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Sonntag, 8. Januar 2012

(18) Emmett & Rose - Love at first sight





RosaliePOV


Oh mein Gott, ich sah wirklich aus wie ein Mechaniker-Geselle. Wie sollte ich das bloß wieder in den Griff bekommen? Mein Gesicht war schwarz, meine Hände waren kaum mehr als solche zu erkennen, und die Kleidung … von der sprach ich gleich gar nicht mehr.

Kaum war Bella wieder im Büro, stürmte ich hinein und fragte, ob sie damit einverstanden wäre, wenn ich vor der Fahrt zur Werkstatt noch schnell nach Hause fahren könnte, um mich zu duschen und umzuziehen. Natürlich war meine liebste Freundin sofort damit einverstanden, doch sie grinste mich seltsam an.

„Was?!“, schnappte ich, weil ich wirklich gestresst war und ihr freches Grinsen beim besten Willen nicht deuten konnte.

„Rose, ich gebe dir einen guten Tipp“, begann sie schmunzelnd und lehnte sich in ihrem dunkelblauen Ledersessel zurück. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und ihre Augen funkelten mir ausgesprochen belustigt entgegen.

„Raus damit“, stresste ich weiter und betrachtete wehmütig meine langen Fingernägel, die stark in Mitleidenschaft gezogen waren.

„Dieser Emmett McCarthy, zu dem du nun fährst – er ist ziemlich heiß, und ich verwette meinen Arsch, dass du ihm verfallen wirst. Also, meine Liebe, schmeiß dich in die beste Schale, die du zu bieten hast und lass dich mal überraschen“. Kichernd zwinkerte sie mir zu, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Bella, bitte. Ich fahre mit meinem langsam vor sich hin sterbenden Baby in eine Autowerkstatt. Wie sieht es denn aus, wenn ich mit Minikleidchen und High Heels vor dem dreckigen Mechaniker stehe?“

„Gut, Rose. Gut sieht es aus. Tu es einfach, und glaub mir, du wirst noch an meine Worte denken“, sagte sie nach wie vor grinsend. „Aber jetzt los, schau, dass du Land gewinnst, meine Liebe“. Ich nickte, bedankte mich, drehte mich um und ging zur Tür. „Und halt mich auf dem Laufenden“, rief Bella mir noch hinterher, und sogar, als ich schon auf dem Weg in mein Büro war, hörte ich noch ihr gedämpftes Lachen. Gott, diese Frau.

Ich liebte Bella wie eine Schwester, die ich nie hatte. Wir beide gingen durch dick und dünn, waren immer und jederzeit für den anderen da. Zwar entwickelte sich ihr Leben, nein, ihr LIEBESleben in den letzten Tagen in eine seltsame Richtung, aber okay, es ging mich nichts an, und ich würde jede Entscheidung meiner besten Freundin und Geschäftspartnerin unterstützen, komme, was wolle.

Rasch lief ich in mein Büro, fuhr den PC hinunter, schaltete alles aus und verließ das Haus. Während ich im Fahrstuhl stand, fiel mir Bellas Geständnis ein, und schmunzelnd dachte ich daran, was hier drinnen bereits alles vorgefallen war.


„Bist du dir sicher, dass du den Vater willst, und nicht den Sohn?“, entfleuchte meinem vorlauten Mund, als ich meine Augen über Edward gleiten ließ, denn verdammt, der Typ war heiß. Natürlich kannte ich Carlisle, aber leider nur flüchtig, weil er durch seinen Job kaum verfügbar war. Er war für sein Alter ein ausgesprochen attraktiver Mann, den auch ich nicht von der Bettkante schupsen würde, aber Edward … wow.

Bella packte mich nach meiner unüberlegten Äußerung am Arm und zog mich in den ersten Stock. Du meine Güte, ich wusste zu diesem Zeitpunkt doch nicht, was vorgefallen war, also hielt ich sicherheitshalber meinen Mund und wartete mal ab.

Im ersten Stock des Hauses angekommen, schob mich Bella in ihr und Carlisles Zimmer, setzte sich aufs Bett und begann, bitterlich zu weinen. Ich erschrak wirklich sehr, da ich meine Freundin so nicht kannte, setzte mich sofort neben sie und legte meinen Arm um ihre Schultern. „Was ist denn los, um Gottes Willen? Willst du … darüber sprechen?“, fragte ich zögerlich, da ich nicht der Typ war, der anderen die Probleme aus der Nase zog.

„J...ja, deshalb bist du hier, Rose“, schluchzte sie. „Ich muss mit irgendjemandem darüber reden, sonst ersticke ich daran“. Sie atmete tief durch, während ich ihr ermutigend über den Rücken streichelte, senkte den Kopf und fummelte an ihren Fingernägeln herum. Verzweifelt versuchte sie, ihr heftiges Weinen in den Griff zu kriegen, und dann schossen die Wörter abgehackt aus ihrem Mund.

„Edward, er … verdammt, Rose. Obwohl ich Carlisle sehr liebe und ihn auch heiraten werde, hab ich … Gott, ich hatte mit Edward Sex. Stundenlang. Im Fahrstuhl. Und nun – ich weiß nicht, ich fühle mich so sehr zu ihm hingezogen, der Sex war atemberaubend, und … Scheiße, ich will es wieder. Ich will IHN wieder. Aber das Schlimmste daran ist – ich kann es nicht ertragen, wenn er mit einer anderen schläft. Rose, bitte hilf mir, ich weiß nicht, was ich machen soll“. Schluchzend schaute sie mich nun an und schaffte es kaum, die Sturzbäche unter Kontrolle zu bringen, die aus ihren geröteten Augen schossen.

