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Dienstag, 27. Dezember 2011

(15) Schwarz oder brünett – beide sind nett … oder?




Samstag, 28.7.2009


„Fick dich, du Idiot!!“, schrie ich einem Vogel hinterher, der gerade eben so knapp an meinem Gesicht vorbeigeschossen war, dass ich vor Schreck beinahe von der Terrasse gefallen wäre. Verdammt, meine Nerven lagen ohnehin blank und waren wie Drahtseile gespannt. Musste ich mich dann auch noch von so einem verdammten Pisser schockieren lassen??

Ich zog an meiner Zigarette, als müsste ich sterben, wenn ich sie nicht in spätestens zwei Minuten fertig geraucht hätte, und schnippte sie fluchend in die Richtung, in welche der beschissene Vogel verschwand.

„Hey, komm mal wieder runter“, murmelte Jazz plötzlich neben mir und legte eine Hand auf meine Schulter. „Wird schon schiefgehen“.

„Du hast gut reden“. Ich lachte sarkastisch auf und drehte meinen Kopf langsam zu ihm. „Dir hab ich die ganze Scheiße doch zu verdanken. Dir, dem Hohlraumsausen in deinem Kopf und deinem vorlauten Mundwerk. Isabella und Leah in einem Raum. Großartig, Jasper. Wirklich großartig. Vielen Dank, ich freu mich schon“. Mit einem weiteren, dieses Mal ziemlich teuflischen Lachen fuhr ich mir durchs Haar und ließ meinen Bruder einfach stehen.

Es war kurz vor halb acht, die Vorbereitungen für die Party abgeschlossen, und ich nervlich komplett im Arsch. Tief seufzend lief ich zur provisorischen Bar, schnappte mir ein Glas und goss großzügig Whiskey hinein. „Auf dich kann ich mich eben immer und jederzeit verlassen, mein Freund“, sagte ich grinsend zur bräunlichen Flüssigkeit und ließ sie auf Ex in meiner Kehle verschwinden. Nach einem kurzen, aber gottverdammt heftigen Hustenanfall fiel ich auf die Couch und ließ meine Augen zufrieden über die Köstlichkeiten schweifen, die vor einer halben Stunde geliefert wurden. Mein Bruder und ich waren bei Gott keine Meisterköche, also nahmen wir natürlich die Gelegenheit wahr, das Buffet von einem Catering ausrichten zu lassen, und es war einfach grandios.

„Man, es tut mir leid“, murmelte Jazz und fiel seufzend neben mir auf die Couch. Leicht angepisst krempelte ich die Ärmel meines weißen Hemdes bis zu den Ellenbogen hoch und öffnete die ersten beiden Knöpfe, da ich das Gefühl hatte, jeden Moment ersticken zu müssen.  Erleichtert und tief durchatmend sah ich in Jaspers schuldbewusstes Gesicht. Plötzlich bereute ich das, was ich eben gesagt hatte und lenkte ein.

„Schon okay, mir tuts auch leid“, erwiderte ich schwach und lächelte ihn an. Es war ohnehin zu spät, mich über diesen Scheiß zu ärgern, abgesehen davon brachte es nichts, mich jetzt auch noch mit meinem Bruder zu zerstreiten, er meinte es doch nur gut. Ich musste eben damit klarkommen, Isabella und Leah zur selben Zeit um mich zu haben, hatte keine andere Wahl. „Wird schon schiefgehen“, wiederholte ich seine Worte, grinste und stand auf.

Er seufzte erleichtert, murmelte ein leises „Hoffentlich“, und schnappte sich eine Scheibe Käse, welche sofort in seinem Mund verschwand.

„Hör auf zu naschen“, fuhr ich ihn an und tat dasselbe mit einer Wurst. Ich grinste breit, schnappte mir eines von diesen leckeren, kleinen Maiskölbchen und kaute eine Sekunde später genüsslich darauf herum.

„Heeeeey, hör auf mit dem Scheiß! Wenn du so weitermachst, ist das Buffet im Arsch, bis die Gäste kommen“, tadelte mich mein Bruder, und kurz darauf begannen wir, heftig zu lachen. Meine Anspannung war beinahe verschwunden, was vermutlich auch am Whiskey lag, aber immerhin. Ich freute mich besonders auf Emmett, doch die Frauensache machte mir nach wie vor Angst.

In den vergangenen zwei Tagen hatte ich es tunlichst vermieden, Isabella über den Weg zu laufen. Jake kümmerte sich fabelhaft um Jessica und den ganzen Modelscheiß, sogar ein Probeshooting wurde schon gemacht. Angela, unsere Fotografin, hatte Jess perfekt im Griff, und die Fotos wurden toll. Meine hoffentlich bald Ex-Schwägerin verhielt sich tadellos, war stolz wegen ihres Jobs, und sogar Rose sprach in den höchsten Tönen von ihr. Unglaublich.

Wie dem auch sei – ich hatte also keinen Grund, Isabella zu sehen, und auch sie ließ nichts von sich hören. Obwohl ich sie auf der einen Seite furchtbar vermisste, war ich andererseits dennoch froh. Der Abstand, den ich gewonnen hatte, tat mir gut, doch ich fürchtete mich ernsthaft davor, sie heute zu sehen, da ich nach wie vor nicht sicher war, was ich für sie empfand.

Während der letzten Tage in Forks war es so, als würde ein kleines Bisschen unwillkommener Liebe durch meinen Körper rasen, doch kaum zurück in Seattle, erschien dies alles wie ein Traum. Ich begehrte ihren Körper, dachte immer und immer wieder an den unglaublich heißen Sex, doch dieses Verliebtsein löste sich beinahe in Wohlgefallen auf. In der Gewissheit, mich einfach nur in etwas Unnötiges gesteigert zu haben, realisierte ich irgendwann, sie niemals haben zu können und lenkte mich anderweitig ab. Nicht mit Frauen, denn die interessierten mich momentan nicht, aber mit Arbeit. Meist hockte ich von sechs Uhr früh bis spät am Abend in meinem Büro, zog wieder einen lukrativen Auftrag an Land, telefonierte, mailte und verhandelte so intensiv, dass ich – kaum daheim - nach einer schnellen Dusche ins Bett fiel und wie ein Toter schlief.

