25.7.2009
BellaPOV
Mit
einem verdammt sehnsüchtigen Kribbeln stand ich auf dem Tacoma
International Airport und wartete auf meinen Schatz. Ja, ich freute mich
auf ihn, sehr sogar. Auch, wenn mich die vergangene Woche leicht
verunsichert hatte, ich wollte ihn, und ich würde auch seine Frau
werden, komme, was wolle.
Obwohl – die Gefühle, die ich für
Edward empfand, irritierten mich. Der Sex mit ihm war einfach
fantastisch, aber nicht zu vergleichen mit Carlisle. Sicher - es ist
wohl für jede Frau schön, zärtlich und sanft geliebt zu werden, und
ebenso liebte ich es, wenn mich ein Mann wie ein zerbrechliches Stück
Glas behandelt, mich verwöhnt und liebevoll zum Höhepunkt bringt.
Dennoch war ich beinahe süchtig nach dem harten, hemmungslosen Sex mit
Edward. Er war so … anders, und so gottverdammt gut. Wenn ich nur an
die Stunden im Fahrstuhl dachte, machte sich in meinem Unterleib ein
Kribbeln breit, welches ich kaum in Worte fassen konnte.
Doch was
empfand Edward für mich? Nachdem ich ihn darauf angesprochen hatte,
knallte er mir beinhart ins Gesicht, dass er mich nicht lieben würde,
und ich musste es akzeptieren, ob ich wollte, oder nicht. Als er mir
wiederum diese Frage stellte, wusste ich im ersten Moment nicht, was ich
dazu sagen sollte, da ich mir selber nicht über meine Gefühle im Klaren
war.
Ich weiß, dass es geschmacklos und absolut abnormal ist,
aber am liebsten hätte ich beide…. Herrgott noch mal, was war bloß los
mit mir??
Ich schüttelte den Kopf und schaute sehnsüchtig durch
die riesige Glasfront, welche einen herrlichen Blick auf die Rollbahn
bot. Die Landung von Carlisles Flugzeug wurde vor wenigen Minuten
angekündigt, und mit einem breiten Grinsen im Gesicht nahm ich in diesem
Moment zur Kenntnis, dass er wieder bei mir war.
Ich stieß mich
von der Scheibe ab und lief zur Absperrung, um ihn dort zu erwarten. Es
dauerte nicht lange, bis ich ihn strahlend auf mich zukommen sah,
drängelte mich durch ein paar fluchende Menschen und fiel ihm um den
Hals.
„Hallo, mein Liebling“, murmelte er glücklich in mein Haar,
während ich ihn förmlich ansprang, meine Beine um ihn wickelte und er
sofort sein Handgepäck fallen ließ, um seine Arme um mich zu schlingen.
Kurz darauf trafen unsere Lippen aufeinander, und es folgte ein
zärtlicher Kuss.
„Hi“, schnurrte ich mit rauer Stimme und grinste
von einem Ohr zum anderen. Ja, ich liebte ihn, aber ich war mir nicht
ganz sicher, auf welche Art. Die seltsamen Gefühle für Edward verwirrten
mich nach wie vor, doch ich wollte jetzt nicht daran denken, ließ mich
wieder auf meine Füße sinken und packte meinen Liebsten an der Hand.
„Lass uns nach Hause fahren“. Zärtlich lächelte er mich an und
streichelte über mein Haar.
„Ich hab dich so vermisst“, seufzte
er, während wir neben dem Gepäckband standen und auf seinen Koffer
warteten. Ich strahlte ihn einfach an, unfähig, auch nur ein einziges
Wort über die Lippen zu bringen. Hätte ich nun ‚Ich dich auch’ gesagt,
wäre es irgendwie … falsch gewesen, also hielt ich lieber meinen Mund.
Da sich in diesem Augenblick sein Koffer auf ihn zu bewegte, war er
abgelenkt, und ich atmete tief durch. Nach einem weiteren zärtlichen
Kuss folgte er mir zu meinem knallroten Mini, doch dann fiel mir etwas
ein.
„Schatz, dein Wagen?! Du bist doch vor deiner Abreise selbst hierher gefahren. Möchtest du...“
„Nein“,
unterbrach er mich, „mach dir keine Gedanken. Ich bin nächste Woche bei
einem Vortrag in Seattle. Dr. Smithers hat mir angeboten, mich
mitzunehmen, und ich werde anschließend selber wieder nach Forks fahren.
Das geht schon in Ordnung, Liebes“. Er schenkte mir ein bezauberndes
Lächeln, welches ich sofort erwiderte, streichelte sanft über meine
Wange, und ich fuhr los.
„Wie war dein Flug? Hattest du eine
schöne Zeit in New York? Ging alles glatt mit dem Seminar? Wo hast du
gewohnt? Bleibst du jetzt bei mir?“, überfiel ich ihn mit Fragen, die
mir leider Gottes alle gleichzeitig durch den Kopf schwirrten und
einfach beantwortet werden wollten.
Carlisle lachte laut auf,
erzählte mir, was vorgefallen war und sagte mir alles, was ich wissen
wollte. Ich liebte den Klang seiner tiefen, männlichen Stimme. Sie war
samtig und weich, beruhigte mich auf eine sehr schöne Art und Weise.
Diesen rauen, heiseren und verflucht sexy Touch, den ich bei Edward so
liebte, gab es bei ihm nicht. Mein Verlobter war wirklich ein Gott von
Mann, aber eben ein sehr zärtlicher. Sein Sohn hingegen war verrucht,
gefährlich heiß und verstand es, mich in eine ganz besondere Art der
Ekstase zu treiben, die mich jedes Mal fast wahnsinnig machte und in den
Himmel katapultierte.
Fuck, was tat ich eigentlich hier?
Verglich ich die beiden etwa? Natürlich tat ich das, doch das musste
aufhören, verdammt noch mal. Ich konnte nur einen von den beiden haben,
das war mir bewusst, und ich war davon überzeugt, mich für den Richtigen
entschieden zu haben … oder?
„Mein Gott, Liebling, was war denn das für ein tiefes Seufzen? Geht es dir gut?“. Woah, echt? Ich hatte geseufzt?