„Woah, das … tut mir leid, Kleines, aber ich weiß nicht, ob ich dir ganz folgen kann. Könntest du vielleicht ein wenig weiter ausholen und genauer werden?“

Sie nickte und begann mit ihren Erzählungen an dem Tag, an welchem dieses schwere Unwetter den Fahrstuhl lahmgelegt und sie in diese verfängliche Situation gebracht hatte. Je länger sie sprach, desto mehr gewann ich den Eindruck, dass sie Edward von Anfang an verfallen war, und das sagte ich ihr auch.

„Ich weiß, Rose, du hast recht. Er ist … Gott, ich weiß nicht, er macht mich verrückt und so unglaublich heiß. Die Empfindungen, die er in mir weckt, sind kaum zu ertragen. Ich begehre ihn so sehr und weiß überhaupt nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll.“

Zwei Stunden später beschlossen wir, nach unten zu gehen, um eine Kleinigkeit zu essen und uns ein Glas Wein zu genehmigen. Wir diskutierten, debattierten und unterhielten uns so lange, bis unsere Hälse trocken und wir mit unserem Latein am Ende waren. Irgendwie hatte ich ein seltsames Gefühl, was Bellas Liebe zu Carlisle betraf. Sehr oft, wenn sie von ihm sprach, kam Charlie ins Gespräch, und langsam aber sicher gewann ich den Eindruck, dass sie in Carlisle einen Vaterersatz sah, doch das konnte und wollte ich ihr nicht sagen, da ich sie damit nicht verletzen wollte.

„Mmmmh, das tut gut“, schnurrte meine Kleine gegen ihr Glas, nachdem sie es mit einem einzigen Schluck beinahe geleert hatte und sofort wieder nach der Weinflasche griff. Wir hatten uns beide einen Toast genehmigt und saßen nun im Wohnzimmer, wo die Gespräche weitergingen, doch eine Lösung gab es nicht.

„Nicht betrinken, Süße, das ist nun wirklich das Letzte, was dich weiterbringt“. Ich nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es auf den Tisch und drehte mich so, dass ich ihr in die Augen sehen konnte. Plötzlich sprang sie auf, rannte zum Fenster, schaute hinaus und schlug wie ein alter Matrose fluchend mit der Faust gegen das Glas.

Rasch erhob ich mich, folgte ihr und nahm sie in den Arm. „Was ist denn los? Was hast du gesehen?“.

„Es geht nicht darum, was ich gesehen habe, Rose. Es geht darum, was ich NICHT gesehen habe, nämlich Edwards Auto. Er ist weg“. Und weiter? Gott, ich verstand sie manchmal nicht. Warum sollte er nicht weg sein, was war denn so schlimm daran? Ich zuckte lediglich mit den Schultern, da ich nicht wusste, wie ich auf ihre Feststellung reagieren sollte, doch sie löste sich aus meiner Umarmung und sah mich an. Wieder glitzerten Tränen in ihren Augen. Sie schlang beide Arme um ihren leicht zitternden Oberkörper und erklärte mir flüsternd, worum es ging.

„Ich fürchte, er ist bei IHR“.

Wortlos löste ich ihre Arme, nahm sie an der Hand und ging mit ihr wieder zur Couch. Dort erzählte mir eine komplett aufgelöste Bella von Leah und all dem, was bereits vorgefallen war. Gott, was sollte ich nun sagen? Was wollte mein armes Mädchen von mir hören?

„Weißt du, irgendwie verstehe ich dich nicht. Bitte sei mir nicht böse, aber Bella, du bist bald eine verheiratete Frau. Was meinst du, wie es Edward geht? Ich weiß ja nicht, wie beziehungsweise was er für dich empfindet, aber du musst ihn gehen lassen. Eure Wege sind nicht die selben, Kleines. Du wirst nicht verhindern können, dass er sich anderen Frauen hingeben wird. Es tut mir wirklich leid, aber du wirst lernen müssen, damit umzugehen, Bella.“

„Ich weiß, dass du recht hast, aber ich kann es einfach nicht ertragen, Rose“, schluchzte sie nun wieder heftig und sank weinend in meine Arme.

„Ich bin da, Liebes, ich werde immer für dich da sein. Warte einfach einmal ab, wie sich alles entwickelt, denn ganz ehrlich – ich wüsste nicht, wie ich dir helfen sollte. Es tut mir so leid, Bella, dass ich dir keinen perfekten Lösungsvorschlag für dein Problem bieten kann, aber glaube mir, wann immer du mich brauchst, ich bin da“.



„Hey, Lady! Ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Verwirrt riss ich meinen Kopf zur Seite und schaute in das besorgte Gesicht eines älteren Mannes, der im Fahrstuhl neben mir stand.

„Ja … nein, alles bestens, wieso?“

„Nun, wir sind längst im Parterre angelangt, doch Sie rühren sich keinen Millimeter, deshalb...“

„Oh, tut mir leid. Ich war wohl in Gedanken“, nuschelte ich entschuldigend, verabschiedete mich kurz und machte mich auf den Weg zu meinem Wagen.

Ich stieg ein und drehte das Radio so laut wie möglich auf, um diese klappernden Geräusche nicht hören zu müssen. Gott, ich machte mir fast in die Hosen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, um heil bei der Werkstatt anzukommen, doch der heftige Verkehr lenkte mich ab.