Ein rascher Blick auf meine Uhr schickte mir einen Schauer über den Rücken -  es war viertel vor acht. Kaum hatte ich meinen Kopf seufzend nach hinten gelehnt, klingelte es an der Tür. Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde auf der Stelle in meinem Brustkorb implodieren, als Jazz sich strahlend in den Flur begab und ich rasch ins Badezimmer lief.

Mein Haar war chaotisch wie immer, das strahlend weiße Hemd zeigte einen kleinen, sexy Teil meiner zart behaarten und leicht gebräunten Brust. Mit einem breiten Grinsen hauchte ich ein leises „Du siehst gut aus, Baby“ gegen den Spiegel, zog einen Augenblick an meinen engen, schwarzen Nappaleder-Hosen herum und verließ zufrieden das Bad.

„Hi, Alter, alles klar? Danke für die Einladung“, hörte ich sofort Emmetts tiefe, brummige Stimme, und ich freute mich sehr. Wir begrüßten uns mit Umarmungen und schier endlosem Schulterklopfen, und es war, als wäre er nie weg gewesen. Em war fantastisch drauf, grinste über das ganze Gesicht und drückte mir eine Flasche Whiskey in die Hand. „Hier, Man. Wir wollen doch nicht, dass uns DAS Getränk ausgeht“, gluckste er, zog sich die Schuhe aus, schlenderte geradewegs ins Wohnzimmer und blieb laut keuchend vor den kulinarischen Leckerbissen  stehen. „Wow...“.

„Böser Junge! Wirst du wohl warten, bis alle Gäste eingetroffen sind“, gluckste Jazz und wackelte drohend mit dem gestreckten Zeigefinger vor Emmetts Nase herum. „Fuck, du hast dich wirklich nicht verändert. Verfressen wie eh und je“, fuhr mein Bruder fort und brach in schallendes Gelächter aus.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Jake hatte Vicky und Sam im Schlepptau, da sie gemeinsam mit einem Taxi gekommen waren, die nächste war Alice, was Jazz leicht aus dem Gleichgewicht brachte, und dann kam Leah. Fuck. Bis zur letzten Sekunde hatte ich gehofft, dass sie vielleicht absagen würde, doch diese Hoffnung war schlagartig dahin.

„Hi, Baby“, schnurrte sie mit tiefer Stimme, fiel mir sofort um den Hals und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Sie sah wirklich heiß aus, trug eine enge, weiße Jeans und ein über und über mit glitzernden Steinchen besetztes, dunkelgrünes Top. Ihre unechten Brüste lachten mich wegen eines fast zu tiefen Ausschnittes förmlich an, und ihr glattes, schwarzes Haar hatte sie mit einer tollen Hochsteckfrisur gebändigt. Ja, sie sah gut aus, das konnte ich nicht leugnen. „Hi“, erwiderte ich kurz angebunden, löste ihre Arme von mir und lächelte sie entschuldigend an. Immerhin hatte ich etwas verdammt Wichtiges zu tun.

Ich begab mich in die Mitte des Raumes, begrüßte unsere Gäste, stellte sie untereinander vor und registrierte mit hochgezogener Augenbraue, dass sich Leah kichernd mit Jacob unterhielt. Nun, ich hatte eben keine Zeit und war schwer beschäftigt, versorgte unsere Freunde mit Getränken, räumte zwei Aschenbecher auf die Terrasse, da Jazz und ich nicht wollten, dass in den Zimmern geraucht wurde, und auch sonst war einiges zu tun.

Mein Bruderherz hatte inzwischen neben Alice auf der Couch Platz genommen, ihr soeben einen Martini in die Hand gedrückt und strahlte sie an. Seine Anwältin hingegen tat es ihm gleich und bekam gerade rote Wangen, weil er ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte. Kichernd boxte sie ihm leicht in den Bauch und lächelte ihn an. Wow, zwischen den beiden schien wirklich etwas zu laufen, oder war ich wieder einmal Meister der Interpretation? Wie dem auch sei, er bemühte sich sehr um Alice, also ließ ich ihm den Spaß. Ich hatte die Party voll im Griff, die Stimmung war gut, und nachdem alle fürs Erste versorgt waren, schmiss ich mich mit dem nächsten Glas Whiskey ebenfalls auf die Couch.

„Hey, Alter, was geht?“, fragte mich Emmett und wuchtete seinen kräftigen Körper mit so einem Schwung neben mich, dass ein kleiner Teil des Whiskeys mein Glas verließ. Wir lachten laut auf, und ich hatte das Bedürfnis, mehr von ihm zu erfahren. Ich mochte diesen lustigen Kerl sehr und hoffte wirklich, dass wir uns nicht wieder aus den Augen verlieren würden.

„Sag mal“, startete ich also mein Interview, „was machst du denn eigentlich so? Konntest du dein liebstes Hobby wirklich zum Beruf machen?“

„Jap“, erwiderte er und grinste mich an. „Ich habe am östlichen Stadtrand Seattles eine eigene KFZ-Werkstatt mit allem Drum und Dran. Sogar eine kleine Imbissbude gehört mittlerweile dazu, die von einer sehr netten, etwas älteren Lady betrieben wird. Ich mag sie wirklich, und wir verstehen uns sehr gut“.

„Ooh – konstante Futtersorgung. Was für ein Glück“, kicherte ich und ging sofort in Deckung, da seine rechte Faust gegen meinen Oberarm zischte. Autsch. Zu spät.

„Halt die Klappe“, gluckste Em und fuhr fort. „Ich habe dort als Mechaniker begonnen, war sehr gut befreundet mit meinem Chef. Kurz darauf bekam er Probleme mit dem Herz und bot mir den Laden an. Natürlich schaffte ich es nicht, ohne einen Kredit aufzunehmen, doch der Laden läuft verdammt gut, und ich bin im nächsten Monat mit den Rückzahlungen fertig“. Er strahlte mich an. „Weißt du, den größten Spaß hab ich allerdings nach wie vor, wenn ich selber Hand anlegen kann. Ich liebe es, an Motorblöcken herumzufummeln, unter den Autos zu verschwinden und den ganzen Scheiß. Ich steh einfach drauf“.

