Seiten

Samstag, 26. November 2011

(2) Should I stay or should I go?


So leise, als würde ich schweben, schlich ich in den zweiten Stock, steckte so vorsichtig wie möglich den Schlüssel in das dafür vorgesehene Loch und drehte ihn mit zusammengekniffenen Augen nach rechts. Behutsam öffnete ich die Tür und keuchte auf, da ich wohl das Atmen eingestellt hatte. Idiot.

Alles war dunkel, und nur der Mond erhellte mir meinen Weg, als ich den Flur entlang tapste und meine Lederjacke auf den Haken hing. Leise wie ein Indianer entledigte ich mich meiner Chucks und ging ins Wohnzimmer, um den Rest meiner Sachen loszuwerden. Nur noch mit der Boxershorts bekleidet, bewunderte ich mich gerade selber dafür, wie unauffällig ich sein konnte, als das Licht anging und ich beinahe umfiel vor Schreck.

Da stand sie, meine Frau. Mit einem tödlichen Gesichtsausdruck, aber großen, knallgelben Lockenwicklern auf dem Kopf kam sie langsam auf mich zu und sah dermaßen komisch aus, dass sich meine Mundwinkel unwillkürlich nach oben zogen.

„Was gibt’s hier zu lachen?“, zischte sie leise und gefährlich, während sie kurz vor mir anhielt und an mir roch. Gott, das tat sie jedes Mal, wenn ich heimkam, ganz egal, wo ich gewesen war.

„Du riechst anders. Wo.Warst.Du?“. Oh fuck, natürlich roch ich anders, und ich hatte ein Problem.

„Tanja, die Sache war so“, legte ich los, während sie begann, mich wie ein Raubtier zu umkreisen. Das tat sie ebenfalls immer, um eventuelle Veränderungen an meinem Körper erkennen zu können. Allerdings hatte ich im Fahrstuhl mein Hemd nicht ausgezogen, also hatte ich diesbezüglich wohl eine weiße Weste. „Wie du weißt, war ich auf dem Weg ins Büro, als dieses Unwetter über Seattle zog. Als ich den Fahrstuhl betrat, musste in der Nähe ein Blitz eingeschlagen haben, denn der Strom fiel aus und das Teil bewegte sich keinen Millimeter. Wir haben Sturm geläutet, doch es reagierte niemand“.  Aber Tanja reagierte…

„Wir?“, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue und hielt inne.

„Ja, wir. Eine Lady befand sich ebenso im Fahrstuhl. Ich kannte und kenne sie nicht, aber sie war sehr nett. Wir unterhielten uns und die Zeit verging recht schnell. Daher rieche ich auch anders“. Fuck, wenn sie wüsste…

„Wie alt war diese Lady?“, wollte sie wissen und ich war mir darüber im Klaren, dass die Befragung jetzt erst so richtig losgehen würde.

„Keine Ahnung. Gott, Tanja, es war stockdunkel in unserem engen Gefängnis, was erwartest du?“

„Wie sah sie aus? Hübsch? Wunderschön?“

„Fuck, ES.WAR.DUNKEL. Wie oft denn noch??“

„Wie hieß sie?“

„Keine Ahnung, ich hab sie nicht gefragt, weil es mich nicht interessierte“.

„Welche Länge hatten ihre Fingernägel?“ What the…wie bitte?

„Was…wie meinst du das?“

„Nun ja, ich geh mal davon aus, dass du dich nicht selbst im Nacken blutig gekratzt hast“, sagte sie mit eiskalter Stimme, die mir einen noch kälteren Schauer über den Rücken jagte. Und dann kam, was kommen musste.

„Raus“.

„Hey, Tanja, bitte schau auf die Uhr, es ist doch schon…“

„RAUS!!! GEH MIR AUS DEN AUGEN, DU WIDERLICHES SCHWEIN!!“, schrie sie mich an und griff nach der mit Rosen bestückten Vase, die sich leider Gottes auf der kleinen Kommode neben der Tür und somit in ihrer unmittelbaren Nähe befand. O-Oh, und jetzt hieß es schnell sein.

„Tanja, ich kann doch …“, weiter kam ich nicht mehr, denn die Vase mitsamt den Rosen zerschellte direkt neben meinem Kopf an der Wand, und ich fürchtete ernsthaft um mein Leben. Also riss ich meine Kleider an mich, schnappte mir im vollen Laufschritt Schuhe, Jacke und meinen Autoschlüssel und verließ Hals über Kopf die Wohnung. Fuck, das hatte ich nun davon.

Gott sei Dank befanden sich meine Zigaretten und das Handy nach wie vor in meiner Jacke, also zog ich mich erst mal in aller Ruhe an und trottete die Treppen nach unten, um mir eine Lucky anzustecken. Und nun? Ein Blick auf das Handy-Display verriet mir, dass es bereits 01:26 Uhr war, und ich beschloss, diese Nacht in meinem Vanquish zu verbringen. Scheiße, in diesem Moment fiel mir das Meeting ein, an welchem ich unbedingt teilnehmen musste, also verwarf ich die Idee, im Auto zu schlafen und fuhr wieder zur Firma.