Zu Hause angekommen, kickte ich meine Pumps von den Füßen, riss mir förmlich die Kleider vom Leib und genehmigte mir eine schnelle Dusche. Mühsamst entfernte ich den öligen Schmutz von Händen und Gesicht, wusch rasch mein Haar und stand kaum eine halbe Stunde später vor meinem begehbaren Kleiderschrank. Was sollte ich nun tun?

Bella meinte, der Typ in der Werkstatt sei heiß. Also – sollte ich es tatsächlich wagen, meine weiblichen Reize spielen zu lassen? Oder wäre es klüger, einen auf lässig zu machen und mich in eine gemütliche Jeans und ein T-Shirt zu schälen?

Ich überlegte und grübelte ein paar Minuten, kam jedoch ziemlich schnell zu dem Entschluss, dass ich so oder so nichts zu verlieren hätte. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagte ich zu mir selbst und griff leise lachend zu einem schwarzen, hautengen Minirock und einer blutroten Bluse, die mein Dekolleté beeindruckend betonte. Mein langes, blondes Haar fiel offen und in sanften Wellen über meine Schultern, und ich entschied mich für ein dezentes Make-Up. Man, ich ging doch nicht in die Oper!

„Perfekt“, stellte ich fest, während ich mich vor dem großen Spiegel im Flur im Kreis drehte, mir selbst ein kleines Küsschen zuwarf und kichernd in meine dunkelroten High-Heels stieg. Wenn schon, denn schon.

Ich schnappte meine schwarze Handtasche, steckte alles hinein, was wichtig war, verließ mein Appartement und ging zu meinem Auto zurück. Wieder drehte ich die Musik so laut, dass ich dieses seltsame Geräusch nicht hören musste und machte mich auf den Weg ans östliche Ende der Stadt.

Gott sei Dank fand ich die Werkstatt sofort, denn zum Übersehen war sie nicht. „McCarthy’s“  stand in großen, dunkelblauen Lettern über einem – wie ich fand – recht imposanten Gebäude. Verdammt, ich hätte mir niemals vorgestellt, dass ein KFZ-Betrieb SO aussehen könnte, sogar eine eigene Imbissbude gehörte dazu.

Drei voneinander getrennte Boxen ermöglichten die gleichzeitige Reparatur mehrerer Wagen, und die Ausstattung derselben schien wirklich auf einem sehr hohen Level zu sein. Daneben befanden sich vermutlich die Büroräumlichkeiten, und das ganze Gelände wirkte sehr ordentlich und sauber, nicht, wie man es eigentlich von Werkstätten kannte.

Wie dem auch sei, ich rollte langsam auf einen gekennzeichneten Parkplatz, stellte den Motor ab und stieg aus. Meine Handtasche unter den rechten Arm geklemmt lief ich auf die Werkstatt zu, hatte allerdings natürlich keine Ahnung, nach wem ich suchen musste. Also betrat ich erst mal die Imbissbude und fragte eine ältere Lady nach Mr. McCarthy, bekam dort allerdings auch keine brauchbare Auskunft. Ich bedankte  mich höflich und machte mich wieder auf den Weg zurück.

„Ach, entschuldigen Sie bitte. Können Sie mir bitte sagen, wo ich Mr. McCarthy finde?“, fragte ich kurz darauf einen jungen Mann, der einen breiten Autoreifen über das Gelände rollte und mich mit einem überraschten Blick bedachte. Scheiße, ich war doch nicht wirklich overdressed??

„Box zwei, Lady“, antwortete er, deutete mit dem Kopf in die passende Richtung und grinste mich an.

Dieses seltsame Grinsen ignorierend, lief ich nun dorthin und sah mich um. Ein silberner Ford Mustang befand sich in dieser Box, doch der, den ich suchte, war nicht da.

„Entschuldigung“, rief ich laut, in der Hoffnung, Gehör zu finden und erschrak beinahe zu Tode, als unter dem Wagen ein noch lauteres „Bin gleich so weit“ ertönte. Oh Scheiße, diese Stimme…

Mein Kopf schoss ruckartig nach unten, und ich sah in dem Moment zwei Beine unter dem Auto hervorstehen, die mir wohl vorhin nicht aufgefallen waren. Mit der Sonne im Rücken warf mein Körper einen langen Schatten auf diesen Typen, der nun auf einem niedrigen Holzbrett mit Rädern langsam unter dem Wagen hervorkam. Ich wich ein paar Schritte zur Seite, und meine Augen scannten aufmerksam das, was sich mir nun präsentierte … Heilige Scheiße…

Ich konnte nur vermuten, dass die Beine, die sich in diesen blauen und verschmutzten Arbeiterhosen befanden, lang, muskulös und verflucht sexy waren, doch was den Oberkörper betraf, ließen meine Augen keinen Zweifel zu.