„Jaja, mach dir keine Sorgen. Mein Tag war ziemlich anstrengend, es ist viel zu tun, die Firma läuft fantastisch“.
Wir
unterhielten uns eine Weile über geschäftliche Details, offene
Aufträge, potentielle Auftraggeber und sonstigen Kram, doch dann kam die
Frage, die irgendwann kommen musste.
„Bella, wie läuft es denn mit Edward? Habt ihr euch einigermaßen vertragen? War er nett zu dir?“ Scheiße, wenn du wüsstest…
Mein
Herz schlug mir bis zum Hals, und eine unangenehme Hitze breitete sich
in mir aus, als ich meine Nervosität scheinbar erfolgreich hinter einem
Lächeln versteckte und stur auf die Straße sah.
„Ja, es lief
wirklich gut, und vielleicht war es gar nicht mal so schlecht, dass du
eine Weile nicht da warst. So mussten wir uns mehr miteinander
beschäftigen, ob wir wollten oder nicht. Nach zwei Tagen wurden die
Gespräche und unser Verhältnis zu einander lockerer, und die restliche
Woche verstanden wir uns sehr gut. Ich mag meinen Stiefsohn und finde
ihn wirklich nett“, gluckste ich und war entsetzt über meine
Kaltblütigkeit. Was sagte ich denn da?? Es war gar nicht mal so
schlecht, dass er eine Weile nicht da war? Zur Hölle, was ging da bloß
vor sich in meinem kranken Kopf? Wann hatte ich gelernt, so eiskalt zu
lügen und die Situation zu meinen Gunsten auszunutzen?
„Das freut
mich sehr“, sagte Carlisle leise, legte seine linke Hand auf meinen
Oberschenkel und streichelte daran zärtlich auf und ab. Ich hingegen
fühlte mich wie der letzte Dreck und war bereits kurz davor, ihm die
Wahrheit zu sagen, entschied mich dann aber doch dagegen, da ich ihn
nicht verletzen wollte. Und Gott, ja, ich wollte doch seine Frau werden.
Ich wollte seinen Namen tragen, mich verwöhnen, versorgen und von ihm
beschützen lassen. Er sollte mich lieben, mich trösten, wenn es mir
schlecht gehen würde, sich mit mir freuen, wenn alles bestens lief. Es
fühlte sich einfach alles so richtig an, und doch war es falsch … oder?
Carlisle
erzählte mir noch ein paar lustige Anekdoten von seinem Aufenthalt in
New York, und wir führten einen sehr amüsanten und unterhaltsamen
Smalltalk, bis mein Mini vor unserem Haus zum Stillstand kam und ich den
Motor abstellte.
„Endlich wieder daheim“, flüsterte mein
Liebster, ließ seinen Blick glücklich über sein Zuhause gleiten und
drückte mir einen kleinen Kuss auf den Mund. „Komm, ich hab Hunger“. Gut
gelaunt kletterte er aus meinem Wagen, griff nach seinem Gepäck und
ging raschen Schrittes auf die Haustür zu.
Eine gute
halbe Stunde alberten und lachten wir in der Küche, und er half mir beim
Kochen. Wir hatten einen Riesenspaß, während ich einen
Makkaroni-Auflauf vorbereitete und mit viel Käse überbuk. Ich wusste,
Carlisle liebte dieses Zeug, also bemühte ich mich heute ganz besonders,
um ihn glücklich und vor allem satt zu machen.
Nachdem mein
Schatz nach einer riesigen Portion des perfekt gelungenen Auflaufs
glücklich und zufrieden in seinem Stuhl vor sich hin grinste, räumte ich
rasch die Küche auf. Plötzlich spürte ich seine Hände an meiner Taille.
Mit Schwung drehte er mich zu sich, verwickelte mich in einen
zärtlichen Kuss und setzte mich binnen einer Sekunde auf die Anrichte
neben dem Kühlschrank. Sofort spreizte ich meine Beine, um ihm ein
Näherkommen zu ermöglichen und befummelte seinen knackigen Hintern,
welchen ich unheimlich liebte. Er hingegen machte sich an meinen Brüsten
zu schaffen, küsste mich wieder und meine Erregung wuchs. Natürlich war
ich erregt, aber es war schon wieder irgendwie … anders, als das, was
ich empfand, wenn Edward mich berührte.
Vollkommen irritiert ließ
ich mich dennoch nur allzu gerne auf meinen Verlobten ein, genoss seine
Hände auf meinem Körper und seine Lippen auf meinem Mund, als uns
Edward unterbrach und Carlisle sich von mir entfernte, um seinen Sohn zu
begrüßen. Verdammte Scheiße, so sehr fürchtete ich mich vor diesem
Moment, und nun war er da.
Was würde Edward nun tun? Seinem Vater
die Wahrheit über uns sagen? Schweigen? Nun, wenn er seinem Dad reinen
Wein einschenken wollte, bevor ihn das schlechte Gewissen erdrücken
würde, hätte er es doch längst getan, oder?
Und wie sollte ich
mich nun am besten verhalten? Bloß nicht nervös werden. Keine Schwäche
zeigen. Carlisle nicht spüren lassen, was zwischen mir und Edward
vorgefallen war, denn ICH wollte definitiv NICHT, dass mein Liebster
erfahren sollte, was wirklich in dieser Woche vorgefallen war. Also
durfte ich jetzt keine Anzeichen nach außen dringen lassen, die einen
eindeutigen Verdacht begründen würden. Ich war eine gottverdammte
Schlampe, aber es war nun mal passiert, und ich konnte jetzt nichts mehr
daran ändern.
‚Bitte, Bella, reiß dich zusammen. Mach ein einziges Mal in deinem Leben das, was richtig ist', flehte ich mich selbst verzweifelt an, während ich beschloss, mich wirklich so zu benehmen, wie ich sollte.
Als
wäre ich tatsächlich so etwas wie Edwards Mom, sprach ich mit ihm und
ging auch dementsprechend ‚liebevoll‘ mit ihm um. Verdammt, was musste
er bloß von mir denken? Aber ich hatte doch keine Wahl.
