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Montag, 30. Januar 2012

(24) Teuflische Pläne und himmlische Liebe


„So, genug fremd gekuschelt“, murmelte Jazz gespielt angepisst und griff grinsend nach dem Laptop, der nach wie vor zugekappt auf dem Couchtisch lag. „Lasst uns mal gucken, ob Mrs. Rizzante vielleicht schon zurück gemailt hat“. Ich drückte Alice einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange, wir strahlten uns ein paar Sekunden an und widmeten uns Jasper, dessen Augen immer größer wurden, während sie über den Bildschirm huschten.

„Fuck“, keuchte er und drehte den Laptop zu uns.




Für einen Augenblick starrten Alice und ich meinem Bruder entsetzt ins blasse Gesicht, und dann senkten wir unsere Köpfe, um das zu lesen, weshalb er so von der Rolle war.


Sehr geehrte Familie Cullen!

Vielen Dank für Ihre Mail.

Sie haben recht mit Ihrer Vermutung, ich bin Mrs. Paolo Rizzante und seit über fünfzehn Jahren mit ihm verheiratet. Tatsächlich hatten wir schon einmal einen Streit wegen Esme Cullen, da mir dieser Name schön öfter unter gekommen ist und ich ihn darauf angesprochen habe. Allerdings wich er mir immer aus, wickelte mich jedes Mal um den Finger und versicherte mir, dass dies eine seiner Geschäftspartnerinnen in Seattle wäre, mehr nicht.

Nun – Sie beide haben mir endgültig die Augen geöffnet, und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich die ganze Zeit über richtig lag und werde endlich meine Konsequenzen ziehen.

Ich hätte nur noch eine Bitte:
Am 12.September werde ich im Zuge eines Vortrages unserer Foundation in Seattle sein. Dies empfinde ich beinahe als eine Fügung des Schicksals. Könnten wir uns treffen? Ich werde im Four Seasons wohnen, bitte geben Sie mir rechtzeitig Bescheid.

Ich danke Ihnen,
Elena Rizzante



„Ach, du heilige Scheiße“, keuchte ich, fuhr mir grob über das Gesicht und ließ mich erschöpft nach hinten fallen. Alice schnaubte auf und schüttelte den Kopf. „Was für ein verdammtes Schwein“, murmelte sie vor sich hin. Jasper hatte sich mittlerweile neben uns gesetzt und schlang seine Arme um Al.

„Ich würde sagen, wir schreiben ihr gleich zurück. Etwas Besseres, als sie hier in Seattle zu haben, konnte uns doch gar nicht passieren, oder?“. Jazz schaute uns begeistert an, und wir nickten. „Okay, dann mal los“, sagte er und griff zum Laptop, den er schwungvoll zu sich zog. Wir beobachteten ihn und lasen gleich mit.


Sehr geehrte Mrs. Rizzante!

Es tut uns sehr leid, dass Sie auf diese Art vom Doppelleben Ihres Ehemannes erfahren mussten, dennoch sind auch wir nun froh zu wissen, woran wir sind.

Wir würden uns sehr gerne mit Ihnen treffen und hätten gleich folgenden Vorschlag:



Jasper hörte kurz auf zu tippen, runzelte die Stirn und überlegte eine Weile angestrengt, was er nun schreiben sollte. Ich zog eine Augenbraue hoch, schaute Alice an, doch die schüttelte kaum merkbar den Kopf.  ‚Lass ihn‘, sagte mir ihr Blick, also hielt ich meinen Mund. Einen Augenblick später flüsterte er ein leises „Yeah“, legte die Finger auf die Tastatur und schrieb weiter.


Wäre es für Sie in Ordnung, wenn wir uns am Donnerstag, dem 13. September um 20 Uhr im ‚Wild Ginger‘ zum Essen verabreden könnten? Das ist ein ausgezeichnetes asiatisches Restaurant und befindet sich in der 1401 Third Avenue. Bitte lassen Sie uns wissen, was Sie davon halten.

Es tut uns wirklich sehr leid, wenn wir Ihnen weh getan haben und würden uns über eine baldige Antwort freuen, da wir rechtzeitig einen Tisch reservieren sollten.

Danke für alles
Edward und Jasper Cullen



Erleichtert seufzend lehnte sich mein kluges Brüderchen zurück und rieb sich die Hände. „Na?“, sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ist doch genial, oder?“

„Aber was … warum gerade … was zur Hölle hast du vor?“, stotterte Alice und musterte ihren Liebsten mit einem verwirrten Blick. In diesem Moment wurde mir jedoch bewusst, dass dieser brillante Kerl mein Bruder war und wir ähnlich tickten, also sprach ich das aus, was ich mir dachte.

„Wir werden uns mit Mrs. Rizzante um acht Uhr in diesem Lokal treffen, doch Mom und Paolo werden auch dort sein, stimmts?“

„Genau so ist es, Bruder“, erwiderte Jazz und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. „Wegen Mom’s hastigem Abgang von gestern konnten wir nicht auf die geplante Hochzeit reagieren, und das ist verdammt noch mal perfekt. Wir werden uns ganz lieb für unser Misstrauen Paolo gegenüber entschuldigen und die beiden auf unsere Kosten zu einem romantischen Essen im ‚Wild Ginger‘ einladen. Mom liebt die asiatische Küche, Edward, das wissen wir nur zu gut“. Ich nickte und grinste ihn zufrieden an. „Was die Hochzeit angeht, so machen wir einen auf begeistert und gönnen den beiden ein paar schöne Stunden zu zweit, doch dann wird Paolo eine Überraschung der Extraklasse erleben. Also – dafür?“

„Yeah“, schoss es sogleich aus meinem Mund.

„Klar, mein kleiner Meisterdetektiv“, kam es von Alice, die Jasper sogleich um den Hals fiel, um ihn kurz aber verflucht stürmisch zu küssen.

„Gut“, murmelte er sodann mit einem stolzen Funkeln in den Augen und schickte die E-Mail ab.

„Ihr seid ein verdammt gutes Team, Respekt“, säuselte die kleine Hexe, hielt ihren gestreckten Daumen hoch und strahlte uns an. „Natürlich wird Esme daran zerbrechen, aber das muss einfach sein. Ihr liebt sie doch und werdet sicher nicht tatenlos dabei zusehen, wie sie in ihr Verderben rennt“, seufzte sie und fiel kurz in sich zusammen. „Arme Esme, ich finde sie sehr nett“.

„Ja, ich weiß, mir tut ja auch das Herz weh, aber besser sie erkennt jetzt, auf welches Schwein sie sich da eingelassen hat, als dann, wenn es bereits zu spät ist“. Jasper streichelte Alice liebevoll über den Kopf und schaute sie traurig an.

„Hey, wir werden uns ebenfalls in diesem Restaurant befinden“, beruhigte ich die beiden, „Mom wird nicht allein sein, wenn sie die Wahrheit erkennen wird. Wir werden für sie da sein, und wenn sie das möchte, kann sie auch bei uns übernachten. Ich werde sicherheitshalber das kleine Gästezimmer für sie herrichten, was haltet ihr davon?“.

„Gute Idee. Sicher ist sicher“, sagte Alice, wieder begleitet von einem tiefen Seufzen und schmiegte sich an Jaspers Brust.

Minutenlang hing jeder von uns seinen Gedanken nach, bis ich mich endlich wieder bewegen konnte und den Posteingang aktualisierte. Wie erhofft, war bereits eine Antwort da.


Ich bin mit Ihrem Vorschlag einverstanden und werde am Donnerstag um 20 Uhr in diesem Restaurant sein. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Sie dafür sorgen werden, dass sich mein Mann und Ihre Mutter zur selben Zeit dort befinden werden, oder?

Wenn ich nun sagen würde, dass ich mich auf unser Treffen freue, würde ich lügen, dennoch werde ich da sein und danke Ihnen für Ihre Offenheit.

Bis dann,
Elena Rizzante



Und dann ging alles sehr schnell. Jazz bestätigte noch kurz Elenas Verdacht, schickte die E-Mail ab und klappte den Laptop zu. Unmittelbar darauf machten wir drei uns fertig und verließen unser Appartement, um direkt das ‚Wild Ginger‘ anzusteuern, wo wir auch kurz darauf ankamen und gehetzt ins Lokal liefen.

Eine sehr nette, ältere Asiatin reservierte zwei Tische für uns, die etwas weiter voneinander entfernt waren, sodass wir Esme und Paolo gut im Auge behalten konnten, unsere Tarnung jedoch nicht gleich auffliegen würde. Des Weiteren stellte sie einen wunderschön gestalteten Gutschein für Mom und ihren miesen Lover aus. Dinner für zwei mit allem Drum und Dran im Gegenwert von zweihundert Dollar. Naja, das war es uns allemal wert. Unsere Mutter und ihre unbeschwerte und glückliche Zukunft hatte nun oberste Priorität, und dieses Ziel würden wir verfolgen, bis zum bitteren Ende, wenn es denn so sein musste.

Wir bedankten uns höflich, verließen das Lokal und sanken zufrieden in meinen Vanquish, um uns gleich auf den Weg zu unserer Mom zu machen. Kurz nach drei Uhr nachmittags klopften wir an ihre Tür.

„Hi Jungs“, schnurrte sie uns gut gelaunt entgegen und drückte mir und Jazz einen Kuss auf die Wange. „Hallo, Alice, ich freu mich“, fügte sie noch hinzu, umarmte unsere kleine Hexe und lächelte selig durch die Runde.

Verdammt, sie sah so glücklich aus und irgendwie tat mir das Herz weh bei dem Gedanken, was sie am Donnerstag erleben müsste, doch es führte kein Weg daran vorbei, es musste einfach sein.

„Hi Mom“, kam es aus Jaspers und meinem Mund wie aus der Pistole geschossen, und nachdem Alice ein gelächeltes „Hallo, Esme“ von sich gab, bat uns unsere Mutter hinein.

„Setzt euch doch, meine Lieben. Kaffee?“. Strahlend fragte sie durch die Runde, und nachdem wir alle von ihrem Vorschlag begeistert waren, verschwand sie sogleich in der Küche. Etwa zehn Minuten später stellte sie ein prall gefülltes Tablett auf den Tisch, verteilte liebevoll die darauf befindlichen Tassen und all  das andere Zeug, und der Smalltalk ging los.

„Ich freu mich wirklich, dass ihr gekommen seid“, schnurrte sie, als wäre nie was zwischen uns vorgefallen, was ihre Freude trüben könnte. „Es gibt ja einiges zu besprechen. Wisst ihr, eigentlich wollte ich ja nie in der kühlen Jahreszeit heiraten, aber mein Liebster feiert am 17. November seinen sechsundvierzigsten Geburtstag, und nachdem das ein Samstag ist, haben wir beschlossen, uns an diesem Tag das Ja-Wort zu geben. Ist das nicht romantisch?“, seufzte sie, lächelte verträumt vor sich hin und richtete ihren Blick auf mich. „Ich hoffe doch, dass eure Zweifel Paolo gegenüber endlich der Vergangenheit angehören“, sagte sie mit einem leicht strengen Unterton in der Stimme, und ich musste mich wirklich anstrengen, um nicht laut loszubrüllen. Wie gerne hätte ich ihr alles gesagt, was wir mittlerweile in Erfahrung gebracht hatten, aber ich durfte nicht. In ihrer jetzigen Verfassung würde sie uns kein einziges Wort glauben, sogar die Mails würde sie für einen Fake halten, also ließ ich es lieber sein und machte gute Miene zum bösen Spiel.

„Ja, Mom, es tut uns leid, und wir sind auch deshalb hier“. Ich senkte offiziell verlegen und inoffiziell verdammt wütend meinen Blick und war heilfroh, dass Jasper das Wort ergriff.

„Verzeih uns bitte, dass wir so stur waren. Natürlich freuen wir uns für dich“, sagte er laut und deutlich, doch ich konnte förmlich fühlen, wie schwer ihm das alles fiel. Alice saß neben Jazz und hing ihm an den Lippen, doch sogar ihr konnte ich anmerken, wie sehr sie sich bemühte, Ruhe zu bewahren.

Mom hingehen strahlte noch etwas mehr nach dem, was sie eben gehört hatte und stand auf. Breit lächelnd kam sie herüber und fiel uns um den Hals. „Danke“, hauchte sie und zog uns kurz aber ziemlich fest an sich, um uns einen lauten Kuss auf die Wangen zu drücken.

Ich griff in die Innentasche meiner Lederjacke und holte den Gutschein hervor. „Mom“, unterbrach ich ihre Küsserei. Sie wich ein Stück zurück und lächelte mich an. „Ja, mein Schatz?“

„Als kleine Entschuldigung für unser Misstrauen und diese blöden und unnötigen Sticheleien würden wir uns sehr freuen, wenn du das annehmen würdest“. Dann drückte ich ihr den Gutschein in die Hand und unmittelbar darauf einen Kuss auf ihre Stirn.

„Was ist denn das?“, sagte sie neugierig und machte sich sofort daran, das weinrote Kuvert vorsichtig und sanft zu öffnen. „Wow, das glaub ich jetzt nicht. Vielen Dank“. Mit einem begeisterten Funkeln in den Augen fiel sie uns einmal mehr an diesem Tag um den Hals und wischte sich beschämt über die tränennassen Augen. „Mein Gott, ich freu mich so, meine Lieben. Paolo wird begeistert sein, er liebt die asiatische Küche genauso sehr wie ich. Danke“, und auch Alice kassierte einen Kuss.

„Der Tisch ist für 20 Uhr reserviert, ich denke, das ist kein Problem für euch, oder?“, sagte Jazz.

„Nein, das geht sicher klar. Mein Liebster ist die ganze nächste Woche bei mir. Er hat sich quasi selber ein paar Tage Urlaub verpasst“, gluckste sie und drückte mit einem glücklichen Seufzen den Gutschein an ihr Herz.

Man, sie tat mir so gottverdammt leid. Jasper, Alice und ich wechselten traurige Blicke, während Mom zu ihrem Handy griff und sich kurz entschuldigte. „Ich werde Paolo gleich Bescheid sagen, damit er sich am Donnerstag nichts anderes vornimmt. Bin gleich wieder da“. Dann tänzelte sie in die Küche und war weg.

„Verdammt, mir ist da jetzt gerade etwas aufgefallen. Ist es denn nicht ungewöhnlich, dass man so einen Gutschein mit einer fixierten Reservierung verschenkt?“, warf Alice leise ein und mir wurde ganz heiß. „Ich mein, wenn man sowas geschenkt bekommt, kann man doch damit essen gehen, wann man will, oder? Hoffentlich fällt das nicht auf“.

„Fuck“, fluchte Jazz, fuhr sich nervös durchs Haar und schaute mich an. Mir fiel jedoch nichts Besseres ein, als ahnungslos mit den Schultern zu zucken, also blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, wie Paolo auf unsere getürkte Einladung reagieren würde. Mom hatte offensichtlich nichts bemerkt.

Ein paar Minuten schwiegen wir uns an, als Mom strahlend aus der Küche kam. „Er ist sehr glücklich, dass ihr ihn endlich akzeptiert und freut sich wahnsinnig auf das Essen. Liebe Grüße und vielen Dank, soll ich euch noch ausrichten“, schnurrte sie glücklich, während uns das gesamte Himalaya-Massiv von den Herzen fiel.

„Scheiße, war das knapp“, flüsterte Alice, während Mom das Kaffeegeschirr auf das Tablett räumte und den ganzen Scheiß in die Küche trug.

„Boah, das kannst du laut sagen“, stimmte ich zu und seufzte erleichtert auf, als mein Handy klingelte und ich den Anruf entgegen nahm. „Hi, Dad“.

„Edward, hallo, mein Sohn. Alles in Ordnung?“.

„Jup, alles klar, und bei euch?“. Sofort verspürte ich einen Stich in meinem Herzen und keuchte auf. Dieses ‚euch‘ brachte mich beinahe um den Verstand. Isabella war ein verfluchter Teil davon…

„Alles bestens, danke“, und dann fühlte ich nicht nur einen Stich, sondern mein Herz blieb für einen Moment stehen, als ich IHRE Stimme im Hintergrund hörte. „Mit wem sprichst du, Schatz?“

„Mit Edward, Liebes“ – „Oh, liebe Grüße“ – „Werd ich ausrichten“ .

„Liebe Grüße von Bella“, widmete er sich nun wieder mir.

„Habs gehört, danke. Zurück“.  Gott, ich fühlte mich schlecht.

„Wo bist du?“, wollte er nun wissen, vermutlich, weil Mom gerade laut aufgelacht hatte.

„Bei Mom“

„Ach, das ist schön. Geht es ihr gut?“. Und nun wollte ich es wissen.

„Yeah, alles bestens. Sie ist sehr glücklich und wird am 17. November heiraten“.

Funkstille.

