Tut mir leid“. Sie sah mich ein letztes Mal unendlich traurig an, kehrte mir den Rücken zu und ließ mich allein. Ich schüttelte den Kopf, seufzte tief und ging nach unten. Dort zog ich mich rasch an und ging in die Küche, um Leah zu holen, die sich prächtig mit meinem Dad unterhielt und ihr Frühstück genoss.

„Baby, ich muss los, kommst du mit?“, sagte ich zu ihr und wunderte mich gerade, wo Isabella abgeblieben war, doch letztendlich war es mir egal. Ich klatschte mir rasch ein paar Blätter Schinken auf das Brötchen, welches noch immer durchgeschnitten auf meinem Teller lag, biss herzhaft hinein, trank meinen mittlerweile nur noch lauwarmen Kaffee und ging in den Flur. An der Garderobe schlüpfte ich in meine schwarze Lederjacke und meine Boots, zupfte eine Weile an meinem weißen Hemd herum und begutachtete mich im übergroßen Spiegel, was mich zufrieden grinsen ließ.

„Sie können gerne noch bleiben und ihr Frühstück beenden“, meinte Dad zu Leah, als ich aufbruchsbereit neben ihr stand, und nickend stimmte sie zu. Auch gut, die Zeit war ohnehin schon ziemlich knapp, also hauchte ich  ihr einen Kuss auf den Mund und eilte zur Tür.

Black Beauty rief mir noch irgendwas hinterher, doch es interessierte mich nicht. Vermutlich wollte sie meine Handy-Nummer, mich wiedersehen, oder sowas in der Art, aber ich wollte das nicht. Sie war wirklich ein guter Fick, was aber noch lange nicht hieß, dass die große Liebe ausgebrochen war.

„Liebe … was ist Liebe?“, fragte ich mich selbst, während ich mich elegant in meinen Vanquish sinken ließ, die Autotür schloss und den Wagen startete. „Scheiße“, beantwortete ich sogleich meine Frage und schüttelte angepisst den Kopf. Gott, warum musste ausgerechnet Isabella diejenige sein, die zu mir in den Fahrstuhl schlüpfte? Warum musste ausgerechnet sie es sein, mit der ich diese wahnsinnigen Stunden verbracht und mich fast um den Verstand gevögelt hatte?

Und Tanja? Kein Anruf, keine wie auch immer geartete Kontaktaufnahme... seltsam. Sollte ich vielleicht nach ihr sehen? Sie fragen, wie es ihr geht? Nein, niemals.

Des Weiteren stellte ich mir die nächste Frage: Wie sollte das mit Leah weiter gehen? Sie würde doch nicht auf eine Beziehung hoffen, oder? Verdammt, ich war schon immer ein kopfloser Idiot, doch die heutige Nacht war taktisch mehr als unklug.

„Blöder Arsch“, beschimpfte ich mich selbst und schlug mit der Faust fest gegen den Beifahrersitz. Zur Hölle, ja, ich wollte Isabella. Keine Tanja, keine Leah, ich wollte SIE, und nur sie, aber warum? Mein Schwanz sehnte sich nach ihr, das stand fest, aber tat das auch mein … Herz? Nein, ganz sicher nicht. Ich fühlte mich wahnsinnig zu ihr hingezogen, verzehrte mich nach ihrem Körper, nach diesem unglaublichen Sex, doch das wars.

Punkt halb zehn stand ich vor dem Appartement meines Bruders, klopfte an und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ich Jessica nicht über den Weg laufen musste.

„Guten Morgen“, lächelte mir Jazz entgegen, bat mich herein und ersuchte mich, noch einen Augenblick zu warten, er wäre gleich soweit.

„Wo ist Jess?“, fragte ich, während ich die Ohren spitzte und meine Augen die Wohnung scannen ließ.

„Drei Mal darfst du raten“, antwortete er, bevor er in schwarze Anzugschuhe schlüpfte und nach seiner dunkelgrauen Jacke griff. Dann grinste er mich an, verdrehte die Augen und wartete tatsächlich auf eine Antwort, die auch gleich kam.

„Shoppeeeeeeeeeen“, witzelte ich, und Jasper lachte los.