Abgesehen
davon saß tief in mir die Freude, bald Carlisles Frau zu sein. Immer
wieder sah ich ihn an, denn ja – ich liebte ihn, alles an ihm. Seine
zärtliche, fürsorgliche Art, mit der er mich immer wieder verwöhnte. Das
Verständnis und die sanfte Liebe, die er mir entgegen brachte. Ich
liebte es, dass ich mich bei ihm so geborgen fühlte, beschützt, umsorgt
und behütet, sorgenfrei in die Zukunft blicken konnte.
Ganz, ganz
tief in mir erinnerte er mich an meinen Dad. Sieben Jahre war dieser
Unfall her. Sieben lange Jahre, die ich auf meinen Vater verzichten
musste, weil dieses besoffene Schwein mir den Menschen genommen hatte,
den ich auf dieser Welt am meisten liebte. Natürlich empfand ich auch
eine innige Liebe für meine Mom, doch Dad … Gott, ich vermisste ihn so
sehr.
Die Jahre nach diesem verheerenden und folgenschweren
Unfall waren schrecklich. Ich lebte allein in meinem Elternhaus, wenige
Kilometer außerhalb Seattles, wurde tagtäglich von den Erinnerungen an
meine toten Eltern erschlagen. Finanziell hielt ich mich über Wasser,
indem ich in einem kleinen Motel arbeitete, welches sich neben dem
Highway befand, doch als mein Erbe freigegeben wurde, gab ich auf.
Schweren Herzens verkaufte ich das Haus, welches mein Dad so sehr
geliebt hatte, brach meine Zelte ab und ging nach Seattle, um ein neues
Leben zu beginnen.
Nach Jahren, in welchen ich mich trotz meines
Erbes und des Hausverkaufes mit diversen Jobs beschäftigt hatte, um
nicht an meiner tiefen Einsamkeit zu verrecken, lernte ich Rose kennen
und liebte sie sehr bald wie eine Schwester, die ich nie hatte. Rasch
kam der Gedanke, eine eigene Firma zu gründen, da Rose ein
abgeschlossenes Studium hatte und ich mich auf sämtliche Kurse, Seminare
und Lehrgänge stürzte, die ich finden konnte. Mit dem Geld des
Hausverkaufes finanzierten wir einen Großteil der Ausgaben, und meine
Einsamkeit war nur noch halb so schlimm.
Dennoch verbrachte ich
regelmäßig meine Abende mit einer Flasche Wein und meinen besten
Freunden – den Tränen. Sie verließen mich nie, waren immer für mich da…
Stundenlang
saß ich weinend auf meiner Couch, verdunkelte das Zimmer und drückte
ein Foto meines Daddys an meine Brust. Wiegte mich damit sanft hin und
her und ließ meinen Gefühlen freien Lauf.
Das Schicksal meinte es
wohl gut mit mir, denn alles, was ich durch Charlies Tod verloren
hatte, fand ich wieder in dem Mann an meiner Seite. Dem Mann, den ich
bald heiraten würde, um mit ihm glücklich zu sein. Um all dies wieder
fühlen zu können, was ich an diesem schrecklichen Tag vor sieben Jahren
aufgeben musste. Verflucht, ich brauchte dieses Gefühl der Geborgenheit
einfach. Wie die Luft zum Atmen. Meine Seele verlangte danach, geliebt,
umsorgt und behütet zu werden. Es war wie eine Sucht, die nur Carlisle
befriedigen konnte, und deshalb liebte ich ihn so sehr.
Je
mehr ich darüber nachdachte, desto seltsamer und beklemmender wurde
dieser Druck in meiner Brust. Warum verglich ich meinen Verlobten
ständig mit meinem verstorbenen Dad? Was ging hier vor? Begann ich
ernsthaft damit, die Erinnerungen an Charlie auf Carlisle zu
projizieren? Nein, das bildete ich mir sicher nur ein. Ich verdrehte
klammheimlich die Augen und widmete mich wieder den zwei Männern, die
sich mit mir in der Küche befanden.
Nach einem kurzen Smalltalk
fragte ich Edward vollkommen harmlos, wie sein Tag gewesen war und ob er
Hunger hätte, doch als er sagte, dass er noch ein Date hätte und dort
wohl etwas zu essen bekommen würde, verkrampfte sich augenblicklich mein
Herz. Was zur Hölle sollte dieser Scheiß? Ohne mit der Wimper zu zucken
teilte er seinem Vater mit, nach wie vor mit Leah zusammen zu sein und
sich an diesem Abend mit ihr zu treffen.
Fantastisch, Carlisle
strahlte mir glücklich ins Gesicht und ich zuckte bei der Erwähnung
IHRES Namens zusammen. Wirklich gut gemacht, Swan, aber Gott sei Dank
bekam es niemand mit. Nun ja, zumindest Carlisle reagierte nicht darauf,
bei Edward war ich mir nicht so sicher. Fuck.
Mein Liebster
löste sich aus der Umarmung, in welche ich ihn kurz zuvor kichernd
gezogen hatte und unterhielt sich mit Edward über seine Scheidung,
während ich gedankenverloren auf den Arsch meines Verlobten schielte,
denn ja, ich liebte ihn, es war einfach so. Oh mein Gott, ich war so
durcheinander. Wo sollte das alles hinführen?
„Lass uns ins
Wohnzimmer gehen, Liebes“, schlug mein Verlobter vor, nachdem er sich
noch eine Weile mit seinem Sohn unterhalten hatte, legte seine Hände an
meine Hüften und hob mich sanft von der Anrichte, um meine Füße sogleich
auf den Boden gleiten zu lassen. Natürlich folgte ich ihm lächelnd, und
eine ganze Weile lagen wir bereits küssend, tuschelnd und kichernd auf
der Couch herum, bis Edward plötzlich vor uns stand und ich das Gefühl
hatte, mein Herz würde sofort seinen Dienst quittieren und aufhören zu
schlagen.