„Das ist … nun, ich …“, wow, ich hörte ihn förmlich hart schlucken, bevor er seinen Satz zu Ende stotterte, „…ich freu mich für sie. Ist er … kennt ihr ihren Zukünftigen?“ Scheiße, ich hätte auf der Stelle meinen Arsch verwettet – Dad empfand noch immer etwas für unsere Mom. Für einen klitzekleinen Augenblick hegte ich den Gedanken, die beiden wieder zu verkuppeln, um Isabella für mich zu haben, doch sofort schüttelte ich heftig den Kopf. Was dachte ich denn da??

„Ja, wir kennen ihn, und er ist sehr … nett“. Scheiße, und nun schluckte ICH.

„Schön…“, erwiderte Dad ziemlich leise und wechselte sofort das Thema. „Hör mal, Edward, mein Anruf hat einen Grund, ich würde dringend deine Hilfe benötigen“. Mein Herzschlag setzte momentan aus. „Worum geht’s denn?“

„Nun, ich muss in drei Stunden im Krankenhaus sein, und unser neues Bett liegt in seinen Einzelteilen vor dem Haus. Diese Idioten der Lieferfirma haben die Teile aus ihrem LKW geräumt und fein säuberlich aufgeschlichtet. Ich habe nicht mit der Zustellung gerechnet und deshalb noch nichts vorbereitet, also lief ich rasch hinein, um einen reibungslosen Transport ins Schlafzimmer zu ermöglichen, doch als ich wieder rausgekommen bin, waren diese Ratten weg. Für heute Nacht wurden mal wieder Starkregen und Unwetter angekündigt, und ich schaffe es nicht, diese schweren Teile allein ins Haus zu befördern. Könntest du mir helfen? Natürlich könnte ich auch Jasper bitten, aber der wird sicher mit seiner Alice beschäftigt sein“. Fuck, und jetzt? (Beta-A/N: Carlisle, den letzten Satz hättest du dir verkneifen können. Ich hab dich echt gemocht, aber nun bist du auf meiner Sympathieskala auf -10 gerutscht. --> Hahahaha, jetzt geht sie sogar schon auf DaddyC los…i brich weg!!)

Ich sollte tatsächlich das neue BETT ins Haus befördern, in welchem er sich mit Isabella dann wälzen und vergnügen würde? Scheiße nein, ich …

„Edward? Bist du noch dran?“

„Ja, entschuldige, es ist nur…“, verdammt, ich konnte ihn doch nicht hängen lassen. Die Unwetter in Forks kannte ich auch nur zu gut. „…kann nicht Isabella  mit anpacken … ich meine …“, stotterte ich herum.

„Sohn, ich bitte dich. Bella hat mir bei allem geholfen, was möglich war und was wir gemeinsam schaffen konnten, aber die schweren Teile“, er seufzte tief, „ich schaffe das nicht mit ihr. Ich bitte dich…“.

„Na schön, bin schon unterwegs“. Gott, mir war jetzt schon schlecht, aber ich musste ihm einfach helfen. Augen zu und durch.




Als ich in Forks angekommen war, begann es gerade, leicht zu tröpfeln. Vor dem Haus war niemand zu sehen, also kletterte ich hastig aus meinem Vanquish, rief so laut wie möglich nach meinem Dad, und kurz darauf kam er aus der Tür gerannt.

„Man, ich bin dir so dankbar“, eilte er auf mich zu und richtete seinen angepissten Blick zum wolkenverhangenen Himmel. „Weißt du, ich liebe dieses verträumte Nest…“, fuhr er fort, während wir keuchend das erste schwere Teil nach drinnen schleppten. Boah, niemals hätte Isabella DAS tragen können. „…aber dieses Wetter…“.  Er vollendete den Satz nicht, sondern fluchte nur leise vor sich hin, was mich kichern ließ. So etwas Ähnliches hatte ich auch schon mal gesagt. Auch ich fand das Wetter in Forks schon immer zum Kotzen, doch wir hatten keine Zeit zum Schimpfen, denn der Regen begann, stärker zu werden.

Eine halbe Stunde später waren wir zwar fix und fertig, doch alle Teile waren dort, wo sie hingehörten – im Schlafzimmer. In diesem Zimmer, in welchem Dad MEINE Isabella beglückte, und ausgerechnet ICH hatte dafür gesorgt, dass die Teile der Spielwiese an ihren Bestimmungsort gelangten. Ja, Spielwiese, denn dieses gottverdammte Teil war riesig…Fuck.

„Danke, Edward, vielen Dank. Ich bin dir was schuldig“, sagte Dad liebevoll und zog mich in eine väterliche Umarmung. „Mach es dir doch bequem. Ich nehm nur schnell eine Dusche, und dann muss ich ohnehin los. Bin gleich wieder da“. Und er war weg.

Isabella war mir bis jetzt noch nicht über den Weg gelaufen, aber ehrlich gesagt, hatte ich auch noch keine Zeit, um mich um sie zu kümmern. Obwohl es vermutlich das Beste gewesen wäre, gleich wieder abzuhauen, beschloss ich, mir noch ein Bierchen zu genehmigen und erst dann nach Hause zu fahren. Zufrieden seufzend zog ich mein verschwitztes T-Shirt aus und beschloss, mir anschließend von Dad ein frisches auszuleihen.

Während ich mit meinem Shirt den Schweiß von Stirn und Nacken wischte, schlenderte ich also in die Küche, nahm mir ein kühles Blondes aus dem Kühlschrank und ging damit ins Wohnzimmer, um mich wenigstens ein paar Minuten auszuruhen. Ich scannte die Couch, konnte Isabella jedoch nicht finden und legte mich mit einem erleichterten Seufzen hin. Nachdem ich einen großen Schluck aus der Flasche genommen hatte, stellte ich sie auf den Tisch, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss lächelnd die Augen. Yeah, die Luft war rein und ich hatte keine Gelegenheit, Mist zu bauen. Gott sei Dank.

„Hallo, Edward“, hörte ich plötzlich die schönste Stimme der Welt, und die Symphonie meines Namens schmiegte sich wie flüssiges Gold in meine Gehörgänge. Mmmmh … aber … WTF??

Keuchend schoss ich hoch und suchte den Raum nach ihr ab. Isabella stand schräg hinter mir barfuß auf einem kleinen, hölzernen Hocker am Fenster und machte sich gerade daran, die offensichtlich frisch gewaschenen Vorhänge aufzuhängen. Trotz der Unterstützung des Hockers musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen und heftig strecken, um an die doch recht hoch gelegene Schiene zu gelangen.

„Was tust du denn da? Warum nimmst du dir keinen Stuhl?“, murmelte ich an Stelle einer Begrüßung und stand auf. Rasch leerte ich meine Flasche, knallte sie geräuschvoll auf den Tisch und schlenderte grinsend zu meiner … Mom. Gott, wie sich DAS anhörte, einfach entsetzlich. „Warte, ich helfe dir“.

„Das ist lieb von dir, danke“, erwiderte sie leise, fummelte allerdings noch so lange mit diesen kleinen, weißen Häkchen herum, bis ich bei ihr war. Sie trug eine knielange, schwarze Leggins, die ihre nackten, muskulösen Waden perfekt zur Schau stellte, und ein abgefucktes Metallica-Shirt, an welchem die Ärmel fehlten. Ihr Haar hatte sie zu einem hoch angesetzten Pferdeschwanz zusammengebunden, und gerade eben streckte sie sich so sehr, dass ein schmaler Streifen Haut unter ihrem Shirt hervor blitzte. Gott, sie sah fantastisch aus.  Diese Frau war einfach das Abbild einer Göttin, der Inbegriff für Sinnlichkeit und Leidenschaft, die Perfektion in Reinkultur.

„Sagst du mir bitte Bescheid, wenn du mit Blickficken fertig bist?“, flüsterte sie und grinste mich an. Verdammt, ich befand mich längst neben ihr, war wie versteinert und ja, sie hatte recht. Meine Augen streichelten  unaufhörlich über ihren wundervollen Körper, ich konnte nichts dagegen tun, absolut nichts.

„Tschuldigung“, nuschelte ich leicht verlegen, fuhr mir nervös durchs Haar und bat sie, zur Seite zu gehen, damit ich endlich dort weitermachen konnte, wo sie aufgehört hatte.  Ich streckte mich also leicht nach oben und schob die Häkchen in die Schiene, doch fuck … ich fühlte Isabellas Blick auf meinem Rücken. Verdammt ja, ich konnte es förmlich spüren, dass ihre Augen meinen nackten Oberkörper scannten, und es machte mich dermaßen an, dass ich kurz meine Augen schließen musste, um nicht sofort über sie herzufallen.

All die Gefühle, die ich in den vergangenen Tagen und Wochen mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hatte – sie waren wieder da. Die gottverdammte Liebe zu dieser Frau traf mich mit der Wucht einer Abrissbirne, und ich wusste, dass ich mich beeilen sollte, denn meine Knie wurden weich.

Hektisch machte ich weiter, diese beschissenen Häkchen in die noch beschissenere Schiene zu schieben und stöhnte erleichtert auf, nachdem ich mein Werk vollendet hatte. Dann drehte ich mich um und erschrak, da Isabella unmittelbar vor mir stand.

Ich schaute leicht zitternd auf sie herab, suchte nur ihre Augen, berührte sie jedoch nicht, da ich in weiser Voraussicht meine Hände in den Hosentaschen vergrub.

Dieses wundervolle Dunkelbraun, nach dem ich mich so sehr gesehnt hatte,  strahlte mir endlich wieder entgegen. Was ich darin sehen konnte, verängstigte mich, aber gleichermaßen machte es mich unendlich glücklich.

„Ich liebe dich“, hauchte sie nun so leise, dass ich es kaum hören konnte, und doch bestätigten ihre Worte das, was ich soeben in ihren Augen sah. Sie liebte mich also. Und Dad??

„Ich liebe dich auch – für immer, Isabella“, erwiderte ich ebenso leise und ballte die Hände in meinen Hosentaschen zu Fäusten. Verdammt, mein Vater war noch im Haus und könnte jeden Moment…

„Ich … bin dann mal weg“, hörte ich plötzlich hinter uns und erschrak so sehr, dass ich aufkeuchte und ein paar Schritte nach hinten taumelte. Auch Isabella riss erschrocken ihren Kopf in Dads Richtung und schaute verwirrt zu ihm.

Der Ausdruck in seinen Augen hatte nun etwas, das mich innerlich zerstörte. Er wusste Bescheid. Ich war mir sicher … er wusste, was hier vor sich ging.

„Danke für deine Hilfe, Edward“, sagte er mit einem liebevollen, aber irgendwie traurigen Lächeln zu mir, und „Warte nicht auf mich, Liebes, es wird spät“, zu seiner Frau. Fuck, was sollte dieser Scheiß?

Warum schrie er mich nicht an?

Warum gab er mir nicht eine auf mein verräterisches Maul?

Warum warf er mich nicht hochkant aus dem Haus?

Warum verbannte er mich nicht sofort aus seinem Leben, so wie ich es von Anfang an verdient hatte?

Warum? Warum? Warum?

Meine Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in die Handflächen, und mit einem erleichterten Stöhnen entspannten sich meine Hände, als Dad die Haustür von außen schloss und ich kurz darauf seinen Wagen die Einfahrt entlang fahren hörte.

„Das wars“, sagte ich leise, lockerte meine verkrampften Finger und taumelte zur Couch. Wie ein nasser Sack ließ ich mich darauf fallen, lehnte mich ein wenig nach vorn, stützte meine Ellenbogen auf die Knie und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Fuck, das wars“, wiederholte ich und fiel komplett in mich zusammen.

Isabella stand plötzlich mit zwei Flaschen Bier vor mir, hielt mir eine davon unter die Nase, und dankbar nahm ich an.

„Er muss uns schon eine Weile beobachtet haben“, vermutete sie, und ich keuchte laut auf, bevor ich einen kräftigen Schluck aus der Flasche nahm, um sie dann mit einem lauten „SCHEISSE!!“ auf den Tisch zu knallen.

„Aber … aber … wir haben uns nicht berührt, Edward, es könnte doch sein…“

„Isabella“, unterbrach ich sie und drehte meinen Kopf langsam zu ihr. „Ein Blinder sieht, dass wir uns lieben, glaub mir, jeder sieht es, nur Dad blieb das bis jetzt verborgen, aus welchen Gründen auch immer.  Er war von früh bis spät mit der rosaroten Brille auf der Nase unterwegs, nahm nichts wahr außer dir. Zur Hölle, er hat dich sogar in meine Arme getrieben, du weißt schon – seine Dienstreise nach New York, die Party. Er war derjenige, der unseren Kontakt noch zusätzlich intensivierte, und wir gottverdammten Heuchler haben die Situation so eiskalt ausgenutzt. IHN ausgenutzt … Aber ich schätze, das ist nun vorbei“. Seufzend fiel mein Kopf nach hinten, und meine Augen klappten  zu.

„Es ist alles meine Schuld“, murmelte Isabella neben mir, und sofort schossen meine Lider wieder hoch.

„Was redest du da? Zum Sex gehören immer zwei, Baby. Ich hab es lange verdrängt, mich selbst und alle anderen belogen, aber ich denke, ich liebe dich seit dieser ersten Fickerei im Fahrstuhl. Tage, wenn nicht sogar Wochen war ich der Meinung, dein Körper und der unglaubliche Sex wären es, die mich so faszinierten, doch du hast dich von Anfang an in meinem Herzen eingenistet, davon bin ich nun überzeugt. Du solltest die Schuld auf keinen Fall nur bei dir suchen, Isabella, tu das nicht“. Ich lächelte sie verzweifelt an und streckte meine Arme von mir. „Komm her“.

Ohne eine Sekunde zu zögern kuschelte sie sich an meine Brust und seufzte tief. „Was machen wir jetzt?“

„Ich hab keine Ahnung“. Meine Lider klappten flatternd nach unten, und ich genoss einfach ihren Duft. „Vielleicht sollten wir erst mal abwarten, wie Dad reagiert. Möglicherweise haben wir alles falsch interpretiert und er hat doch nichts gesehen. Obwohl…“, begann ich dann doch zu zweifeln, „…wenn ich an den Ausdruck in seinen Augen denke…“, und ein kalter Schauer rieselte über meinen nackten Rücken.

„Edward?“, flüsterte Isabella und begann, mit der Spitze ihres Zeigefingers kleine Kreise um meinen rechten Nippel zu ziehen. Augenblicklich wurde er steif, mein Herzschlag verdoppelte sich und meine Atmung wurde flach. Eigentlich hätte ich diese Berührung sofort unterbinden müssen, doch ich konnte nicht. Nicht mehr. Nie mehr…

„Hmmm?“

„Es ist mir egal. Alles ist mir egal. Ich will mit dir zusammen sein und werde alle Konsequenzen tragen, die dafür nötig sind. Ich liebe dich“. Oh mein Gott, was hatte sie da eben gesagt??

„WAS??“. Keuchend packte ich sie an den Schultern, drückte sie ein Stück von mir weg und starrte sie an. „Was war das? Isabella, ist dir überhaupt klar, was du da sagst?“

„Ja, das ist mir klar, Edward. Du weißt, ich liebe deinen Vater, aber du hattest recht, ich liebe ihn nicht so, wie ich es sollte. Er ist ein guter Mann, verwöhnt mich, trägt mich auf Händen und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab, aber … zur Hölle, Edward. DU bist es, dem mein Herz gehört, DU bist derjenige, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, und DU wirst für immer und ewig der sein, dem mein Herz gehört. Ich liebe dich mit jeder Faser meines Körpers, und ich brauche dich … so sehr. Die Fehler, die ich in den letzten Wochen begangen habe, lassen sich nicht wieder gut machen, aber ich werde dafür grade stehen und alles in Kauf nehmen, um bei dir zu sein. Wenn du mich willst…“. Seufzend beendete sie ihren unglaublichen Monolog, senkte verzweifelt den Kopf, und eine gute Minute später löste sich meine Starre.

„Gott, Baby, weißt du eigentlich, wie glücklich du mich machst? Am Tag deiner Hochzeit hatte ich gedacht, dich für immer verloren zu haben. Wenn Alice und Jazz mir nicht den Schädel zurecht gerückt hätten, wäre ich wohl zur männlichen Hure mutiert und im Drogen- und Alkoholsumpf ersoffen…“

„Was??“, keuchte sie auf und schaute mir entsetzt  in die Augen. „Hure? Alkohol? Und … Drogen?“. Nun sah ich Tränen in ihren Augen glitzern, die auch sofort über ihre Wangen rollten und lautlos in ihrem Metallica-Shirt versickerten.

„Yeah, Baby, ich war im Arsch, aber wie du siehst, es geht mir gut. Jetzt besser denn je. Zwar ist meine wundersame Heilung gerade mal einen Tag her…“, gluckste ich, um ihr Weinen zu stoppen, „…aber immerhin“.