Mit einem begeisterten Funkeln in den Augen erzählte er mir noch mehr von seiner Werkstatt, von zwei zuverlässigen Jungs, die für ihn arbeiteten, und dann begann er, MICH zu interviewen.

Nach diesem lustigen und sehr informativen Gespräch begann sein Magen, bedrohlich zu knurren und Emmett fragte, warum das Buffet noch nicht freigegeben wurde, also tat ich ihm den Gefallen, wünschte allen einen guten Appetit, und er war weg. Grinsend schaute ich ihm hinterher und schüttelte den Kopf. Während ich zum vermutlich tausendsten Mal einen Blick auf meine Armbanduhr warf, realisierte ich endlich, dass der letzte Gast nach wie vor fehlte, und irgendwie pisste mich das an.

Die Party lief toll, die Musik tönte in einer angenehmen Lautstärke durch den Raum, das Buffet kam bestens an, und dennoch fehlte etwas. Oder besser gesagt – jemand.

Es war bereits kurz vor neun, als ich mir wohl oder übel eingestehen musste, Isabella nicht mehr zu sehen. War das gut oder schlecht? War ich enttäuscht oder froh? Minutenlang überlegte ich hin und her, erstellte im Geiste geheime Pro- und Kontra-Listen, doch das Ergebnis war immer gleich. Ich vermisste sie...

„Warum so ernst, schöner Mann?“, hauchte Leah plötzlich neben mir, vergrub ihre Finger in meinem Haar und zog mich eng an sich, um meine Lippen in Beschlag zu nehmen. Blöderweise hatte ich absolut keinen Bock darauf, ihren Kuss zu erwidern, denn ja, ich war enttäuscht. Ich wollte Isabella spüren, fühlen, schmecken und riechen, wollte ihren Mund auf meinem, und nicht den von Leah. Fuck, irgendetwas lief hier schief.

Black Beauty ließ von mir ab, musterte mich mit hochgezogener Augenbraue und schaute mich misstrauisch an. „Was ist denn los? Du bist schon wieder so komisch“, stellte sie fest und wollte gerade eben auf meinen Schoß klettern, als es an der Tür klingelte und mein Herz in die Hose rutschte.

„Sorry, bin gleich wieder da“, sagte ich schnell, schenkte ihr einen entschuldigenden Blick, hauchte einen Kuss auf ihre Lippen und schoss hoch. Kalter Schweiß drückte sich aus meinen Poren. Ich zitterte. Meine Knie wurden weich, als ich wie ferngesteuert in den Flur stolperte, mich vor die Tür stellte und ein letztes Mal tief Luft holte. Sie war DOCH gekommen. Scheiße ja, sie MUSSTE es einfach sein. Wer sonst sollte um diese Zeit klingeln? Fuck – Mom oder Dad? Niemals, Dad war im Krankenhaus und Mom war sicher mit Paolo beschäftigt, sonst fiel mir keiner ein.

Tief in meinen grüblerischen Gedanken versunken vernahm ich lautes Klopfen und erschrak. Vielleicht sollte ich doch endlich öffnen, nur so konnte ich sicher gehen, wer der unbekannte Anklopfer war. Oh Man, ich drehte fast durch vor Nervosität, packte zitternd die Klinke, drückte sie nach unten, zog sie zu mir und öffnete langsam die Tür.

„Isabella...“, hauchte ich und wäre ihr am liebsten augenblicklich um den Hals gefallen. Mein Herz raste bedrohlich, doch ich verschränkte die Arme vor der Brust und machte einen auf cool.

„Hi … Edward...“, wisperte sie, und ich musste wirklich an mich halten, um nicht sofort über sie herzufallen. Mein Name aus ihrem Mund … hier war sie wieder, diese Symphonie. Gott, sie war so verflucht schön. Ihre wilden Locken wallten ungestüm über ihren Rücken und endeten erst kurz vor ihrer Taille. Lediglich ihre Augen waren mit etwas Mascara betont, was ihre Wimpern noch länger und dichter machte, als sie es ohnehin schon waren. Kein Make-Up, kein Lippenstift, und dennoch so perfekt.

„Komm doch rein“, sagte ich leise, während ich kurz den Kopf schüttelte, um wieder klar denken zu können. Ihr traumhafter Körper war von einem dunkelgrauen, wadenlangen Staubmantel verhüllt, und ich fragte mich bereits, was darunter war.

„Danke“. Mit einem belustigten Lächeln schob sie mich ein wenig zur Seite, da ich wie angewurzelt stehen blieb und mich absolut nicht bewegen konnte. Idiot. Noch auffälliger, wenns geht, Cullen. „Tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Hab mich verfahren. Diese beschissenen Navis sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Gott, ich bin kreuz und quer durch Seattle gefahren, bis ich zu euch fand“, kicherte sie, verdrehte die Augen, zuckte mit den Schultern und schälte sich langsam aus ihrem Mantel.

Was ich dann allerdings zu sehen bekam, raubte mir die Luft zum Atmen, und mein Herz blieb stehen.

„Gott, Isabella, du ...“. Stotternd wankte ich zwei Schritte zurück und lehnte mich Halt suchend gegen die Wand. Ihre zierlichen Füße steckten in schwarzen Stilettos. Meine Augen glitten ihre endlosen, nackten Beine entlang und hielten inne an einem fucking heißen, aber dennoch eleganten Ledermini, durch dessen Schlaufen ein schmaler, silberner Gürtel gezogen war. Darüber trug sie ein gottverdammt scharfes, ebenso schwarzes Top mit leicht angeschnittenen Ärmeln und einem göttlichen Dekolleté, welches mir sofort offenbarte, dass sich kein BH unter dem schwarzen Stoff befand. Um ihren Hals schmiegte sich eine breite, silberne, schlangenartige Kette und machte diese Frau so exquisit, dass ich es kaum noch fassen konnte. Verdammt, ich wollte sie. So sehr.