Mit einem ausgesprochen provozierenden Grinsen stopfte
er sich einige Kondome in die vorderen Taschen seiner Jeans und meldete
sich ab. Gott, am liebsten wäre ich explodiert! Auf der Stelle, hier und
jetzt. Ich konnte den Gedanken absolut nicht ertragen, dass Edward Leah
vögelte, es machte mich kaputt.
Aber warum war das so? Ich hatte
absolut kein Recht, ihm den Sex mit anderen Frauen zu verbieten, aber
ich hasste es. Hasste den Gedanken, dass er mit seinen Händen eine
andere berührte, sie küsste, mit ihr schlief und … ach, Bella, hör doch
auf! Es geht dich nichts an, vergiss es einfach. Doch ich konnte es
nicht…
Während ich kurzfristig in meinen trübsinnigen Gedanken
versank, lobte Carlisle seinen Sohn dafür, dass er vorsorgte und
bewirkte damit, dass mir übel wurde. Doch Edwards Antwort war der Gipfel
der Geschmacklosigkeit.
„Aber natürlich. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass Isabella in der Blüte ihres jungen Lebens zur
Stief-Grandma werden möchte“, sagte er frech mit einem diabolischen
Grinsen im Gesicht. Carlisle lachte herzlich auf, und mir entfuhr ein
tiefes Keuchen, bevor ich gespielt fröhlich irgendeinen Scheiß darauf
antwortete und mich in die Arme meines Verlobten schmiegte. Ich zwang
mir ein bösartiges Grinsen aufs Gesicht und hoffte zutiefst, meine
Unsicherheit und Eifersucht dahinter verstecken zu können, was mir auch
scheinbar gelang.
Offensichtlich entflammte gerade ein Krieg
zwischen Edward und mir, doch verdammt – wenn er einen haben wollte, nur
zu. Dieser blöde Arsch hatte doch wirklich die Härte, beschwingt und
offensichtlich gut gelaunt das Haus zu verlassen, während mir langsam
aber sicher bewusst wurde, was nun geschehen würde.
„Lass uns
nach oben gehen, Darling“, hauchte Carlisle an meinem Ohr, nachdem er
sich von seinem Sohn lautstark verabschiedet hatte, und knabberte an
meinem Ohrläppchen herum. Natürlich, Sex gab es nur im Bett. Wenn ich
jetzt mit Edward hier auf dieser Couch wäre, dann würden wir sicher
schon … nein, Bella, hör auf!!
Mein Herz zog sich kurz zusammen
bei dem Gedanken, dass ER nicht mehr nach Hause kommen würde, da er
bereits seine Sachen gepackt hatte, um in sein Appartement zu ziehen.
Mit Jazz. Verflucht, ich wollte das nicht, und ich begann in diesem
Moment, ihn zu vermissen und mich nach ihm zu sehnen.
‚Spinnst
du? Er geht, um diese dämliche Leah zu vögeln, verarscht und provoziert
dich, wie er es braucht, und du weinst ihm hinterher?‘, tadelte mich eine Stimme tief in mir, und grinsend drehte ich den Kopf zu meinem zukünftigen Mann.
„Gern,
Liebling, lass uns gehen“. Ich blinzelte Carlisle durch meine langen
Wimpern an, schenkte ihm ein verliebtes Lächeln, stand auf und hielt ihm
meine Hand entgegen. Sofort umfasste er sie zärtlich und schoss hoch.
Mit
Schwung hob er mich auf seine Arme, während ich mich glucksend an seine
duftende Brust schmiegte und mich nach oben tragen ließ.
Wie
in Trance erlebte ich die nächste Stunde. Sie war erfüllt von
Zärtlichkeit und Liebe, von Sinnlichkeit und unglaublich zarten und
sanften Berührungen. Allein schon die Art und Weise, wie er mich meiner
Kleider entledigte, war so … anders. Sanft und vorsichtig, langsam und
immer darauf bedacht, jedes Stück zusammenzulegen und an einem
bestimmten Ort zu deponieren. Ich liebte es, wenn er mit mir umging, als
wäre ich aus Glas, aber … Herrgott noch mal, ich war so was von
verloren!
„Ich liebe dich so sehr, mein Engel“, hauchte
Carlisle an meinem Mund, als er langsam und vorsichtig in mich eindrang,
so, als hätte er davor Angst, mich zu verletzen. Ich vermisste Edwards
Dirty Talk, vermisste dieses Grobe und Leidenschaftliche an ihm, aber
dennoch genoss ich den Sex, den ich nun bekam. Was war bloß los mit mir?
Ich stöhnte, wand mich unter meinem zukünftigen Mann, liebte und begehrte ihn.
Ich hauchte etwas lauter seinen Namen, als ich spürte, dass ich bald kommen würde, aber ich schrie ihn nicht.
Ich
fühlte dieses sanfte Kribbeln, welches meinen Orgasmus ankündigte, aber
da war nicht dieses Gefühl, welches mich beinahe ausrasten ließ vor
Lust und Gier.
Ich kam, und es war schön, aber nicht so, dass ich
dachte, in meiner unbeschreiblichen Begierde jeden Moment ohnmächtig
zu werden.
Ich hielt mich während des Höhepunktes an Carlisle
fest, aber ich befand mich nicht in so einer Ekstase, dass ich das
Bedürfnis verspürte, meine Fingernägel in ihm zu vergraben.
Ich atmete schwer, doch mein Herz beruhigte sich schnell.
Ich
liebte Carlisle, doch … verdammt ja – Edward liebte ich mehr. So, und
nun war es soweit. Ich steckte bis zum Hals in der Scheiße, und gerade
wurde es mir bewusst. Jetzt, nach dem zärtlichen Sex mit dem Mann, den
ich bald heiraten würde, um mit ihm den Rest meines Lebens zu
verbringen, weil ich ihn … liebte. Oh mein Gott, ich war so verwirrt.
„Ich
hab dich so sehr vermisst“, keuchte Carlisle, küsste mich ein letztes
Mal, rollte sich zur Seite und entsorgte das Kondom, auf welches ich
immer wieder bestand. Eine Studienkollegin von Rose wurde schwanger,
obwohl sie die Pille nahm, und dem wollte ich entgegen wirken. Ich
liebte Kinder, und trotz der Tatsache, dass ich bereits 28 Jahre alt war
und die biologische Uhr tickte, war ich nicht soweit und wollte noch
ein paar Jahre warten.