„Du hast … hattest Sex mit … anderen … vielen Frauen?“, schluchzte sie nun heftiger als zuvor. Mein Ablenkungsmanöver ging wohl kräftig daneben, und ich zog sie ganz nah an meine Brust. „Nein, hatte ich nicht. Mit keiner“

„Wie dann … ich meine … warum?“

„Ich hab sie nicht gefickt, Isabella, denn ich konnte nicht … wollte nicht. Wie schon gesagt, du hast dich in meinem Herz eingenistet, und es ging einfach nicht“.

„Aber warum hast du dich dann selbst als männliche Hure bezeichnet?“

„Glaub mir, das willst du gar nicht wissen“.

„Doch, das will ich. Und wenn du es mir nicht erzählst, werde ich es bestimmt auf eine andere Art und Weise erfahren, meinst du nicht?“  Sie musterte mich mit einem finsteren Blick und war sowas von eifersüchtig, dass ich am liebsten laut aufgelacht hätte.

„Okay, du wolltest es nicht anders. Nun – ich hab mich mit Whiskey zugeschüttet, einen Joint nach dem anderen geraucht und … naja … mir … ach Scheiße … die Schlampen haben mir einen geblasen. Und da du es ohnehin früher oder später – von wem auch immer – hören wirst, mein neuer Spitzname ist Edward ‚Die Zunge‘ Cullen, alles klar?“ Gott, ich schämte mich plötzlich in Grund und Boden und hätte die letzten zwei Wochen am liebsten aus meinem Leben gestrichen, wenn es denn ginge.

„Du … woah, Edward“, keuchte sie auf, verzog angewidert das Gesicht, entzog sich geschickt meiner Umarmung und schoss hoch. „GEHT’S NOCH??“, schrie sie mich plötzlich an und funkelte mich dermaßen zornig an, dass ich direkt Angst vor ihr bekam. „DU GOTTVERDAMMTES SCHWEIN, HAT ES DIR WENIGSTENS GEFALLEN??“ Nun war es aber genug.

„UND WIE IST ES MIT DIR, HEILIGE ISABELLA? WIE WAR DER SEX MIT MEINEM DAD?“. Ich holte tief Luft und versuchte, ein wenig runterzukommen. Zwar hörte ich auf, zu brüllen, aber meine Stimme war nun tödlich leise und ich zischte zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. „Weißt du überhaupt, wie ich mich gefühlt habe bei dem Gedanken, dass du es mit meinem Vater treibst? Hast du denn eine verschissene Ahnung, wie es MIR dabei gegangen ist? Denkst du nicht, ich hatte allen Grund zu VERGESSEN?“. Nun wurde ich wieder laut, doch ich hörte einfach auf zu sprechen und richtete meinen Blick auf Isabella, die schnaufend vor Wut und mit verengten Augen vor mir stand. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und sie war so wütend, dass sie mich vermutlich am liebsten sofort getötet hätte. So sah sie zumindest aus. Verdammte Scheiße, war das heiß.

Ihr Brustkorb hob und senkte sich in kurzen Intervallen, immer wieder drückten sich ihre geilen Titten gegen das enge Shirt. Mein Herz begann zu rasen und mein Schwanz zuckte in der Jeans, als sich dieses wohlbekannte Knistern über uns breitete und mit Haut und Haaren verschlang.

„Zieh dich aus“, sagte ich leise und schwer atmend, da mir gerade bewusst wurde, dass Isabella mein war. Komme, was wolle, sie gehörte mir, und ich gehörte ihr. Auch, wenn ich das Land verlassen müsste, alles, was ich hatte, verlieren würde … ich wünschte mir nichts sehnlicher als diese Frau.

„Was?!“, fragte sie entgeistert und begann, am ganzen Körper vor Erregung zu zittern. Ich sah es ihr an, konnte es förmlich riechen. Sie wollte mich. Jetzt.

„ZIEH.DICH.AUS“, wiederholte ich langsam und fordernd, als sie wortlos und leise stöhnend ihre Arme überkreuzte, den Saum ihres T-Shirts ergriff und es mit Schwung über ihren Kopf zog. Keuchend nahm ich zur Kenntnis, dass sie wieder einmal keinen BH trug und sah ihr dabei zu, wie sie zittrig ihre Leggins nach unten zog, ohne den Blickkontakt mit mir zu unterbrechen. Ein durchsichtiges, schwarzes Höschen war alles, was sie nunmehr an ihrem anbetungswürdigen Körper trug, und nach einem strengen Blick meinerseits war auch das bald dahin.

Vollkommen nackt stand sie nun vor mir. Sie atmete flach und leckte sich lasziv über die Lippen, als ich mich erhob und langsam auf sie zu schlenderte. „Du bist so gottverdammt heiß, Isabella“, sagte ich, während ich fest ihre Brüste massierte und unzählige Küsse auf ihrem Hals verteilte. „Dein Körper … er macht mich verrückt“.

Mit einem lauten Stöhnen schossen ihre Hände nach oben, krallten sich fest in mein Haar, und unmittelbar darauf prallten ihre Lippen hart auf meine. Wir küssten uns, als würde es kein Morgen geben. All das, was ich für sie empfand, floss in diesen Kuss. Liebe, Begehren, Lust, Leidenschaft und noch so vieles mehr ließ unsere Zungen ein Spiel spielen, welches noch nie da gewesen war. Wir stöhnten uns gegenseitig laut in den Mund, rieben unsere Körper aneinander, und das Gefühl ihrer Brüste an meinem nackten Oberkörper war so fantastisch, dass ich am liebsten laut geschrien hätte.

Während ich mit meiner linken Hand fest ihre Arschbacken knetete, wanderte meine rechte zielsicher zwischen ihre Beine. Ich rieb einmal fest über meine heißgeliebte Pussy und stieß ohne Vorwarnung zwei Finger in sie. Isabella zuckte zusammen und unterbrach mit einem lauten „Goooott“ den Kuss. Ihre Lippen bebten, und mit einem lauten Stöhnen gab sie sich mir hin. Genussvoll schloss sie die Augen und ließ ihren Kopf nach hinten fallen, während ich sie im Stehen fingerte und in einem schnellen Rhythmus immer wieder heftig in sie stieß.

Stützend legte ich meinen linken Arm um ihre Taille, doch als ich bemerkte, wie nah sie schon war, zog ich mich aus ihr zurück, kreiste ein paar Mal um ihren geschwollenen Kitzler und hörte genau dann auf, als sie zu zucken begann. Zischend riss sie ihren Kopf wieder hoch und funkelte mich zornig auf.

„Noch nicht, Baby. Nicht so“, hauchte ich an ihrem Hals und biss sanft in ihr Ohrläppchen, was eine Gänsehaut über ihren gesamten Körper kriechen ließ. „Ich werde dich jetzt ficken, Isabella. So, wie wir es lieben. Du bist mein, und das werden wir nun besiegeln. Leg dich auf die Couch und spreiz die Beine, soweit du kannst“, flüsterte ich mit einer gottverdammt tiefen und heiseren Stimme und klatschte einmal fest auf ihren geilen Arsch.

Verflucht, meine Selbstbeherrschung war dahin, meine Kontrolle nicht mehr vorhanden. Ich wollte einfach in ihr sein, alles andere interessierte mich nicht mehr.

Während ich mich meiner Jeans, der Socken und der Boxershorts entledigte, tat Isabella, was ich von ihr verlangte. Stöhnend aufgrund dieses unglaublichen Anblickes kniete ich mich auf die Couch und schaute auf sie herab. Das rechte Bein hatte sie angewinkelt, das linke über die Lehne gelegt. Zur Hölle, ich konnte diesen Anblick kaum ertragen, und meine Erektion pulsierte schon so sehr, dass ich nicht anders konnte, als meine Hand um meinen Schwanz zu legen und sie ein paar Mal über meine Härte streicheln zu lassen. Ein genussvolles Stöhnen entwich meinen Lippen, als ich meinen Blick lüstern über Isabellas glänzend-nasse Pussy wandern ließ, die quasi nur noch darauf wartete, mich endlich zu spüren.

Da ich Isabella zuvor allerdings noch etwas quälen wollte, wich ich ein wenig zurück, senkte meinen Kopf über ihre glatt rasierte Mitte und leckte einmal grob über diese heiße, geschwollene Haut, nahm ihre süßen Säfte in mir auf. Dann teilte ich ihre Schamlippen mit Daumen und Zeigefinger und legte meine Lippen um ihre Klit.

Isabella stöhnte laut, bog ihren Rücken durch und krallte ihre Finger in mein Haar. „Gott, Edward…hör nicht auf, hör bitte nicht auf“, keuchte sie und schrie auf, da ich im selben Moment mit drei Fingern in sie stieß und hart an ihrem Lustpunkt saugte.

Sie zerfloss praktisch unter meinen Händen, als ich sie mit meinen Fingern dehnte, diese sodann nach oben wölbte und immer wieder über ihren G-Punkt strich, während ich sanft in ihren Kitzler biss. Immer und immer wieder.

Als ihre Beine zu zittern begannen und ihr Stöhnen immer lauter, intensiver und fucking geiler wurde, zog ich meine Finger abermals zurück, leckte über ihre bereits leicht zuckende Pussy und verhinderte ein zweites Mal ihren lang ersehnten Orgasmus. Yeah, ich liebte es, die Frauen zu quälen, und DIESE Frau ganz besonders.

Mit einem Wimmern, welches sich fast so anhörte, als würde sie weinen, reagierte sie auf das neuerliche Verhindern ihres Höhepunktes, doch nun war es genug.

Langsam sank ich auf sie nieder, stützte mich lediglich auf den Ellenbogen ab und brachte meinen harten Schwanz in Position.

„Kondom?“, fragte ich und schaute in ihre vor Lust beinahe schwarzen Augen.

„Kein Kondom“, erwiderte sie ohne zu zögern.

„Dann mach dich bereit, denn ich werde dich ficken, so, wie du es liebst. JETZT!“, stöhnte ich an ihrem Ohr, während ich mich kurz aufbäumte und meine bereits schmerzende Erektion heftig in sie rammte.

Oooh Fuck, Isabella schrie auf, aber ich durfte mich keinen Millimeter bewegen, da ich sonst sofort gekommen wäre. „Scheiße Baby, ich dreh durch“, keuchte ich, hielt inne und plünderte stattdessen ihren Mund. Wir küssten uns mit einer Intensität, die ich nicht einmal an diesem Sonntag im Fahrstuhl erlebt hatte, und meine Göttin raubte mir beinahe den Verstand, da sie begann, mich mit ihren Intimmuskeln zu quälen. Yeah, ich weiß, Rache ist süß.

Ich beendete den Kuss, hob leicht den Kopf und schaute in ihr erhitztes Gesicht. Was ich vorfand, war ein breites Grinsen in Verbindung mit einem lüsternen Funkeln in ihren lustverschleierten Augen. Fehler.

Ich richtete mich ebenfalls grinsend auf, stützte mich mit ausgestreckten Armen neben ihren Kopf und legte ihr rechtes Bein auf meine Schulter. Mit kreisenden, langsamen und massierenden Bewegungen presste ich mich so tief in sie, dass meine heiße Göttin wieder anfing zu wimmern und ihre Fingernägel in meinen Unterarmen vergrub.

„Wann wirst du endlich lernen, dass du keine Chance gegen mich hast?“, sagte ich dunkel, sodass sie erschauerte und ein kehliges Stöhnen über ihre zittrigen Lippen kam.

„Du hast gewonnen“, flüsterte sie hochgradig erregt, „und jetzt fick mich, verdammt noch mal“. Das wars.

All der Frust, die aufgestauten Aggressionen und der Mangel an richtigem Sex vereinigten sich in diesem Fick. Mein Unterleib prallte hart gegen ihren, Haut an Haut, klatschende Geräusche erfüllten den Raum.

Isabella hatte die Arme über ihren Kopf geworfen und zog in absoluter Ekstase an ihrem eigenen Haar, während ich meinen gierigen Schwanz in einem gottverdammt heißen  Rhythmus immer wieder in sie rammte.

„Oh Scheiße…“, keuchte sie, „…ich komme. Und wenn du jetzt … aufhörst, dann … bring ich dich um“. Wenn ich nicht selbst schon so nah gewesen wäre, hätte ich jetzt sicher laut aufgelacht, aber dafür war keine Zeit. Längst fühlte ich dieses krampfartige Zucken und Kribbeln, welches an meinen Beinen entlang nach oben kroch und meine Hoden zusammenzog.

„Komm, Isabella!“, schrie ich laut und stieß gottverdammt tief in sie, „Für mich!“, noch lauter, noch tiefer, „JETZT!!“, und dann war es vorbei. Genau in dem Moment, ich welchem ich meine Säfte stoßweise und verflucht heftig in sie spritzte, zog sie sich um mich herum zusammen und drohte, mit ihren zuckenden Muskeln meinen Schwanz zu zerquetschen. Wir explodierten genau in der selben Sekunde, und dieses Gefühl war so dermaßen berauschend, dass ich definitiv den längsten und intensivsten Orgasmus meines Lebens über mich ergehen ließ.

Mit weiteren, nicht wirklich sanften Stößen versuchte ich, diese wahnsinnigen und noch nie da gewesenen Gefühle zu überstehen, wurde langsam ruhiger und brach kurz darauf schwer atmend auf ihr zusammen. Unsere Herzen trommelten um die Wette, als sie ihre Arme förmlich um mich wickelte und etliche Minuten später sanft über meinen Rücken streichelte.

„Mmmmmh…“, schnurrte meine Süße, als sich unser Atem wieder einigermaßen beruhigt und unser Herzschlag normale Ausmaße angenommen hatte. Meine Süße … yeah, das war sie. MEINE Isabella. Meins…

„Mmmmmh…“, imitierte ich sie grinsend und hob den Kopf. „Alles in Ordnung oder hab ich dir das Hirn aus dem Schädel gevögelt?“

„Fast“, erwiderte sie glucksend und strahlte mich an. „Scheiße, Baby, du bist fantastisch …“. Jap, und genau das will MANN hören, genau DAS.

„Dann geb ich dieses Kompliment mal brühwarm zurück“, erwiderte ich leise, während ich einen sanften Kuss auf ihre Lippen drückte und mein Gesicht erschöpft an ihrem Hals vergrub. „Ich liebe dich“, flüsterte ich und wurde in diesem Moment von so einem tiefen, unglaublich intensiven Glücksgefühl überrollt, dass ich am liebsten geheult hätte.  Zwar hatte ich keine Ahnung, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen, oder wie wir die Sache mit Dad klären würden, aber das war mir in dem Augenblick egal, denn es zählte für mich nur noch eins.

„Ich liebe dich auch“, flüsterte Isabella und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Ja, genau DAS hatte ich gemeint. Ich war endlich daheim.


CarlislePOV


Vollkommen verwirrt saß ich in meinem Büro und starrte auf unser Hochzeitsfoto, welches sich neben meinem Computer befand.  Mit meinem Zeigefinger streichelte ich gedankenverloren über die zarte Gestalt meiner Frau.

Sicher – es war nicht die feine, englische Art, Edward und Bella zu beobachten, aber diese Blicke … dieser sehnsüchtige Ausdruck in ihren Augen … es war ein verfluchter Fehler, Bella zu heiraten, und ich hätte dieses Gefühl, welches schon so lange tief in mir schlummerte, nicht unterdrücken und verdrängen sollen. Ihr Zögern vor dem Altar … verdammt, ja, ich liebte sie, aber ich hätte sie freigeben sollen, bevor ... oh mein Gott!

Hatte ich Bella in meiner grenzenlosen Naivität in die Arme meines eigenen Sohnes getrieben?

War ich vielleicht tatsächlich zu alt für sie, so wie ich es immer befürchtet hatte?

Würde ich meine Frau wirklich an Edward verlieren?

Aber was noch viel schlimmer war:
Warum empfand ich so einen tiefen Schmerz, als ich von Esmes Hochzeit erfuhr? Könnte es sein, dass ich sie noch immer … liebte?

Donnerstag, 26. Januar 2012

(23) Leben und leben lassen...





Samstag, 8.September 2009


EdwardPOV


„Jaaaaa, Baby, hör bloß nicht auf mit diesem Scheiß“, stöhnte ich, während mich eine dieser allzeit bereiten Schlampen heftig mit ihrem Mund bearbeitete. Auf eine nicht unbedingt sanfte Art und Weise hatte ich meine Finger in ihr Haar gekrallt und bewegte heftig ihren Kopf auf und ab – so, wie ich es wollte, verdammt noch mal. ICH war derjenige, der sagte, wie es lief, und ICH war derjenige, der sich nahm, was er brauchte, und aus. Es gab keine beschissene Liebe mehr, keine Gefühle oder sonstigen unnötigen Scheiß. Ich nahm mir, was ich wollte, und wie man sieht, bekam ich es auch. Immer.