Dort angekommen versperrte ich mein tiefschwarzes Heiligtum, schlenderte über die ausgestorbene Straße und betrat das Gebäude, von dem ich eigentlich gerade erst gekommen war. Misstrauisch lenkte ich meine Schritte auf den Fahrstuhl und scannte die Umgebung nach den beiden Typen ab, die mich und Icequeen ‚gerettet‘ hatten. Eine bedrückende, ja fast unheimliche Stille umgab mich, als ich beschloss, dem Fahrstuhl zu vertrauen und den ‚Up‘-Button drückte. So hätte ich auch gleich die Möglichkeit zu testen, ob ich es ertragen könnte, die Stätte des heißesten sexuellen Erlebnisses ever zu betreten, ohne hart zu werden.

Mit diesem vertrauten, leisen ‚Pling‘ öffnete sich der Aufzug. Wieder trat ich ein und drückte auf die 18. Ordnungsgemäß schlossen sich die Türen, und es ging los. Langsam und gemächlich bewegte sich das veraltete Teil nach oben, während ich meine Augen schloss und das tat, was ich auf keinen Fall hätte tun sollen. Ich dachte an SIE. Nein, nicht wirklich an die kühle, aber doch so heiße Unbekannte, sondern an das, was wir hier drin getan hatten. Plötzlich kitzelte der Geruch von purem Sex in meiner Nase und dieser schoss mir ungefiltert in den Unterleib. Verdammte Scheiße, ich wusste doch, dass das passieren würde.

Mit einem leisen Stöhnen auf den Lippen lehnte ich mich mit dem Rücken an die Wand und ließ meinen Kopf nach hinten sinken, als die 18 auf der Anzeige leuchtete und sich die Türen wieder öffneten. Seufzend stieß ich mich ab und verließ mit einem steinharten Schwanz das Teil, welches mich wohl bis in alle Ewigkeit nicht mehr kalt lassen würde. Großartig. (Beta-A/N: Elke, wo ist der Fahrstuhl? Ich richte mich dann mal häuslich ein.--> Ist sie nicht süß??)

Ich schlenderte den einsamen Korridor entlang und betrat mein Büro. Nachdem ich das Licht aufgedreht hatte, legte ich mich so wie ich war auf meine knallrote Ledercouch. Ich hasste dieses Ding, doch es war ein Geschenk meiner Mum, also behielt ich es. Sie war so stolz, als ich mich mit Jazz selbständig gemacht hatte und half uns dabei, unsere Büros einzurichten. ‚Es muss doch nicht immer alles nur grau oder schwarz sein‘, sagte sie und zwei Tage später brachten mir zwei Typen in blauen Overalls dieses höllenrote Teil vorbei. Naja, zum Pennen würde es wohl reichen.

Angepisst, weil ich nicht einmal die Chance hatte, mir die Zähne zu putzen, geschweige denn, zu duschen, machte ich es mir so bequem wie möglich, schaltete mein Handy aus  und dachte über Tanja nach.

Störte es mich, dass ich aufgeflogen war? Nein.

Störte es mich, dass sie mich rausgeschmissen hatte? Nein.

Tat es mir leid, was sich in diesem Fahrstuhl zugetragen hatte? Nein.

Vermisste ich meine Frau? Nein.

Tat mir überhaupt irgendetwas leid? Nein, Herrgott nochmal, nein, nein, nein.

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und vollkommen davon überzeugt, absolut nichts falsch gemacht zu haben, schlief ich irgendwann ein und träumte von einer gesichtslosen Frau und heißem, hartem Sex.


*****



Montag, 16. Juli 2009



„Edward?“, ich spürte leichtes Rütteln und Ziehen an meiner linken Schulter.

„EDWARD!!“, Gott, war das laut. Pfui Teufel. Langsam öffnete ich meine Augen, blinzelte in das viel zu helle Licht und kniff sie sofort wieder zusammen. Schmatzend drehte ich mich um und wollte noch eine Runde weiterschlafen, doch diese penetrante Person hatte wohl anderes mit mir vor.

„Edward, verdammt, was tust du da? Warum pennst du in deinem Büro, und warum ist dein Handy aus?“. Hm…irgendwie hörte sich diese Stimme an wie mein Bruderherz, aber warum nervte er mich in aller Herrgottsfrühe? Und außerdem – was meinte er mit ‚im Büro pennen‘ und warum…oh Scheiße.

Mit einem lauten Keuchen schnellte ich hoch, sodass mir fast ein wenig schwindelig wurde. Ich schloss meine Augen und legte den Kopf nach hinten, um mich wieder zu beruhigen.

„Guten Morgen“, gluckste mein Bruder und setzte sich neben mich. „Also, was ist passiert, und warum zur Hölle hast du dein Nachtlager im Büro aufgeschlagen?“

„Frag nicht“, erwiderte ich seufzend und fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht. Was genau sollte ich ihm nun erzählen? Dass ich heute Nacht den heißesten Sex meines Lebens hatte, allerdings nicht mit Tanja? Dass ich einen zerkratzten Nacken hatte, der meine Frau dazu trieb, mich aus unserer gemeinsamen Wohnung zu schmeißen? Hm…

„Kann sein, dass es etwas mit den frischen Kratzern auf deinem Nacken zu tun hat?“. Scheiße. Ertappt.