„Himmel, Jazz, warum lässt du es zu, dass dieses Miststück nicht arbeiten geht? Die soll doch ihre eigene Kohle verprassen, verdammt nochmal“. Mindestens hundert Mal hatte ich ihm diese Frage bereits gestellt, doch die Antwort darauf war immer gleich.

„Das wird sie bald müssen, wenn wir geschieden sind“, gluckste er und grinste mich an. Yeah, DAS war neu. Eigentlich hätte ich jetzt mit einem 'Weil ich ein Volltrottel bin' gerechnet, doch die neue Antwort gefiel mir gut.

Kichernd verließen wir das Haus, gingen zu meinem Auto und fuhren los.

„Edward, halt an!!“, brüllte Jazz nach nicht einmal hundert Metern Fahrt, und ich riss sofort meinen Vanquish nach rechts. Gott sei Dank war niemand hinter mir, denn das hätte durchaus böse enden können.

„Spinnst du? Was ist denn los? Musst du schon wieder kotzen?“ scherzte ich, grinste ihn an und folgte verwirrt seinem starren Blick, der etwas auf dem Bürgersteig fixierte. Ohne ein Wort zu sagen, griff er nach seinem Handy, aktivierte die Kamera und schoss ein Bild. Und noch eines, und noch eines. Neugierig beugte ich mich ein wenig nach unten, sah an Jazz vorbei und … wow. Hier stand SIE, in einer schmalen Hauseinfahrt, von einem Typen an die Wand gedrückt. Tanja.

„Einfach perfekt“, flüsterte ich, als könnte sie mich hören. Die beiden küssten sich intensiv, während er an ihrem Oberschenkel auf und ab streichelte und seinen Unterleib fest gegen ihren presste.

Begeistert zog ich nun auch mein Handy aus der Jackentasche, knipste, was das Zeug hielt und grinste vor mich hin, als ich sogar ein kleines, aber gottverdammt feines Video drehte. Yeah, einfach peeerfekt.

Aber Moment mal, das war doch – noch – meine Frau. Sollte ich nicht wenigstens ein kleines Bisschen Eifersucht empfinden? Enttäuschung, Wut, gekränkte Eitelkeit? Nein, seltsamerweise empfand ich nichts, absolut nichts. Dieser Anblick war mir scheißegal, und spätestens jetzt wusste ich, wo ich hingehörte. Nämlich zu dieser Anwältin, also los.

„Fuck, du und deine Augen – ich liebe euch“, schnurrte ich zu meinem grinsenden Bruder, startete den Wagen erneut und näherte mich unserem Ziel.



„Da ist wohl jemand überpünktlich, oder?“, fauchte Ms. Brandon, als wir fünf Minuten nach zehn natürlich angemeldet in ihr Büro stürmten und keuchend vor ihr inne hielten. Jazz sah mich an, schmunzelte und näherte sich meinem linken Ohr.

„Zicke“, flüsterte er, während sie angepisst ihre Uhr fixierte, und ihr Kopf schoss hoch.

„Ich hab das gehört“, zischte sie, zog eine Augenbraue hoch und bedachte meinen Bruder mit einem tödlichen Blick. Autsch!!

„Nun, meine Herren …“, sagte sie in einem äußerst sachlichen Ton, ignorierte geflissentlich diese kleine Panne und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz, „.... Zeit ist Geld, also, wie kann ich Ihnen helfen?“

Wir setzten uns auf zwei Stühle, die unmittelbar vor diesem riesigen, hellbraunen und mit diversen Unterlagen überfüllten Holzding standen, stellten uns erst mal höflich vor, erklärten in kurzen Worten beide, was Sache war und dass wir gerne unsere Frauen loswerden würden. Schon klar, sonst wären wir wohl kaum hier.

„Also, Mr. Cullen…“

„Ja?“, sagte Jazz und sah sie aufmerksam an.

„Ich habe nicht SIE gemeint“, fauchte sie in seine Richtung, schenkte ihm einen bösen Blick und lächelte zu MIR. Fuck, Bruderherz hatte es wohl mächtig mit seiner Anwältin verschissen. Nun, egal, dann sah ich sie eben an.