Mittlerweile war ich Stammkunde im 'La Cosa Nostra', steigerte mit meinem Whiskey-Konsum den Umsatz enorm und hatte bereits meinen eigenen, reservierten Tisch. Im hintersten Eck des Raucher-Bereiches, dieser Teil des Raumes glich schon beinahe einem Separee. Dort konnte, ja sogar durfte ich alles treiben, was ich wollte, also soff und kiffte ich, wann immer es mir danach war, und auch die Mädels standen Schlange, um mir einen Blowjob zu verpassen. Yeah, das taten sie, denn sie wussten, was sie davon hatten...

„Fuck, yeah, ich komme...“, stöhnte ich auf, nachdem ich einen kräftigen Zug von meinem Joint genommen hatte und gerade eben die angehaltene, giftige Luft aus meinen Lungen stieß. „Und wehe, du vergeudest auch nur einen einzigen Tropfen, ich warne dich“, fauchte ich dieses heftig saugende Dummchen an. Herrgott, ich hasste es einfach, wenn ich mit meinen eigenen Spermaflecken auf den Hosen herum rennen musste, weil diese Tussen es nicht schafften, alles rechtzeitig zu schlucken. Stöhnend drückte ich die Überreste meines Joints in den Aschenbecher und wartete auf meinen Orgasmus, der mich jeden Moment überrollen würde.

Obwohl ich mich jedes Mal bemühte, und obwohl ich wirklich versuchte, vollkommen abzuschalten, hatte ich immer wieder Isabella vor meinen sehnsüchtigen Augen, wenn ich kam. Meine Orgasmen waren fantastisch, befriedigten mich über alle Maßen, doch ich wusste, das war SIE. Nicht diese blöden Schlampen, die wohl alles für mich getan hätten, um in den Genuss meiner talentierten Zunge zu kommen, nein, das war einzig und allein SIE…

„Zur Hölle, Isabella!!“, stöhnte ich so leise wie möglich, um nicht unnötigerweise auf mich aufmerksam zu machen und schoss meine Säfte stoßweise in ihren Mund. Sie saugte und schluckte wie die Irre, solange, bis nichts mehr kam, leckte meinen Schwanz sauber und schaute mich an. Mit gerunzelter Stirn fixierte sie mein entspanntes Gesicht, während ich in die Innentasche meiner Jacke griff. Dort holte ich dieses silbern glänzende Etui heraus, klappte es auf und steckte mir kurz darauf den nächsten Joint in den Mund. Gott ja, ich übertrieb die Kifferei maßlos, doch wen interessierte das? Mich nicht.

„Ich bin nicht Isabella. Mein Name ist Pia“, säuselte sie angepisst, während ich den Freund zwischen meinen Lippen mit dem Feuerzeug beglückte, tief inhalierte und mit hochgezogener Augenbraue wortlos auf meinen schlaffen Schwanz hinunter sah. Pia – yeah, nun wusste ich wenigstens, wie sie hieß – verstand sofort, worum es ging, verpackte ihn fein säuberlich in meiner Jeans, zog den Reißverschluss hoch und funkelte mich zornig an.

Herrgott noch mal, ich hielt in der rechten Hand meinen Joint und mittlerweile in der linken das Glas mit dem Whiskey. Wie sollte ich da noch in der Lage sein, meinen Schwanz zu verpacken? Glucksend stieß ich den Qualm wieder aus und grinste sie an. „Du bist genauso Isabella wie alle anderen, nur weißt du es nicht“. Ihr Gesichtsausdruck nach dieser Meldung war einfach göttlich, und ich lachte mich halb tot.

„Was auch immer du willst, Baby“, schnurrte Pia, zuckte mit den Schultern und setzte sich rittlings auf meinen Schoß. Dabei stieß sie mich an der Hand, und ich verschüttete ein paar Tropfen Whiskey, was für mich einer Todsünde glich.

„Verdammte Scheiße, kannst du nicht aufpassen?“, fuhr ich sie an und schaute sehnsüchtig den Tropfen hinterher, die gerade dabei waren, in meiner hellen Jeans zu versickern. Schnaubend vor Wut legte ich meinen Kopf zurück, zahm einen tiefen Zug und schloss meine Augen. Gott, sie gingen mir alle dermaßen auf den Sack, dass ich kotzen könnte, doch der Oberarsch war ich selbst.

„Gehen wir nach draußen?“, säuselte Pia plötzlich auf meinem Schoß, doch ich rührte mich nicht. An der Nordseite des ‚‘La Cosa Nostra‘ befand sich ein kleiner, verwinkelter Innenhof, wo ich die Schlampen immer leckte, wenn es mir danach war. Zur Hölle, ja – wenn es MIR danach war. Niemand würde es wagen, irgendetwas von mir zu fordern, die konnten mich alle mal.

Meine Lippen zogen sich langsam nach oben, und ich schüttelte den Kopf.

„Aber…“, versuchte Pia, zu ihrem Recht, beziehungsweise zu ihrem Orgasmus zu kommen, doch das war mir scheißegal. Ich wollte noch ein paar Whiskeys in mich schütten und den einen oder anderen Joint rauchen, geleckt wurde heute nicht, denn ich hatte keinen Bock.

„Shit happens, Baby“, sagte ich nun gelangweilt und zuckte mit den Schultern, sah sie jedoch noch immer nicht an. Plötzlich krabbelte sie hektisch von mir runter und war weg. Ich hörte noch ein angepisstes „Ja, Man, kack dir nicht ins Hemd“, dann riss ich die Augen auf und sah mich um. Neben mir stand ein ziemlich wütender Jazz mit vor der Brust verschränkten Armen und funkelte mich böse an.

Oooh, Bruderherz hatte wohl wieder einmal eine meiner Schlampen vertrieben, doch dieses Mal war es mir ganz recht. Ich grinste ihn dankbar an und zwinkerte ihm zu.

„Verdammt Edward, jetzt hör doch endlich auf mit diesem Scheiß und benimm dich wie ein erwachsener Mann, Herrgott noch mal“, fauchte Jasper und schaute mich zornig an. Sein lächerlicher Wutausbruch zauberte mir ein amüsiertes Grinsen aufs Gesicht. Genüsslich schloss ich meine Augen und zog heftig an meinem Joint. Ich behielt den giftigen Rauch so lange wie möglich in meinen Lungen und stieß ihn langsam aus, als alles in mir leicht zu brennen begann.

„Was denn? Ich tu doch nichts“, antwortete ich schulterzuckend und grinste weiterhin blöd vor mich hin.

„Du tust nichts? Ja, genau“, schnaubte mein Bruder weiter und ließ seine Augen angewidert über meinen Körper gleiten. „Sieh dich doch mal an. Du säufst, kiffst und vögelst alles, was auch nur annähernd ausschaut wie eine Frau. Findest du das etwa gut?“

„Moment“, widersprach ich ihm, zog wieder an meinem Joint, wiederholte die Prozedur von vorhin und zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt, dass ich diese beschissenen Schlampen nicht ficke, Jazz. Es reicht mir schon, wenn sie meinen Schwanz in den Mund nehmen und wie die Irren daran saugen“, sagte ich grinsend und ließ meine Augen interessiert durch das 'La Cosa Nostra' gleiten.

Yeah, ich war nach dieser abgefuckten Hochzeit von Isabella und meinem Dad wieder zum Player geworden, warum denn auch nicht? Ich musste mich vor niemandem rechtfertigen, denn das war MEIN Leben, und das ging keinen was an. Jeden Tag verbrachte ich mindestens zehn Stunden im Büro, doch in meiner Freizeit ließ ich es krachen, Ende der Debatte.

Immerhin war ich auch nur ein Mann und brauchte meine Befriedigung, auch wenn sie nur aus Oralverkehr bestand. Weiter ging ich nicht, weil ich nicht … konnte. Nein, ich WOLLTE nicht.

Ich hatte Isabella schon ewig nicht mehr gesehen, ging ihr erfolgreich aus dem Weg. Dad hatte mich bereits mehrmals zum Essen eingeladen, wollte mir so gerne die Flitterwochen-Fotos von den Malediven zeigen, doch dieser Scheiß interessierte mich nicht. Nicht einmal DEN Fahrstuhl hatte ich jemals wieder benutzt, denn entweder ich nahm die Treppen, oder eben den anderen Lift. Den zwölften Stock mied ich, als würde ich mir dort eine todbringende Seuche holen, und Forks hatte mich auch nicht wieder gesehen. Ich hatte immer eine perfekte Ausrede zur Hand, und Dad schöpfte keinen Verdacht.

Isabella meldete sich nicht bei mir, und ich mich nicht bei ihr. Hier gab es nichts mehr zu diskutieren, und ich musste einfach darüber hinweg kommen, ob ich wollte, oder nicht.

„Na? Schon ein neues Opfer gefunden?“, riss mich Jazz mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme aus meinen Gedanken, und erst dann fiel mir auf, dass ich mich im Lokal umgesehen hatte, ohne überhaupt irgendwas zu sehen. Ich starrte ins Leere, doch suchen musste ich ohnehin nicht, denn ich kriegte sie alle. Meine Player-Qualitäten waren präsenter als je zuvor, die Ladies fuhren auf mich ab, und auch, wenn ich sie nicht fickte, so versetzte ich sie mit meiner Zunge so in Ekstase, dass sie meinen Namen schrien, wenn sie kamen. Yeah, ich leckte sie vom Himmel in die Hölle und wieder zurück.

Genüsslich zog ich wieder an meinem Joint. „Ich muss sie nicht finden, Bruder, denn SIE suchen nach MIR. Du kennst meinen Spitznamen – Edward 'Die Zunge' Cullen“, erklärte ich amüsiert und begann, leise zu lachen.

„Gottverdammtes Arschloch“, keifte Jasper in meine Richtung, doch mich interessierte das nicht. Nichts interessierte mich. „Trink deinen scheiß Whiskey aus und komm mit“, fauchte er mich an und packte mich abrupt am Arm. Durch diese ruckartige Bewegung glitt mir mein Joint aus den Fingern und landete lustlos am Boden. Verflucht, das pisste mich an.

„Pass doch auf“, zischte ich und funkelte verdammt wütend in seine Richtung, während ich meinen Arm aus seiner Umklammerung riss, mich nach unten beugte, meinen qualmenden, süßlich riechenden Freund zwischen meine Finger nahm und ein weiteres Mal zufrieden daran zog.

„Was ist denn hier los?“ hörte ich plötzlich Alice, die – soweit ich mich erinnern konnte – auf die Toilette verschwunden und wohl soeben wieder zurückgekommen war. Nervös schossen ihre Augen zwischen mir und ihrem Lover hin und her, und dann schüttelte sie den Kopf. (Beta-A/N: Bis eben fand ich das Kapitel gut, aber nein, die liebe Elke musste es ja wieder versauen, indem sie Alice eingebaut hat. *bösguck* -->  Tschuldigung *augenverdreh*)

„Ist es mal wieder soweit?“. Jasper nickte, beide seufzten, und sie setzte sich zu mir.

„Edward..“, sagte sie gerade so laut, dass ich sie trotz der Musik hören konnte, „...du kannst so nicht weitermachen. Bitte hör auf damit, dich selbst in den Abgrund zu treiben. Du bist schon so nahe dran. Ein, zwei Schritte noch und du fällst“. Sie streichelte mir sanft über den Arm, während ich einen letzten Zug nahm und wehmütig meinen Freund im Aschenbecher zerdrückte. Jazz saß uns gegenüber und schaute uns traurig an. „Wir sind für dich da, das weißt du, oder?“. Ich nickte. „Du musst dein Leben wieder in den Griff kriegen, Edward, bitte. Du bist so ein wertvoller Mensch und hast etwas Besseres verdient als diese verfluchten Schlampen, bitte hör damit auf“.

Himmel, ich wusste doch, dass sie recht hatte, aber dieses Leben war nun mal das einzige, welches mich noch über Wasser hielt. Sollte ich denn nur noch im Büro oder in unserem Appartement hocken, um im Selbstmitleid zu ertrinken? Natürlich war ich noch lange nicht über Isabella hinweg, und außerdem fürchtete ich mich vor dem 13. September … ihrem Geburtstag. Dad tauchte vor ein paar Tagen in meinem Büro auf, weil er gerade zufällig in der Nähe war und meinte mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht, dass er mich eiskalt killen müsste, wenn ich nicht zu dieser Feier erscheinen würde.

Vielleicht wäre es ohnehin das Beste, wenn mich jemand killen würde. Ich hätte endgültig meine Ruhe und würde weder Dad noch Isabella jemals wieder in die Quere kommen. Kichernd griff ich nach meinem tausendsten Whiskey, kippte mir das hochprozentige Zeug in die Kehle und überlegte, ob ich nicht vielleicht doch die Kifferei einstellen sollte.

„Was genau findest du jetzt so lustig?“, wollte Alice wissen, zog eine Augenbraue hoch und musterte mich mit einem angepissten Gesicht.

„Keine Ahnung“, antwortete ich gelangweilt. „Vergiss es einfach. Ich bin ein Arsch und werde auch immer ein Arsch bleiben“. So. Eiskalt die Tatsachen auf den Tisch geknallt.

„Edward...“, murmelte Alice, begleitet von einem tiefen Seufzen, „...du bist kein Arsch. Du solltest nur endlich wieder dein Leben in den Griff bekommen, bevor es zu spät ist. Entweder du versinkst im Drogensumpf, landest bei den Anonymen Alkoholikern und lernst, mit verschiedenen Geschlechtskrankheiten umzugehen, oder du wirst wieder der Edward, den wir alle lieben und hörst auf mit dem Scheiß.  Such es dir aus“.

„Verdammt, ich ficke diese Schlampen nicht“, erwiderte ich wütend und zündete mir eine Zigarette an, an welcher ich hektisch zog und den Rauch zitternd in die Luft stieß. Angepisst folgten meine Augen der grau-blauen Wolke, nur um Alice nicht ansehen zu müssen, und ich  inhalierte gleich noch mal.

„Schon mal was von Herpes gehört?“, erwiderte die kleine Hexe neben mir und verdrehte die Augen genau in dem Moment, ich welchem ich meinen Blick auf sie richtete. Irgendwie sah sie so gottverdammt lustig aus mit ihren zu Stacheln geformten Haaren, dass ich nicht anders konnte, als schon wieder zu lachen.

„Weißt du was?“, zischte sie leise, „Du bist ein blöder Arsch“.

„Sag ich doch“, stimmte ich ihr glucksend zu, zuckte gleichgültig mit den Schultern, lehnte mich zurück und grinste vor mich hin.

„Komm jetzt, lass uns gehen“, wurde Alice nun von Jazz abgelöst, welcher plötzlich ebenso neben mir saß, mich einmal mehr an diesem Abend am Arm packte und versuchte, mich hochzuziehen, doch ich wollte nicht.

„Mmmmh ... ich mag noch nicht nach Hause, du Spaßbremse“, murrte ich angepisst und begann wieder zu kichern. Gott, dieses Gras...

„Halt die Klappe und steh endlich auf“, sagte Jazz mit einem Tonfall in der Stimme, als wäre ich ein trotziges Kind, welches auf ein Spielzeug verzichten sollte, das es nicht wirklich brauchte. Naja gut, er hatte wohl recht, und außerdem war er – wie schon so oft – mein Taxi, also erhob ich mich träge, plumpste jedoch sofort wieder in die weiche Couch zurück.

„Scheiße, Man. Musst du immer so viel saufen und dich dermaßen zudröhnen, dass du kaum noch laufen kannst?“. Mein liebreizendes Brüderchen packte mich – schon wieder! - grob am Arm und zog mich ruckartig hoch. „Liebes, hilfst du mir mal?“ Alice umarmte mich von der anderen Seite, und nun hing ich kichernd zwischen den beiden und amüsierte mich wieder einmal prächtigst über ihr stacheliges Haupt. Wow, sie roch wirklich gut. Mit einem geschnurrten „Mmmmhhh...“ senkte ich meinen Kopf und vergrub mein Gesicht in ihrem duftenden, aber pieksenden Haar.

„Hör gefälligst auf, an meiner Süßen zu schnüffeln, du Arsch“, knurrte Jazz und lachte. Natürlich war ihm klar, dass er diesbezüglich nichts von mir  zu befürchten hatte. Nichts lag mir ferner, als Alice anzubaggern, denn erstens war sie nicht mein Typ, und zweitens die Freundin von Jazz.

'Mach hier nicht einen auf heilig, du miese Ratte. Du hast die Verlobte deines Vaters gefickt‘, wies mich die böse Stimme in meinem Kopf zurecht, aber ich war so besoffen und stoned, dass ich nur darüber lachte.

Jazz murmelte plötzlich „Scheiße, ich muss noch bezahlen“,  lehnte mich gegen die Tür, zog mein Portemonnaie aus meiner Jeans und ging zur Bar, um rasch meine Rechnung zu begleichen, während sich Alice schnell noch auf die Toilette verzog. Salutierend bestätigte ich Jasper das Versprechen, mich nicht zu bewegen und auf ihn zu warten, also verschränkte ich die Arme vor der Brust und scannte lässig den Raum.

„Hi Edward“, schnurrte plötzlich etwas Weibliches neben mir und ich schaute auf sie herab.