„Jap“, antwortete ich, da ich keine Lust darauf hatte, jedes einzelne Wort in eine Lüge zu packen, um hinterher den Überblick zu verlieren.

„Fuck, Jazz“, sagte ich und richtete meinen Oberkörper auf, um ihm gerade in die Augen sehen zu können, „ich wollte gestern Abend noch ins Büro fahren, um mich auf das heutige Meeting vorzubereiten. Als ich mit dem Fahrstuhl nach oben fahren wollte, schloss sich mir eine verdammt heiße Lady an. Und naja, was soll ich sagen…wir haben es stundenlang getrieben und ich schwöre dir, Bruderherz, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie solchen Sex gehabt.“ Ich stoppte meine Erzählungen erst mal und checkte aufmerksam die Reaktion meines Bruders.

„Autsch“, gluckste dieser und grinste über das ganze Gesicht. Schon klar, auch er hielt nie viel von Tanja, genauso wenig, wie ich von seiner – wie hieß sie nochmal? – egal, hielt. Oh, Jessica war ihr Name, genau. Warum konnte ich ihn mir einfach nicht wirklich gut merken?

„Und Tanja?“, fragte er und riss mich aus meinen verwirrten Gedanken.

„Naja, wie du siehst, hat sie mich rausgeschmissen, was mir an und für sich auch ziemlich egal ist, da es ohnehin nur noch eine Frage der Zeit war, bis wir uns trennen würden. Dennoch sehne ich mich nach einer Dusche und meiner Zahnbürste, verdammt“. Mit einem angepissten Seufzen fuhr ich mir durchs Haar und fixierte meinen Bruder, der leise vor sich hin kicherte.

„Du hast es wenigstens schon hinter dir. Jess macht mir das Leben zur Hölle. Sie will nur Geld, Geld, Geld, shoppen ist ihr Haupthobby und alles, was ich mache, ist falsch“, seufzte er, „vielleicht sollte ich auch öfters den Fahrstuhl benutzen“. Ein breites Grinsen zog seine Mundwinkel nach oben und die Befragung ging weiter. (Beta-A/N: Okay, Elke, WO BEFINDET SICH DIESER FAHRSTUHL???? -->  Jaaaaaaa, sie ist süß!! Definitiv!!)

„Man, erzähl mir mehr. Wer war sie? Wie heißt sie? Was macht sie? Woher…“

„Hey, hey, hey, mach mal halblang“, stoppte ich ihn, „ich kann dir keine dieser Fragen beantworten. Wir haben einfach nur stundenlang durchgefickt, das wars. Keine Namen, kein weiterer Input, nichts. Aber der Sex…Gott Bruder…“, stöhnte ich und ließ meinen Kopf wieder nach hinten sinken, „mir tut noch immer alles weh“.

„Hm…naja, wie dem auch sei“, resignierte er, „in einer Stunde geht das Meeting los. Hast du dich denn eigentlich darauf vorbereitet oder nicht?“
Scheiße, das Meeting, das hatte ich schon wieder vergessen.

„Naja, einigermaßen, aber ich bin ein Naturtalent, wir schaffen das. Du bist ein hübsches Kerlchen, ich bin ein hübsches Kerlchen. Wir lassen unseren Charme spielen, und die Sache ist gebongt. Soviel ich weiß, ist unsere potentielle Auftraggeberin eine heiße Blondine um die vierzig. Wir werden sie einlullen, uns von unserer besten Seite zeigen, und Ende der Debatte“. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht zwinkerte ich meinem Bruder zu und hatte es tatsächlich geschafft, ihn zu überzeugen.

Jazz sah meinem Vater ähnlicher als ich, hatte dasselbe dunkle, volle Haar, welches ein wenig länger war und auf eine ziemlich coole Art und Weise wirr sein schmales Gesicht umrahmte. Mit einem sanften Moosgrün betörten seine Augen die weibliche Spezies und ein schmaler, dunkler Bart zierte seine gesamte Kinnpartie. Ich hingegen hatte einiges von meiner Mum geerbt, wie zum Beispiel mein seltsames, bronzefarbenes Haar und die smaragdgrünen Augen, die dieselbe Wirkung auf Frauen hatten, wie die moosgrünen von Jazz. Das andere Geschlecht lag uns zu Füßen und irgendwie war es wirklich schade, dass wir beide vergeben waren. Naja, zumindest er, denn ich konnte mir ganz gut vorstellen, dass sich meine Ehe erledigt hatte. Fein.

„Ich hab das Konzept einigermaßen im Kopf, also wenn du willst, werde ich mich um die Präsentation kümmern. Ich wollte sie lediglich  perfektionieren, aber ich denke, ich krieg das schon hin“, schlug ich meinem Bruder und Geschäftspartner vor, und er war natürlich damit einverstanden. Somit hatten wir das geregelt und ich begab mich erst mal auf die Firmentoilette, um mich wenigstens etwas zu kultivieren. Dieses Vorhaben gestaltete sich schwieriger als erwartet, zumal mein Haar ohnehin in allen Richtung abstand und kaum zu bändigen war, aber egal. Die Ladies liebten es so, wie es war, also sollte ich wohl einen Nutzen daraus ziehen.