„Jaaaa?“, hauchte sie, und in diesem Moment fiel mir erst auf, dass sie ihre Augen genauso über meinen Körper gleiten ließ, wie ich meine über ihren. „Partnerlook, huh?“ Mit einem gottverdammt heißen Blick betrachtete sie  meine Lederhose und grinste mich an. Plötzlich wurde sie todernst, kam langsam auf mich zu und strich mit ihrem Zeigefinger hauchzart über meine Lippen. „Ich hab dich vermisst“, flüsterte sie, und gerade, als mein Mund sich wie automatisch dem ihren näherte, hörte ich Schritte hinter mir, und ich wich zurück.

„Baby, da bist du ja. Wo treibst du dich denn immer herum?“, nervte Leah und sah misstrauisch zwischen mir und Isabella hin und her. „Ach, Bella, wie schön. Wie geht es Ihrem Verlobten?“ Oh Fuck, bitte kein Zickenkrieg...

„Ausgezeichnet, vielen Dank“, erwiderte die schönste Frau des Universums und lächelte Leah freundlich an. Boah, wie machte die das bloß? „Wie geht es Ihnen?“

„Sehr gut, danke“. Leah bedachte Isabella mit einem verflucht ätzenden Blick, und wendete sich an mich. „Kommst du, Schatz? Unsere Gäste warten“. UNSERE Gäste? Machte sie hier tatsächlich einen auf Hausherrin?

„Ich komme gleich, geh schon mal vor“, murmelte ich und widmete mich sofort wieder Isabella, die schmunzelnd neben mir stand.

„Ich denke doch, dass sie…“, begann Leah und spuckte dieses ‚sie‘ aus, als wäre meine Schöne der letzte Dreck, „…alleine ins Wohnzimmer findet, oder?“. Black Beauty packte mich besitzergreifend an der Hand und zog mich einfach weg.

„Lass das“, fauchte ich sie an und riss mich ruckartig von ihr los. „Schreib mir niemals vor, was ich tun soll, Herrgott noch mal. Zwing mich nicht, dir wie ein Schoßhündchen hinterher zu laufen! Was soll denn dieser Scheiß?“.

„Jaja, schon gut“, murmelte Leah, entfernte sich von mir, ging zu Isabella und blieb unmittelbar vor ihr stehen. „Wenn sie es nicht allein ins Wohnzimmer schafft, musst du sie eben führen“, zischte sie Isabella leise ins Gesicht, doch die … lächelte sie verflucht liebreizend an und schüttelte den Kopf.

„Aber, aber, wer wird denn da so eifersüchtig sein?“, schnurrte sie, und aus dem liebreizenden Lächeln wurde ein diabolisches und überlegenes Grinsen. „Dann mal los“, sagte sie kurz und bündig, zwinkerte Leah zu und ging unglaublich elegant und graziös dorthin, wo die anderen waren.

Ich folgte Isabella, während Leah kurz mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen stehenblieb und uns dann ebenso folgte.

Jazz nuschelte irgendwas in Alices Ohr, sprang hoch und kam auf uns zu. „Bella … schön, dass du gekommen bist“, begrüßte er sie und drückte einen Kuss auf ihre Wange. „Danke, Jazz. Ich freu mich auch, dass ich doch noch zu euch gefunden hab“, erwiderte sie kichernd, und ich stellte sie den anderen vor.

„Wow, Alter, ist sie das?“, flüsterte Emmett in mein Ohr, nachdem sich meine Süße ein Bier geholt und mit Alice einen netten Smalltalk begonnen hatte. Oh mein Gott … meine Süße?? War ich denn jetzt schon komplett durch geknallt?? Mit einem geseufzten „Ja, leider“ beantwortete ich seine Frage und ließ meinen sehnsüchtigen Blick einmal mehr über ihren traumhaften Körper gleiten. „Heiß“ erwiderte Em und starrte sie ebenso an.

Leah schlich ständig um mich herum, versuchte, mich zu befummeln oder mich zu küssen, doch ich wollte diese Scheiße nicht. Ich hätte am liebsten Isabella gepackt, sie in mein Schlafzimmer gezogen und gefickt. Hart, laut und stundenlang. Immer und immer wieder.

Ständig ruhten ihre Augen auf meinem Körper, ich fühlte es, spürte dieses Brennen, welches ihre Blicke hinterließen. Es machte mich wahnsinnig, doch noch wahnsinniger machte mich Leah, die immer wieder versuchte, meine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.

Verdammt, sie tat mir leid. Immerhin hatte ich sie eingeladen, und natürlich machte sie sich irgendwelche Hoffnungen, doch ich ertrug ihre Nähe nicht, sie machte mich krank.

Wütend auf mich selbst schnappte ich meine Zigaretten, öffnete die Terrassentür, trat hinaus und machte sie hinter mir wieder zu. Ich zog mich in den hintersten Winkel zurück, lehnte mich an die Wand und steckte mir eine Kippe an. Auf eine seltsame Art und Weise pisste mich plötzlich alles an. Drinnen hörte ich Musik, gedämpftes Lachen, und hier draußen … Stille. Den Verkehrslärm, der auf den Straßen Seattles rumorte, ignorierte ich, denn er passte nicht in mein Konzept. Jenes Konzept, welches mich alles um mich herum vergessen ließ. Ich wollte allein sein, und das war ich letztendlich auch. Gut.

Die Nacht war lau, und ich beschloss, bis auf weiteres hier zu bleiben. Seufzend setzte ich mich hin, streckte meine Beine aus und legte sie übereinander, lehnte Rücken und Kopf an die Wand und genoss mit geschlossenen Augen meine Zigarette. Ein letztes Mal hörte ich das zarte Knistern der Glut, jegliches Geräusch verstarb. Vollkommen eins mit dem Dunkel der Nacht genoss ich die Ruhe und drückte neben mir meine Kippe aus. Mein Kopf war absolut leer, da war tatsächlich nichts, was mich stören, aufregen oder traurig machen könnte, nichts.

Leise Schritte brachten mich dazu, meine Augen zu öffnen. Mit einem sanften Lächeln sah ich in Isabellas wunderschönes Gesicht, und machte sie wieder zu. „Du solltest nicht hier sein“, sagte ich leise, und das Geräusch der Schritte verstummte.

„Warum?“

„Leah. Sie kennt mich, sie kennt dich, und sie kennt meinen Dad“.