Langsam und vorsichtig rollte Mr. McCarthy unter dem Wagen hervor. Zentimeter für Zentimeter offenbarte sich mir dieser Mann … verdammt, in einem ziemlich engen, schwarzen Shirt. Die Bauchmuskeln zeichneten sich durch den dünnen, leicht verschwitzten Stoff deutlich sichtbar ab. Ein breiter, perfekt gebauter Brustkorb…die Haut, leicht gebräunt und von einem zarten Schweißfilm überzogen…woah, seine Arme…prädestiniert, mich zu umarmen, mich hochzuheben, während ich meine Beine um seine … Gott, Rose, reiß dich jetzt aber wirklich mal zusammen!! (Beta-A/N: Elke, Schluss jetzt. Ich hab doch meinen Jazz und ich kann nicht immer fremdkopfkinoen. --> Scheiße, WAS für ein Wort…*totlach*)

Und hier war er nun, in voller Pracht. Oh.Mein.Gott. Bella hatte recht. Ein Gott von einem Mann kam nun endgültig unter dem Auto hervor, lag mir quasi zu Füßen. Mit Schmiere und Öl versaut und verschwitzt, aber so gottverdammt sexy, dass ich ihn nur noch anstarren konnte und die Luft anhielt.

Er hatte dunkle, nicht allzu lange, aber dafür wild wuchernde Locken, verschmitzt funkelnde, blau-graue Augen und  einen wundervollen Mund, der offensichtlich nur darauf wartete, von mir geküsst zu…ROSE!!! Verdammt!!

Für einen kurzen Moment starrte er mich wortlos an, während er seinen Kopf leicht hob und meine Augen automatisch an seinem Körper nach unten wanderten. Durch die Anspannung der Bauchmuskeln zeichnete sich ein stark ausgeprägtes Sixpack ab, welches sich förmlich durch das enge T-Shirt drückte und mir ein leises Keuchen stahl. Ach, du meine Güte, war der heiß!!

Schließlich schüttelte er kurz den Kopf und grinste mich breit an, sodass seine strahlend weißen Zähne mir entgegen blitzten.

„Hallo, schöne Lady, was kann ich für Sie tun?“



EmmettPOV


Ooooh fuck, wer war DAS?? Ein Engel. Ja, keine Frage, das musste ein Engel sein. Scheiße, war ich tot? War im Zuge der letzten Reparatur etwas schief gegangen, und ich wurde vom Auto zerquetscht?

Wie auch immer, ich hob meinen Kopf und ließ meine Augen über diesen gottgleichen Körper gleiten, während sie es mir gleich tat und mit offenem Mund auf mein Sixpack starrte. Yeah, darauf war ich schon immer stolz.

Wow, diese blonde Schönheit stand mit dem Rücken zur Sonne, warf ihren Schatten auf mich, und sofort hätte ich mir gewünscht, dass ich nicht nur ihren Schatten auf mir sehen, sondern ihren Körper auf mir spüren dürfte. Gott, was für eine Frau!!

Ihre endlosen und abartig perfekten, langen Beine steckten in dunkelroten Heels, ihre schmalen Hüften wurden von einem schwarzen Rock bedeckt, und ihr Oberkörper war von einer Bluse umhüllt, die dieselbe Farbe hatte, wie ihre Pumps. Ach, du meine Güte, diese Titten…

So, McCarthy, jetzt heißt es Ruhe bewahren. Das ist nichts weiter als eine potentielle Kundschaft. Reiß dich zusammen und hör auf zu sabbern, verdammt noch mal.

Ich schüttelte kurz den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können und versuchte mich an einem breiten Grinsen, doch ihr Gesicht verschlug mir den Atem. Obwohl ich mir mittlerweile doch ziemlich sicher war, nicht tot zu sein, sah sie noch immer aus wie ein Engel. Wunderschönes, blondes Haar wallte um ihre Schultern und das sexy Dekolleté, während ein leichter Wind einzelne Strähnen davon nach hinten blies. Tiefblaue Augen strahlten mich an, und diese Lippen … Gott, DIESE Lippen…

„Hallo, schöne Lady, was kann ich für Sie tun?“, machte ich einen auf cool und stand langsam auf. Sie hielt mir ihre Hand entgegen, doch ich wollte sie nicht berühren, da ich wirklich dreckig war. Also tippte ich sie nur leicht mit den einigermaßen saubersten Fingerspitzen an, drehte sie und hauchte einen angedeuteten Handkuss auf ihre zarte Haut. „Ich denke, es wäre nicht klug, wenn ich Sie berühren würde“, erklärte ich mein Tun und nahm etwas verwirrt zur Kenntnis, dass sie leicht errötet war.

Angestrengt überlegte ich, ob ich etwas falsch gemacht hatte, doch als mir mein letzter Satz durch den Kopf ging, wusste ich, was Sache war. Berühren … fuck ja, Baby, nichts lieber als DAS.

„Rosalie Hale“, stellte sich die Schöne nun vor, „Edward Cullen hat vor etwas mehr als zwei Stunden angerufen und mich angekündigt. Ich bin die mit der nervigen Corvette“, gluckste sie nun, legte ihren hübschen Kopf leicht schräg und lächelte mich so umwerfend an, dass dieses verräterische Herz in meiner Brust heftig zu pochen begann. Verdammt, war bloß mit mir los? Sowas war mir noch nie zuvor passiert!

„Oooh, Miss Hale, natürlich. Ich freu mich sehr. Emmett McCarthy“, stellte ich mich nun vor, entschuldigte mich kurz und rannte in den Waschraum, um wenigstens meine Hände vom Schmutz zu befreien. Ich wollte ihre Hand in meiner fühlen, wollte ihre weiche Haut spüren, ach du heilige Scheiße, ich wollte SIE!!