Drei Stunden später saß ich pfeifend in meinem Vanquish. Das Meeting war perfekt gelaufen, wir hatten die wirklich ziemlich heiße Auftraggeberin sofort in der Tasche, und sie war sogar begeistert von unserem Konzept, welches ich wirklich einwandfrei vorgebracht hatte. Oh yeah, ich war tatsächlich ziemlich stolz auf mich, doch nun musste ich unbedingt nach Hause. Ich würde eine schnelle Dusche nehmen, meine Sachen packen und zu meinem Vater ziehen, worauf ich mich wirklich sehr freute. Dabei fiel mir ein, dass er noch gar nichts von seinem Glück wusste, also fuhr ich rechts ran, stoppte meinen Wagen, griff nach meinem Handy und stieg aus.

Ich schaltete es ein und empfing die Nachricht von 16 Anrufen in Abwesenheit. Zwei von Jazz und 14 von Tanja. War ja klar.
Rasch tippte ich eine SMS an meinen Bruder.


Brauche eine oder zwei Wochen Urlaub. Ziehe zu Dad, hoffe, das geht klar.


Es verging keine Minute, bis die Antwort eintraf.


Kein Problem, wir kommen schon zurecht.


Perfekt. Ich lehnte mich lässig gegen meinen tiefschwarzen Flitzer, steckte mir eine Zigarette an und wählte die Nummer von Dad’s Büro. Er war Oberarzt und Chef-Chirurg am Forks Community Hospital und ich war mir sicher, ihn um diese Zeit an seinem Arbeitsplatz zu erwischen. Und so war es auch.

„Hey, Dad“, begrüßte ich ihn, nachdem er das Gespräch bereits nach dem zweiten Freizeichen angenommen hatte.

„Edward, ich freu mich. Was gibt’s, Sohn?“

„Nun…es ist…naja“, stotterte ich herum, da mich der Grund meines Anrufes dann doch ziemlich anpisste.

„Was ist denn los? Ist etwas passiert?“, fragte er besorgt, murmelte etwas im Hintergrund und ich hörte eine Tür zuschlagen. „Tut mir leid, das war Schwester Agnes, aber sie ist schon weg. Also – raus mit der Sprache“

Schwester Agnes…Gott, diese Frau. Sie sah genauso aus wie sie hieß, sensationell. Graues, dauergewelltes Haar mit diesem leichten Lila-Stich, eine dicke Hornbrille auf der Nase, leicht pummelig…

„Hallo-hooo, Edward!! Heute noch, wenns geht. Ich bin im Dienst!“

„Okay, also du hast mir doch schon einige Male angeboten, dass ich vorübergehend bei dir wohnen könnte, oder?“

„Ja, schon, aber…“

„Nun ja. Es ist geschehen, Dad. Tanja hat mich rausgeschmissen und ich brauche eine Auszeit. Wäre es möglich, dass ich…sagen wir eine Woche bei dir wohnen könnte? Ich muss mein Leben neu organisieren. Ein Kurzurlaub würde mir guttun und…“

„Aber sicher, ich freu mich sogar sehr. Du kannst auch länger bleiben, wenn du das möchtest.  Hm…es ist nur…“

„Wenn es dir ungelegen kommt, dann…“

„Nein, nein. Du kannst ruhig kommen. Wenn es dich nicht stört, dass meine Verlobte auch hier ist.“

„Oooh…“, was sollte ich denn schon großartig darauf sagen?

„Sie ist sehr nett, du wirst sie mögen, Edward“ Sollte ich mir das wirklich antun? Könnte ich es ertragen, das Stöhnen meines Dads durchs Haus hallen zu hören? Ach, drauf gekackt, ich könnte mir ja selber eine heiße Schnitte organisieren. Also gut.

„Ja, gern. Ich bin sicher, dass wir uns vertragen werden. Ich werde  so bald wie möglich aufbrechen, bevor mich meine Noch-Ehefrau erledigt, ja?“

„Sehr gut, ich freu mich! Mein Dienst endet in einer Stunde, ich werde da sein, wenn du ankommst. Und dann erzählst du mir, was passiert ist, ja? Bitte entschuldige, der nächste Patient hat gerade geklopft, wir sehen uns, bis dann“. Aufgelegt.

Ich klemmte die bis zum Filter niedergerauchte Kippe zwischen Zeigefinger und Daumen, schnippte sie weg und ließ mich auf den Fahrersitz gleiten. Dann mal ab nach Hause. War es das denn noch? Irgendwie hatte ich kein Zuhause mehr, doch das war mir egal. Ich hatte mit meiner Ehe schon längst abgeschlossen und meine Frau kotzte mich einfach nur noch an. Hätte ich gewusst, was aus ihr für ein Kontrollfreak werden würde, hätte ich mich niemals auf diese Verbindung eingelassen.



„Wo warst du?“, fauchte sie mich an, kaum, dass ich einen Fuß über die Schwelle unserer Wohnung gesetzt hatte. Gott, wie mich das nervte.

„Im Büro“, sagte ich kurz angebunden, hing meine Jacke auf den äußersten Garderobehaken,  streifte die schwarzen Chucks von meinen Füßen und die Socken gleich hinterher.