„Hi“, erwiderte ich kurz angebunden und schaute in die hellblauen Augen einer heißen Blondine. Wie hieß die noch mal? (Beta-A/N: Elke, Darling, ELKE!!)

„Naaaa?“, hauchte sie und fummelte mit ihrem Zeigefinger über meine Brust, meinen Bauch und kratzte mit leichtem Druck über meinen Schritt. „Kommst du oder gehst du?“

„Ich komme“, sagte ich grinsend, obwohl es natürlich nicht stimmte, denn ich war ja am Gehen. Dennoch gefiel mir die Zweideutigkeit, und ich konnte mir diesen kindischen Scheiß wieder einmal nicht verkneifen.

„Ich würde auch gerne kommen“, sagte …  egal, wie sie hieß, und leckte sich lüstern über die vollen Lippen, die nun feucht schimmerten und leicht geöffnet waren. Mmmmh...

Ich stieß mich leicht taumelnd ab, drehte Blondie ruckartig um, drückte sie gegen die Wand und presste meinen Mund grob auf ihren. Mir war es einfach danach. Ohne Umschweife drängte sich meine Zunge zwischen ihre Lippen, und sofort ließ sie mich ein. Die unbekannte Blonde packte mich fest am Arsch, und kurz darauf packte mich jemand noch fester an meinen Schultern.

„Hör jetzt auf mit diesem Scheiß und komm mit“, knurrte mein Bruder und zog mich mit Schwung von Blondie weg. Diese bedachte ihn mit einem wütenden Blick und ich – lachte. Was denn sonst?

„Tut mir leid, Baby. Wir sehen uns“, gluckste ich und stolperte durch die Tür. Woah, die kühle, frische Luft versetzte mir förmlich einen Schlag. Gott, war ich besoffen.

„Dich kann man keine einzige Sekunde allein lassen, Herrgott noch mal“, fluchte Jazz und zog mich weiter zu seinem Wagen, der Gott sei Dank gleich gegenüber stand. Ich taumelte nach wie vor lachend über die Straße, Jasper rechts, Alice links, und ließ mich so richtig bemuttern.

Apropos Mutter - „Hi Mom“, grüßte ich und blieb schlagartig stehen. Moment mal … „Mom??“

Ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an und sie senkte verlegen den Blick. „Hallo, Jungs“, sagte sie leise und beinahe schüchtern zu uns, bevor sie sich an Alice wandte und ein „Guten Abend“ an sie richtete.

„Woah, was machst du hier in Port Angeles? Solltest du nicht in Seattle sein? Bei deinem italienischen Hengst?“ In meiner gnadenlosen Bedröhnung fiel mir Rocky Balboa ein, und ich begann wieder, zu lachen.

„Halt die Klappe, Man. Sag jetzt bloß nichts Falsches. Lass mich reden“, zischte mir Jasper ins Ohr, während sich Mom mit unserer kleinen Hexe beschäftigte und diese gerade in einen seichten Smalltalk verwickelte.

„Guten Abend, Mrs. Cullen, was für ein Zufall“, säuselte Alice und streckte Mom ihr kleines Händchen hin.

„Freut mich sehr, Sie wieder zu sehen, Alice“, erwiderte unsere Mutter mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Die beiden schüttelten sich die Hände und machten einen auf dicke Freunde, aber ich wollte dennoch wissen, warum sie in Port Angeles war.

„Also, Mom, was machst du hier?“. Jazz bedachte mich mit einem Halt-dein-vorlautes-Maul-sonst-hau-ich-dir-eine-rein-Blick, doch das war mir scheißegal. Ich musste einfach wissen, was sie hier tat. Vielleicht war dieser Paolo ja schon längst Vergangenheit, und alle Probleme wären  gelöst, ohne, dass wir etwas davon mitgekriegt hätten. Nein, oder? Wenn dem so wäre, hätte sie es uns doch gesagt.

„Hast du getrunken?“. Gott, jetzt ging DAS wieder los. Ich hasste es, wenn sie eine Frage mit einer Gegenfrage überspielte, aber nicht mit mir, verdammt noch mal.

„Ja, hab ich. Also – zum tausendsten Mal: Warum bist du in Port Angeles und nicht in Seattle?“ Langsam aber sicher wurde ich wütend. Auch Jaspers Zischen konnte mich nicht davon abbringen, eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, zur Hölle. Ich wollte den Scheiß wissen. Jetzt!

Mom musterte mich mit einem seltsamen Blick. In ihren Augen konnte ich Sorge und Mitleid sehen, doch das wollte ich jetzt nicht. Und überhaupt – warum sorgte sie sich und aus welchem Grund bemitleidete sie mich?

„Es geht dir nicht gut, oder?“. Fuck, jaaaa, natürlich, sie kannte mich. Ich war ihr Sohn und Mütter haben eben ein Gespür für sowas, aber DAS.INTERESSIERTE.MICH.NICHT.

„Das tut jetzt nichts zur Sache. Ich will verflucht noch mal wissen, was du hier tust und wie es dir geht“. Alice streichelte mir sanft über den Rücken, und es half. Ich beruhigte mich ein wenig, nuschelte ein leises „Sorry“ zu meiner Mom, und seufzend legte sie los.

„Es gibt heute ein wundervolles Klavierkonzert in Port Angeles. Ich vergöttere den Pianisten, er ist ein absoluter Meister seines Faches“, begann sie und schickte einen verträumten Blick in den Himmel. „Ich bin mit meiner Studienkollegin verabredet, du weißt schon, die, mit der mich Emmett gesehen hat“. Sie kicherte wie ein kleines Mädchen. Scheinbar war ihr gerade eingefallen, dass ich damals erzählt hatte, Em hätte sie gesehen und gemeint, sie sähe gut aus. „Also, das ist alles. Ich treffe mich mit einer guten, alten Freundin, lasse mich von traumhaft schöner Musik berieseln, werde hinterher noch etwas mit ihr trinken gehen, und dann fahre ich wieder heim. Zufrieden, Sohn?“. Sie lächelte mich an und legte den Kopf leicht schräg.

Etwas verwundert über die Tatsache, dass wir überhaupt so normal mit einander umgingen, nach all dem, was vorgefallen war, setzte ich meine Fragestunde fort. „Und wo ist Paolo?“

'Bitte, bitte sag, dass du dich von ihm getrennt und ihn in die Wüste geschickt hast. BITTE', hoffte ich inständig, doch wie eine Seifenblase zerplatzte dieser Wunsch.

„Er musste dringend dienstlich nach Washington. Als kleine Entschuldigung hat er mir diese Konzertkarten geschenkt“. Während sich meine Hände zu Fäusten ballten, lächelte sie glücklich vor sich hin. Dieses gottverdammte Arschloch hatte sie also mit diesen Karten bezirzt, um wieder einmal Mrs. Washington zu ficken. Gott, ich könnte...

„Edward, bitte reiß dich zusammen. Wir dürfen jetzt nichts übereilen“, flüsterte Jazz. Alice hatte Mom in ein Gespräch über den Pianisten verwickelt, scheinbar kannte sie ihn auch. Begeistert unterhielten sich die beiden, während Jasper ruhig auf mich einredete und es tatsächlich schaffte, dass ich wieder runter kam.

Als ich allerdings das Wort 'Verlobter' aus dem Mund meiner schwärmenden Mutter vernahm, flippte ich fast aus. Ich riss meinen Kopf in ihre Richtung, hatte große Mühe, meinen Zorn im Zaum zu halten und starrte sie an.

„Du bist … was hast du eben gesagt?“

„Was meinst du, Schatz?“. Woah, nun war ich wieder ihr Schatz? Naja, vermutlich nicht mehr lange.

„Ich hab da gerade was gehört. Nämlich das Wort 'Verlobter'. Hat er denn...“

„Ja, Edward. Paolo hat mich am 18. August gebeten, seine Frau zu werden. Naja, weißt du … ich wusste ja, dass Carlisle an diesem Tag heiratet, und … es ging mir nicht so gut. Tut mir leid“. Sie senkte den Blick, zuckte mit den Schultern und atmete einmal tief durch. Dann schaute sie mir wieder in die Augen, und ihre strahlten und funkelten vor Glück. „Erst hat er mich liebevoll getröstet, war sehr zärtlich und verständnisvoll und fragte mich scherzhaft, ob ich denn nicht auch wieder heiraten wollte. Rein aus Spaß meinte ich 'Ja, warum denn nicht?' Dann hat ein Wort das andere ergeben, und plötzlich kniete er vor mir und bat mich, seine Frau zu werden. Ist das nicht süß?“. Nun kullerten Tränen der Rührung und des Glücks über ihre Wangen, und ich hatte das Gefühl, als müsste ich meiner neuesten Lieblingsbeschäftigung nachgehen – kotzen.

„Oh, verdammt, zehn vor neun, ich muss los. Bin spät dran“, sagte sie plötzlich hektisch, nachdem sie einen Blick auf ihre Uhr geworfen hatte. „Kommt mich doch mal wieder besuchen, ja? Wir müssen doch über die Hochzeit sprechen“, nuschelte sie noch gestresst, während sie bereits rückwärts lief. Sie warf noch ein paar fliegende Küsschen in die Luft, drehte sich mit einem lauten „Hat mich gefreut, Alice“ um und verschwand.

Mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mündern starrten wir ihr hinterher, bis Jazz die bedrückende Stille mit einem leisen „Fuck“ zerriss.

Mein Kopf schwirrte, und plötzlich drehte sich alles um mich herum. Oder war ich derjenige, der sich drehte? Naja, egal. „Scheiße, Bro, und jetzt?“. Fassungslos hielt ich mich an Jaspers Volvo fest und suchte seinen Blick.

„Oh Man...“, seufzte er, begann wie aufgezogen hin und her zu laufen und fuhr sich durchs Haar. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er angestrengt nach einer Lösung suchte, also hielt ich einfach die Klappe und wartete ab. Ich war längst nicht mehr in der Lage, klar zu denken, und Alices Kopf schoss zwischen uns beiden hin und her. Gerade, als sie den Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, drückte ich den gestreckten Zeigefinger auf meine Lippen und teilte ihr so mit, dass sie ebenfalls ruhig sein sollte. Mein schlaues  Brüderchen würde eine Lösung finden, davon war ich überzeugt.

Nach gefühlten drei Wochen blieb er plötzlich stehen, und ich konnte die symbolische Glühbirne förmlich sehen, die soeben über seinem klugen Köpfchen blinkte und verflucht, ich musste schon wieder lachen. Also nein, dieses Gras … ich sollte wirklich aufhören mit diesem Scheiß.

„Wir dürfen diese Hochzeit auf keinen Fall zulassen“, begann er nun leise und kickte kleine Steinchen von A nach B. „Es gibt leider keinen anderen Weg, als Paolos Frau zu kontaktieren“. Alice und ich keuchten auf. „Fuck, wir müssen diese Mrs. Elena Rizzante ausfindig machen, koste es, was es wolle. Edward …“, nun drehte er sich zu mir und schaute mir dermaßen streng in die Augen, dass ich direkt Angst vor ihm bekam, „... du hörst ab sofort auf mit dieser beschissenen Sauferei und Kifferei. Es gilt jetzt, unsere Mom vor dem größten Fehler ihres Lebens zu bewahren, und das werden wir auch tun. Internet-Recherche, Edward. DAS ist das, was dich während der nächsten Tage in deiner Freizeit beschäftigen wird, und sonst nichts. Ist das klar?“. Boah, er wurde richtig laut.

„Jawohl, Chef“, antwortete ich und hatte große Mühe, nicht schon wieder zu lachen. Gott, ich liebte meinen Bruder, wenn er einen auf Vier-Sterne-General machte. Ich biss mir also auf die Zunge, um ernst zu bleiben, während Jazz leicht misstrauisch in meine Richtung nickte und sich dann zu seiner Liebsten drehte. „Hilfst du mir, Süße?“

„Aber natürlich, Schatz“, quietschte Alice begeistert, und dieses Geräusch ging mir durch Mark und Bein. In meiner bekifften Ruhe gestört verzog ich das Gesicht und stöhnte ein „Gehts noch ein bisschen lauter?“, in die Richtung meiner Schwägerin in spe, die mich nun mit einem tödlichen Blick zu ermorden schien.

„Halt die Klappe. Niemand zwingt dich dazu, dir ständig die Birne zuzudröhnen, oder?“, fuhr sie mich an, während Jazz leise lachte.

„Gott, ihr zwei...“, gluckste er, verdrehte die Augen und deutete mit dem Kopf zu seinem Volvo. „Los jetzt. Wir wollen doch hier keine Wurzeln schlagen, oder? Und außerdem haben wir Besseres zu tun“. Er zog eine Augenbraue hoch und machte einen auf Sherlock Holmes. Kurz darauf saßen wir in seinem Wagen und fuhren nach Hause.

„Wisst ihr eigentlich, was verdammt schade ist?“, fragte ich die beiden, die vor mir saßen und gerade ihre Finger mit einander verschlangen. „Was?“, fragten beide wie aus der Pistole geschossen. Jazz konzentrierte sich weiterhin auf den Verkehr, Alice drehte ihren Kopf zu mir zurück und schaute mich abwartend an.

„Dass ich heute nur einen Blowjob hatte“.

„Gott, Edward, halt doch einfach mal deine versaute Klappe“, knurrte die untergroße Rechtsanwältin, drehte sich wieder nach vorn und schlug sich fest auf die Stirn.

„Was?!?“, fuhr ich fort, „Ich hab mein Tagespensum heute nicht erreicht, und ihr seid schuld. Wenn ich die Schlampen schon nicht ficke, dann darf ich doch wenigstens meinen Schwanz in ihren Mu...“

„JAJA, es reicht“, stoppte Jazz meinen sexuellen Ausbruch und lachte sich schlapp. „Man, du bist wirklich ein Schwein. Behalte deine Gelüste für dich, bitte. Ich glaube nicht, dass meine Süße daran interessiert ist, und glaub mir – ich bin es gleich noch weniger. Also bitte, ja? Halt den Mund“.

„Jawohl, Sir“, sagte ich kichernd, legte den Kopf zurück und schloss meine Augen. Der viele Alkohol und das Gras vernebelte nach wie vor mein Gehirn, doch im Großen und Ganzen ging es mir gut. Dies gab mir allerdings zu denken, da sich mein Körper offensichtlich schon an diesen Scheiß zu gewöhnen schien. Wenn ich genauer darüber nachdachte, fiel mir tatsächlich auf, dass ich seit der Hochzeit jeden Tag besoffen war. Nun ja – zumindest nicht ganz nüchtern. Auch Joints waren mittlerweile an der Tagesordnung, seit mich dieser seltsame Kauz im  'La Cosa Nostra'  in ein Gespräch verwickelt hatte und ich nun einer seiner Stammkunden war.

Fuck, was war bloß aus mir geworden? Alice und Jazz hatten recht – ich durfte unmöglich so weitermachen. Gott sei Dank war es nur bei der einen Line geblieben, die ich letztes Wochenende aufgezogen hatte. Hinterher dachte ich, meine Nase würde mir aus dem Gesicht faulen, also ließ ich das lieber sein. Das Feeling war zwar hammergeil, aber nein, das war nichts für mich. Finger weg von harten Drogen!

Einige Minuten grübelte ich vor mich hin und packte mich am Ende mental an der Nase. Nun war Schluss mit diesem ausschweifenden Lebensstil. Ich musste aufhören zu saufen und endlich die Finger von den Drogen lassen. Es machte mich nur kaputt. Immerhin hatte ich eine tolle Familie, einen fantastischen Job, und auch sonst war alles perfekt. Ich würde ab sofort alles daran setzen, mein Leben wirklich wieder in den Griff zu kriegen, und vor allem müsste ich mich um eines kümmern – über Isabella hinwegzukommen...

„Auuuufwachen“, brüllte mich Alice plötzlich an und ich erschrak so heftig, dass ich förmlich zusammen zuckte und mir den Ellenbogen stieß. „Ich schlaf doch gar nicht, Herrgott noch mal“, fauchte ich sie an und hätte sie am liebsten ohne Rückflugticket zum Mond geschossen. Blöde Kuh!

Angepisst vor mich hin murmelnd kletterte ich mehr schlecht als recht aus Jaspers Volvo und schmiss mich wenige Minuten später grunzend in mein Bett. Ich schlang meine Arme um das Kissen, auf welchem Isabella nach unserer Party lag und inhalierte ihren Duft. Gott, natürlich roch der Scheiß schon lang nicht mehr nach ihr, aber Einbildung ist doch auch eine Bildung, oder?

'Ja, genau, Cullen. Soviel zum Thema über Isabella hinwegkommen', schnurrte dieser kleine, beschissene Teufel in meinem Kopf und grinste mich diabolisch an.

„Klappe, du Arsch“, knurrte ich, denn yeah, ich war allein und konnte reden, mit wem ich wollte.