„Wie sieht es aus mit außerehelichem Sex?“  Scheiße.

„Nun…“, begann ich zögernd, „…also…“, ich räusperte mich und spielte verlegen mit meinen Fingern, „…ja, da war was“. Natürlich war da was. Ich hab stundenlang meine zukünftige Stiefmutter im Fahrstuhl gefickt. Toll, oder? Yeah, ich bin der Beste.

„Ihr Männer seid doch alle gleich“, grinste Ms. Brandon und schüttelte den Kopf. Gerade, als sie den Mund erneut öffnen wollte, fiel mir allerdings ein, was wir gerade eben gesehen hatten, griff nach meinem Handy und legte es mit einem stolzen Grinsen auf den Tisch.

„Und?“, fragte sie mich, zog eine perfekt gezupfte Augenbraue hoch und  starrte auf das flache, silbrige Ding.

„Auf diesem kleinen Scheißerchen befinden sich Bilder, die Sie vielleicht interessieren könnten“, sagte ich lässig, stupste mit der Schulter gegen die von Jazz und lächelte ihn dankbar an. „Mein Bruder hat da heute etwas Tolles entdeckt, und das würde ich Ihnen gerne zeigen“. Ein stolzes Lächeln umspielte Jaspers Lippen, als ich kurz darauf Ms. Brandon das wertvolle Fotomaterial präsentierte. Schmunzelnd begutachtete sie eines nach dem anderen und begann zu kichern, als ich ihr zum krönenden Abschluss auch noch das Video zeigte.

„Das ist doch perfekt, Mr. Cullen, einfach wunderbar“, sie legte mein Handy zur Seite, strahlte mich an und klatschte ein paar Mal begeistert in die Hände. Süß. Also, ICH mochte sie.

„Aber…“. Von einer Sekunde auf die andere war sie todernst, verfiel vollkommen in den Anwalts-Modus, stützte ihre Unterarme auf den Tisch und beugte sich ein wenig vor. „Sie haben doch eindeutig etwas in der Hand, um sich eine schwierige Scheidung zu ersparen, wenn Sie verstehen, was ich damit andeuten will“.

Konnte sie denn nicht gleich sagen, wovon sie sprach? Leicht verwirrt schüttelte ich den Kopf. Sie grinste mich bösartig an, erhob sich und begann, in ihrem Büro auf und ab zu laufen.

„Weiß ihre Noch-Frau, dass Sie fremdgevögelt ha…oh, tut mir leid“. Sie errötete leicht, kicherte verlegen und war schon wieder ernst. „Also – weiß Ihre Frau Bescheid?“  Ich nickte.

„Ja, das tut sie. Auch, wenn wir nicht wirklich darüber gesprochen haben, so hatte ich in dieser bewussten Nacht einen zerkratzten Nacken, wenn Sie wissen…“

„Ich verstehe“, kicherte sie erneut. Gott, diese Frau war entzückend. Sie hatte das Herz auf alle Fälle am rechten Fleck, eine erfrischende, offene Art und strahlte etwas ganz Besonderes aus. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass sie es schaffte, sämtliche Parteien im Gericht auf ihre Seite zu ziehen, oder sie nach der Reihe um den Finger zu wickeln. Vor allem die männliche Fraktion.
Allerdings war ich mir auch ziemlich sicher, dass sie zur Furie werden konnte. Oh ja – ganz bestimmt. Allein das Gefauche wegen der fünf Minuten Verspätung…
Wie auch immer, ich mochte sie. Ein kurzer Blick zu Jazz ließ mich innerlich lachen. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, starrte finster zum Fenster raus und runzelte die Stirn. Du meine Güte – er schmollte.

„Also, Mr. Cullen“, riss sie mich aus meinen belustigten Gedanken und mein Kopf schoss hoch, aber ebenso der meines Bruders. „Mist“, schnaubte sie, als sie uns beide beobachtete, „dürfte ich Sie bei ihren Vornamen nennen? Mit diesem ‚Mr. Cullen‘ kommen wir wohl nicht weit“. Grinsend fixierte sie uns, und wir nickten.

„In Ordnung, kein Problem. Edward“, stellte ich mich vor.