„Das soll ich dir glauben, du miese Ratte? Und warum ziehst du dich überhaupt aus? Glaubst du wirklich, dass ich mich noch ein einziges Mal von dir anfassen lasse?  Wofür hast du außerdem ein Handy, wenn du es nicht einschaltest? Was denkst…“

„TANJA!!“, unterbrach ich ihren nervigen Redeschwall und funkelte sie wütend an. „Jetzt hör mir mal gut zu. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe in meinem Büro geschlafen, auf der roten Couch“. Ich verdrehte die Augen und sprach weiter. „Ich ziehe mich aus, weil ich dringend eine Dusche brauche und keine Angst – ich fasse dich nicht an, weil ich keinen Bock mehr auf dich habe“. Woah, jetzt wurde sie wütend, aber sowas von, doch ich war noch nicht fertig. „Mein Handy schaltete ich wohlweislich aus, weil ich wusste, dass du mich mit deinen Eifersuchtsattacken bombardieren würdest, und immerhin brauchte ich noch ein bisschen Schlaf, um für das Meeting fit zu sein. Ja, Tanja, dieses Meeting gab es wirklich“, fuhr ich sie an, trennte mich von meiner Jeans und zog mir das weiße Hemd über den Kopf.

„Aber Baby, du…“ Waaas?? Nun war ich wieder ihr Baby? Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein. Oder doch?

„Tanja, erspar dir dieses Baby-Gejammer. Es ist vorbei. Wenn ich gewusst hätte, was aus dir für eine Furie werden würde, dann…“ Ja, was dann? Meine Frau ballte die Hände zu Fäusten und kam bedrohlich langsam auf mich zu.

„Was dann?“, sprach sie aus, was ich mir soeben dachte und blieb unmittelbar vor mir stehen.

„Ich halte das nicht mehr aus. Du machst mich mit deiner Eifersucht kaputt. Das geht so nicht weiter. Alles, was ich will, ist eine heiße Dusche, meine Zahnbürste und frische Kleidung. Dann werde ich packen und zu meinem Dad nach Forks ziehen. Auf unbestimmte Zeit. Mach doch, was du willst, aber nicht mit mir“. Ich ging zur Kommode, holte mir eine frische Boxershorts, drehte mich um, ging ins Bad und schloss geräuschvoll die Tür.

„Warum tust du mir das an??“, rief sie mir hinterher.

„Weil ich es kann“, erwiderte ich und musste grinsen. Ich fühlte mich plötzlich vollkommen frei und so gut wie schon lange nicht mehr. Die soeben ausgesprochenen Worte machten innerhalb von wenigen Sekunden einen vollkommen neuen Menschen aus mir, und zufrieden lächelnd drehte ich die Dusche auf.

Gott, wie sehr sehnte ich mich nach diesem erfrischenden Nass. Obwohl – irgendwie wusch ich gerade die letzten Erinnerungen dieser gottverdammt heißen Sex-Nacht von meinem Körper. Schade. Aber bevor ich ernsthaft zu stinken beginnen würde, wäre es wohl besser so.

Leise vor mich hin summend presste ich das Duschgel auf meine flache Hand und verwöhnte damit meinen nach wie vor an gewissen Stellen schmerzenden Körper. Rasch rasierte ich Achseln und Intimbereich  und wusch mein Haar. Mit aller Kraft vermied ich es, an Icequeen zu denken, da ich keine Zeit hatte, mich mit einem harten Lümmel zu beschäftigen, was mir auch gelang. Gott sei Dank…

Ich drehte das Wasser ab, verließ die Dusche und rubbelte mit einem weichen, weißen Handtuch über meinen nassen Body. So sehr ich mich auch um das Rasieren diverser Körperstellen kümmerte, so egal war mir der Dreitagebart in meinem Gesicht. Sah doch irgendwie sexy aus, oder? Naja, egal, ich putzte noch schnell meine Zähne, packte alles zusammen, was ich mitnehmen wollte, schlüpfte in meine Boxershorts und verließ das Bad.

Tanja erwartete mich im Schlafzimmer. Oh mein Gott, sie räkelte sich in dunkelroter Unterwäsche auf unserem Kingsize-Bett und strich mit ihrer Zunge über die knallrot bestrichenen Lippen. Sie vollkommen missachtend und mit dem Kopf schüttelnd ging ich zu meinem Kleiderschrank und begann, verschiedene Hosen, Shirts und Hemden auf die Seite zu legen. Nachdem meine Frau keinen Mucks von sich gab, schlenderte ich zur Kommode,  nahm alle Boxershorts und mehrere Paar schwarzer Socken aus der ersten Lade und drückte sie mit meinem Hintern wieder zu.

Plötzlich spürte ich etwas knapp an meinem Kopf vorbeisausen und riss ihn wütend in die Richtung meiner nach wie vor auf dem Bett befindlichen Frau. „Was soll das? Spinnst du??“, fuhr ich sie an, doch sie war nicht besser gelaunt als ich. Ganz im Gegenteil…o-oh…

„Was glaubst du, was du hier tust?“, fauchte sie zurück. Leise, bedrohlich und sehr, sehr gefährlich.

„Ich verlasse dich, wonach sieht es denn aus?“, erwiderte ich und wurde mir in diesem Moment bewusst, dass ich jetzt schnell handeln musste. Als ich mich nach unten beugte, um den Koffer vom Boden des Schrankes hervor zu holen, sah ich das Wurfgeschoss neben mir liegen. Der rote Lippenstift. Okay. Solange es nur Lippenstifte waren, mit denen sie nach mir schoss, würde ich es überleben, aber so wie ich meine Frau kannte, würde es nicht dabei bleiben.