„Das ist mir egal“.

„Sollte es aber nicht“.

„Edward, bitte ...“.

Missmutig bewegten sich meine Lider nach oben und ich beobachtete diese Wahnsinnsfrau dabei, wie sie sich geschmeidig neben mich sinken ließ und ihre zarte, kleine Hand auf meinen Unterarm legte.

„Isabella...“, begann ich mit einer tiefen Resignation in der Stimme, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte, senkte seufzend meinen Kopf und blieb stumm.

„Edward...“, versuchte nun sie zu sprechen, doch auch sie konnte die richtigen Worte nicht finden, also sahen wir uns nur an. Einmal mehr fand ich diese tiefe Traurigkeit in ihren Augen, die ich so hasste, weil sie mich grenzenlos verwirrte. Was erwartete ich von ihr, doch was viel wichtiger war – was erwartete sie von mir?

„Warum genau bist du hier, Isabella?“, fragte ich leise und starrte sie an.

„Nun ich...“, stotterte sie, überlegte ein paar Sekunden, seufzte und lächelte mich an, „...ich wollte dich sehen.“

„Okay“, erwiderte ich äußerst originell und wusste schon wieder nicht, was ich weiterhin sagen sollte. „Wie läuft es in der Firma?“ Echt super, Cullen. Du bist eindeutig der Beste.

„Perfekt, vielen Dank. Rose kommt überraschend gut mit Jessica zurecht. Das Probeshooting war sehr zufriedenstellend, und Rosalie meinte sogar, dass sie sich auch weiterhin eine Zusammenarbeit mit Jess vorstellen könnte, dass wir sie quasi zu unserem 'BellaRose-Gesicht' machen sollten. Was hältst du davon?“ Wow, also damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.

„Das hört sich wirklich fantastisch an. Ich freu mich besonders für Jazz“. Grinsend dachte ich sofort daran, dass genau dieser Job Jessica im Zuge der Scheidung ihr geldgieriges Genick brechen würde. „Das solltest du heute unbedingt noch Alice erzählen“.

„Werde ich machen“, sagte diese wundervolle Frau an meiner Seite, während meine Augen genau das taten, was sie eigentlich nicht tun hätten dürfen. Sie fanden den Weg zu Isabellas perfekten Beinen und glitten sehnsüchtig daran auf und ab. Was ich daran entdeckte, gefiel mir allerdings nicht. Gänsehaut.

„Du frierst. Lass uns wieder zu den anderen gehen“. Ich stand auf und reichte ihr meine Hand. Isabella ergriff sie sofort, und ich zog sie schwungvoll hoch. Kichernd prallte sie gegen meine Brust und taumelte ein wenig hin und her. Sofort schlang ich meine Arme um ihre Taille und schaute auf sie herab.

Ihr unvergleichlicher Duft drang in meine Nase, und augenblicklich fielen meine Augen zu. „Oh Edward, ich hab dich so vermisst“, hauchte sie an meiner Brust, doch ich antwortete nicht. Ich hatte erst vor wenigen Stunden ein Gespräch mit meinem Dad. Er freute sich wahnsinnig auf die Hochzeit, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, und er klang so glücklich und gelöst wie schon lange nicht mehr.

„Lass uns gehen, bevor du dich erkältest“, sagte ich also, bevor ich etwas tat, was ich nicht tun dürfte, nahm meine Hände von ihrer Taille und ging zwei Schritte zurück.

„Tut mir leid“, nuschelte sie, senkte den Kopf und ging seufzend auf die Terrassentür zu. Frustriert sah ich ihr nach, blickte kurz an ihr vorbei und riss keuchend meine Augen auf.

„Warte!!“ Ich lief zu ihr, packte sie am Handgelenk und zog sie ein wenig zur Seite. „Was?!“ - „Ssssh“. Ich presste meinen rechten Zeigefinger auf ihre Lippen und deutete mit dem Kopf auf das Szenario, welches ich gerade eben entdeckt hatte und mir ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte. „Oooh“, keuchte nun auch sie und begann ebenfalls zu grinsen.

Unmittelbar hinter der Glasfront befanden sich Leah und Jake. Sie stand mit dem Rücken an der Wand und hatte ihre Arme um seine Hüften geschlungen. Er wiederum hatte seine Ellenbogen rechts und links neben ihrem Kopf abgestützt und war gerade dabei, sie zu küssen.

„Perfekt“, jubilierte ich leise und drückte in meiner Euphorie Isabella einen Kuss auf den Mund. „Tut mir leid“. Verdammt, ich Idiot sollte wirklich lernen, mich zu beherrschen.

„Mir nicht“. Mit einem sehnsüchtigen Lächeln sah sie zu mir hoch, und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich sie heute nicht mehr gehen lassen würde. Auch, wenn ich auf der Couch schlafen oder sie nur die ganze Nacht anstarren würde, ich wollte sie hier. Hier bei mir.

„Nun pass gut auf, Baby, Hollywood pur“, gluckste ich, bemühte mich jedoch sofort um einen todernsten Blick und schob langsam die Terrassentür auf.

„Was genau wird das, wenn es fertig ist?“. Oh yeah, Jake und Leah schossen auseinander, wurden beide furchtbar rot und starrten mir entsetzt ins Gesicht. Jedes Gespräch verstummte, und sämtliche Köpfe schossen zu uns.

„Edward, es tut mir leid, aber ich dachte....“. Leah senkte den Blick und fummelte nervös an ihren Glitzersteinchen rum.

„Was?!“ Gespielt wütend funkelte ich sie an.

„Weißt du, ich bin doch nicht blöd. Glaubst du, ich habe noch nicht bemerkt, dass du mich überhaupt nicht liebst?“. O-oh.
Ich schnaubte, riss meinen Kopf zu Jake und packte ihn am Arm.

„Küche“, herrschte ich ihn an und zog ihn einfach mit.

„Hey, Man, ich … fuck, es tut mir leid. Sie ist...“, doch ein breites Grinsen meinerseits machte ihn stumm. Total verwirrt starrte er mich an, und sein Mund klappte auf. „Was?“

„Hör zu, Jake. Leah ist absolut heiß. Nimm sie, sie gehört dir“. Ich begann, leise zu lachen und freute mich wahnsinnig über das, was hier eben geschah. Mein armer Kollege wiederum ließ sich seufzend auf einen der Stühle fallen und strich sich heftig über das Gesicht.