Ich wusch mir so gut wie möglich die Schmiere von den Fingern, rubbelte und bürstete eine Weile an meinen Nägeln herum, trocknete mich ab und lief zurück. Diese Göttin stand mit dem Rücken zu mir, hatte ihren Kopf leicht in den Nacken gelegt und genoss mit geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund die Nachmittagssonne, die warm und hell vom Himmel schien.

In diesem Moment hätte ich alles dafür gegeben, wenn ich meine Lippen einfach auf ihre hätte legen dürfen, um sie leidenschaftlich zu küssen … Ich würde meine großen Hände auf ihren knackigen Arsch legen, sie ganz nah an mich ziehen, und …

„Oh, da sind Sie ja wieder. Ich dachte schon, Sie hätten mich versetzt“, grinste sie mir ins Gesicht und riss mich damit unsanft aus meinen feuchten Gedanken.

„Niemals würde ich Sie versetzen, schöne Frau“, hauchte ich leise und schaute ernst auf sie herab. Seltsamerweise war mir gar nicht aufgefallen, dass ich ihr plötzlich so nahe war, doch der Kavalier genießt und schweigt. Wir schauten uns verflucht intensiv in die Augen, während meine rechte Hand nach ihrer griff und sie umschloss.

Fuck, ja, es war genau so, wie ich es mir dachte. Sie passte in meine, als wäre sie für mich gemacht. Kitschig, klischeehaft und gottverdammt blöd, aber es war einfach so, und je länger wir uns anglotzend und Händchenhaltend in der Sonne standen, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass diese Frau für mich geschaffen wurde. Für mich ganz allein.

„Nun, Miss Hale, wie kann ich Ihnen helfen?“, machte ich einen auf seriöser KFZ-Mechaniker, doch sie hatte noch etwas anderes klarzustellen.

„Rosalie oder Rose, aber bitte nicht Miss Hale“, korrigierte sie mich, und ich schloss mich an. „Emmett oder Em, aber bitte nicht Mr. McCarthy“.

Lachend ließen wir von einander ab und schlenderten zu ihrer Corvette.

„Eeeeeeeeeem“, drang es plötzlich laut an mein Ohr. Ich richtete meinen Blick auf die Tür zum Büro und sah dort Freddy stehen, der wild in meine Richtung gestikulierte und mir eindeutig zu erkennen gab, dass er etwas von mir brauchte.

„Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, bin gleich wieder da“ Ich lächelte Rosalie an, drehte mich um und lief zum Haus. „Ich komme!“, versicherte ich meinem Mitarbeiter, und unmittelbar darauf machte mich mein Kopfkino verrückt. „Ich würde lieber in Rosalie kommen“, flüsterte ich ganz leise vor mich hin, schlug mir hinterher fest auf die Stirn und betrat das Büro. „Was gibt’s?“

„Es ist Mr. Winston wegen der letzten Reifenbestellung. Er meinte, das würde er gerne mit dir persönlich besprechen“.

„Okay, danke, ich kümmere mich darum“. Ich nahm den Telefonhörer an mich und klärte binnen weniger Minuten, was zu klären war. Kurz darauf verabschiedete ich mich höflich von meinem Lieferanten und entschloss auf die Schnelle, Edward zu danken.

Rasch holte ich mein Handy aus der Schublade, wählte seine Nummer und hoffte, dass er auch annehmen würde, da ich unbedingt etwas loswerden musste.

„Cullen – oooh, Emmett, altes Haus. Wie geht’s? Ist Rose schon bei dir?“

„Ja, Man, sie ist schon hier. Aber hey, ist dir überhaupt klar, was du damit angerichtet hast?“

„Was, ich? Wieso?“. Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken, dass sein Gesicht nun ein großes Fragezeichen war.

„Fuck, Edward, die Frau ist heiß. Sie hat meinen Jagdinstinkt geweckt, und ich werde nicht lockerlassen. Vielen Dank fürs Geschäft, auch wenn ich noch nicht genau weiß, worum es geht, aber noch mehr bedanke ich mich für Rose“.

„Scheiße, Alter, schockier mich doch nicht so“. Edward lachte laut ins Telefon, freute sich sehr für mich und wünschte mir noch einen erfolgreichen Tag. Sehr witzig.

Wir verabschiedeten uns, und ich legte das Handy wieder in die Schublade zurück. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, grinste wie ein Vollidiot vor mich hin und stand wieder auf. Beschwingt lief ich zurück zu meiner heißen Braut, die neben der schwarzen Corvette auf mich wartete und mir schon von Weitem entgegen lächelte.


RosaliePOV


Kaum hatte mir Emmett den Rücken zugekehrt, verspürte ich das dringende Bedürfnis, Bella anzurufen, um sie – wie vereinbart – auf dem Laufenden zu halten.

Ich versuchte es gleich in ihrem Büro, hatte zwar ein Freizeichen, doch das Warten machte mich verrückt. Gerade, als ich wieder auflegen wollte, hörte ich ein Knacken und sie nahm ab.

„Bellaaaaaaaaaaaaa“, kreischte ich ins Telefon, da ich mich einfach nicht mehr beherrschen konnte und die Aufregung meinen Herzschlag in ungeahnte Höhen trieb.

„Was … spinnst du??? Man, jetzt hab ich einen Tinnitus“, zischte meine Kleine angepisst ins Telefon und entlockte mir damit ein herzliches Lachen. „Also, was ist los? Warum brüllst du so?“

„Woah, Schatz, hör mir zu. Dieser Emmett McCarthy…“

„Scheiße, ja. Erzähl! Was ist mit ihm? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Rose“, sprudelte es aus ihr raus, und ich musste schon wieder lachen.