Also klappte ich den Koffer auf, stopfte nicht wirklich behutsam alles hinein, was ich mir bereit gelegt hatte und machte ihn wieder zu.

„Das kannst du nicht machen, Edward. Ich … ich verzeihe dir, aber bitte verlass mich nicht. Ich liebe dich doch, und ich … brauche dich. Bitte geh nicht“, schnurrte sie plötzlich und machte einen auf liebevolle Ehefrau, doch ich konnte und wollte nicht mehr. Sie sah wirklich heiß aus in der roten Spitzenunterwäsche, aber seltsamerweise sah mein Schwanz das anders als meine Augen. Er rührte sich keinen Millimeter und schlummerte genüsslich in meiner Boxershorts vor sich hin. Auch er war also der Meinung, dass ich meine Ehe beenden sollte, also schlüpfte ich rasch in die schwarze Jeans, die ich mir für die Reise bereit gelegt hatte, zog mir ein schlichtes, grünes T-Shirt über den Kopf und einen schwarzen Ledergürtel durch die dafür vorgesehenen Schlaufen. Schon leicht hektisch rollte ich mir Socken über die Füße, packte meinen Koffer und eilte in den Flur. Dort steckte ich mehrere Paar Schuhe in einen großen Plastikbeutel, fischte gekonnt ein paar Jacken von den Garderobehaken und ging zur Tür.

„Edward Cullen, wenn du es wagen solltest, durch diese …“

„Jaja, Tanja, das hast du gestern auch gesagt. Aber keine Sorge, ich werde nicht wieder kommen“, unterbrach ich sie gelangweilt, drückte die Klinke nach unten und machte den ersten Schritt in die Freiheit, nach der ich mich schon so lang sehnte.

„Na gut, dann nimm dir eben die Auszeit, die du brauchst. Du kommst ohnehin wieder zurück, weil du draufkommen wirst, dass es keine Bessere als mich…“

„TANJA!! Verdammt nochmal, ES IST VORBEI!!“, schrie ich sie an, packte mein ganzes Hab und Gut und rannte die Treppen nach unten.

„Das wirst du noch bereuen!!“, brüllte sie mir hinterher, doch als diese Worte bei mir ankamen, hatte ich bereits ein breites Grinsen im Gesicht. Ich hatte es getan, ich hatte wirklich meine Frau verlassen. Was für ein Gefühl…

Glücklich und zufrieden räumte ich mein Gepäck in mein schwarzes Gefährt und ließ mich vollkommen entspannt in den Fahrersitz fallen. Gott, wann fühlte ich mich das letzte Mal so gut, so frei und so unglaublich ruhig? Es war, als wäre vor ein paar Minuten der ganze Himalaya von meiner Brust gefallen, so sehr engte mich diese Beziehung schon ein. Aber okay, ich hatte es überstanden, also machte ich mich schnurstracks auf den Weg zu meinem Dad.

Sicher, ich hätte auch bei meiner Mum wohnen können, die sich ja noch dazu ebenso in Seattle niedergelassen hatte. Aber sie war eben die typische Mutter, achtete auf meine Kleidung, auf mein Benehmen und schnüffelte mir fast genauso gern hinterher wie meine Frau. Somit würde ich vom Regen in die Traufe kommen, und darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock.

Dad war offen, immer gut gelaunt, verständnisvoll, und vor allem ein Mann. Er war nicht nur mein Vater, sondern auch einer meiner engsten Vertrauten, mein Freund. Ich konnte alles mit ihm besprechen, und ich würde ihm auch jede Einzelheit über Tanja und die Trennung erzählen. Naja, nicht jede… Dennoch, ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte, und ich schätzte einfach jeden Charakterzug an ihm.

Sollte ich mich denn eigentlich bei meiner Mutter abmelden? Ihr mitteilen, dass ich die nächste Zeit bei meinem Dad leben würde? Bei diesem Mann, der ihr gerade eben den ich-werde-wieder-heiraten-Dolch ins Herz gerammt hatte? Oh nein, lieber nicht. Sie würde mich vermutlich genauso hassen wie ihn und dies war die nächste Tatsache, auf die ich keinen Bock hatte.

Ich freute mich einfach auf die Zeit in Forks und ließ mir diese Freude auch nicht nehmen. Ich liebte dieses 3000-Seelen-Nest einfach, auch, wenn nicht wirklich viel los war in diesem Kaff. Aber ich würde mich auf alle Fälle auf die Piste begeben und meinen Dad zu einem Ladies-Check überreden. Vielleicht könnte ich ja ein heißes, junges Ding klar machen, welches mir die einsamen Stunden versüßen würde.

Ich kicherte leise vor mich hin, als ich den Wagen vor meinem Elternhaus stoppte und mich ein wundervolles Gefühl überkam. Ich war zu Hause, oh ja, das war ich. Geschmeidig kletterte ich aus dem Vanquish, umrundete ihn und holte mein Gepäck aus dem Kofferraum.