„Jasper“ murmelte der Schmollende neben mir, fixierte sie für einen kurzen Moment und schaute wieder weg.

„Danke, meine Herren. Ich bin Alice“. Nun lächelte sie uns beide an, und ich bemerkte, dass Jazz sich leicht entspannte. „Edward, was ich vorhin meinte“, fuhr sie fort, „Sie sollten sich noch einmal mit ihrer Frau zusammen setzen und ihr sagen, was Sache ist. Vielleicht ersparen Sie sich eine aufwendige und sündhaft teure Scheidung, wenn sie weiß, was Sie gegen sie in der Hand haben. Zeigen Sie ihr die Fotos und vor allem das Video. Ihre Frau hat doch keine Chance, Sie wegen Untreue bluten zu lassen, wenn sie selber Dreck am Stecken hat. Wissen Sie nun, was ich damit sagen will?“ Mit einem ziemlich bösen Grinsen sah sie mich an und wartete auf eine Reaktion.

Yeah, sie hatte recht. Mit diesem genialen Foto- und Filmmaterial hätte Tanja keine Chance. Ich müsste unbedingt noch einmal mit ihr darüber sprechen, vielleicht könnten wir uns auch ohne großen Aufwand trennen. Abgesehen davon schien sie bereits in einer neuen Beziehung zu stecken, also wäre es doch durchaus möglich, dass auch sie an einer schnellen und unkomplizierten Lösung interessiert wäre.

„Was für eine gute Idee“, stimmte ich der Anwältin also zu und lehnte mich entspannt in den Stuhl.

„Gut, dann belassen wir es erst mal dabei. Checken Sie einmal die Lage, Edward, und melden Sie sich nötigenfalls wieder bei mir. Sollten Sie dennoch rechtliche Unterstützung brauchen, rufen Sie mich einfach an, ja? Nun zu Ihnen, Jasper“. Sie umrundete ihren Tisch und nahm wieder Platz.

Irgendwie hatte ich zwar nach wie vor den Eindruck, dass die Chemie zwischen den beiden überhaupt nicht stimmte, aber das Gespräch verlief dennoch gut. Jazz schilderte ihr Jessicas Charakter, und das Ganze endete mit einem mitleidigen Blick von Alice, der ihn leise seufzen ließ.

„Sie tun mir wirklich leid“, murmelte sie, als mein Bruder seine Story beendet hatte. „Ihre Frau wird Ihnen sicher den letzten Cent aus der Nase ziehen, das könnte gefährlich werden“. Wieder erhob sie sich und cruiste durch ihr Büro. Langsam gewann ich den Eindruck, dass sie sich auf diese Art besser konzentrieren konnte.

„Ihre Firma – ist sie erfolgreich?“

„Ja“, seufzten wir beide. Natürlich war es toll, dass sie erfolgreich war, doch in diesem Falle wohl eher nicht. Jessica würde einen horrenden monatlichen Unterhalt fordern, das war uns bald klar.

„Aber sie arbeitet nicht?“

„Nein“, antwortete Jazz, „sie ist zu fein für sowas. Abgesehen davon würde ihr durch einen Job zu viel Zeit fürs Shoppen entgehen“. Er verdrehte angepisst die Augen und schüttelte den Kopf.

„Wem gehört das Appartement?“

„Mir. Ich hatte es schon, bevor ich Jessica geheiratet habe“.

„Würden Sie die Wohnung gerne behalten?“

Woah, das war ja wie in einem Kreuzverhör, und ich fühlte mich bereits jetzt, als wäre ich im Gericht. Dennoch bekam ich immer mehr den Eindruck, dass Alice genau wusste, was sie tat. Sie hatte einen Plan.

„Nicht unbedingt. Ich will einfach weg von meiner Frau, und es wäre mir auch egal, wenn ich mir etwas Neues suchen müsste. Wenn alle Stricke reißen würden, könnte ich auch zu Mom oder Dad. Daran sollte es also nicht scheitern“.