„Wenn du mich in Ruhe ausreden lassen würdest, müsstest du mir auch nichts aus der Nase ziehen, Dumpfbacke“, erwiderte ich glucksend. „Tschuldigung“, kam es sogleich von meiner Freundin, also fuhr ich fort.

„Gott, Bella, er ist heiß, so gottverdammt heiß. Ich dachte, mein Herz bleibt jeden Moment stehen, als er unter einem Auto hervor gerollt kam und sich mir sein Körper Zentimeter für Zentimeter offenbarte. Verdammt, Schatz, ich will ihn, verstehst du? ICH. WILL. IHN.“

„Wow, es hat dich also ordentlich erwischt. Das dachte ich mir…“. Wieder begann sie, leise zu lachen und ich runzelte die Stirn. „Wieso?“

„Nun, als ich Emmett kennengelernt habe, musste ich sofort an dich denken. Ihr ähnelt euch, was euren Charakter und diese offene Art betrifft. Deshalb hatte ich auch gleich den Eindruck, dass ihr für einander geschaffen seid, verstehst du mich?“ Boah, ja, ich verstand.

„Du bist verdammt gut, Süße“, hauchte ich grinsend ins Telefon, verabschiedete mich dann aber rasch von meiner Freundin, weil ich nicht von Emmett mit dem Handy am Ohr ertappt werden wollte. Ich war doch keines von diesen Girlies, die sofort wegen jedem Männerscheiß ihre beste Freundin kontaktierten. Oh mein Gott, das war aber genau das, was ich eben getan hatte…Scheiße, ich war ein Girlie!!!

Gerade, als ich damit fertig war, meine Augen zu verdrehen und mich selbst zur Hölle fahren zu lassen, kam Emmett wieder auf mich zu, und ich lächelte  ihm blöd entgegen.

Hmmm … dieser Gang … männlich, geschmeidig und so verflucht sexy. Seine Muskeln bewegten sich unter dem engen Shirt, diese wirren Locken auf seinem Kopf beugten sich dem leichten Wind, der immer wieder durch sie fuhr. Und sein Lächeln … wow.

„Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung“, sagte er höflich, als er direkt vor mir zum Stillstand kam. „Wo waren wir stehen geblieben?“

‚Küss mich, verdammt noch mal‘, tönte es schrecklich laut durch meinen Kopf, und alles, was ich zusammenbrachte, war ein blödes Grinsen, welches ich einfach nicht mehr loswerden konnte.

Das einzig Positive an diesem ganzen peinlichen Klein-Mädchen-Scheiß war die Tatsache, dass es Emmett offensichtlich nicht anders ging. Auch er grinste mich ziemlich dämlich an, und immer wieder scannten unsere Augen den Körper des anderen. Was passierte hier bloß?

Er schüttelte heftig den Kopf, atmete tief ein und wieder aus, und ab sofort ging es ums Geschäft.



Drei Stunden später war ich mit den Nerven komplett am Ende. Dummerweise wich ich Emmett nicht von der Seite, als er mein Baby inspizierte und an ihm herum werkelte wie ein Gott. Ununterbrochen glotzte ich auf das Spiel seiner Muskeln, verfolgte die Bahnen der kleinen Schweißtropfen, die sich immer wieder auf seiner Stirn bildeten, und irgendwann im Nichts verschwanden. Ich heftete meine Augen auf seinen knackigen Arsch, als er sich über den Motorraum beugte, und hatte wirklich Mühe, ihn nicht anzuspringen, oder sonst was in der Art. Fuck, ich war verloren…


EmmettPOV


Nach mehr als drei Stunden, unter denen ich ständig unter der Beobachtung von Rosalie stand, begann die sexy Lady zu zappeln und unruhig zu werden. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte ich sie kurz darauf, weil mich ihr Verhalten langsam aber sicher selbst nervös machte.

„Ich … ähm … naja … wo gibt es hier eine Toilette?“, fragte sie, errötete leicht und grinste mich verlegen an. Gott, auch sexy Ladies mussten irgendwann einmal pissen, wo lag denn hier das Problem? Doch irgendwie fand ich sie süß. Hm … wie lange war es her, dass ich eine Frau süß fand??

„Wenn Sie dort hineingehen, die zweite Tür links“, erklärte ich ihr und deutete mit der Hand in die richtige Richtung. Mit einem entzückenden Nicken bedankte sie sich, und was ich dann zu sehen bekam, raubte mir beinahe den Verstand.

Ihr langes, blondes Haar fiel geschmeidig über ihre Schultern, der Wind wehte immer wieder hindurch. Ihre sexy Hüften wackelten im Takt ihrer graziösen Schritte, und … oh mein Gott … wahnsinnig heiße Arschbacken zeichneten sich unter  dem Rock ab, der knapp über ihren Knien endete. Perfekt geformte Beine mit muskulösen, aber dennoch sehr weiblichen Waden trugen diese heiße Braut von mir weg, und ich vermisste sie schon jetzt.

Mit einem leisen Stöhnen fuhr ich durch mein Haar, und sofort wurde mir bewusst, dass dies eine scheiß Idee gewesen war. Die heute Haarpflege würde um ein Vielfaches intensiver werden als sonst…

Verdammt, diese Frau brachte mich total durcheinander, und wenn ich dachte, dass ihre Hinterseite aufregend wäre, dann hatte ich mich wohl getäuscht. Als sie nämlich ihre menschlichen Bedürfnisse befriedigt hatte und lächelnd auf mich zukam, fiel mein Blick natürlich auf ihr Dekolleté. Zur Hölle, WAS für ein Fehler, was für ein gottverdammter Fehler.