„Scheiße, und ich dachte, du würdest mir jetzt den Schädel runterreißen“, murmelte er gegen seine Handflächen, und ich nahm ebenso Platz.

„Hey, komm wieder runter“, beruhigte ich ihn, während er langsam seine Unterarme auf den Tisch fallen ließ und sich seine Lippen endlich zu einem kleinen Lächeln verzogen. „Leah bedeutet mir nichts, ganz im Gegenteil. Ich wünsche mir schon den ganzen Abend nichts sehnlicher, als sie loszuwerden“, erklärte ich, was allerdings nicht ganz richtig war, denn mein innigster Wunsch betraf die Frau in Schwarz.

„Ja, genau dieses Gefühl hat sie auch“. Jake zog eine Augenbraue hoch und musterte mich fast ein wenig streng. „Leah ist der Meinung, dass du sie nur eingeladen hast, um sie zu vögeln, wenn es dir danach wäre. So hat sie es mir gesagt“. Autsch. Ertappt. Man sollte die weibliche Spezies eben nie unterschätzen – niemals!

„Scheiße Man, sie hat recht“, gestand ich und fühlte mich tatsächlich für einen kurzen Augenblick dreckig und mies. „Tut mir leid. Aber hey...“, ich grinste ihn an und machte einen auf cool, „...ich wünsch dir dann mal einen schönen Abend mit ihr. Take her and be happy“. Glucksend klopfte ich ihm auf die Schulter und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo niemand sprach. Alle starrten mich betreten an, die Stimmung war im  Arsch. Leah hatte sich keinen Millimeter gerührt und blinzelte mir seltsam ins Gesicht. Ich scannte sofort den Raum nach Isabella ab und fand sie neben Alice. Yeah, sie war noch da.

Langsam näherte ich mich Black Beauty, senkte meinen Kopf und flüsterte ihr ins Ohr. „Alles in Ordnung, keine Panik. Tut mir leid, ich hab mich dir gegenüber wirklich mies verhalten, kannst du mir verzeihen?“ Ich schaute sie kurz an, doch in ihrem Gesicht war nichts weiter als grenzenlose Verwirrung zu sehen. Sie nickte. „Jake ist ein toller Kerl, schnapp ihn dir“. Nun begann sie endlich, vorsichtig zu lächeln, und als ich es erwiderte, grinste sie mich erleichtert an.

„Weißt du, Edward, mir war von Anfang an bewusst, dass du mich nur zum Vögeln brauchst, mir ging es ähnlich. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn mehr aus uns hätte werden können, aber spätestens heute hab ich realisiert, dass dem nicht so ist. Ach, und …“, sie lächelte mich an und tippte mit dem Zeigefinger auf meine Lippen, „…die Eifersucht vorhin, die war echt, aber wie wir nun wissen, unbegründet, da du ohnehin niemals mein gewesen bist. Jake hingegen…“, sie schaute kurz verträumt beim Fenster raus und dann wieder zu mir, „…das hat was. Naja, wie dem auch sei, du bist echt der Hammer im Bett. Also - war schön mit dir“, kicherte sie nun, drückte mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und lief zu Jake, der soeben wieder den Raum betreten und sich auf den Weg zu ihr gemacht hatte. Mit einem überraschten, aber doch irgendwie amüsierten Lachen schaute ich ihr hinterher.

„Was ist los, Leute? Party!!“, kurbelte ich nun die Stimmung wieder an, und sofort ging das Geschnatter wieder los. Sam und Vicky standen an der improvisierten Bar und unterhielten sich über irgendeinen geschäftlichen Scheiß, Bella plauderte angeregt mit Alice, Jazz hörte zu. Ich denke, es ging um die Scheidung, denn er grinste blöd vor sich hin.

Jake und Leah verabschiedeten sich kurz darauf, bedankten sich für die Einladung und beschlossen offensichtlich, die noch junge Nacht an einem anderen Ort ausklingen zu lassen. Ich wünschte den beiden alles Gute und brachte sie zur Tür.

Emmett war genau dort, wo ich ihn vermutet hatte, nämlich neben dem Buffet. Ich verbrachte die nächste halbe Stunde damit, mich mit ihm halb tot zu lachen und die Reste der Köstlichkeiten ins Nirvana – nein, in unsere Mägen zu schicken. Die Party lief wirklich gut, alle fühlten sich wohl, und der Alkohol floss in rauen Mengen.

Moment mal – würde ich es schaffen, dass Isabella genug trinken würde, könnte ich ihr die Autoschlüssel abnehmen, und es bliebe ihr nichts anderes übrig, als bei uns zu schlafen. Yeah, was für ein fucking geiler Plan.

„Darf ich dir etwas zu trinken bringen, schöne Frau?“, schnurrte ich, nahm sie an der Hand und zog sie hoch. „Lass doch mal Alice und Jazz in Ruhe. Ich denke, die beiden würden es vorziehen, allein zu sein“, flüsterte ich ihr mit einem breiten Grinsen ins Ohr und schlenderte mit ihr zur improvisierten Bar.

„Al ist fantastisch, ich liebe diese Frau“, gluckste Isabella und lächelte mich bezaubernd an. Gott, ihre schokoladenbraunen Augen funkelten und strahlten, ihre Wangen waren leicht erhitzt, und sie sah einfach atemberaubend aus. Offensichtlich hatte sie bereits einen kleinen Schwips, doch das reichte noch nicht.

„Yeah, Alice ist toll, ich mochte sie sofort. Abgesehen davon bin ich  überzeugt, dass sie das Beste ist, was Jasper passieren konnte, und das nicht nur, was die Scheidung betrifft“. (Beta-A/N:  Wie verdammt noch mal kannst du sowas schreiben? Unter diesen Bedingungen KANN ich nicht mehr arbeiten. Willst du eine andere Beta? Sags nur. Ich geh dann. SO! --> Neeeeeeein, bitte, bitte verlass mich nicht!! Ich werde sofort veranlassen, dass Alice vom nächsten Bus überfahren wird, aber bitte verlass mich nicht!! *schluchz*) Ich drehte mich kurz zu den beiden und nahm schmunzelnd zur Kenntnis, dass es meinen Bruder tatsächlich erwischt zu haben schien. Sie saßen auf der Couch, er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt und sie kuschelte kichernd an seiner Brust. Fuck, ich liebte es einfach, meinen Bruder glücklich zu sehen.