„Ich dich auch“, hauchte ich und zuckte
kurz zusammen, weil ich genau wusste, dass ich log. Während er sich in
New York nach mir sehnte, trieb ich es mit seinem Sohn. Augenblicklich
kroch eine widerliche Übelkeit durch meinen Körper, und ich schoss hoch.
„Alles
in Ordnung?“, fragte er mich, runzelte die Stirn und bedachte mich mit
einem besorgten Blick. Ich überlegte den Bruchteil einer Sekunde und
grinste ihn an.
„Muss mal schnell für kleine Verlobte, sonst
pinkle ich in dein Bett“, erwiderte ich, zwinkerte ihm zu, schwang mich
elegant auf den Boden und tapste ins Bad. Dort schloss ich die Tür,
sperrte ab, lehnte mich mit dem Rücken dagegen und sank daran nieder.
Langsam senkten sich meine Lider. Ich zog meine Beine an, umschlag sie
mit den Armen und vergrub das Gesicht an den Knien.
Verdammt,
Carlisle war doch alles für mich. Mein Beschützer. Mein Freund,
Geliebter, und mein Vertrauter. Er war derjenige, der mich in eine
wundervolle und unbekümmerte Zukunft führen sollte, immer für mich da
sein und mich lieben würde.
Aber was zum Teufel empfand ich für
Edward? Welche Art von Liebe fühlte ich, wenn ich an ihn dachte? Was
hatte es mit diesem Kribbeln auf sich, das meinen Körper erbeben ließ,
wenn ich nur in seine Augen sah? Es war … anders. Alles war irgendwie
anders, und ich kannte mich nicht mehr aus.
Diese ekelhafte
Übelkeit tobte nach wie vor durch meinen Körper, also atmete ich ein
paar Mal tief durch. Gerade, als ich dachte, sie besiegt zu haben,
dachte ich daran, was Edward wohl gerade tun würde. Ich stellte ihn mir
vor, auf dieser Leah, IN dieser Leah, und auf allen Vieren kroch ich zum
WC. Würgend kniete ich neben der Schüssel, doch übergeben konnte ich
mich nicht.
Mit Tränen in den Augen zog ich mich hoch und wusch mir das Gesicht.
„Liebes,
wo bleibst du so lange? Ich vermisse dich schon wieder“, hörte ich
dumpf durch die Tür, und seine Stimme entlockte mir ein sanftes Lächeln.
Verdammt, ich liebte ihn, und ich konnte nichts dagegen tun.
Nur zur Sicherheit drückte ich die Spülung und ging zurück. Dorthin, wo ich hingehörte. An die Seite meines Verlobten.
EdwardPOV
„Du
bist ein gottverdammt heißes, kleines Ding, weißt du das eigentlich?“,
fragte ich Leah leicht angeheitert nach dem vierten Glas Whiskey,
welches ich genauso auf Ex in mich schüttete, wie die drei zuvor. Ich
wollte mich heute besaufen, also tat ich es auch.
Nach einem
herrlichen Mahl bei Kerzenlicht war ich satt und fühlte mich pudelwohl,
aber dennoch meinte meine Leber, unterfordert zu sein, also musste ich
etwas dagegen tun. Zum fünften Mal füllte Black Beauty mein Glas mit
dieser wunderbaren, braunen Flüssigkeit, die mich von innen heraus
erhitzte und mich … naja … lockerer werden ließ.
Der Abgang von
meinem Elternhaus war zwar heiter und beschwingt, aber in Wirklichkeit
alles andere als schön, und ich war so verkrampft und verwirrt, dass ich
am liebsten dieses Date abgesagt hätte, doch was genau hätte das
gebracht? Leah konnte doch nichts dafür, dass ich ein skrupelloses
Arschloch war, welches die Verlobte seines Vaters vögelte, sie begehrte
und … liebte? Was zur Hölle?!? Oh mein Gott …
„Edward? Ist alles in Ordnung? Du bist heute irgendwie so anders. Warum willst du dich betrinken? Stimmt etwas nicht?“.
„Nein,
nein, Baby, ich fühl mich einfach nur verflucht wohl bei dir. Komm
her“, schnurrte ich verlogen, packte sie an der Hand und zog sie
ruckartig auf meinen Schoß. Sofort verwickelte ich sie in einen Kuss,
doch die Leidenschaft fehlte, denn ihr Geschmack war irgendwie … falsch.
Nicht so lieblich und süß, wie der von …
„Gott, Edward, ich hab
mich so sehr auf dieses Date gefreut“, flüsterte Leah schwer atmend und
küsste meinen Hals. Seufzend schloss ich meine Augen und vergrub meine
Finger in ihrem Haar, doch es fühlte sich anders an, als das von …
„Bitte,
nimm mich, Baby. Mach das mit mir, was du schon einmal gemacht hast.
Fick mich und lass mich deinen Namen schreien! Bitte!!“, forderte sie
mich nun auf. Eigentlich zuckte mein Schwanz ungeduldig in meiner Hose,
wenn eine Frau so mit mir sprach, doch er rührte sich nicht und träumte
von … ihr. Verdammt, ich konnte nicht. Oder doch?
Leah glitt von
meinem Schoß, zog mich hoch und begann, mich langsam auszuziehen.
Während sie nur noch in hauchdünnen, schwarzen Dessous vor mir herum
tänzelte, nestelte sie so lange an mir herum, bis ich lediglich in
meiner schwarzen Boxershorts vor ihr stand.