Das  zarte, weiche Fleisch ihrer Titten wippte sanft auf und ab, auf und ab, auf und ab … ach, du heilige Scheiße, in meiner Hose rührte sich was. Nicht hart werden, bitte nicht.

Sofort drehte ich mich weg, lief hektisch auf ihren Wagen zu, beugte mich über die Motorhaube und machte einen auf gestresst. „Nun, Rosalie…“, murmelte ich in meinen imaginären Bart, „… ich denke, Ihre Corvette ist wieder wie neu. Das Geräusch, welches Sie gehört haben, wurde von einer verflucht versteckt sitzenden, locker geprellten Schraube verursacht und die Ölwanne hatte eine kleine, undichte Stelle. Auf alle Fälle ist alles wieder in Ordnung“.

Scheiße, in diesem Moment war ich wütend auf mich selbst. Ich hätte sie doch ein wenig hinhalten können. Wäre ich ein wenig schlauer gewesen, könnte ich sie morgen wiedersehen, um ihr das Auto repariert zu übergeben, aber nun würde sie fahren und wieder aus meinem Leben verschwinden. Fuck.

„Man, Gott sei Dank. Eine Schraube also – kleines, lästiges Scheißerchen.  Wie dem auch sei, ich danke Ihnen sehr, denn es liegt mir unglaublich viel an diesem Wagen“.

„Ach ja?“ Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte sie mit einem interessierten Blick. Sie nickte.

„Ja. Ich kaufte ihn mir mit der Kohle unseres ersten fetten Umsatzes, und deshalb liebe ich mein Corvettchen so“, schwärmte sie und lächelte so hinreißend, dass ich das dringende Bedürfnis verspürte, sie zu küssen.

Nur einen Augenblick später standen wir uns wortlos gegenüber. Keiner sagte ein Wort, lediglich der Wind verursachte das eine oder andere Geräusch. Sie starrte auf meine Lippen, ich auf ihre. Ihre Brust hob sich in kurzen Intervallen, meine tat es ihr gleich. Zur Hölle, was passierte hier? Was war hier los? Mein Körper verzehrte sich nach dieser Frau, aber verflucht – ich kannte sie doch erst seit ein paar Stunden, was sollte der Scheiß?

Noch niemals in meinem ganzen Leben war mir so etwas passiert. In diesem Augenblick wünschte ich mir nichts sehnlicher, als ihre Lippen zu berühren, sie zu schmecken und für einen Moment mit ihr zu verschmelzen. Sie zog mich an wie ein Magnet, ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren.

„Darf ich …“. Ich schloss meine Augen und hielt kurze inne.

„Was, Emmett?“

„Darf ich Sie küssen?“, fragte ich so leise, dass ich es selbst kaum hören konnte, doch sie reagierte sofort. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie genau auf diese Frage gewartet hatte.

Rosalie kam ganz nahe an mich heran, hob die rechte Hand, streichelte über meine Brust und lächelte mich an. „Ja…“

Dann war es um ums geschehen. Ich legte meine Lippen auf ihre und fühlte sofort, dass etwas anders war. War sie die Frau, nach der ich bereits mein Leben lang gesucht, sie aber bisher noch nicht gefunden hatte? War sie diejenige, nach der ich mich so sehnte, die mich komplett machte und für mich geschaffen war?


RosaliePOV


Heilige Scheiße, dieser Kuss … ich konnte kaum atmen, mein Herz trommelte ungestüm gegen meine Brust, und meine Knie wurden weich. Beide Hände fanden ihren Weg in sein Haar und ich presste meinen Körper ganz eng an seinen, als er mit seiner weichen Zunge meine Lippen teilte und ich ihn mit meiner willkommen hieß.

Emmett stöhnte leise in meinen Mund, und dieses kleine Geräusch löste Gefühle in mir aus, die sich sofort auf meine Körpermitte konzentrierten. Gott, was war mit mir los? Verdammt, ich kannte diesen Mann seit ein paar Stunden, und doch löste er eine Begierde in mir aus, die ich so noch nie erlebt hatte.

Der Kuss wurde immer wilder, ungestümer und rauer. Wir begannen schon, unsere Körper aneinander zu reiben, und ich spürte Emmetts Erektion an meinem Bauch, als unser unüberlegtes Handeln durch ein lautes Räuspern  unterbrochen wurde.

Erschrocken beendeten wir den Kuss, schossen auseinander und liefen beide rot an. „Tut mir leid, Chef“, murmelte Freddy mit einem belustigten Grinsen auf dem Gesicht, „dieser Mr. Winston ist schon wieder am Telefon, es gibt noch etwas wegen der Reifenlieferung“, erklärte er, und in diesem Moment machte Emmett einen folgenschweren Fehler.

Weder Freddy noch ich wären auf die Idee gekommen, unseren Blick auf seinen Schritt zu richten, nein, er tat es selbst. Langsam senkte sich sein Kopf, und seine Augen fixierten für einen Moment die beträchtliche Beule in seiner blauen Arbeitshose. Oh mein Gott … wie gerne würde ich …

„Tja, Shit happens…“, gluckste Emmett. Freddy kicherte, ich starrte meinen Kusspartner entgeistert an und konnte kaum auf den schnellen Kuss reagieren, den er mir nach einem leisen „Bin gleich wieder da“ auf die Lippen hauchte und Richtung Bürogebäude verschwand.