„Aber ich hab doch gar nichts gesagt“, kam es überrascht von Jazz, und ich schoss hoch. Scheiße, doch nicht allein...

„Hab auch nicht dich gemeint“, murrte ich und fuhr mir durchs Haar.

„Wen dann?“

„Vergiss es, Bro“

„Okay“. Er zuckte mit den Schultern und setzte sich auf mein Bett. „Hör zu, Edward. Du schläfst jetzt mal ordentlich deinen Rausch aus, und wir werden sofort das Internet nach dieser Elena Rizzante checken, in Ordnung?“

„Danke, Man. Du bist der beste Bruder, den es gibt“, schleimte ich und fiel ihm um den Hals.

„Boah, du stinkst. Schau, dass du unter die Dusche kommst“, gluckste Jazz und schob mich von sich weg. Erschöpft und gottverdammt müde sank ich nach hinten, fiel in die weichen Kissen und meine Lider klappten zu.

„Keinen Bock“, murmelte ich und fiel unmittelbar darauf in einen tiefen und erholsamen Schlaf.



*****



Sonntag, 9.September 2009


„Heilige Scheiße“, murmelte ich mit geschlossenen Augen, obwohl ich noch gar nicht wirklich munter war. Ich hatte lediglich die Decke ein wenig bewegt, um mich anständig reinzukuscheln, doch das, was ich da roch, gefiel mir nicht. Pfui Teufel. Jaaa, meine Güte, ich hatte gestern keine Kraft mehr zum Duschen, also musste ich schleunigst darauf achten, munter zu werden, doch das war nicht leicht.

Ich hatte einen pelzigen Geschmack im Mund und im Magen ein flaues Gefühl. Hatte wohl ordentlich Gas gegeben gestern, aber warum zur Hölle bekam ich meine beschissenen Augen nicht auf?

Plötzlich flog meine Tür auf, knallte lautstark gegen die Wand und yeah – sie waren offen.

„Wir haben sie, steh auf“, schrie Jazz aufgekratzt in mein Zimmer, eilte auf mich zu, schmiss sich ohne Rücksicht auf Verluste in mein Bett und wachelte mit einem Blatt Papier vor meiner Nase rum. Wie jetzt? Wen?

„Wen habt ihr? Fuck, Alter, ich bin noch immer mit einem Fuß im Land der Träume, was willst du denn von mir? Normale Menschen schlafen um diese Zeit, Herrgott noch mal“. Und meine Äuglein fielen wieder zu.

„Man Edward, es ist erstens viertel nach elf und zweitens meine ich damit Mrs. Elena Rizzante. Verdammt, Bro, wir haben sie, beziehungsweise ihre Mail-Adresse. Sie engagiert sich stark in einer Foundation für krebskranke Kinder, dürfte eine tolle Frau sein. Naja, wie dem auch sei, es war ein Leichtes, diese Adresse zu finden, also wirf deinen Kadaver aus dem Bett und komm ins Wohnzimmer. SOFORT!“. Boah, hier war er wieder, der Vier-Sterne-General.

Diese Nachricht faszinierte mich dann aber doch, und ich setzte mich auf. „Wow, fucking gute Neuigkeiten, Brüderchen. Das hast du wirklich gut gemacht“, säuselte ich und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Aber bitte - darf ich noch unter die Dusche?“, flehte ich und bedödelte ihn mit meinem besten Dackelblick.

Er rümpfte seine Nase und grinste mich an. „Ich denke, das wäre im Interesse von uns allen, also hau dich in die Fluten und beeile dich“. Dankbar nickte ich ihm zu, war keine zehn Sekunden später im Bad und zehn Minuten danach klitschnass im Wohnzimmer. Nun – natürlich hatte ich etwas angezogen und steckte in meinem kuscheligen Bademantel, aber meine Haare tropften unaufhörlich auf das dunkelblaue Frottee. Nachdem ich allerdings keine Zeit hatte, das Naturchaos auf meinem Kopf zu trocknen, lief ich einfach zu Alice und Jazz und setzte mich auf die Couch.

„Kaffee?“, fragte mich die kleine Hexe, und ich grinste. Gott, war die Frau gut zu mir.

„Gern. Danke“.

Sie drückte meinem Bruder einen schnellen Kuss auf die Lippen und verschwand Richtung Küche, während Jazz seine Finger bereits über die Tastatur eilen ließ.
„Jetzt wird es ernst“, murmelte er vor sich hin, beendete in dem Moment seine Tipperei und drehte erwartungsvoll seinen Laptop zu mir. „Schreib du“.

„Wieso ich?“

„Ich hab eh schon  die Mail-Adresse gefunden“, zickte Jasper herum.

„Einen Scheiß hast du …“, fiel ihm Alice ins Wort und drückte mir eine Tasse mit duftendem Kaffee in die Hand, „…das war nämlich ich“. Sie grinste ihm breit ins Gesicht und widmete sich mir. „Soll ich tippen?“ Genervt, als würde sie einen Streit zwischen zwei Kleinkindern schlichten, verdrehte sie die Augen und zog den Laptop zu sich. Okay, Frauenpower, sie schrieb.

Eine geschlagene Stunde saßen wir an dieser beschissenen Mail, korrigierten sie gefühlte tausend Mal, löschten sie teilweise, fügten etwas anderes hinzu, doch dann war sie unserer Meinung nach perfekt.

„So, Süße, bitte lies sie jetzt abschließend noch einmal vor“. Jazz ließ sich seufzend nach hinten fallen und fuhr sich erschöpft über das Gesicht. Ich tat es ihm gleich und Alice holte tief Luft. „Okay, dann mal los.


Sehr geehrte Mrs. Rizzante!

Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie mit dieser Mail einfach überfallen, aber das muss einfach sein, es gibt keinen anderen Weg.

Wir sind zwei erwachsene Brüder, leben in Seattle, und unsere Eltern sind geschieden.
Nun ist es aber so, dass unsere Mutter, Esme Cullen, bald wieder heiraten möchte, und zwar einen gewissen Paolo Rizzante.
Im Zuge diverser Internet-Recherchen ist uns immer wieder Ihr Name untergekommen, und wir sind uns ziemlich sicher, dass Sie nicht die Schwester, sondern die Ehefrau von Paolo Rizzante sind. Wenn unsere Erkenntnis die Richtige ist, bitten wir Sie, uns zu helfen.
Wir lieben unsere Mutter sehr und wollen nicht, dass Paolo ihr das Herz brechen wird. Natürlich wird er – wenn wir recht haben – auch Ihres brechen, und das tut uns sehr leid, aber wir bitten Sie – helfen Sie uns.
Selbstverständlich sind wir jederzeit über diese Mail-Adresse für Sie erreichbar und wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich melden würden, auch, wenn wir mit unserem Verdacht völlig danebenliegen sollten.
Wir danken Ihnen für Ihre Hilfe
Edward und Jasper Cullen.“



„Yeah, hört sich gut an, weg damit“, meinte Jazz zufrieden.

„Dafür“, stimmte ich ebenso zu.

„Jawohl, meine Herren“, schnurrte Alice, klickte auf ‚Senden‘ und klappte den Laptop zu. „Boah…“, stöhnte sie erleichtert auf und schmiegte sich lächelnd in die Arme meines Bruders.

Anschließend bestellten wir uns Futter vom Chinesen, tranken eine Flasche Wein, und ich war wieder leicht beduselt, weil ich wohl den Rausch von gestern aufgewärmt hatte, aber das war egal. Ich fühlte mich gut, und der Absturz vom vergangenen Abend hatte mir anständig die Augen geöffnet. Gerade noch rechtzeitig schien ich die Kurve gekratzt zu haben, nicht zuletzt wegen der lieben Worte von Alice.

Wortlos setzte ich mich neben sie, zog sie sanft aus Jaspers Umarmung, schlang meine Arme um ihren zierlichen Oberkörper und drückte sie fest an meine Brust. „Danke“, sagte ich leise und lächelte sie an.

„Wofür?“, wollte sie wissen und runzelte die Stirn.

„Für deine Worte. Gestern im ‚La Cosa Nostra‘. Möglicherweise hast du mir das Leben gerettet, meine kleine Lieblingshexe“, klärte ich auf. Sofort überzog ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht. Sie wand sich leicht aus meiner Umarmung, nur um mir gleich hinterher begeistert um den Hals zu fallen. „Bitte, sehr gerne. Ich mag dich doch, Edward. Außerdem könnte ich meinen Liebsten wegschmeißen, wenn mit dir irgendetwas passieren würde, und das wollen wir doch nicht, oder?“. Liebevoll schaute sie zu Jazz und zwinkerte ihm zu. Gott, ich liebte meine Familie und wusste, dass sie immer für mich da war und ich mich jederzeit auf sie verlassen konnte. Dieses Gefühl war in diesem Moment so fucking gut, dass ich mir plötzlich vollkommen sicher war, mit ihrer Hilfe auch über Isabella hinweg zu kommen.

„So, genug fremd gekuschelt“, murmelte Jazz gespielt angepisst und griff grinsend nach dem Laptop, der nach wie vor zugekappt auf dem Couchtisch lag. „Lasst uns mal gucken, ob Mrs. Rizzante vielleicht schon zurück gemailt hat“. Ich drückte Alice einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange, wir strahlten uns ein paar Sekunden an und widmeten uns Jasper, dessen Augen immer größer wurden, während sie über den Bildschirm huschten.

„Fuck“, keuchte er und drehte den Laptop zu uns.

Sonntag, 22. Januar 2012

(22) Just married ... or what?




‚Sag es. Sag die drei Worte, Edward. Sag, dass du mich liebst. Ich brauche Carlisle, ich brauche DICH, bitte lasst mich nicht allein. Ich kann nicht atmen. Aber bitte  – SAG ES, und … ich bin dein‘


BellaPOV


Gezählte drei Sekunden fixierten meine tränennassen Augen diesen Mann in der ersten Reihe, für den ich sofort alles hingeschmissen hätte. Ich war tatsächlich bereit, die Hochzeit für ihn platzen zu lassen, alles hätte ich für ihn getan, alles. Er bräuchte nur diese drei Worte sagen, und verflucht ja – ich wäre sein.

Doch Edward schloss nach diesen drei Sekunden seufzend die Augen, schüttelte kaum merkbar den Kopf und ließ ihn langsam zwischen seine Schultern sinken.

Ich fühlte einen Stich in meinem Herzen, der mich kurz aufkeuchen ließ. Er liebte mich nicht, wollte mich nicht und gab mich frei. Für einen Moment hatte ich Angst davor, ohnmächtig zu werden. Auf eine seltsame Art und Weise hatte ich plötzlich das Gefühl, alles verloren zu haben, was mir wichtig war. All das, was ich brauchte, um glücklich zu sein. Meine Lider wurden schwer und senkten sich träge. Hüllten mich in eine willkommene Dunkelheit, während alles um mich herum unheimlich leise und beklemmend war.

„Isabella?“

Erschrocken riss ich meine Augen wieder auf und starrte in das nervöse Gesicht des Reverends, der vermutlich den Verdacht hegte, ich würde jeden Moment schreiend die Kirche verlassen. Dann drehte ich meinen Kopf so, dass ich Carlisle in die Augen schauen konnte.

Mein Carlisle. Der Mann, der mich nun zu seiner Ehefrau machen würde, wenn ich diese zwei Buchstaben über meine Lippen bringen könnte. Er liebte mich, und ich … liebte ihn auch. Ich war sein und er war mein. Mein Liebster würde mir das geben, was ich brauchte, um glücklich zu sein. Nicht nur Liebe und Zärtlichkeit, sondern auch Schutz, Geborgenheit, und die Wärme, die ich seit Charlies Tod so vermisste.

Würde ich nun ‚Nein‘ sagen, wäre ich wieder vollkommen allein, und dieser Gedanke brachte mich beinahe um. Edward wollte mich nicht, und Carlisle fixierte mich mit einem verzweifelten Blick, ich sah es ihm an. Er lächelte, doch dieses Lächeln war nicht echt.

‚Bitte sag was – Bitte sag JA‘, signalisierten mir seine Augen, und in diesem Moment wusste ich, was richtig war.

Ich hob meine rechte Hand, legte sie an Carlisles Wange, streichelte sanft darüber  und hauchte ein gelächeltes „Ja. Ja, ich will“.

Mein Schicksal war besiegelt, und es fühlte sich … gut an. Nicht perfekt, aber gut. Verdammt noch mal, ich brauchte ihn. Brauchte einen Mann an meiner Seite, der sich um meine einsame, kranke Seele kümmern würde. Und ja, ich liebte meinen Carlisle. Nicht auf dieselbe Art und Weise, wie Edward, aber … mein Gott, was hatte ich getan?

Wieder fühlte ich mich, als würde mich jeden Moment eine Ohnmacht in die Knie zwingen, doch als ich in die Augen meines Mannes sah, wusste ich, dass alles, was in den letzten Sekunden geschah, richtig war. Er strahlte und wirkte unglaublich glücklich. Es schien, als wäre er am Ziel seiner Träume, als WÄRE  ich sein Traum, der plötzlich zur Realität wurde.

Je länger ich in seine funkelnden und strahlenden Augen sah, desto mehr war ich davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. Dieses ‚Ja‘, welches ich soeben ausgesprochen hatte, war der einzige Weg, nicht an einer allumfassenden Einsamkeit und Traurigkeit zugrunde zu gehen, und dieses ‚Ja‘ besiegelte meine Liebe zu ihm. Zu meinem Mann.

„Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau“, holte mich der Reverend abrupt in die Gegenwart zurück. „Sie dürfen die Braut nun küssen“.

Mit einem atemberaubend glücklichen Lächeln legte Carlisle zärtlich seinen Arm um meine Taille, zog mich eng an sich und küsste mich so liebevoll und innig, dass ich in den Kuss seufzte und ihn leidenschaftlich erwiderte.

Leises Applaudieren der Gäste begleitete unsere erste Vereinigung als Mann und Frau, und ohne Edward eines einzigen Blickes zu würdigen, verließen wir die Kirche als Ehepaar.


EdwardPOV


„Herzlichen Glückwunsch“, sagte ich zu meinem Dad, als wir das Gotteshaus verlassen hatten und ich nun tun musste, was alle anderen taten. Gratulieren.

Verdammt, ich liebte ihn. Natürlich war er nach wie vor nicht nur mein Vater, sondern auch mein Kumpel, Vertrauter und bester Freund. Dennoch steckten Worte in meiner Kehle, die ich nur zu gern ausgesprochen hätte, es jedoch niemals tun dürfte und würde. Jedes einzelne davon lief darauf hinaus, dass er MEINE Frau hatte. Isabella war MEIN und würde es auch immer bleiben. Allerdings nur in meinem Herzen und meiner … Seele. Ich liebte sie so sehr, und doch hatte ich sie vor wenigen Minuten verloren. Für immer.

Sie war NICHT meine Frau, sondern die meines Dads.
Sie war auch nicht mein. Niemals.

„Vielen Dank, mein Sohn, ich danke dir“. Ja, er war glücklich, und ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich wäre es auch an seiner Stelle. Mit dieser Frau…

„Auch dir natürlich herzlichen Glückwunsch. Mom“, sagte ich nun zu Isabella, zwang mir mit Müh und Not ein gekünsteltes Grinsen aufs Gesicht und drückte ihr je einen Kuss auf die Wangen, was sie sofort erröten ließ. Verdammt.

„Danke, ähm … Sohn“, erwiderte sie kichernd, doch das, was ihre Augen wortlos sagten, gefiel mir nicht. Obwohl sie gerade eben meinem Vater das Ja-Wort gegeben hatte und bereits Mrs. Carlisle Cullen war, fand ich sie wieder in ihren dunkelbraunen Iriden – diese tiefgründige, verhasste und herzzerreißende Traurigkeit. Ich fühlte mich schuldig, ausgebrannt und leer, während ich ihr ein verkrampftes Lächeln schenkte und ging.




Die Hochzeitsgesellschaft begab sich nach der Trauung wieder zu meinem Elternhaus, wo sich ein Catering-Service mittlerweile anständig ausgetobt und unseren Garten in ein Freiluft-Restaurant verwandelt hatte. Tante Elizabeth hatte sich perfekt um alles gekümmert, und kaum waren wir eingetroffen, ging es auch schon mit dem Essen los.

Obwohl ich heute schon mit der Kloschüssel gekuschelt hatte, gab ich mich auch weiterhin dem Alkohol hin. Gegessen hatte ich nicht viel, denn es schmeckte nicht, aber saufen – ja, DAS ging immer. (Beta-A/N: Da kann Jazz ja froh sein, dass er mich hat und zum Kuscheln nicht auch eine Kloschüssel nehmen muss. ^^)

Natürlich wusste ich, dass ich den Frust über diese Eheschließung nicht mit übermäßigem Alkoholgenuss vertreiben konnte, aber für heute müsste es reichen. Abgesehen davon trug ich den Verdacht mit mir herum, dass Isabella mein sein könnte, wenn ich gottverdammter Arsch ihr meine Liebe gestanden hätte, aber nun war es zu spät.