„Perfekt“, frohlockte Alice und nahm wieder Platz. „Jasper….“

„Jazz, bitte nennen Sie mich Jazz.“

„Okay, Jazz…“, sie grinste, „…ich denke, wir haben sie. Nachdem sie kein eigenes Geld verdient, kann sich ihre Frau auch keine eigene Wohnung leisten. Wir werden ihr anbieten, dass sie das Appartement behalten kann, dafür aber weniger Unterhalt kassieren wird. Verstehen Sie, Jazz – sie hat keine Wahl. Sie muss einfach auf dieses Angebot einsteigen, ob sie will oder nicht“.

Bruderherz war schlichtweg begeistert, unsere Anwältin hatte recht. Jessica musste einfach in diesen Plan einwilligen, anders ging es nicht. Wie sollte sie sich jemals so ein tolles Appartement leisten, ohne arbeiten zu gehen?

Wir bedankten uns herzlich für die tolle Unterstützung und die genialen Tipps, verabschiedeten uns kurz darauf und fuhren los. Ich brachte Jazz in die Firma und machte mich auf den Weg zu Tanja, um gleich mit ihr zu sprechen, doch sie war nicht da. Schon klar, sie war ja mit ihrem neuen Lover unterwegs.

Grinsend und gottverdammt siegessicher ließ ich Seattle hinter mir und fuhr nach Forks. Für einen kurzen Moment befürchtete ich, Leah über den Weg zu laufen, doch sie war Gott sei Dank weg. Auch Dad war nicht daheim, und von Isabella fehlte jede Spur, also ging ich in die Küche, holte mir ein Bier, schlenderte ins Wohnzimmer und schmiss mich auf die Couch. Dort griff ich nach der Fernbedienung, warf die Glotze an und zappte durch die Kanäle, doch es gab nur Müll. Leise fluchend schaltete ich den Fernseher aus, erhob mich wieder, schnappte mein Bier und wollte eben nach oben gehen, als ich leises Singen vernahm.

Den lieblichen Geräuschen folgend endeten meine Schritte in der Waschküche und ich beobachtete Isabella beim Befüllen der Waschmaschine. Immer wieder bückte sie sich, um die bunte von der weißen Kleidung zu trennen und reckte mir auf eine betörende Art und Weise ihren Arsch entgegen. Sie war barfuß, trug eine knallrote, wadenlange Leggings und ein schlichtes, schwarzes, ärmelloses Shirt. Aber zur Hölle, wie sah so sexy darin aus, dass ich es kaum ertragen konnte. Diese rot/schwarz-Kombination in Verbindung mit ihren brünetten, wundervollen Locken hatte irgendwas Teuflisches an sich, und ich spürte einmal mehr dieses Kribbeln in meinem Unterleib, welches doch verboten war. Fuck.

Ich musste dieses Blickficken unterlassen und wollte gerade gehen, als ich ziemlich erschrak.

„Hallo, Edward“, sagte sie leise, doch ihre Stimme ging mir durch Mark und Bein.

„Hi“, erwiderte ich kurz und war wie gelähmt. Alles zog mich zu ihr, jede einzelne gottverdammte Faser meines Körpers wehrte sich dagegen, diesen Raum zu verlassen, doch mein Verstand war stark. Noch…
„Wo ist Dad?“, fragte ich absolut sinnlos und schüttelte sofort den Kopf. Wo sollte er denn schon großartig sein, Herrgott nochmal?

„Im Krankenhaus“. Kichernd wegen meiner saudummen Frage drehte sie sich weg, stopfte leise summend noch ein paar Shirts in die Trommel, verschloss sie und wählte das Programm. Gekonnt versorgte sie die Wäsche mit Waschmittel und Weichspüler und warf die Maschine an.

Sie lehnte sich gegen das gerade Wasser ansaugende Teil, sah mich an und stützte die Hände hinter sich ab. Ihre Augen glühten, schienen Funken zu versprühen und fraßen mich auf. Mein Verstand wurde schwächer und schwächer und verlor seinen Kampf, als mein Körper wieder einmal siegte und sich langsam auf Isabella zu bewegte. Ich konnte nicht anders. Verflucht, ich war dieser Frau hilflos ausgeliefert, doch ich wollte das nicht.

„Scheiße“, fluchte ich laut, als ich sie um die Hüften packte und mit Schwung auf die Waschmaschine hob. Sofort spreizte ich ihre Beine, stellte mich dazwischen und krallte meine rechte Hand in ihr Haar.