Mit einem tiefen Seufzen drehte ich mich wieder zu Isabella und verfiel sofort den Untiefen ihrer dunklen Augen, die mich aufmerksam fixierten. „Du liebst ihn sehr, oder?“ Sie deutete mit dem Kopf kurz in Jaspers Richtung, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Ja, das tu ich“. Auch ich unterbrach ihn nicht.

„Bier“, flüsterte sie plötzlich, und ich war so dermaßen verwirrt, dass ich momentan überhaupt nicht wusste, worum es ging. „Was?“

„Du hast mich vorhin gefragt, ob du mir etwas zu trinken bringen kannst, und ich sage – BIER“. Sie grinste.

„Oh“. Ich klatschte mit der flachen Hand fest gegen meine Stirn und bückte mich lachend zum Kühlschrank, um ihm zwei Flaschen kühles Blondes zu entwenden. „Bitte sehr, meine Hübsche“, flüsterte ich, entfernte gekonnt die Kronkorken und drückte ihr eines davon  in die Hand.

Emmett lachte gerade laut auf und amüsierte sich scheinbar prächtig mit Vicky und Sam, während ich Isabella zuprostete und die Flasche an meine Lippen setzte.



Kurz vor halb eins bestellten sich meine Mitarbeiter ein Taxi und machten sich ziemlich besoffen vom Acker. „Schlaft euch gut aus und kommt am Montag wieder nüchtern ins Büro“, witzelte ich an der Tür, bedankte mich für ihr Kommen und schlenderte selbst nicht mehr ganz nüchtern ins Wohnzimmer zurück. Emmett hatte sich vor etwa fünfzehn Minuten verabschiedet, da er mit seinen Eltern bereits um neun zum Frühstück verabredet war und bis dahin seinen Rausch ausgeschlafen haben wollte. Alice und Jazz waren in seinem Zimmer verschwunden, und Isabella machte sich gerade fertig, um zu gehen.

„Was denkst du, was du hier tust?“, fragte ich sie, zog eine Augenbraue hoch, stellte mich mit vor der Brust verschränkten Armen breitbeinig vor sie hin und schaute streng auf sie herab.

„Ich sollte dann gehen, Edward. Es ist spät und...“.

„Du gehst nicht“.

„Ach ja?“

„Ja“.

„Und warum nicht?“

„Du hast getrunken“.

„Du fährst doch auch ständig, wenn du besoffen bist“.

„Na und? Mein Problem. Ich lasse dich heute sicher nicht mehr fahren“.

„Dann nehm ich mir ein Taxi“.

„Aber sicher nicht“.

„Doch, ganz bestimmt“.

„Isabella...“, nun war es genug. Eher würde die Hölle zufrieren, bevor ich sie durch meine Haustür gehen lassen würde. Machte sie der Alkohol so zickig, oder was? „Bitte bleib. Nur diese eine Nacht. Ich schlafe auf der Couch oder sehe dir einfach nur beim Schlafen zu, aber bitte … geh nicht“. Ich wurde immer leiser, schloss seufzend meine Augen und senkte den Kopf.

In diesem Moment kippte einmal mehr die Stimmung, und dieses gottverdammte Knistern war wieder da. Ich fühlte einen elektrischen Impuls, als sie ihre Hand hob, sie an meine Wange legte und mit ihrem Daumen über meine Lippen strich. „Okay“, hauchte sie und bedachte mich mit einem undefinierbaren Blick. „Ich werde Carlisle eine SMS schicken, dass ich bei euch bleibe. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht“. In Windeseile tat sie das auch und war kurz darauf wieder bei mir.

Wortlos nahm ich sie an der Hand, ignorierte die sterblichen Überreste der Party und zog sie hinter mir her.

„Darf ich mal schnell deine Dusche benutzen?“, fragte sie mich, als wir in meinem Zimmer angekommen waren und schaute mich fast schüchtern an.

„Natürlich, tu dir keinen Zwang an. Im kleinen Schrank rechts neben dem Fenster sind Gästezahnbürsten, daneben frische Handtücher. Nimm dir, was du brauchst“. Ich lächelte sie an,  öffnete Knopf und Reißverschluss meiner Lederhosen und zog sie mir aus. Isabella beobachtete mich aufmerksam dabei, sagte kein Wort und rührte sich nicht vom Fleck.

„Was ist los?“, fragte ich sie mit hochgezogener Augenbraue, während ich meine Hosen im Schrank verstaute und mich dagegen lehnte.

„Kommst du mit? Ich meine … unter die Dusche?“ Dieser sehnsüchtige Blick in ihren dunklen Augen schickte mir einen Schauer über den Rücken, aber dennoch blieb ich stark. Fuck, sie würde in wenigen Wochen meinen Vater heiraten, ich durfte sie nicht vögeln, verdammt … nie wieder...

Bei diesem Gedanken fühlte ich einen Stich im Herz, und nicht nur da. Ein überdimensionaler Dolch bohrte sich in meinen Körper und schlitzte mich langsam auf. Dieser ungewollte Schmerz war plötzlich so real, dass ich mich keuchend auf mein Bett fallen ließ und mein Gesicht hinter meinen Händen vergrub.

„Nein, Isabella. Ich werde nicht mitkommen. Wir wissen beide ganz genau, wie das enden würde. Ich werde dann duschen gehen, wenn du fertig bist, also los“. Diese Worte fielen mir so schwer, so gottverdammt schwer. Dennoch war ich davon überzeugt, das Richtige zu tun und war daher sehr stolz auf mich selbst.

'Blöder Idiot. Warum nutzt du diese einmalige Chance denn nicht?', nervte mich dieser beschissene Typ in meinem Kopf, doch Gott sei Dank ließ ich das Antworten sein.