Das frisch gebackene Ehepaar wurde gefeiert, lachte glücklich und nahm immer wieder Glückwünsche und Komplimente entgegen, was für ein schönes Paar sie doch wären und wie gut sie zusammen passen würden, während ich von Minute zu Minute besoffener wurde und kaum noch einen geraden Satz über die Lippen brachte.

Isabellas Augen suchten ständig meine, doch ich wich ihnen aus. Warum sollte ich mir selbst mehr Schmerzen zufügen, als die, die ich ohnehin ununterbrochen empfand?

„Hey, wie geht es dir?“, fragte mich Jazz, nachdem ich mich abseits der Hochzeitsgesellschaft an einen Baum gelehnt und die Augen geschlossen hatte. Alles drehte sich, als ich sie wieder öffnete und in das traurige Gesicht meines Bruders sah.

„Beschissen“, antwortete ich ehrlich, zuckte mit den Schultern und runzelte die Stirn. Betrunkene und Kinder sagen doch immer die Wahrheit, oder? Also musste ich auch nicht lügen.

„Scheiße Man, es tut mir so leid. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Brüderchen, mir kann … keiner helfen. Nicht mal ich selbst“, gab ich leicht lallend zurück und schüttelte den Kopf. Sofort hörte ich jedoch wieder auf mit dem Scheiß, da mir noch schwindliger wurde, also hielt ich still, zog eine Augenbraue hoch und fixierte Jaspers Augen, die mich traurig gefangen hielten. „Weißt du, was das Schlimmste ist?“ Ich lachte sarkastisch auf und konzentrierte mich darauf, ihm nun möglichst ohne Lallen das zu sagen, was unentwegt durch meinen Kopf schwirrte.

„Ich hab es verkackt, Jazz. Hätte ich Isabella meine Liebe gestanden, wäre sie nun mein und nicht Mrs. Carlisle Cullen. Ich Idiot hab es verkackt, verstehst du das?“ Ein kaltes, ja richtig bösartiges Lachen drang aus den Tiefen meiner Kehle. Ich fuhr durch mein Haar, zog fest daran und stöhnte auf vor Schmerz. „Zur Hölle, Bruder, ich bin schuld. Ich ganz allein. Hätte ich nur meine beschissene Klappe aufgebracht, wäre alles gut. Alles gut…“. Meine Stimme wurde immer leiser und brach.

„Man, Edward … verdammt. Bitte hör auf mit diesem Scheiß. Mach dich doch selbst nicht kaputt. Woher willst du das wissen?“

„Sie hat mich in der Kirche angesehen. Kurz vor ihrem ‚Ja‘. Dieser Blick, Jazz … sie flehte mich förmlich an, irgendetwas zu sagen, die Trauung abzubrechen, sie wollte es, verstehst du? Doch ich konnte nicht, war wie gelähmt. Ich habs verkackt“. Seufzend senkte ich den Kopf und schloss erneut meine Augen, da ich spürte, dass sich Tränen darin sammelten, die ich zur Hölle noch mal nicht weinen wollte.

„Oh Scheiße“, hörte ich plötzlich Alices Stimme, und unmittelbar darauf vernahm ich leises Tuscheln von Emmett und Rose.

„Schon gut, alles okay“, sagte ich zu meinen Freunden, nachdem ich meine Lider dazu bewegen konnte, sich wieder zu heben. Ich stieß mich von dem Baum ab, gegen den ich mich gelehnt hatte, torkelte leicht zur improvisierten Outdoor-Bar, holte mir einen Whiskey und schaute mich kurz um, um einen Blick auf Isabella zu erhaschen, doch ich fand sie nicht.

Einmal mehr an diesem Tag kippte ich meinen liebsten, hochprozentigen Freund auf Ex in meine Kehle und hatte unmittelbar darauf das Gefühl, bald wieder kotzen zu müssen. Also knallte ich das leere Glas auf den nächstbesten Tisch und ging grinsend ins Haus. Mittlerweile war es mir scheißegal, ob ich wieder ein Date mit der Kloschüssel hätte, denn alles war egal. Wirklich alles.

Mich am Geländer festhaltend, wackelte ich in den ersten Stock und sah in dem Moment, dass Isabella in ihrem Zimmer verschwand. Nachdem ich ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte, ging ich ihr nach und trat ohne anzuklopfen ein.  Immerhin war ich stockbesoffen, ich durfte das. Yeah.

Isabella stand vor dem Badezimmer und fummelte gerade an ihrem Kleid herum. Sie erschrak ziemlich, als ich mit einem geschmeidigen Tritt die Tür hinter mir schloss und grinsend daneben stehen blieb.

„Schönen guten Tag, Mrs. Carlisle Cullen“, spuckte ich förmlich aus und keuchte, als sich kurzfristig mein Magen überdrehte, doch ich konnte mich noch gerade so beherrschen, um nicht auf den teuren Teppich zu kotzen.

„Edward…“, japste Isabella und starrte mich beinahe ängstlich an, „was tust du da?“.

„Keine Ahnung“. Ich zuckte mit den Schultern und ging langsam auf sie zu. „Was tust DU da?“, wollte ich nun wissen und blieb unmittelbar vor ihr stehen. Ich konnte es nicht fassen, sie wich tatsächlich ein paar Schritte zurück, bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte und zitternd die Hände hob.

„Ich bin … naja, es ist … du meine Güte, ich habe meine Tage, und sollte mal wieder … Herrgott, du weißt schon…“, stotterte sie herum, und kichernd drehte ich mich weg. „Ich verstehe“, sagte ich wissend und schmiss mich aufs Bett. „Lass dich nicht aufhalten“.

Mit einem nervösen Lächeln verschwand sie im Bad, während ich mich hinlegte und die Augen schloss. Woah, keine gute Idee. Sofort drehte sich alles, und meine Lider schossen wieder hoch. Obwohl mein Alkoholspiegel fucking hoch zu sein schien, war ich verwundert, noch einigermaßen flüssig sprechen zu können und nutzte diese Tatsache auch aus, kaum, dass Isabella wieder bei mir war.

„Und? Wie fühlst du dich, Mrs. Carlisle Cullen? Bist du nun glücklich und am Ende deiner Träume?“ Verdammt, und jetzt musste ich wirklich darauf achten, nicht ungut zu werden. Eine seltsame Form der Wut kroch durch meine Adern, vermengte sich mit einem sehr hohen Maß an Verzweiflung und perfektionierte sich mit einem Schuss Frustration. Es gab so verdammt viel, was ich ihr sagen wollte, doch diese Gefühlsmischung machte es mir nicht leicht.

„Edward, was soll der Scheiß? Was erwartest du von mir, und was genau willst du nun hören?“ Auch Isabella wurde wütend und funkelte mich zornig an. Sie kam ein paar Schritte auf mich zu und hatte wieder diesen Ausdruck eines Racheengels, den ich so sehr an ihr liebte.

Aber zur Hölle, ich durfte nichts mehr an ihr lieben, es war vorbei.

„Verdammt, ich will wissen, ob du glücklich bist als Frau meines Vaters. Sag es, Isabella, ich will es hören. Sprich es aus, verflucht“, sagte ich vielleicht etwas zu laut, und erschrocken wich sie wieder zurück.

„Du machst mir Angst“, flüsterte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Sie hatte Angst. Vor mir. Gott nein, das wollte ich nicht. Niemals.

„Himmel, ich will dir doch keine Angst machen, Kleines. Ich wollte doch nur wissen, ob du glücklich bist“, erwiderte ich leise und spürte, dass ich meine Gefühle langsam wieder in den Griff bekam. Wie gerne hätte ich sie in diesem Moment an mich gezogen, um sie zu küssen. Verdammt, nicht einmal das, es hätte mir schon gereicht, sie nur fühlen und riechen zu dürfen, doch auch das durfte ich nicht. Nie mehr.

„Ja, Edward“, flüsterte sie. „Ja, ich bin glücklich“.

„Bist du das? Wie schön“. Verflucht, die Wut war wieder da. „Dann bin ich ja froh, dass wenigstens einer von uns beiden das erreichen konnte, was er sich wünschte. Ich gratuliere, Mrs. Cullen“, schnaubte ich wütend, fuhr mir durchs Haar und begann, im Zimmer hin und her zu laufen.

„Weißt du eigentlich, wie es mir geht? Hast du überhaupt den blassesten Schimmer einer Ahnung, was du mir mit dieser beschissenen Hochzeit angetan hast?“

„Edward, ich…“

„Nein, Isabella, halt einfach die Klappe. Ich will nicht hören, wie glücklich du bist, um mich zu…“

„ABER DU HAST MICH GERADE DANACH GEFRAGT“, schrie sie mich nun an und wurde ganz rot vor Zorn.

„Ja, das hab ich“, zischte ich leise und so gottverdammt wütend, dass ich am liebsten das ganze Zimmer zu Kleinholz verarbeitet hätte. „Und ganz ehrlich – Baby? Ich hasse es, dass du glücklich bist, denn dieses Glück ist nicht echt“.

„Wie meinst du das?“. Sie starrte mich an und schüttelte unaufhörlich den Kopf.

Ich stoppte meine hastigen Schritte, wankte jedoch leicht, nachdem ich stehen blieb. Also lehnte ich mich gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und grinste sie unsicher an. „Ich habe dieses Gefühl schon länger, Isabella, und nun ist es intensiver als je zuvor. Fuck, wir haben bereits darüber gesprochen, aber scheinbar kannst du dich nicht einmal daran erinnern. Egal, alles, was ich sagen will ist - Du findest in meinem Dad all das, was du vermisst, seit dein Vater gestorben ist, nicht wahr?“.

„Nein, das ist nicht…“

„DOCH, DAS IST ES“, brüllte ich sie an, stieß mich ab von der Wand, und sie zuckte zurück. „Hör auf, dich selbst und alle anderen zu belügen, und gib es endlich zu. Du liebst meinen Vater nicht so, wie du es solltest, denn du suchtest einfach einen neuen Dad. Gratuliere Isabella – du hast ihn gefunden“, und nun begann sie, heftig zu zittern und torkelte ein paar Schritte zurück.

„Warum sagst du sowas?“, flüsterte sie, während erste Tränen aus ihren Augen quollen und nasse Bahnen über ihre geröteten Wangen zogen. Verdammt, wir hatten diese Debatte doch schon einmal geführt, aber es war, als ob es sie nie gegeben hätte. Sie hatte tatsächlich alles verdrängt.

Als wollte sie sich selbst beschützen, schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und bedachte mich mit einem zornigen Blick. „WARUM TUST DU MIR DAS AN?“, schrie nun sie wieder.

Ich starrte nur in ihr zorniges Gesicht, schüttelte langsam den Kopf, sagte jedoch nichts. Verdammt, ich hatte sie wirklich verletzt und gottverdammt wütend gemacht, aber nun war es endlich raus – wieder einmal. Obwohl ich es versuchte, konnte ich in diesem Moment nicht sprechen, denn diese drei Worte, sie schnürten mir gerade die Kehle zu und ich wusste, dass ich sie aussprechen musste. Es war soweit…

„WARUM, SAG ES MIR!“ Wütend kam sie auf mich zu, funkelte zornig und verschlang mich mit ihren vor Wut beinahe schwarzen Augen. „WARUM??“

„WEIL ICH DICH LIEBE, HERRGOTT NOCHMAL! Weil ich dich liebe…“, wiederholte ich leise, und dann verließ mich die Kraft und ich fiel auf die Knie. „Weil ich dich liebe…“, flüsterte ich ein drittes Mal und sackte völlig in mich zusammen.

Isabella starrte mich ungläubig  an, keuchte laut auf sank vor mir ebenfalls auf die Knie. „Du … oh mein Gott…“

Vergessen waren all der Zorn, die Wut und diese explosive Gefühlsmischung tief in mir. Alles, was blieb, war die Verzweiflung, die mich schon seit Wochen bedrückte. Aber sie war plötzlich so intensiv, dass ich am ganzen Körper zu zittern begann und größte Mühe damit hatte, nicht ebenso zu weinen.

Ich hob meine rechte Hand, legte sie an ihre nasse Wange und streichelte mit dem Daumen eine Träne weg. „Ich liebe dich, Isabella. Schon so lang“.

Sie schluchzte laut auf, und in ihren Augen konnte ich blankes Entsetzen erkennen, welches mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte und mein Zittern nur noch verstärkte. „Warum hast du … verdammt, Edward“. Ein heftiges Schluchzen hinderte sie daran, weiter zu sprechen, und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie wieder ganz bei mir war. Nachdem sie zwei Mal tief Luft geholt und kurz die Augen geschlossen hatte, sah sie mich verzweifelt an, weinte bittere Tränen und sprach mit bebenden Lippen.

„Warum hast du es nicht gesagt? Warum hast du mir deine Liebe nie gestanden? So vieles wäre anders, wenn du nur … oh mein Gott, ich hätte doch nicht … niemals … ich…“. Nun weinte sie so heftig, dass ich mir direkt Sorgen machte. Fuck, dies war der Tag ihrer Hochzeit, sollte sie nicht glücklich sein?

Ich war daran schuld, dass sie bitterlich weinend in ihrem Zimmer kniete und gottverdammt unglücklich war. Zur Hölle, warum hatte ich nicht einfach meine blöde Klappe gehalten??

Und plötzlich wurde mir bewusst, was ich gerade getan hatte. Verflucht, ich hatte alles zerstört. Die Tage und Wochen, die ich so darum bemüht war, den Traum meines Vaters und diese Hochzeit nicht platzen zu lassen – es war alles umsonst. Wie ein Häufchen Elend kniete Isabella nun vor mir, umringt von ihrem bauschigen, weißen Kleid und legte die Hände auf ihr Gesicht.

Sie ließ sich auf ihre Fersen sinken und bewegte sich minutenlang keinen Millimeter. Plötzlich begann sie, langsam ihren Kopf zu schütteln, murmelte etwas Unverständliches gegen ihre Handflächen, sah mich jedoch nicht an.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen, als ihre Hände kraftlos auf ihren Schoß fielen und sie mich völlig abwesend fixierte. Sie schaute durch mich hindurch, ihr Mund war leicht geöffnet, und alles, was ich eindeutig vernehmen konnte, war ein ständig wieder kehrendes „Er hat recht…“ Was zur Hölle??


BellaPOV


„Er hat recht, er hat recht, oh mein Gott, er hat recht“, kam immer wieder über meine tränennassen, aber dennoch trockenen Lippen. Was hatte ich getan, was war mit mir los?

Minutenlang ließ ich mir Edwards Worte durch den Kopf gehen, wog sie ab, was sprach dagegen? Was dafür?

Mir war schon länger klar, dass die Liebe, die ich für Carlisle empfand, nicht dasselbe war, was ich für Edward fühlte, doch scheinbar verdrängte ich das. Mein Herz war einsam und verlassen. Ich wollte doch nur beschützt und geliebt werden, Herrgott noch mal. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, wieder allein zu sein, und nachdem Edward mich nicht wollte, schenkte ich meine Liebe dem Mann, der mich wieder Mensch werden ließ. Der Kummer durch Freude ersetzt hatte, Trauer durch Liebe und Einsamkeit durch Wärme. Verdammt ja, ich liebte meinen Mann, aber nicht … so. Mein Gott, was hatte ich getan??

Obwohl ich mit meiner seltsamen Reaktion in der Kirche beinahe die ganze Trauung platzen ließ, bekam ich von Carlisle nur Küsse und ein verliebtes Lächeln. Mit keinem einzigen Wort hatte er mich gefragt, was vorgefallen war. Nichts.

Er liebte mich bedingungslos, und ich … liebte ihn auch. Aber eben … verdammt, Edward hatte recht … anders. Das Hauptmotiv meiner Liebe zu ihm bestand wohl in meiner Angst, wieder vollkommen allein zu sein, und das war falsch. So abgrundtief falsch.

„Isabella? Was hast du? Kannst du mich hören?“ Nur ganz langsam drang diese wundervolle, tiefe, samtig-raue Stimme an mein Ohr, und augenblicklich fühlte ich mich wohl. Sie war zwar sehr weit entfernt, doch ich konnte sie förmlich spüren, sie machte mich … glücklich.

Ich fühlte warme, weiche Haut an meiner Wange und schmiegte mich dagegen. Seufzend schloss ich meine Augen und sagte leise das, was ich schon seit Wochen sagen wollte, aber nicht den Mut dazu hatte.

„Ich liebe dich“.

Ein absolut unromantisches „Fuck“ riss mich aus meiner Lethargie, und nach minutenlanger geistiger Abwesenheit war ich wieder da.

„Fuck?“

„Ja, Fuck, Isabella“, schnaubte er, erhob sich ruckartig und fuhr mit den Händen ein paar Mal grob über sein Gesicht. „Weißt du eigentlich, was das bedeutet?“

Ich starrte ihn an und schüttelte den Kopf.