„Er ist ein verdammt cooler Chef“, meinte Freddy und zuckte grinsend mit den Schultern.

„Und ein verflucht heißer…“, fügte ich total abwesend hinzu, während ich ihm hinterher starrte und mich nicht einmal bewegen konnte.

„Kann ich nicht beurteilen. Will ich auch gar nicht“, meinte mein Gesprächspartner, schüttelte sich kurz durch, lachte laut auf und ließ mich nach einem geglucksten „Auf Wiedersehen, Lady. Hat mich gefreut“ allein.

Ich hatte wirklich keine Ahnung, was hier soeben vor sich gegangen war, aber eines war mir klar: Ich musste ihn wiedersehen, wollte nicht mehr auf ihn verzichten, denn verdammt nochmal – er war mein, ich wusste es.

„Was bin ich schuldig?“, fragte ich Emmett, als er sein Telefonat beendet hatte und wieder zu mir gekommen war.

„Nichts. Danke für den fantastischen Kuss“. Er strahlte mich an. Kurz darauf runzelte er die Stirn und wurde ernst. „Werden wir … kann ich dich wiedersehen?“ Ja! Ja! Jaaaaa!

„Natürlich, sehr gern“. Nun war es an mir, wie ein Atomkraftwerk zu strahlen, und dann fiel mir etwas Geniales ein. „Bella und ich schmeißen übermorgen eine firmeninterne Party, und ich würde mich sehr freuen, wenn du kommen würdest“.

„Du würdest dich freuen, wenn ich kommen würde?“, wiederholte er, wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und grinste mich sexy an. Ich grinste zurück und wunderte mich, warum sich bei diesem Mann einfach alles so richtig anfühlte. Gott, wir waren uns eigentlich vollkommen fremd, und für so eine Meldung hätte ich im Normalfall mindestens einen Ellbogencheck verteilt. Aber bei ihm war alles … anders. Es fühlte sich so richtig an.

„Ich würde es lieben, wenn du kommen würdest“, hauchte ich mit einem lasziven Augenaufschlag, und kurz darauf begannen wir, herzlich zu lachen.

Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, nahm mich Emmett in seine Arme, und erschrocken zuckte ich zusammen. Ich drehte mich rasch aus seiner Umarmung, doch er wusste sofort, worum es ging. Unglaublich!!

„Hab meine Hände vorhin gewaschen, guckst du?“. Glucksend fuchtelte er damit vor meiner Nase herum, und ich überlegte, ob wir vielleicht sowas wie seelenverwandt waren. Wow … „Nun, darf ich?“, fragte er leise und legte erneut seine Arme um mich, nachdem ich nickte und mich an seinen starken Oberkörper schmiegte. Natürlich war auch sein Shirt nicht rein, und Emmett verschwitzt. Aber dennoch – er roch so gut, und ich fühlte mich so scheiß wohl in seiner Umarmung, dass ich laut gegen seine Brust seufzte und ein weiteres Mal mit seinen Lippen verschmolz.

„Bis Freitag, schöne Frau“, säuselte er wenige Minuten später durch das geöffnete Fenster meiner Corvette. „Ich werde da sein, wenn du es bist“.

„Ich weiß nicht, ob ich mich schon jemals in meinem ganzen Leben auf etwas so sehr gefreut habe, wie auf diesen Abend, Emmett“, erwiderte ich leise und schmiegte mich in die Hand, die er soeben an meine linke Wange gelegt hatte. Für einen kurzen Moment verloren wir uns in den Augen des anderen, doch dann musste ich los. „Wir sehen uns“, sagte ich noch und stieg aufs Gas.

Noch eine ganze Weile huschten meine Augen immer wieder über den Innenspiegel, solange, bis sie ihn nicht mehr fanden. Ihn, meinen Emmett. Den Mann, nachdem ich so lange gesucht, aber endlich gefunden hatte.


EmmettPOV


„JIIIIIIIIIIIIIIHAAAAAAA“, brüllte ich wie der ultimative Vollspast vor der Werkstatt herum und hüpfte eine Weile im Kreis.

„Alles klar, Chef?“ Freddy stand urplötzlich neben mir und grinste mich an.

„Yeah“, sagte ich leicht verlegen und schmunzelte blöd vor mich hin.

„Da hat es wohl jemanden erwischt“, murmelte mein Gegenüber, lachte leise auf und ließ mich wieder allein.

Hm … ja, er hatte recht. Definitiv. Es hatte mich erwischt. Fuck, seit wann reichten ein paar Stunden, um einer Frau SO zu verfallen? War das denn normal? Es fühlte sich an, als würden wir uns schon ewig kennen, sowas hatte ich noch nicht erlebt.

Auf alle Fälle freute ich mich wahnsinnig auf diese Party. Zwar hatte sie vergessen, mir zu sagen, wo ich sie finden würde, aber da ich wusste, dass sich alles im selben Gebäude befand wie Edwards und Jaspers Firma, würde ich das schon schaffen. Nichts und niemand könnte mich jemals wieder von dieser Frau fernhalten. Niemals!

Mit einem breiten und überglücklichen Grinsen kickte ich mit Schwung einen kleinen Stein in die Botanik und ging zu meiner Arbeit zurück.

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