Grob riss ich ihren Kopf daran ein Stück zurück, starrte sie keuchend an und leckte ein Mal über ihren Hals.
„Was machst du mit mir, du Hexe?“, fragte ich mehr mich selbst und fiel augenblicklich über sie her. Unsere Lippen prallten auf einander, zwei gierige Zungen kämpften um die Vorherrschaft in unseren Mündern, doch keine gewann. Dieser Kuss war unheimlich heftig, nass und grob, aber so gottverdammt heiß, dass ich hart wurde und sie ein Stück an meinen Körper zog.

Ihre Beine hatten sich längst um meine Hüften gewickelt und machten es mir leicht, den Kontakt zu finden, den ich nun brauchte. Immer wieder presste sich ihre Mitte gegen meinen harten Schwanz, immer wieder stöhnten wir uns gegenseitig laut in den Mund.

Verdammt, ich wusste genau, wohin das führen würde, wenn ich nicht sofort die Kraft hätte, dies zu beenden. Gott, ich konnte es aber nicht, denn ich wollte sie. So sehr. Nichts wünschte ich mir mehr, als endlich wieder in diese heiße, enge und gottverdammt nasse Pussy zu stoßen. Dieses Zucken und Pulsieren zu spüren, wenn sie kam. Meine Ohren wollten sie noch einmal hören – die Geräusche, die sie machte, auf dem Gipfel der Ekstase und der endlosen Lust. Meine Augen durften sie noch nicht sehen, wenn sie kam. Sie war sicher wunderschön, Himmel, ich musste sie sehen, ich MUSSTE. Doch Dad…

„Verdammt, Isabella, …“, beendete ich keuchend den Kuss und wollte ein paar Schritte zurückweichen, doch sie ließ mich nicht.

„Bitte, Edward … hör nicht auf, ich brauche dich“, sagte sie so leise, dass ich sie neben der laufenden Waschmaschine gerade noch hören konnte, doch dann war es aus. Von einer Sekunde auf die andere war ich sowas von wütend, dass ich grob ihre Beine packte, von meinen Hüften zerrte und sie einfach fallen ließ.

„WEISST DU ÜBERHAUPT, WAS DU DA SAGST??“, schrie ich sie an. Isabella riss die Augen auf, zuckte zusammen und schüttelte erschrocken den Kopf.

„Herrgott nochmal, Isabella, du solltest meinen Vater brauchen und nicht mich! Was redest du denn da?“

„Es ist … ich … ich brauche euch beide. Keine Ahnung … ich kann es nicht erklären, es ist einfach so“, stotterte sie leise, während Tränen aus ihren Augen quollen, kleine Rinnsale über ihre Wangen zogen und dunkelrote Flecken auf ihrer Leggings hinterließen. Fuck.

Ich konnte es noch nie leiden, wenn Menschen, die mir etwas bedeuteten, weinten. Hm … die mir etwas bedeuteten. Was genau war das mit ihr? Zur Hölle, ich wusste es nicht. War es mittlerweile mehr als der Sex, der mich mit ihr verband? War es mehr als ihr Körper, den ich wollte? Mehr als diese gottverdammt heißen Geräusche, nach denen ich mich sehnte? Scheiße, was war hier los?

„Hey…“. Langsam ging ich auf sie zu, konnte ihren Anblick einfach nicht länger ertragen. Mit gesenktem Kopf saß sie wie ein Häufchen Elend auf der Waschmaschine, während ihr Haar wild nach unten hing und sie nervös mit ihren Fingern spielte. „Sieh mich bitte an“. Vorsichtig legte ich zwei Finger unter ihr Kinn, hob es hoch und erstarrte kurz darauf, als ich in ihre Augen sah. Eine tiefe Traurigkeit trübte ihren Blick, immer wieder quollen Tränen hervor und sie seufzte tief.

„Isabella, es ist … bitte, du musst mich verstehen. Ich liebe und verehre meinen Dad. Er ist nicht nur mein Vater, sondern auch mein Freund, mein Vertrauter, manchmal sogar sowas wie mein zweites Ich. Niemals könnte ich es ertragen, wenn er dich meinetwegen nicht haben könnte. Er liebt dich, und zwar sehr. Das muss aufhören, Baby, wir dürfen das nicht“. Fuck, hatte ich gerade eben ‚Baby‘ zu ihr gesagt??