„Baby“, hauchte er leise, zog mich hoch und schaute mich verzweifelt an. „Du liebst mich genauso, wie ich dich liebe, und was haben wir nun davon? Was haben wir von unserer grenzenlosen Dummheit, die es uns untersagte, wie zwei erwachsene Menschen miteinander zu sprechen? Was haben wir davon, unsere Gefühle für uns behalten zu haben?“ Seine Stimme wurde immer leiser, seine Körperhaltung immer schlaffer und sein Blick immer trauriger. Obwohl ich genau wusste, worauf seine Rede hinaus lief, brachte ich kein Wort über die Lippen und starrte ihn weiterhin an.

„Du bist Mrs. Carlisle Cullen, Isabella. Unerreichbar für mich, eine verheiratete Frau. Das wars. Wir haben es verkackt, es ist vorbei, und nun müssen wir mit den Konsequenzen leben. Es ist zu spät…“flüsterte er nur noch, streichelte mir ein letztes Mal meine Wange, über die schon wieder unzählige Tränen rannen, und ging zur Tür.

Kurz, bevor er seine Hand auf die Klinke legte, drehte er sich noch einmal um und schaute mich an. Seine Augen schimmerten feucht, als er ein leises „Ich liebe dich“ in meine Richtung hauchte, und ein paar Sekunden später war ich allein.

Wie in Trance schleppte ich mich zum Bett und ließ mich einfach fallen. Gefühlte Stunden starrte ich an die cremeweiße Decke, konnte nicht denken, nichts fühlen, ja nicht einmal weinen. Edwards Geständnis hatte mich aller Sinne beraubt. Meine Augen waren geöffnet, doch ich konnte nicht sehen, nichts hören, außer einem dumpfen Rauschen, welches in meinen gedankenlosen Schädel drang. Ich war vor wenigen Minuten innerlich gestorben und konnte nichts dagegen tun.

Würde sich mein Brustkorb nicht heben und senken, würde ich denken, ich wäre tot. Allerdings hob und senkte er sich sehr rasch, und irgendwie bekam ich trotzdem keine Luft. Flach und viel zu schnell atmend rappelte ich mich hoch, schleppte mich taumelnd zum Fenster, öffnete es und gierte nach Sauerstoff. Mein Herz raste, mir wurde schwindelig, und ich wusste, dass eine Ohnmacht drohte, also krallte ich mich an der Fensterbank fest und versuchte, mich zu beruhigen, doch es gelang mir nicht.

Eine widerliche Übelkeit schnürte mir die Kehle zu und eine allumfassende Panik machte mich fast verrückt, als sich die Tür öffnete und ich mich ruckartig drehte.

„Liebes, was ist denn los? Edward hat gesagt, du hättest starke Krämpfe und es geht dir nicht gut. Kann ich dir irgendwie helfen?“ Besorgt und mit gerunzelter Stirn kam er rasch auf mich zu, nahm mich in seine Arme und drückte mich zärtlich an seine Brust.

Rasch beruhigte sich meine Atmung, mein Herzschlag war wieder einigermaßen normal, und ich fühlte mich … gut. Mit einem tiefen Seufzen schmiegte ich mich an meinen Mann, und plötzlich fühlte sich alles so richtig an. Verdammt, ich war so verwirrt.

Carlisle wich ein wenig zurück, sah mir in die Augen und lächelte mich an. Innerhalb von Sekunden gefror sein Lächeln allerdings, und seine Hände streichelten meine Wangen. „Du hast geweint, was ist passiert? Gott, Bella, rede mit mir“.

„Ach, ich bin einfach so genervt von meinen blöden Tagen. Erst diese beschissenen Krämpfe, die mich beinahe in die Knie zwangen, dann die Gewissheit, dass ich unsere Hochzeit mit meiner miesen Laune verderbe, und auch noch diese ewige Heulerei, die ich wegen der Hormone nicht zurückhalten kann. Es kotzt mich einfach alles an“, log ich sehr überzeugend und hasste mich so sehr dafür, dass ich am liebsten gestorben wäre. Was tat ich eigentlich hier, ich gottverdammtes Miststück?

„Oh, mein armer Liebling, das tut mir so leid. Soll ich dir einen Tee kochen? Möchtest du dich hinlegen, und ich bringe dir eine Wärmeflasche, die du auf deinen Bauch legen kannst? Bitte sag mir, wie ich dir helfen kann. Ich tue alles für dich“. Zärtlich lächelte er mich an, Liebe und Verständnis funkelten mir entgegen, und mir wurde bewusst, wie sehr ich ihn eigentlich brauchte.

„Mir geht es schon ein wenig besser, jetzt, wo du bei mir bist“, erwiderte ich leise und lächelte zurück, doch das Schlimmste an dem Ganzen war, dass es mir wirklich besser ging, seit er dieses Zimmer betreten hatte.

Ich legte meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn mit allem, was ich für ihn empfand. Legte all die Liebe in diesen Kuss, die ich ihm geben konnte, und er seufzte glücklich in meinen Mund.

„Fühlst du dich gut genug, um wieder zu den anderen zu gehen?“, fragte er mich vorsichtig, nachdem wir den Kuss beendet hatten, und ich nickte.

„Ja, auf alle Fälle. Du kannst ruhig schon vorausgehen, ich muss nur noch mal schnell ins Bad“.

„In Ordnung, Liebes“. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn, streichelte über mein Haar und verließ den Raum. Keuchend schloss ich meine Augen und fühlte mich plötzlich unheimlich schwach.

Intensiver als je zuvor spürte ich in diesem Augenblick meinen Dad. Auch Charlie küsste immer meine Stirn und streichelte über mein Haar, wenn wir uns verabschiedeten, und Himmel – ich wollte schreien, nur noch schreien. Es war, als würde Charlie neben mir stehen. Ich konnte ihn riechen, ihn fühlen, ich zitterte, weinte … er berührte mich …

„Bella? Liebes?“ Erschrocken riss ich meine Augen auf und fiel meiner Freundin um den Hals.

„Rose!! Bitte hilf mir, ich glaub, ich dreh durch. Ich halt das alles nicht mehr aus“, weinte ich haltlos an ihrem Hals.

„Oh mein Gott, Süße, was ist denn passiert? Was ist los mit dir?“
Entsetzt löste sie meine enge Umklammerung und schaute mich an. „Hat es etwas mit Edward zu tun?“ Ich nickte und schluchzte.

„Hm…das dachte ich mir. Er ist nämlich drauf und dran, im Alleingang den gesamten Whiskey-Vorrat zu vernichten. Willst du darüber reden, Schatz?“ Ich nickte wieder, da ich vor lauter Schluchzen und Zittern nicht sprechen konnte, und sanft zog sie mich zum Bett. „Setz dich hin und komm erst mal runter. Beruhige dich und hör auf zu weinen, in Ordnung?“ Während sie sprach, nahmen wir am Fußende Platz, und sie streichelte mir sanft über Rücken und Arme.

Ein paar Minuten später hatte ich die Kraft, wieder zu sprechen, und ich entschied mich, meine Erzählungen mit drei wegweisenden Worten zu beginnen: „Er liebt mich“. Rosalie keuchte auf, riss ihren Kopf zu mir und starrte mich ungläubig an.

„Bitte was? Er … oh mein Gott, Bella! Hat er dir das gesagt?“

„Ja“. Seufzend fixierte ich einen imaginären Punkt an der Wand und fuhr fort. „Und ich hab ihm meine Liebe ebenso gestanden, aber Rose, es ist zu spät. Wir waren beide zu stur, um unsere Gefühle zu offenbaren, wollten Carlisle schonen, doch nun ist es vorbei. Versteh mich bitte nicht falsch, ich liebe meinen Mann, aber diese Liebe … sie ist … anders“.

„Ich habs gewusst“.

„Du hast … was? Wie meinst du das, du hast es gewusst? WAS hast du gewusst?“.  Nun wurde ich nervös.

„Kleines, hör mir zu. Ich wollte dich niemals verletzen mit dem Verdacht, den ich schon länger hegte, aber ich konnte den Eindruck nicht loswerden, dass deine Liebe zu Carlisle eine andere ist, als die zu Edward. Natürlich liebst du deinen Mann, das will ich auch gar nicht bestreiten, aber ich denke doch, dass du in ihm eher eine Vaterfigur siehst. Liebes, ich weiß, wie sehr du nach Charlies Tod gelitten hast, und ich weiß auch, wie sehr du ihn heute noch vermisst. Carlisle gibt dir all die Gefühle wieder zurück, die Charlie dir gegeben hat, um dich rundum glücklich zu machen, stimmts?“ Vorsichtig blinzelte sie mich an, doch alles, was ich zustande brachte, war ein sehr schwaches Nicken.

Verdammt, alle hatten mich längst durchschaut. Alle wussten Bescheid, nur ich hatte die Tatsachen verdrängt, die so offensichtlich waren, dass es rückwirkend schmerzte.

Gott, ich hatte Carlisle geheiratet, weil ich ihn liebte, ja. Aber nicht so, wie ich es sollte, denn DIESE Art der Liebe empfand ich für IHN. ER war es seit jeher, der mich faszinierte, in unbekannte Gebiete der Ekstase entführte und mich mit seinem Körper beinahe in den Wahnsinn trieb. ER war derjenige, bei dem mein Herz Purzelbäume schlug, der mir beim Sex Geräusche entlockte, die ich selber noch nicht kannte. Zur Hölle, ja, ER war der, den ich aus tiefstem Herzen liebte. Edward…

„Du hast recht. Ihr habt recht. Ich liebe Carlisle, aber nicht so, wie ich es sollte, und vor allem nicht so, wie er es verdient. Gott Rose, ich bin eine verfluchte Schlampe. Ich hab alles kaputt gemacht“, flüsterte ich leise vor mich hin, doch weinen konnte ich nicht. Da gab es keine Tränen mehr, die sich in meine Augen drängten, nur noch Schuld.

„Nein, Bella, du darfst das nicht sagen“, erwiderte Rose und zog mich fest an ihre Brust. „Es ist so vieles schief gelaufen. Wir hätten eher mit dir sprechen sollen, damit…“

„Es hätte nichts genutzt“, unterbrach ich sie seufzend, „Edward hat mir diesen Verdacht bereits an den Kopf geknallt, aber das einzige, was ich danach gemacht habe, war alles zu verdrängen. Ich wollte nicht akzeptieren, dass er recht haben könnte, und nun bin ich eine verheiratete Frau“.

Minutenlang herrschte eine bedrückende Stille. Ja, ich war letztendlich Mrs. Carlisle Cullen, und das würde ich auch sein. Mein Mann hatte nur das Beste verdient, und ich würde ihm eine gute Frau sein, würde ihn lieben und ehren, alles für ihn sein. So sehr es auch schmerzte, aber ich musste Edward vergessen, soweit es mir möglich war.

Ich hatte so vieles falsch gemacht, die Schuld lastete schwer auf meinen Schultern. Also hatte ich auch vieles wieder gut zu machen, und das würde ich auch, ab sofort. Meine Aufgabe war es nun, Carlisle glücklich zu machen, ihm meine ganze Liebe zu schenken und eine gute Frau zu sein.

„Lass uns zu den anderen gehen. Carlisle wird sicher schon auf mich warten“, sagte ich laut und vollkommen überzeugt. Rosalie zog aufgrund meines rasanten Stimmungswechsels eine Augenbraue hoch und sagte kein Wort.

Ich stand auf, lief rasch ins Bad, erneuerte mein ohnehin kaum vorhandenes Make-Up und ging gleich zur Tür. „Kommst du?“, fragte ich Rose, die nach wie vor verwirrt auf der Bettkante saß und sich langsam erhob.

„Bist du dir sicher? Ich meine, was ist bitte in den letzten Minuten in dir vorgegangen, dass du nun SO sprichst?“ Mit einem kleinen Lächeln drehte ich mich zu ihr.

„Ich hab Carlisle  geheiratet, weil ich ihn liebe. Er ist ein toller Mann und hat nur das Beste verdient, was ich ihm nun auch geben werde. Also, lass uns gehen“.

„Und Edward?“ Rosalie stand nun unmittelbar neben mir und wirkte noch verwirrter als zuvor.

„Es gibt keinen Edward“, sagte ich leise. „Nicht mehr…“. Dann trat ich aus dem Zimmer und ließ eine geschockte Rosalie zurück.



Für einen Augenblick ließ ich meine Augen über die gut gelaunten Gäste gleiten, und fand meinen Mann neben meinem Schwager Alec. „Da bist du ja, Liebling. Ooh, du schaust schon wieder viel besser aus, Gott sei Dank“, begrüßte er mich glücklich, legte einen Arm um meine Taille und zog mich eng an seine Brust.

„Ja, ich fühl mich wieder gut“, erwiderte ich und drückte einen kleinen Kuss auf seinen Mund.

„Und morgen geht’s also ab auf die Malediven?“. Alec sah begeistert zwischen mir und Carlisle hin und her. Immerhin war er derjenige, der das Ziel unserer Flitterwochen empfahl, nachdem er selber mit Elizabeth dort geflittert hatte und ganz begeistert war.

„Ja, ich freu mich schon“, sagte ich ehrlich, da ich schon immer mal in den Genuss von weißen Sandstränden, Palmen und türkisblauem Meer kommen wollte. Zwar tat es mir sehr weh, von Edward Abschied zu nehmen, aber wenn ich wirklich durchziehen wollte, was ich mir vor ein paar Minuten vorgenommen hatte, dann musste das sein.

„Ich mich auch. Vor allem aufs Tauchen“, träumte mein Liebster vor sich hin, und kurz darauf waren die zwei Brüder in eine heftige Diskussion vertieft. Fische und Korallen wurden abgelöst von Schnorcheln, Flossen und Sauerstoffgeräten. Lächelnd hörte ich mir eine Weile an, was Alec aus eigener Erfahrung zu berichten hatte und schaute immer wieder in Carlisles strahlendes Gesicht.

Verdammt, so vieles war heute passiert, und jeder andere hätte wohl ohne Ende Fragen gestellt. Fragen, die ich niemals hätte beantworten können, doch er tat es nicht. Dieser wunderbare Mann an meiner Seite liebte mich einfach. Bedingungslos, und das beschämte mich.

„Hey Dad, hast du Edward gesehen?“, huschte plötzlich Jasper an uns vorbei, lächelte mich an und widmete sich dann wieder seinem Vater, der Alec noch rasch von einem coolen Motorboot erzählte, und dann zu seinem Sohnemann sah.

„Hat er denn nichts zu dir gesagt?“ Jazz schüttelte den Kopf.

„Ich weiß auch nicht, was mit ihm los war. Er hat sich literweise Whiskey in die Birne gekippt, hat etwa fünftausend Mal ‚Fuck’ gesagt, hat sich ein Taxi gerufen und war weg. Ich schwöre dir, am liebsten würde ich zu dieser Leah fahren und ihr mal anständig meine Meinung geigen“, sagte Carlisle wütend und ballte seine Hände zu Fäusten.

Jazz wiederum sah mich äußerst seltsam an, runzelte die Stirn und machte plötzlich einen auf cool. „Dad, darf ich kurz meine Stiefmutter entführen?“, sagte er grinsend, doch dieses Grinsen nahm ich ihm nicht ab.

„Natürlich, mein Sohn. Es gibt da ohnehin noch einiges, was ich wegen des Urlaubs mit Alec besprechen muss, und ich möchte nicht, dass meine bezaubernde Frau vor Langeweile stirbt“, witzelte mein Mann, hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf den Mund und widmete sich wieder seinem Bruder. Alec legte seinen Arm brüderlich um Carlisles Schultern und die beiden schlenderten langsam davon.

„Bella, verdammt, was ist passiert? Weshalb beamt sich Edward voll weg, und außerdem, wo wart ihr so lang? Wieso ist …“.

„JAZZ“, unterbrach ich ihn ziemlich laut, „hol mal bitte Luft und hör mir zu, ja?“. Er hob entschuldigend die Hände, nickte und schaute mich aufmerksam an. „Ich sage dir jetzt in kurzen Worten, was vorgefallen ist, in Ordnung?“. Er nickte wieder. „Gut“.

„Edward hat mir vorhin seine Liebe gestanden, und ich tat es auch. Nun –  es ist zu spät, ich bin verheiratet und werde Carlisle eine gute Ehefrau sein, so, wie er es verdient. Es tut mir so leid…“. Seufzend beendete ich meine Kurzinformation und schluckte heftig, weil sich neuerlich Tränen in meine Augen drängten, die dort einfach nichts mehr verloren hatten. Ich wollte stark sein, für meinen Mann und meine Ehe, und ich würde es auch. Denn ich musste…

„Oh mein Gott…“, flüsterte Jazz mit einem entsetzten Ausdruck in seinem blassen Gesicht und keuchte auf.

Ich blinzelte durch meine nassen Wimpern, hauchte ein leises „Es tut mir leid…“, drehte mich um und ging weg.