„Gott, du bist so
schön“, nuschelte sie an meiner Brust, bevor sie über meinen linken
Nippel herfiel und ihn gekonnt stimulierte. Ich schloss meine Augen,
ließ meinen Kopf nach hinten fallen und stöhnte genießerisch auf, doch
an meiner Mitte rührte sich noch immer nichts, verdammt. Es war ihr
Geruch, der mich störte, davon war ich nun überzeugt. Leah roch falsch,
fühlte sich falsch an und schmeckte nicht so, wie sie sollte. Zur Hölle,
ALLES hier war falsch. (Beta-A/N: Elke,
welches Parfüm benutzt Bella. Nur damit ich dann auch so rieche, wenn
ich Edward im Fahrstuhl begegne. --> Da!! Seht ihrs?? Jazzilein hin,
Jazzilein her, aber immer wieder hat sie es auf MEINEN Edward
abgesehen!! Tut doch mal was!! *hmpf*)
Meine geistige
Abwesenheit eiskalt ausnutzend schupste sie mich gekonnt auf das Bett.
Mit einem überraschten Keuchen nahm ich gerade noch zur Kenntnis, dass
sie mir die Boxershorts über die Beine nach unten zog und sie achtlos
durch das Zimmer schmiss. Nackt lag ich nun vor ihr und starrte sie an,
während sie sich ihrer Dessous entledigte und sich mit einem
sehnsüchtigen Seufzen über meinen schlaffen Freund beugte.
Kurz
darauf war ich – Gott sei Dank – hart und gab ihr das, was sie wollte,
doch meine Erlösung fand ich nicht. Obwohl ich an SIE dachte, mir ihren
perfekten Körper vorstellte und gedanklich in ihren wundervollen,
dunkelbraunen Augen versank, konnte ich nicht kommen.
Es waren
Leahs Geräusche, die mich störten, ihr Geruch, der nicht passte und ihre
Haut, die sich unter meinen verwöhnten Fingern einfach falsch anfühlte.
All dies führte dazu, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben einen
Orgasmus vortäuschte, mich rasch aus ihr zurückzog und förmlich aus dem
Bett sprang, um im Bad zu verschwinden.
Dort schloss ich mich ein
und ließ meine rechte Hand das erledigen, was Leah nicht geschafft
hatte. Ohne Probleme besorgte ich es mir selbst, da meine Erektion schon
schmerzte und ich so nicht das Weite suchen wollte.
Hier im Bad war
kein Geruch, der mich störte, keine Geräusche, die ich nicht hören und
keine Haut, die ich nicht fühlen wollte, und kurz darauf spritzte ich
beinahe lautlos ins Kondom.
Mit einem gehässigen Schmunzeln zog
ich es von meinem befriedigten Schwanz, verknotete es und schmiss es in
den kleinen Mülleimer, der sich neben der schmalen, dunkelblauen Kommode
befand. Yeah, Mission complete.
Grinsend wusch ich mir die Hände
und richtete währenddessen die Augen auf mein Spiegelbild.
Augenblicklich gefror dieses blöde Grinsen, und mein Blick wurde kalt.
Kalt, trüb und leer. „Du dreckiges, widerliches Arschloch. Ich hasse
dich“, sagte ich leise zu mir selbst.
War es denn mittlerweile
wirklich zu meinem Haupthobby geworden, das Leben mir nahestehender
Menschen zu zerstören? Ist es das, was du willst, Cullen? Ernsthaft?
Herzlichen Glückwunsch, mach einen weiteren Strich auf deiner Liste,
denn du wirst nun gehen, aber sofort.
Kopfschüttelnd und
seufzend trocknete ich mir die Hände ab und ging zurück zu Black Beauty,
die sich nackt auf dem Bett räkelte und mich offensichtlich sehnsüchtig
erwartet hatte.
„Ich muss dann mal los“, murmelte ich, nachdem
ich das Badezimmer verlassen und Leahs Schlafzimmer wieder betreten
hatte. Rasch sammelte ich meine Kleider ein und zog mich an.
„Bleib doch hier“, sagte die nackte Schönheit leise und gottverdammt enttäuscht, doch es interessierte mich nicht.
„Tut
mir leid“, heuchelte ich, „ich muss morgen früh raus“. Ich war bereits
auf dem Weg in den Flur, als sie mir hinterher lief und ihre Arme um
meine Hüften legte.
„Bitte geh nicht. Ich werde dich rechtzeitig
wecken und dich mit einem herrlichen Frühstück überraschen, aber bitte
bleib“. Dabei streichelte sie mit der rechten Hand über Bauch und Brust,
während die linke geradewegs meinen schlafenden Schwanz ansteuerte, der
auch nicht daran dachte, seinen Zustand zu verändern.
„Leah,
bitte …“, murrte ich bereits leicht genervt, wand mich aus ihrer
Umarmung und griff nach meiner Jacke, nachdem ich meine Schuhe angezogen
hatte und konnte nicht umhin, ihr einen angeekelten Blick zuzuwerfen.
„Was
ist denn los mit dir? Warum bist du zu diesem Date erschienen, wenn ich
dir offensichtlich zuwider bin?“. Enttäuscht und gleichermaßen
angepisst blockierte sie die Tür und sah mich misstrauisch an.
„Leah,
es ist … entschuldige bitte. Ich bin heute nicht gut drauf, weiß auch
nicht … Lass mich bitte gehen, ja?“, sagte ich leise, seufzte tief auf
und fuhr mir durchs Haar. Verflucht, ich wollte einfach hier weg, war
das denn so schwer zu verstehen?
Wortlos ging sie ein paar
Schritte zur Seite, würdigte mich keines Blickes mehr und schlenderte
mit gesenktem Kopf ins Schlafzimmer zurück.
„Ruf mich an, wenn es
dir wieder besser geht“, sagte sie noch leise, und ohne ein weiteres
Wort zu verlieren schlich ich hinaus, weil ich bereits Angst hatte,
ersticken zu müssen. Rasch hetzte ich die Treppen nach unten, riss die
schwere Haustür auf und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Ein
erleichtertes Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich nach meinen
Luckys griff und mir eine davon zwischen die Lippen klemmte.