Selig lächelnd ging ich den Schotterweg entlang und stellte meinen Koffer nieder, um zu klopfen, doch in diesem Moment riss mein Vater die Tür auf und strahlte mich an.

„Hi Sohn“, begrüßte er mich, legte seine rechte Hand auf meine linke Schulter und drückte sie fest.

„Hi Dad“, erwiderte ich höchst originell und grinste ihn an.

„Hast du die ganze Einrichtung mitgenommen?“, fragte er glucksend, als er den doch verhältnismäßig großen Koffer, den nicht viel kleineren Plastikbeutel und die vielen Jacken begutachtete.

„Schön wärs“, kommentierte ich seine Frage und verdrehte die Augen.

„Komm erst mal rein. Herzlich willkommen daheim“. Er ging einen Schritt zur Seite und das Gefühl des Daheimseins war so intensiv wie noch nie. Allein der Geruch dieses Hauses kribbelte warm durch meinen ganzen Körper, denn ich liebte ihn. Schon als Kind fühlte ich mich hier immer pudelwohl, doch jetzt, in diesem Moment, war es eine Offenbarung.

„Hast du Hunger?“, wollte er wissen, kaum, dass ich mein Gepäck niedergestellt hatte. Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es bereits früh am Nachmittag war, und augenblicklich meldete sich mein Magen.

„Yeah, was hast du zur Auswahl?“, fragte ich, ließ meine Utensilien liegen und stehen und machte mich auf den Weg in die Küche. Dort checkte ich rasch den Kühlschrank und stellte überrascht fest, dass er wirklich gut bestückt war. Abgesehen von den Grundnahrungsmitteln wie Eier, Milch, Butter und … Bier – ich musste lachen - , befanden sich auch weitere Köstlichkeiten darin. Schinken, Gemüse, Käse, eine Schüssel Erdbeeren und noch so vieles mehr…

„Wow, Dad, ich bin wirklich beeindruckt. Verbringst du deine Freizeit mit diversen Kochkursen?“

„Nein, aber ich verbringe sie mit meiner Verlobten. Sie ist eine ausgezeichnete Köchin“, verkündete er stolz und hatte ein verliebtes Funkeln in den Augen. Eine gute Köchin … hm … mein Kopfkino präsentierte mir ein ungefähr 40jähriges Hausmütterchen, welches sich zwar in der Küche zu helfen wusste, aber sonst nicht zu gebrauchen war. Obwohl – mein Vater war ein gut aussehender, jung gebliebener Mann, dem nach wie vor die Frauen zu Füßen lagen, also stieg meine Neugier ins Unermessliche.

„Wo ist sie denn?“, wollte ich nun wissen und ließ meinen Blick suchend durch die Küche wandern, als ob sie längst hier wäre und ich sie nur noch nicht gesehen hätte. Gott, war ich immer schon so blöd?

„Sie ist beim Friseur, aber es wird nicht mehr allzu lange dauern. Du wirst sie mögen, Edward, davon bin ich überzeugt. Auch wenn deine Mutter etwas anderes über sie sagt…“. Immer leiser werdend beendete er seufzend den letzten Satz und senkte seinen Blick.

„Hey, Dad, ich weiß nicht, ob dir klar ist, dass Mom dich noch immer liebt, aber…“

„Ja, Edward, das ist mir bewusst, aber wir haben uns in den ganzen Jahren unserer Ehe so auseinander gelebt, dass ein Miteinander einfach nicht mehr möglich war. Weißt du, wir waren sehr jung, als du und Jasper zur Welt gekommen seid - wahrscheinlich ZU jung. Ich schätze deine Mutter als Mensch nach wie vor sehr, aber die Liebe ist auf der Strecke geblieben, was mir natürlich auch sehr leid tut. Nun – ich kann es nicht ändern, und die Scheidung ist immerhin schon über zwei Jahre her, also worauf sollte ich warten? Ich hab mich wieder verliebt und werde meine Verlobte heiraten, auch wenn deine Mutter sie als Schlampe bezeichnet“. Er schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen den Kühlschrank.

„Mir ist das egal, wirklich. Ich werde deiner neuen Flamme ganz neutral gegenüber treten, mach dir keine Sorgen“, machte ich ihm Mut und schupste ihn vom Kühlschrank weg. „Und jetzt mach Platz, ich hab Hunger“. Dankbar lächelte er mich an und gemeinsam machten wir uns daran, ein üppig gefülltes Riesensandwich zu fabrizieren.

Nachdem wir es uns am Esstisch gemütlich gemacht hatten, packten wir laut lachend das Monsterding, schnitten es in der Mitte auseinander und kegelten uns beim ersten Biss beinahe die Kiefer aus. Wir bekleckerten uns mit der Mayonnaise, malten mit dem entwichenen Ketchup blöde Gesichter auf die furnierte Tischplatte und amüsierten uns über den versauten Mund des anderen. Einmal mehr an diesem Tag fühlte ich mich in meine Kindheit versetzt und genoss die gemeinsame Zeit  mit meinem Dad.

„Durst?“, riss er mich aus meinen Gedanken, erhob sich und stellte mir, ohne mich zu fragen, ein eisgekühltes Bier vor die Nase. Mit einem schelmischen Grinsen folgte der heiß begehrten Flasche eine dunkelrote, weiche Papierserviette, mit der ich mir anständig meinen Mund abwischte, um für meine zukünftige Stiefmutter hübsch zu sein. Gott, ich fühlte mich fantastisch.