„Warum … sagst du dann ‚Baby‘ zu mir, wenn das alles aufhören muss?“, schluchzte sie. Autsch!!

„Das … ach, vergiss es einfach. Isabella…“, begann ich erneut und sah sie eindringlich an, „… ich würde nichts lieber tun, als dich hier und jetzt zu ficken, dich zu spüren, und vor allem - dich zu SEHEN, wenn du kommst, bitte glaube mir. Ich würde dich so gerne dabei sehen…“, meine Stimme wurde immer leiser, und ich atmete tief durch. „Aber es geht nicht. Niemals. Es tut mir leid“.

Sie schluchzte leise auf und sah mich ein letztes Mal vollkommen verzweifelt an, als ich mich wegdrehte und ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Waschraum verließ. Gerade, als ich die Treppe nach oben gehen wollte, hielt ich inne und kehrte um, da es noch etwas gab, was ich wissen musste. Jetzt.

„Wann genau werdet ihr eigentlich heiraten?“, rief ich durch die Tür und sie erschrak. Mit weit aufgerissenen und vom Weinen geröteten Augen sah sie mich nach wie vor auf der Waschmaschine sitzend an und zuckte mit den Schultern.

„18. August“.

„Was?? Verflucht, Isabella, bis dahin ist es genau noch ein Monat! Was ist mit den Vorbereitungen? Wo ist dein Kleid? Warum seid ihr bloß so ruhig? Versteh ich da irgendwas falsch? Sollte nicht eine gewisse Hektik in diesem Hause herrschen? Gästelisten geplant und ein Catering-Service organisiert werden? Verflucht, was ist hier los?“. Fuck, nun verstand ich wirklich gar nichts mehr.

„Es wird eine ganz kleine Hochzeit werden, Edward. Rosalie – meine Geschäftspartnerin – wird meine Trauzeugin sein, und dein Onkel James der deines Dads. Carlisle wollte keine große Hochzeit, da es bereits seine zweite ist, und ich will das ebenso nicht, also wird es auch nichts Großes“. Dies alles erzählte sie mir mit gesenktem Kopf und einem schrecklich toten Klang in ihrer Stimme. Gott, Onkel James … den hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen. Dads Trauzeuge also, okay. Was für eine seltsame Hochzeit. Aber …

„Was ist mit deinen Eltern, kommen die nicht?“ Sarkastisch lachte sie auf.

„Wenn du Lust auf zwei Tote hast – bitte, lade sie ein. Allerdings kann ich dir nicht versichern, dass sie auch kommen werden“. Fuck.

„Oh Man, das … es tut mir leid. Bitte verzeih, ich bin so ein…“

„Hör auf, Edward“, unterbrach sie mich, „du konntest das doch nicht wissen“. Sie sah mich verzweifelt an, während sie wieder zu weinen begann. „Es war vor nicht ganz sieben Jahren. Ein besoffenes Arschloch hat auf dem Highway die Kontrolle über seinen Wagen verloren, touchierte mehrere andere Fahrzeuge und krachte frontal gegen das meines Vaters. Dad und dieses Schwein verstarben noch an der Unfallstelle, und meine Mum kurz darauf im Krankenhaus“.

Sie weinte bittere Tränen, und mir war irgendwie gar nicht aufgefallen, dass ich mich ihr genähert hatte. Auf alle Fälle stand ich wieder zwischen ihren gespreizten Beinen und hielt sie einfach fest. Ihre Arme waren um meinen Bauch gewickelt und sie schluchzte an meiner Brust.

„Charlie … mein Dad … weißt du, er war alles für mich. Ich liebte ihn so sehr und kann seinen Tod einfach nicht verkraften. Trotz der Tatsache, dass es nun bald sieben Jahre her ist, vermisse ich ihn jeden Tag mehr, weiß manchmal nicht, wie ich mit diesem Verlust umgehen soll…“, und plötzlich hatte ich einen Verdacht, der mir die Luft zum Atmen nahm.