„Oh...“, flüsterte Isabella offensichtlich enttäuscht und senkte den Kopf. „Ja, wie du meinst. Ich … werde dann mal gehen“. Wie? WAS??

„Wohin?“, keuchte ich, schoss hoch und starrte sie an. Ich wollte, dass sie in dieser Nacht bei mir blieb, verdammt nochmal.

„Na, unter die Dusche“, kicherte sie, tapste auf mich zu, drückte einen kleinen Kuss auf meinen Mund, drehte sich um und ging lachend auf das Badezimmer zu. Ich stimmte in ihr Lachen ein und fiel wieder auf mein Bett. Gott, was war ich doch für ein Idiot.

Plötzlich verstummte ich, und eine tiefe Unsicherheit machte mich schwach. War es denn eine gute Idee, mit Isabella hier die Nacht zu verbringen? Könnte ich ihr widerstehen, wenn sie mich mit ihren weiblichen Reizen an den Rande des Wahnsinns trieb? Woah, und noch was - sie hatte nichts zum Anziehen. Fuck.

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bett, rannte zu meinem Schrank, griff nach einem weißen T-Shirt und einer Boxershorts. Anschließend hetzte ich zum Bad und öffnete leise die Tür.

„Hast du es dir anders überlegt?“, fragte sie mit siegessicherer Stimme, jedoch Gott sei Dank noch unter dem fließenden Nass.

„Nein. Ich gehe nur davon aus, dass du keine Schlafkleidung mitgebracht hast und lege dir Shirt und Shorts auf den Stuhl. In Ordnung?“

„Danke, lieb von dir“, erwiderte sie und ließ jeden weiteren Verführungsversuch sein. Was für ein Glück. Zufrieden, aber gleichermaßen unzufrieden verließ ich das Bad und setzte mich inzwischen wieder aufs Bett.

'Nimm dir doch, wonach dein Körper verlangt‘, versuchte es dieser Arsch in meinem Kopf erneut, doch ich gab nicht nach. Niemals. Die Sache mit Isabella und mir war definitiv vorbei. Entweder ich würde lernen, damit umzugehen, oder ich müsste das Land verlassen. Andere Alternativen gab es nicht.

„Scheiße“, seufzte ich resigniert.

„Was ist denn los?“, fragte sie plötzlich neben mir, und mein Kopf schoss hoch. Für einen kurzen Moment glitten meine Augen über ihren Körper, und nur mit Mühe schaffte ich es, ein leises Stöhnen zu unterdrücken. Sie sah so gottverdammt heiß aus in meinen Sachen...

Kleine Wassertropfen perlten aus ihrem nassen Haar und sickerten auf Höhe ihrer Brüste in mein weißes Shirt. Tolle Farbwahl, Cullen. Am liebsten hätte ich meinen beschissenen Kopf fest an die Wand geschlagen!! Natürlich war der dünne Stoff innerhalb kürzester Zeit durchnässt, und natürlich konnte ich Vollidiot deutlich ihre steifen Nippel erkennen, die sich mir zwar verdeckt, aber verflucht heiß präsentierten. Oh Man … jetzt bloß keine Schwäche zeigen.

„Alles gut“, nuschelte ich kurz und bündig, da ich meiner Stimme nicht traute, stand auf, holte für mich selbst frische Schlafkleidung aus dem Schrank und eilte ins Bad. „Bin gleich wieder da, mach es dir bequem“.

Eine gefühlte Ewigkeit verbrachte ich unter der Dusche, putzte mir locker zehn Minuten die Zähne und betrachtete mich anschließend was-weiß-ich-wie-lang absolut sinnlos im Spiegel. Ich hoffte zutiefst, Isabella würde bereits schlafen, wenn ich wieder im Schlafzimmer wäre, doch es war leider nicht so. Fuck.

„Ich dachte, du wärst durch den Abfluss verschwunden. Hab mir schon Sorgen gemacht“, kicherte sie mir entgegen und räkelte sich in meinem Bett. Oh mein Gott, wie gerne würde ich … nein, Cullen, bleib stark.

Ich kletterte lächelnd neben sie und legte mich hin. Sofort schmiegte sie sich in meine Arme, welche ich fest um sie schloss. Ich wollte sie wenigstens spüren und riechen, wenn ich schon nicht mehr machen durfte, also tat ich das auch.

Eine Weile ging das gut, und wir verhielten uns ruhig. Als ich schon dankbar einschlafen wollte, fühlte ich ihre Hand, die unter mein Shirt fummelte und meinen Bauch streichelte. Oh nein, bitte nicht.

„Hör auf, Isabella. Mach es uns nicht so schwer“. Seufzend stoppte ich sie, umfasste ihren Unterarm und legte ihn sanft neben sie. „Du heiratest bald, und ich werde dich nicht mehr anfassen, so leid es mir auch tut. Bitte akzeptiere das und schlaf“.

Gott, wie sehr hatte ich in diesem Moment gehofft, dass sie mir nun sagen würde, die Hochzeit fände nicht statt. Wie sehr hatte ich mir gewünscht, sie würde sich doch für mich und gegen meinen Dad entscheiden, doch sie tat es nicht. „Okay. Du hast recht. Tut mir leid“, murmelte sie leise an meiner Brust, drückte einen sanften Kuss auf meinen Hals und schlief kurz darauf ein.

Tief inhalierte ich den Duft ihres frisch gewaschenen Haares, und ein letztes Mal genoss ich das Gefühl ihrer Haut an meiner. Dies war mit Sicherheit die letzte Nacht, in welcher ich Isabella bei mir hatte, und das wurde mir in diesem Moment schmerzhaft bewusst. Niemals wieder würde ich ihre Nähe so genießen können wie in diesem Augenblick, und niemals wäre sie mein.

Tränen tiefer Verzweiflung und auch des Zorns sammelten sich in meinen gottverdammten Augen, doch ich verdrängte sie sofort. Ich nahm mir vor, ab sofort stark zu sein und mit dieser kranken Situation umgehen zu lernen, und meine Lider fielen langsam zu.

„Gute Nacht, mein Liebling“, flüsterte ich, drückte ihr einen sanften Kuss aufs nasse Haar und schlief ein.

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