Satt und glücklich lümmelten wir etwa zwanzig Minuten später an dem Tisch, und ich erschrak fürchterlich, als es laut an der Tür klopfte und ich deshalb fast vom Stuhl gefallen wäre.

„Hm…aber sie hat doch einen Schlüssel“, überlegte Dad und warf einen Blick über seine Schulter. „Oder auch nicht“. Einsam und allein lag ein üppig bestückter Schlüsselbund auf der kleinen Kommode unter dem Fenster, und ein breites Grinsen ließ meinen Vater viel jünger erscheinen, als er tatsächlich war. Die Liebe zu dieser Frau schien wirklich groß zu sein, und ich  freute mich in diesem Moment wahnsinnig für ihn.

„Ich mach mal schnell das Ketchup weg, geh und öffne die Tür, bitte“, gluckste er, eilte zur Spüle und kehrte mit einem Wischtuch wieder zurück.
„Na, geh schon“, drängte er mich und reinigte hastig den Tisch.

Langsam schlenderte ich zur Tür. Jetzt kam also die Stunde der Wahrheit. Meine zukünftige Stiefmutter stand vor der Tür und ich würde diese nun öffnen, um sie nicht nur in dieses Haus, sondern auch in mein Leben zu  lassen.

Es klopfte erneut und mir wurde bewusst, dass ich mir vielleicht ein wenig zu sehr Zeit gelassen hatte. Also beschleunigte ich meine Schritte, lächelte mein strahlendstes Lächeln, hastete zur Tür,  riss sie auf und … war tot.

Hier stand SIE, Icequeen, Ms. Unbekannt, das heißeste weibliche Wesen auf Gottes Erdboden und starrte mich an. Die Plastikbeutel, die sie getragen hatte, fielen ihr aus den Händen und sie wankte leicht, bevor sie sich gegen den Türstock lehnte. Ich war gelähmt, unfähig zu sprechen, zu denken, zu reden.

„Du…“, hauchte sie und war so blass, als wäre sie bereits seit Stunden tot, genau so, wie ich mich fühlte. Tot.

Jede Faser meines Körpers war soeben erstarrt, und ich verließ mich einfach darauf, dass dies hier alles nicht echt sei. Nein, unmöglich würde sie die Verlobte meines eigenen Vaters sein. Nein, nein, nein, es konnte einfach nicht sein, dass diese Frau sich von meinem eigenen Vater vögeln ließ, während ich … oh nein. Ich musste hier weg. Dringend. Weg.

Icequeen starrte noch immer, als ich mich endlich wieder daran erinnerte, wie es ist, sich zu bewegen. Ich schüttelte heftig meinen Kopf, drehte mich um und rannte nach oben, in jenes Zimmer, in welchem ich so viele wunderbare Jahre verbracht hatte. Mit einem lauten Knall schloss ich die Tür und schmiss mich auf mein Bett.

Was war das für ein Horror hier? Das war doch nicht real, oder? Sie musste doch um Etliches jünger sein als mein Dad. Gott, dieses missglückte Date…die fünf Kondome…mit IHM wollte sie…fuck.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich sprang auf und tat, als würde ich gerade aus dem angrenzenden Bad kommen, beruhigte meinen keuchenden Atem und machte einen auf ausgeglichen und ruhig. Es gelang mir nicht.

„Ja?“, sagte ich und bat somit den Anklopfer herein.

„Was ist denn los?“, fragte mein Vater und runzelte misstrauisch die Stirn. „Was machst du denn hier oben? Das ist nicht wirklich höflich, Sohn“, tadelte er mich, doch ich hätte ihn am liebsten auf der Stelle erwürgt.

„Ganz ehrlich, Dad, ich bin erschrocken. Sie ist doch in meinem Alter, ich war wirklich nicht auf … so etwas gefasst“, erwiderte ich und sprach somit wenigstens annähernd das aus, was ich mir gerade dachte.

„Ich weiß“, gluckste er sichtlich stolz, und das verliebte Funkeln in seinen Augen glitzerte mehr denn je. „Sie ist 28 und eine Göttin. Ich liebe sie und werde sie heiraten, Edward. Bitte arrangiere dich mit ihr, es ist mir sehr wichtig. Gib ihr eine Chance, ja? Kommst du?“, fragte er und deutete mit dem Kopf zur Tür.

„Gib mir noch ein paar Minuten, ich bin gleich bei euch“, erwiderte ich und zwang mir ein verständnisvolles Lächeln ins Gesicht.

„Gut“ Er nickte, schenkte mir noch einen besorgten Blick und ließ mich allein.

Mit einem lauten „Fuck“ ließ ich mich wieder auf mein Bett sinken und begann leise zu singen.

„Should I stay, or should I go“ …

1 Kommentar:

  1. Ups!!!
    Aber irgendwie war das schon klar das er sie in Forks wieder sieht, aber die Verlobte seines Dads???? Oh man, sie geht sogar schon vor der Ehe fremd! Bitte lass sie nicht Carlisle heiraten, das wäre mein Tod^^
    Kathi xxx

    AntwortenLöschen