Ich
steckte sie an, inhalierte tief und fragte mich ernsthaft, warum ich das
hier getan hatte. Was sollte dieser Scheiß? Ganz bestimmt würde ich
Leah nie wieder anrufen, soviel stand fest. Sie roch falsch, schmeckte
nicht so, wie ich es wollte, und fühlte sich auch nicht so an, wie ich
es mir wünschte. All dies konnte nur eine. Nur EINE war in der Lage, all
diese Wünsche zu erfüllen. Isabella … Herrgott nochmal, Cullen, sprich
es doch aus. SIE ist diejenige, die dich kaputt gemacht hat. SIE hat
dich für alle anderen Frauen verdorben, dir die Lust auf das andere
Geschlecht genommen, du bist im Arsch.
„Isabella…“, keuchte ich,
senkte frustriert den Kopf und schmiss achtlos meine halb
niedergerauchte Zigarette weg. Zur Hölle, ich wollte sie, doch sie
wollte einen anderen. Alles, wirklich alles hätte ich dafür gegeben, sie
in diesem Moment riechen, fühlen, und spüren zu können. Und ja, ich
wollte sie sehen und hören, denn sie gehörte zu mir, und nur zu mir,
verflucht noch mal.
‚Nein, sie gehört zu deinem Dad, vergiss es‘, flüsterte diese beschissene Stimme in meinem Kopf und machte mich schwach, so gottverdammt schwach.
Langsam
und träge schlich ich zu meinem Aston und sank erschöpft in den
Fahrersitz. Ich holte einmal tief Luft, ließ den Motor laut aufheulen
und machte mich auf den Weg nach Hause. Wo genau war das eigentlich?
Mein Zuhause. Natürlich – bei Jazz, in meinem Appartement. Weg von Dad
und weg von … Isabella.
„Hey, Bro, du bist schon da?“,
begrüßte mich Jazz überrascht und grinste mich an. „Ich dachte, du
würdest die ganze Nacht bei, mit oder in Leah verbringen, wie auch
immer“. Dann lachte er laut, erhob sich von der Couch, ging kommentarlos
in die Küche und drückte mir kurz darauf ein Bier in die Hand. „O-oh,
ist da jemand schlecht drauf?“ Er bedachte mich mit einem seltsamen
Blick, ließ sich wieder in das weiche Leder fallen und klopfte mit der
rechten Hand neben sich. „Setz dich zu mir, was ist denn los?“
„Alles beschissen“, murmelte ich und fiel wie ein nasser Sack neben ihn.
„Ist etwas passiert?“
„Wie man es nimmt. Jazz, ich schwöre dir, ich kann keine anderen Frauen mehr vögeln. Bin geliefert“.
„Was?!“
„Nun
– Leah ist gekommen, aber ich hatte irgendeine Blockade. Unmittelbar
nach dem Sex bin ich ins Bad gerannt, und hab…“, doch nun schämte ich
mich irgendwie und wollte nicht weitersprechen, aber es war bereits zu
spät.
„Du hast dir einen runtergeholt?“, vollendete Jasper meine
abgebrochene Beichte, und ich starrte ihn an. Da war keine Spur von
Belustigung in seiner Stimme, und seine Augen sagten mir, dass er genau
wusste, wie es mir ging. Wie dem auch sei, ich nickte und senkte
seufzend den Kopf.
„Du liebst sie“, sagte er todernst und leise. Ich keuchte.
„Was? Wen? Leah? Spinnst du?“
„Nein,
du Idiot. Isabella. Du liebst sie, hab ich recht?“ Fuck, hatte er das?
Keine Ahnung. Gott, ich wollte über diesen Scheiß nicht sprechen. Ohne
einen Schluck daraus genommen zu haben, knallte ich meine Flasche Bier
auf den Tisch und schoss hoch.
„Jazz, ich bin müde und werde…“
„Nein,
Edward. Lauf nicht immer davon. Sprich mit mir und gesteh dir endlich
ein, dass du sie liebst. Lüg mich nicht an, und vor allem nicht dich
selbst“, sagte er mit einem strengen Unterton in der Stimme, packte mich
am Handgelenk und zwang mich wieder auf die Couch.
„Sprich mit mir“, wiederholte er leise, beugte sich nach vorn, schnappte sich mein Bier und drückte es mir wieder in die Hand.
„Ach
Scheiße, ich weiß ja auch nicht…“, begann ich zögerlich und hätte gerne
noch ein paar Minuten Zeit gehabt, um meine Gedanken zu sortieren, doch
die hatte ich nicht. Also nestelte ich nervös auf dem Etikett der
Flasche herum, um Jasper nicht ansehen zu müssen und fuhr fort.
„Ich
weiß nicht, ob sich das, was ich für Isabella empfinde, mit ‚Liebe’
definieren lässt, aber es hat sich etwas verändert, soviel steht fest.
Ich dachte immer, dass mich ihr gottverdammt perfekter Körper so reizen
und interessieren würde, und der verflucht heiße Sex, aber Jazz …“, ich
hielt kurz inne und sah ihm intensiv in seine aufmerksamen, moosgrünen
Augen, „… es ist mehr. So viel mehr. Ich hasse mich selbst dafür, Dad so
zu hintergehen, komme mit meinen Gefühlen zurzeit überhaupt nicht klar.
Aber ich kann sie auch nicht ändern, keine Chance, es ist einfach so.“
Ich zuckte mit den Schultern und nahm einen großen Schluck aus der
Flasche in meiner Hand, an welcher das Etikett in Fetzen herunterhing.
„Weißt
du, Edward“, sagte mein Bruder und seufzte tief, „ich würde dir
wirklich gerne helfen, glaub mir, aber ich wüsste nicht, wie. Isabella
wird Dad heiraten, oder?“ Ich nickte. „Dann musst du sie vergessen, es
gibt keinen anderen Weg“.
„Wie soll ich sie vergessen, Herrgott
nochmal?“ Ich knallte diese beschissene Flasche auf den Tisch und schoss
hoch. „Sie ist bald die Frau meines Vaters, Jazz. Ich werde sie immer
wieder sehen, denn es gibt keine Möglichkeit, ihr bis in alle Ewigkeit
aus dem Weg zu gehen, wenn sie zur Familie gehört, verstehst du?“,
schrie ich schon beinahe und rannte hektisch durch das Wohnzimmer,
während ich heftig an meinen Haaren zog. „Ich.Bin.Im.Arsch, Bruder, und
nichts wird dies jemals ändern! Ich bin im Arsch…“, wiederholte ich
leise und sank erschöpft in die weiche Couch.
„Scheiße“,
murmelte Jazz. Das wars. Keine Lösung in Sicht. Ich müsste damit
klarkommen, ständig die Frau um mich zu haben, die ich wollte, die zu
mir gehörte, es jedoch niemals tun würde. „Sag es ihr doch. Sag ihr,
dass du mehr für sie empfindest. Vielleicht …“.
„Vergiss es,
Bro“, murmelte ich verzweifelt, „Isabella wird Dad sehr bald heiraten,
kein Weg führt daran vorbei. Sie hat mich gefragt, ob ich sie liebe –
ich sagte Nein. Auch ich hab ihr diese Frage bereits gestellt, doch als
Antwort bekam ich lediglich, dass es nichts zur Sache täte, was sie für
mich empfinde, denn sie würde Mrs. Carlisle Cullen werden, ganz egal,
was passiert. Toll, oder?“ Ich quälte ein unechtes Lächeln auf mein
Gesicht und fixierte meinen Bruder, der – wie originell – ein leises
„Scheiße“ von sich gab und mir mitleidig in die Augen sah.
„Ich
geh dann mal ins Bett“, sagte ich vollkommen erledigt und stand auf.
„Danke fürs Zuhören, Bruder. Auch, wenn du mir nicht helfen kannst. Mach
dir deshalb keinen Kopf, denn niemand kann das“. Ohne ein weiteres Wort
zu verlieren, schlich ich mit gesenktem Kopf in mein Zimmer.
Er ließ mich gehen.
BellaPOV
Himmel,
ich konnte nicht schlafen, was zur Hölle war bloß los mit mir? Noch nie
in meinem Leben hatte ich damit Probleme, ins Land der Träume
abzudriften, doch heute gelang es mir nicht. Es war bald drei Uhr
morgens, doch ich war hellwach. Zu viele Gedanken geisterten durch
meinen verwirrten Kopf und raubten mir den Schlaf.
Carlisle
schlummerte friedlich neben mir, hatte ein kleines Lächeln auf den
Lippen und atmete ruhig. Ich ließ meinen Blick über sein schönes Gesicht
gleiten und streichelte ganz sanft über seine Wange, was ihn zwar kurz
zucken, aber nicht aufwachen ließ. Ja, ich liebte diesen Mann, sehr
sogar, aber Edward…
Ganz vorsichtig und so unauffällig wie
möglich krabbelte ich aus dem Bett, verließ unser Zimmer, ging nach
unten und fiel tief seufzend auf die Couch. Lediglich der Mond
erleuchtete ein wenig den Raum, als ich zu frieren begann und ein
eiskalter Schauer meinen Körper erbeben ließ.
Rasch griff ich
nach der dunkelblauen Decke, zog die Beine an und wickelte mich in den
weichen, flauschigen Stoff. Die Stille, die mich umgab, erdrückte mich,
machte mir Angst. Es war, als würde sie mich auf eine unheimliche Art
und Weise beschützen, mich sanft in ihren düsteren Armen wiegen, um mich
sodann diabolisch grinsend in meiner tiefen Traurigkeit versinken zu
lassen. Gott, ich fühlte mich so schrecklich allein, und diese seltsame
Verwirrung fraß mich förmlich auf.
Obwohl ich eben meinem
Verlobten liebevoll über die Wange gestreichelt hatte, sehnte ich mich
nach IHM. Ich verzehrte mich nach seinem berauschenden Duft, seinen
betörenden, grünen Augen, diesen wundervollen, weichen Lippen, dem
allzeit chaotischen und doch so seidigen Haar und seinem abartig schönen
Körper. Himmel, ich vermisste ihn so sehr.
Doch ich bedeutete
ihm nichts, genau das hatte er gesagt. Nein – er LIEBTE mich nicht, DAS
war es, womit er meine Frage beantwortet hatte. Aber es musste doch
nicht unbedingt Liebe sein, was er für mich fühlen sollte, oder? Dennoch
– irgendetwas lief da zwischen uns, aber was??
Ich wusste, dass
da etwas war, das ich nicht deuten konnte, ich war weder blind noch
taub. Edward empfand etwas für mich, davon war ich überzeugt. Solange er
jedoch nicht mit mir darüber sprechen konnte, solange er mir nicht die
Wahrheit sagen wollte, war doch alles egal, denn ich würde Carlisle
heiraten … verdammte Scheiße, Bella, nun gesteh es dir doch ein, du
liebst sie beide…
Ein leises Schluchzen ließ mich hochschrecken,
und in dem Moment bemerkte ich erst, dass ich weinte. Mein Herz war
geteilt in zwei Hälften – die eine gehörte dem Vater, die andere dem
Sohn. Wie sollte ich bloß jemals damit klar kommen? Ich war körperlich,
wie auch geistig nicht in der Lage, auf Carlise zu verzichten, doch mit
Edward war es ganz gleich. Ich brauchte ihn. So sehr …
„Schlampe“,
beschimpfte ich mich leise, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und
stand auf. Plötzlich furchtbar wütend auf mich selbst legte ich fahrig
die Decke zusammen, platzierte sie wieder genau dort, wo ich sie
hergenommen hatte und tapste zur Treppe, um wieder nach oben zu gehen.
Leise schlich ich in unser Zimmer und kuschelte mich ins Bett.
Mein
Verlobter schlief nach wie vor selig lächelnd, und ich fühlte mich so
schlecht, mies und hinterhältig wie noch nie zuvor in meinem ganzen
Leben. Auch, wenn ich Edward niemals vergessen könnte, da sich unsere
Wege familienbedingt immer wieder kreuzen würden, so musste ich es
versuchen. Ich würde den Mann neben mir heiraten, denn ich brauchte ihn
nicht nur als Mann, sondern auch als Beschützer und Freund.
ICH. BRAUCHTE. IHN.
Mit liebevollen und sehnsüchtigen Gedanken an meinen Dad schlief ich endlich ein…
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